Nhor – Within The Darkness Between The Starlight

Das britische Musikprojekt Nhor wurde 2009 ins Leben gerufen. Nach mehreren CDs in den vergangenen Jahren ist kürzlich Nhors neues Album erschienen. Es trägt den etwas sperrigen Titel “Within The Darkness Between The Starlight” und hat sein Fundament im Black Metal.

Vom Black Metal aus wird der Sound von Nhor mit Klavier und ruhigen Passagen aber auch weit über die Grenzen des Genres hinausgeführt. Wie sich das Ergebnis anhört lest ihr in dieser Rezension.

nhor - within
Die Musik von Nhor zählt zu der eher komplexen, durchaus auch anspruchsvollen Ausprägung des Black Metal. Schiere Härte steht zu keiner Zeit im Vordergrund, stattdessen zielt man bei Nhor auf eine atmosphärische Inszenierung und einen Sound zum treiben lassen.

Dementsprechend lang fallen die Lieder des Albums aus – zehn Minuten können es gut und gerne werden. Nhor lässt sich diese Zeit, um behutsam und ohne Hast die angestrebte Stimmung auszubreiten. Dem Hörer bieten sich dabei weite Klangfelder, die sich nach und nach aufbauen und mit zahlreichen sich wiederholenden Schleifen einen mitunter hypnotischen Touch bekommen.

Der aller größte Teil des Albums läuft dabei instrumental ab, nur ab und zu kommt auch Gesang hinzu. Charakteristisch wird im Verlauf der CD vor allem der Wechsel zwischen harten und weichen Passagen. Ein solches Zweispiel aus harten und weichen Abschnitten findet sich auch bei vielen anderen künstlerisch ausgerichteten Black-Metal-Bands.

Im Fall von Nhor verlassen die ruhigen Abschnitte das Black-Metal-Fundament aber teilweise vollständig. Bei “Patient Hunter, Patient Night” hört man zum Beispiel ganze fünf Minuten lang ein leises Klavier, bevor dann endlich das Metal-Klangbild einsetzt. Dasselbe Spiel findet bei “The Temple Of Growth Glimmer Ascends” statt – hier sind es sogar ganze acht (!) Minuten Klavier vor dem ersten Metal-Akkord.

Dass die Grenzen eines Genres auch mal ausgelotet werden, ist generell ja voll in Ordnung. Die beiden genannten Lieder zeigen aber beispielhaft, welch extremes Ausmaß das hier mitunter annimmt. So stellt sich die Frage, ob Nhor aus Sicht der Metal-Fans den Bogen da nicht überspannt haben. Manches Mal könnte das Album viel eher auf den Punkt kommen, um nicht den roten Faden zu verlieren. Einige der Stücke zu straffen hätte sicher nicht geschadet – und wäre bei einer Laufzeit des Albums von deutlich über einer Stunde auch vom Umfang her kein Verlust gewesen.

Von der Atmosphäre her ist “Within The Darkness Between The Starlight” grundsätzlich gelungen. Eine neue Genre-Referenz ist das Album sicher nicht, jedoch liefert es ein stimmiges Klangbild und setzt auch durchaus atmosphärische Akzente. Auffallend ist, dass die harten Metal-Passagen im Vergleich zu den ruhigen Klavier-Abschnitten relativ einfach strukturiert werden. Sie sind nicht so fein ausgearbeitet wie man das im Angesicht der ruhigen Passagen vielleicht erwarten würde und erinnern mitunter sogar an den klassischen Black Metal der 90er-Jahre.

Das an sich ist nicht unbedingt negativ zu verstehen, verstärkt es doch den markigen Kontrast zu den ruhigen Klaviereinsätzen. Nacharbeit ist hingegen noch bei den Übergängen zwischen hart und weich erforderlich. Nach einer minimalistischen, sehr ruhigen Klavierpassage setzt das Black-Metal-Feuerwerk mitunter sehr abrupt, vor allem aber sehr laut ein. Gerade die unverhältnismäßige Steigerung der Lautstärke lässt einen da fast schon erschrecken – bleibt zu hoffen, dass kein Metal-Fan seinen Wagen in den Graben lenkt während er dieses Album im Auto hört.

Etwas mehr sollte man in Zukunft auch noch vom Songwriting erwarten können. Klar, eine künstlerisch ausgerichtete Black-Metal-Band muss keine Musik zum Headbangen machen und ganz sicher auch keine Party-Hits. Der ein oder andere markante Refrain oder die ein oder andere gute Melodie sollte es aber sein – auch künstlerischer Anspruch verbietet schließlich nicht ein gewisses Maß an Eingängigkeit.

Fazit

Nhor bieten mit “Within The Darkness Between The Starlight” ein komplexes Album, das man getrost als schwere Kost bezeichnen kann.

Atmosphärisch ist es durchaus ansprechend, bisher aber noch unausgereift. Alles in allem liefern Nhor hier eine grundsolide Leistung ab – und vielleicht zukünftig ja auch noch mehr als das.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de