Das hat länger gedauert als gedacht! „Stones At Goliath“, das zweite Album von Bastian Emigs Piano-Metal-Band In Legend, sollte ursprünglich viel früher erscheinen. Im November 2012 wurde vermeldet, die Aufnahmen seien so gut wie abgeschlossen. Im August 2013 war das Werk dann angeblich komplett fertig gestellt.
Vorübergehend war dann auch mal von einem Doppelalbum die Rede und zwischendurch drehte sich auch noch das Besetzungskarussell. Nun ist es aber tatsächlich soweit: Am 9. Januar, gute dreieinhalb Jahre nach dem Debüt, steht „Stones At Goliath“ in den Regalen. Ob Metal mit Klavier anstatt Gitarre auch ein zweites Mal überzeugen kann, erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Stones At Goliath“ ist über eine Stunde lang, wie das Debütalbum also ziemlich umfangreich. Ihr Konzept präsentieren In Legend nach wie vor als Metal mit Klavier anstatt Gitarre. Die Besetzung hat sich im Vergleich zum vorherigen Album aber deutlich erweitert: Anstatt einem Klavier fahren In Legend mittlerweile gleich drei der Tasteninstrumente auf.
Doch nicht nur die Besetzung, auch der Sound hat sich entwickelt. Vom Klang her unterscheidet sich „Stones At Goliath“ nämlich durchaus vom Debütalbum „Ballads ‘n’ Bullets“. So begegnen einem auf dem neuen Album mehrmals auch Streichinstrumente. Hier und da stößt auch eine elektronische Spur dazu. Dadurch wirkt das Klangbild insgesamt voller.
Auf „Stones At Goliath“ kommt auch immer wieder ein Chor zum Einsatz. Der taucht zwar nicht ständig auf, wenn er aber zu hören ist, dann zum Teil mit einem enormen Stellenwert und im Gegensatz zu den Streichinstrumenten nicht nur im Hintergrund. Insgesamt sind die Chor-Passagen mehr als gelungen – doch dazu später mehr.
Erst möchte ich eine andere Veränderung im Klangbild beleuchten, die für In Legend leider eher negativ ist. Der Sound des neuen Albums klingt nicht nur voller, sondern auch glatter, polierter, mehr auf Hochglanz getrimmt – insgesamt weicher. Im Interview 2011 gab Bassist Daniel Wicke noch zu Protokoll, man werde den Sound „vielleicht beim nächsten Mal etwas dreckiger klingen lassen“.
Heute ist das glatte Gegenteil der Fall – aber gut, das Interview ist auch über drei Jahre her und Daniel Wicke gar nicht mehr teil der Band. Trotzdem ist es schon schade, dass der Sound auf „Stones At Goliath“ so weich und geschliffen klingt. Das Konzept von In Legend ist ja eigentlich genau deshalb besonders, weil nicht etwa Pop-Rock sondern eben Metal mit Klavier gespielt werden soll.
Mehr Ecken und Kanten hätten „Stones At Goliath“ da gut getan. Auf dem Debütalbum gab es noch Stücke wie „Heya“, bei denen das Klavier harte Noten spielte während im Hintergrund das Schlagzeug sogar Blastbeats von sich gab. Die Zeiten sind vorbei. Mit dem weicheren, glatteren Sound von „Stones At Goliath“ können In Legend ihr Konzept dahingehend nicht so gut ausfahren wie noch auf dem Debüt.
Das ist ein Makel, der nicht zu leugnen ist – gleichzeitig aber auch der einzige auf „Stones At Goliath“. Ansonsten gibt es an dem Album weit und breit nichts auszusetzen. Neben dem immer noch einzigartigen (wenn auch jetzt weicheren) Sound sticht vor allem das sehr gute Songwriting hervor.
So liefern In Legend auch auf ihrem neuen Album wieder eine ganze Reihe an Stücken mit absoluter Ohrwurm-Tendenz. Schon das erste Stück „Envoys Of Peace“ ist so ein Kandidat. Auch „Lonely“ hat einen sehr markanten Refrain und „To New Horizons“ und „Alienation“ seien ebenfalls erwähnt.
Besonders fällt auch „On The Morrow“ auf – und hier kommt der Chor wieder ins Spiel. „On The Morrow“ ist das beste Beispiel dafür, dass der Chor eine der besten Neuerungen auf „Stones At Goliath“ darstellt. So breit und durchdringend wie er hier eingesetzt wird, sorgt er für einen enormen Schuss Epik und eine tolle Atmosphäre – Gänsehaut garantiert!
Ein weiterer Pluspunkt ist die Vielseitigkeit des Albums. Von ruhigen Balladen bis hin zu schnellen, rockigen Stücken deckt das Klangbild eine recht hohe Bandbreite ab. Die gelegentlichen Gastspiele von Chor oder Streichinstrumenten tun ihr übriges.
Fazit
Ja, ein bisschen mehr Härte hätte „Stones At Goliath“ noch weiter emporgehoben.
Das kann aber keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass In Legend hier ein Album vorlegen, dass nicht nur stilistisch ungewöhnlich ist, sondern auch abwechslungsreich und mit einer rundum gelungenen Komposition ausgestattet.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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