Rockmusik mit Cello, Kontrabass, Schlagzeug und zwei Klarinetten – mit dieser eigenwilligen Kreation, der dazu passenden Bühnenshow und zahlreichen Live-Aktivitäten haben sich Coppelius eine beachtliche Fanbasis erspielt.
Am 30. Januar, rund zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Extrablatt“, bringt die Band nun ihr neues Werk „Hertzmaschine“ auf den Markt. Mit ihrem nunmehr fünften Album springen Coppelius auf den Steampunk-Trend auf.
Steampunk tritt in den letzten Jahren vor allem als Element in der Mode auf. Es handelt sich dabei um einen Crossover von Elementen des viktorianischen Zeitalters und einer Art Retro-Science-Fiction.
Auf Festivals wie dem Wave Gotik Treffen kann man das Phänomen schön beobachten: Wo Damen und Herren vor zehn Jahren mit klassischen viktorianischen Kleidern oder in Frack und Zylinder aufliefen, werden heute genau diese Dinge mit Zahnrädern, Schutzbrillen und mechanischen Applikationen kombiniert.
Mit „Hertzmaschine“ hält der Steampunk nun auch bei Coppelius Einzug. Doch fangen wir erst einmal vorne an: „Hertzmaschine“ enthält 16 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 49 Minuten. Stilistisch knüpft es direkt an das Vorgängeralbum „Extrablatt“ an.
Das heißt, das Coppelius erneut einen etwas weicheren Sound auffahren, als das noch in der Frühphase der Fall war. „Hertzmaschine“ ist genau wie „Extrablatt“ eher ruhiger und bietet einen lockeren Pop/Rock-Sound.
So schwungvoll wie auf den ersten Alben geht es also mitnichten zu. Die frühen Werke von Coppelius hat man ihrerzeit ja zum Teil nicht nur mit Rock, sondern auch mit Metal in Verbindung gebracht. Diese Zeiten sind vorbei (Feststellung, keine Kritik). Ausnahme: Auf „Hertzmaschine“ haben Coppelius endlich ihr Cover von Iron Maidens „Killers“ veröffentlicht. Das war im Grunde genommen seit Jahren überfällig und dürfte auch die Fans der ersten Stunde begeistern.
Rein vom Sound her geht auf „Hertzmaschine“ alles seinen gewohnten Gang. Auf das Klangbild an sich haben die neuen Steampunk-Elemente nämlich keine Auswirkung. So findet man auf „Hertzmaschine“ ziemlich genau das, was man auf einem Coppelius-Album erwartet: Es gibt flottere Stücke genauso wie einige Balladen. Die meisten Lieder werden auf Deutsch gesungen, einige auf Englisch. Das Cello kommt mal akustisch herüber und läuft mal durch den E-Verstärker.
Das obligatorische Klavierstück ist dabei („Sternenstaub“) und auch das Cembalo darf hin und wieder mitspielen („Harmonie“, „Es fiel ein Himmelstaue“). Ein bisschen a cappella ist auch wieder mit von der Partie („Contenance“). „Hertzmaschine“ bietet also alles, was Coppelius-Fans von den Alben der Band her kennen, ist allein vom Sound her aber alles andere als überraschend.
Genau hier kommt jetzt die Steampunk-Thematik ins Spiel. Die wirkt sich zwar ausdrücklich nicht auf das Klangbild aus, wohl aber auf die Inhalte mancher Stücke. Bisher waren Coppelius da relativ klassisch aufgestellt und erzählten in ihren Liedern herrlich abstruse Geschichten von anno dazumal.
Anstatt der Schauerromantik bietet nun der Steampunk ein neues Betätigungsfeld, aus dem Coppelius die Texte einiger Stücke schöpfen. Das heißt lange nicht, dass nun jedes einzelne Lied des Albums irgendwie steampunkig angehaucht wäre, eine Reihe der Stücke ist es aber schon.
So geht es auf dem neuen Album mal nicht um Duelle, Dienstboten oder Kutschfahrten, sondern um Luftschiffe, Zahnräder oder irgendwelche kuriosen Apparatschaften. Dieses neue Themenfeld wirkt auf „Hertzmaschine“ nicht aufgesetzt. Im Gegenteil, für die herrlich-abstrusen, total überdrehten Geschichten, die Coppelius seit jeher in ihren Stücken erzählen, eignet sich die Steampunk-Vorlage sehr gut.
Wenn in „Ein Experiment“ zum Beispiel eine Kinderstimme aus dem Off dem Herrn Professor assistiert und das Lied ohne zu viel verraten zu wollen schneller vorüber ist als gedacht, dann hat das beinahe schon Hörspiel-Charakter.
Die Umsetzung des Albums ist dabei gut gelungen, wenngleich sich nicht ein Hit an den anderen reiht. Nicht jedes der neuen Lieder hat Ohrwurm-Charakter, eine ganze Handvoll davon hat aber wieder richtig knackige Melodien und Refrains. Einige der „Hertzmaschine“-Stücke werden also wohl auch auf absehbare Zeit einen festen Platz im Live-Repertoire der Band erhalten.
Fazit
Ein gelungenes Album.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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