Harakiri For The Sky – III: Trauma

Das Album nach dem besten Album ist für eine Band das vielleicht schwierigste. Die Erwartungen der Fans sind enorm und von der Bestmarke aus muss es ja praktisch zwangsläufig bergab gehen.

Die Post-Black-Metal-Band Harakiri For The Sky aus Österreich befindet sich gerade in dieser Situation. Ihr letztes Album „Aokigahara“ von 2014 war schlichtweg hervorragend. Der damals noch weitgehend unbekannten Band verhalf es im Post Black Metal zu einer für Genre-Verhältnisse hohen Popularität.

Mit „III: Trauma“ ist diesen Monat nun der Nachfolger von „Aokigahara“ erschienen. Ob das mittlerweile dritte Studioalbum der Band annähernd das Niveau des Vorgängers erreichen kann, erfahrt ihr in dieser Rezension.

harakiri for the sky - trauma

„III: Trauma“ bringt es mit acht Liedern auf eine Gesamtspielzeit von rund 75 Minuten, fällt also sehr umfangreich aus. Die Texte des Albums sind durchgehend Englisch und befassen sich mit für Harakiri For The Sky typischen Themen.

So handeln die Lieder zum Beispiel von Depression, dem Verlust nahe stehender Personen, dem Missbrauch von Suchtmitteln, Selbstmordgedanken oder diversen Einschnitten im Lebensweg und deren Auswirkung auf den Menschen. Typische Black-Metal-Themen also, die Harakiri For The Sky aber auf eine eloquente und formvollendete Weise ansprechen. Derbe oder irgendwie platt wird es jedenfalls nie.

Nicht nur thematisch, auch vom Sound her gehen die Österreicher ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Geboten wird ein sehr melodischer Black-Metal-Sound, der in mittlerer bis hoher Spielgeschwindigkeit abläuft. Das Klangbild ist vielschichtig aufgebaut und wirkt sehr voll. Dass Harakiri For The Sky insgesamt zur deutlich anspruchsvolleren Seite des Black Metal zählen bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung.

Insgesamt steht die Band stilistisch beispielhaft für das, was man eben als Post Black Metal bezeichnet: Ein moderner Sound, der melodischer, komplexer und anspruchsvoller ist als jener des „Ur“-Black-Metal.

Die Umsetzung dessen erfolgt bei Harakiri For The Sky recht geradlinig. Ab und an ist auch mal ein Klavier im Hintergrund zu hören, grundsätzlich beschränkt sich das instrumentale Klangbild aber auf die typischen Metal-Instrumente. Auch der gutturale Gesang des Albums wird zu keiner Zeit in Frage gestellt und nur in einem einzigen Lied („Thanatos“) durch Klargesang ergänzt.

Alles in allem zeigen sich Harakiri For The Sky auf „III: Trauma“ stilistisch also genau so wie man sie kennt. Auch bestimmte Eigenheiten im Klangbild wie das recht dominante, mit einem gewissen Hall ausgestattete Schlagzeug sind gleich geblieben.

Doch wie ist den Österreichern dieses Mal die Umsetzung gelungen? Um es kurz zu machen: Tadellos. „III: Trauma“ packt und hat bis zum Ende seinen Reiz. Es sind dabei vor allem zwei Kontraste, die das Album besonders machen beziehungsweise zwei Spagate, die der Band sehr gut gelingen.

Erstens: Der Spagat zwischen der sehr melodischen Grundstimmung und der Härte des Albums. Zwar ist der gesamte Sound sehr geschliffen, das Klangbild sehr ästhetisch. Dennoch halten Harakiri For The Sky durchgehend einen respektablen Härtegrad aufrecht und verlieren ihre Verwurzelung im Black Metal keinesfalls aus den Augen. Das Album ist sehr schwungvoll und selbst Lieder, die wie „This Life Is A Dagger“ im Midtempo ablaufen, können donnernde Blastbeats im Hintergrund haben. Feinschliff und Härte schließen sich hier also nicht aus.

Zweitens: Der Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und Eingängigkeit. Trotz der Komplexität und Vielschichtigkeit des Klangbilds legen Harakiri For The Sky ein sehr zugängliches, mitreißendes Songwriting an den Tag. Die Band aus der Alpenrepublik künstelt nicht im Elfenbeinturm vor sich her, sondern bewahrt sich auch rein musikalisch einfach ein hohes Maß an Eingängigkeit. Trotz des künstlerischen Anspruchs verlangt „III: Trauma“ also keine lange Einarbeitungszeit, die Lieder des Albums taugen durchaus auch zum Headbangen.

Derzeit gibt es nicht viele Bands, denen diese beiden Kontraste, diese beiden Spagate so gut gelingen wie Harakiri For The Sky. Ihr neues Album „III: Trauma“ ist damit ein wirklich außergewöhnliches Werk und seinem Vorgänger „Aokigahara“ absolut ebenbürtig.

Fazit

Das Post-Black-Metal-Album des Jahres.

Punkte: 9 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

2 Gedanken zu „Harakiri For The Sky – III: Trauma

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