Hekate gelten eingefleischten Neofolk-Fans als Wegbereiter des Genres. Trotzdem hat die Band aus Koblenz nie eine übermäßig große Bekanntheit erreicht. Das mag auch an ihren langen Schaffenspausen liegen, so sind seit dem Erscheinen ihres letzten Albums auch schon wieder sieben Jahre vergangen.
In Kürze gibt es nun aber wieder neues Material von Hekate, denn am 18. Mai erscheint ihr sechstes Studioalbum „Totentanz“.
„Totentanz“ enthält zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 54 Minuten. Einige der Lieder werden auf Deutsch, andere auf Englisch gesungen. Mit „The Old King“ gibt es auch ein langes Instrumentalstück und mit „Embrace The Light“ ein Lied, das auf textlosen Vokalgesang setzt.
Hekate bieten auch auf ihrem neuen Album ruhige Folklore in einer doch recht melancholischen Stimmung. Das Klangbild setzt auf Gesang, Akustikgitarre und vorsichtiges Schlagzeug. Die Hintergrundbegleitung ist ziemlich vielseitig und besteht mal aus einem Klavier oder anderen Instrumenten, mal aber auch aus elektronischen Klangspuren.
Die Musik von Hekate zeigt sich auf „Totentanz“ von vielen Seiten und deckt doch einige sehr unterschiedliche Facetten ab. Dennoch kann man die Lieder des Albums im Großen und Ganzen in zwei Kategorien einteilen.
Erstens gibt es die sehr minimalistische, fast schon experimentelle Stücke, die fast ausschließlich von weiblichem Gesang begleitet werden. Diese Lieder wie „Spring Of Life“ oder das auf klassischer Literatur basierende Titelstück „Totentanz“ sind sehr zurückhaltend inszeniert. Sehr eingängig sind diese Stücke nicht, jedoch anspruchsvoll und durchgehend atmosphärisch. Insgesamt erinnern diese Lieder stark an das vorherige Hekate-Album „Die Welt der dunklen Gärten“.
Zweitens gibt es auf „Totentanz“ aber auch normal aufgebaute, weniger experimentelle Stücke, die – ob Zufall oder nicht – alle von der markanten männlichen Stimme gesungen werden. Normal aufgebaut heißt in diesem Fall, dass das instrumentale Klangbild nicht so zurückhaltend agiert, sondern seine Melodien mit Akustikgitarre und co. schwungvoll in den Vordergrund trägt.
Mit dieser zweite Kategorie an Liedern kommen Hekate ein Stück weit aus ihrem Elfenbeinturm heraus und schaffen einen Sound, der mit dem von Genre-Kollegen wie Rome oder Sol Invictus zumindest vergleichbar ist. Diese Lieder wie „Lost And Broken“, „Luzifer Morgenstern“ und „Ascension Day“ bilden dabei nicht nur einen angenehmen Kontrast zur experimentellen Seite von Hekate, sondern sind auch für sich alleine genommen wirklich gelungen.
So haben diese Stücke ein wirklich gutes Songwriting, eine eingängige Melodieführung und sind trotz ihres gewissen Anspruchs zugänglich und angenehm zu hören. Dass Hekate neben den experimentellen, minimalistischen Stücken nun auch etwas griffigere, eben „normalere“ Lieder präsentieren, tut ihrem Album gut.
Das vorherige Album der Koblenzer, „Die Welt der dunklen Gärten“, bestand nur aus den sehr ruhigen, minimal inszenierten Stücken. Die sind atmosphärisch, in der geballten Masse aber auch anstrengend. „Totentanz“ behält diese Art von Liedern zwar bei, stellt ihnen mit den eingängigen, gut gespielten Dark-Folk-Stücken aber auch einen mehr als gelungenen Kontrast entgegen.
Fazit
Hekate legen mit „Totentanz“ ein hörenswertes Folk-Album vor und zeigen sich gleichzeitig deutlich vielseitiger als in der Vergangenheit.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de