Die kalifornische Post-Rock-Band Mountaineer gibt es seit Ende 2015. Mitte 2017 stellte die Gruppe ihr Debütalbum „Sirens & Slumber“ vor, kaum ein Jahr später erscheint nun ihr zweites Album „Passages“.
Das Werk, das ab dem 29. Juni erhältlich ist, hat eine ziemlich ungewöhnliche Entstehungsgeschichte. Mehr darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.
Ein Musikalbum zu erschaffen ist in der Regel ein langwieriger Prozess. Lieder werden geschrieben, verworfen, umgeschrieben und neu arrangiert. Es wird komponiert und getextet, auf dem Weg zum fertigen Ergebnis landet vieles auch in der Tonne.
Wenn man Mountaineer glauben darf, dann war bei „Passages“ alles ganz anders. Gitarrist Clayton Bartholomew will das Album innerhalb von drei Wochen komponiert haben – und zwar in einem Stück und in der exakten Reihenfolge der fertigen CD. „Passages“ habe der Musiker demnach von Anfang bis Ende durchgeschrieben, ohne in diesem Prozess etwas zu löschen oder neu zu arrangieren.
Herausgekommen sind zwei 20 Minuten lange Lieder, die Mountaineer in jeweils vier Abschnitte unterteilt haben. Die acht Tracks des Albums heißen demnach „Hymnal: Passage I“ bis „Hymnal: Passage IV“ und „Catacombs: Passage I“ bis „Catacombs: Passage IV“.
Die Herangehensweise, die die Band im Schaffensprozess des Albums an den Tag gelegt hat, ist definitiv experimentell. Auch die Aufteilung von zwei langen Stücken in jeweils vier kürzere Passagen wirkt erst einmal sehr ungewöhnlich. Das Ergebnis hört sich dann aber gar nicht so außergewöhnlich an.
So würde man von der Aufteilung der zwei Lieder in jeweils vier selbständige Abschnitte gar nichts merken, ohne darauf hingewiesen zu werden. Die jeweils vier Abschnitte der beiden Lieder unterscheiden sich nämlich durchaus voneinander und bauen nur sehr bedingt aufeinander auf. Man würde die Abschnitte schlicht für acht ganz normale, in sich geschlossene Lieder halten.
Die ich nenne es mal Stückelung der Lieder hat praktisch also kaum Auswirkungen. Auch die ungewöhnliche Schaffensweise des Albums ist zwar sicher zu würdigen, schlägt sich aber nur bedingt im Sound nieder.
Vom Klangbild her unterscheidet sich „Passages“ nämlich nicht groß vom vorherigen Album „Sirens & Slumber“. Mountaineer liefern weiterhin ihren verträumten, ruhigen und melodischen Post-Rock-Sound. Im Gegensatz zum vorherigen Album geht der Gesang auf „Passages“ auch mal in einen leichten Scream über, darüber hinaus gibt es aber keine wirklichen Neuerungen.
Mountaineer haben ihren schwelgerischen, sehr vollen Sound durchgehend atmosphärisch ausgestaltet. Obwohl nicht immer kalte Klangfarben verwendet werden, ist die Stimmung dabei eher melancholisch. Die Atmosphäre nimmt man dem Album voll ab, sie ist dicht und wirkt zur keiner Zeit aufgesetzt.
Ein hohes Maß an Zugänglichkeit kann „Passages“ wie schon „Sirens & Slumber“ allerdings nicht für sich verbuchen. Das Songwriting ist wie erwähnt voll auf die Atmosphäre ausgelegt, wirklich eingängige Abschnitte oder griffige Refrains kommen dabei ziemlich kurz. Auch Aufsehen erregende Soli oder dergleichen sollte man nicht erwarten.
„Passages“ ist ein anspruchsvolles Album, das dem Hörer auch etwas abverlangt. Wer damit einverstanden ist und gleichzeitig akzeptiert, dass sich die ungewöhnliche Schaffensweise des Albums kaum im Sound niederschlägt, bekommt hier ein träumerisch-atmosphärisches Stück Musik.
Fazit
Ein hörenswertes, wenn auch nicht spektakuläres Post-Rock-Album auf dem Niveau des Vorgängers.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de