Corvus Corax – Skal

Corvus Corax sind die bekannteste Mittelalter-Band überhaupt. Seit fast 30 Jahren sind die bunten Spielmänner schon aktiv und haben das Genre der Mittelalter-Musik geprägt wie niemand sonst.

Am 27. Juli veröffentlichen Corvus Corax ihr Gott-weiß-wie-vieltes Album “Skál”. Diese Rezension befasst sich näher damit.

“Skál” kommt mit einem Intro und zehn Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 52 Minuten. Gesungen wird meistens auf Deutsch. Gelegentlich, nicht in dem Maße wie früher, kommen altsprachliche Texte hinzu. Von der Themensetzung her zeigen sich auf “Skál” zwei deutliche Schwerpunkte.

Erstens geht es mit Liedern wie “Yggdrasill” oder “Hugin & Munin” in die nordische Mythologie. Streng genommen kann man fragen, was das eigentlich mit Mittelalter zu tun hat. Die nordische Mythologie hatte ihre Hochzeit deutlich früher und berührte allenfalls noch das Frühmittelalter.

Aber sei es drum, Corvus Corax sind schließlich Musiker und keine Kulturhistoriker. Der Ausflug in die nordische Mythologie wird Fans auch nicht weiter überraschen, denn schon “Sverker” (2011) und “Gimlie” (2013) bewegten sich teils auf diesem Gebiet.

Der zweite inhaltliche Schwerpunkt von “Skál” ist, naja, das feucht-fröhliche Feiern. Mit Liedern wie “Her Wirt”, “Sauf noch ein” oder “Hol Bier herbei” besingen Corvus Corax Geselligkeit und Lebensfreude. Die Spielmänner, die in der Vergangenheit durchaus auch kulturell anspruchsvolle Werke hervorgebracht haben (Stichwort: “Cantus Buranus”), widmen sich hier nun also auch wieder der leichten Kost.

Musikalisch basiert ihr akustischer Sound dabei wie gewohnt auf einer ganzen Sammlung verschiedener Mittelalter-Instrumente. Neben Dudelsack, Schalmei und Schlagwerk gehören dazu auch Leiern und Lauten. Die Ausprägung des Sounds ist dabei vielseitig und kann durchaus sehr unterschiedlich ausfallen.

Gerade alte Fans dürfte freuen, dass neben ruhigen, bedächtigen Liedern auch wieder mehr flotte Lieder dabei sind. “Her Wirt”, “Pfeifsack” oder auch das Titelstück “Skál” gehören in diese Kategorie: Treibende, schwungvolle Lieder, die Stimmung machen und zum Tanz einladen.

Während die Alben der letzten Jahre eher ruhige Balladen- und Minne-Alben waren, kehren auf “Skál” also auch wieder Klänge zurück, die an die frühen Tage der Band erinnern. Fans, denen die letzten Alben nicht genug Schmiss hatten, können hier also mal wieder einen Durchlauf riskieren.

Den Kontrast gibt es in Form von ruhigen Liedern wie “Yggdrasill”, “Die Rose” oder “Hugin & Munin”. Abwechslungsreich ist das Album dabei nicht nur, weil es flotte und ruhige Lieder gegenüberstellt. Auch im Detail ist noch für manchen hervorstechenden Moment gesorgt, so zum Beispiel durch das Gastspiel der Opernsängerin Arndis Halla in “Hugin & Munin”.

Umgesetzt haben Corvus Corax all das wirklich gut. Dass die Wegbereiter des Genres tadellos musizieren, ist sowieso klar. Doch auch das Songwriting gefällt und bringt eingängige Melodien und Refrains mit. Dass sich Corvus Corax mit “Skál” außerdem wieder facettenreicher zeigen als mit den überwiegend ruhigen letzten Alben, gefällt ebenfalls.

Fazit

“Skál” ist ein gelungenes Album und zeigt Corvus Corax vielseitiger als das die letzten Jahre der Fall war.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de