Saltatio Mortis – Brot und Spiele

Drei Jahre nach ihrem Erfolgsalbum “Zirkus Zeitgeist” melden sich Saltatio Mortis in Kürze mit einem neuen Album zurück. Es trägt den Titel “Brot und Spiele” und ist bereits das elfte Studioalbum der Mittelalter-Rocker.

Ursprünglich für Ende Juli angesetzt, erscheint das Album nun am 17. August. Wie es geworden ist erfahrt ihr in dieser Rezension.

“Brot und Spiele” erscheint in verschiedenen Versionen, unter anderem auch in einer Deluxe-Variante mit Bonus-CD. Wie immer beschäftigt sich die Rezension nur mit der handelsüblichen Standard-Version des Albums. Die kommt mit einem Intro und zwölf Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 43 Minuten.

Rein musikalisch finden sich Fans von Saltatio Mortis auch auf dem neuen Album schnell zurecht. Die Spielmänner bieten ihren typischen, melodischen Rock – gerne schwungvoll und lebendig, aber nie wirklich hart. Für die obligatorische Ballade (“Spur des Lebens”) und Rock-Ballade (“Träume aus Eis”) ist selbstverständlich auch Platz.

An Mittelalter-Instrumenten sind Drehleier und Bouzouki zu hören, vor allem aber die charakteristischen Dudelsäcke. Gesungen wird dabei durchgehend auf Deutsch. Im Prinzip läuft musikalisch also alles wie immer. Auffällig ist höchstens, dass Saltatio Mortis dieses Mal häufig auf textlosen Vokalgesang im Hintergrund setzen (also wohoho und so weiter). Dieses Stilelement kennt man sonst eher aus dem Punk Rock.

Der Inhalt der Lieder – und damit auch die dazu passende musikalische Ausgestaltung – variiert auf “Brot und Spiele” ziemlich stark. Schon beim ersten Hören merkt man, dass Saltatio Mortis hier das bisher politischste Album ihrer Karriere veröffentlicht haben. Bevor ich weiter auf die Polit-Themen eingehe, aber noch schnell ein Blick auf das was sonst noch so geht.

In gleich zwei Liedern, “Mittelalter” und “Große Träume”, blickt die seit 18 Jahren aktive Band auf ihre Vergangenheit zurück. Vor allem “Große Träume” ist eine stimmungsvolle, natürlich auch nostalgische Hommage an die Frühphase der Bandgeschichte. Betont leichte Unterhaltung gibt es dagegen mit der feucht-fröhlichen Feier-Hymne “Nie wieder Alkohol”.

Doch jetzt zu den ernsten Themen: Schon auf “Das Schwarze Einmaleins” (2013) und “Zirkus Zeitgeist” (2015) widmeten sich Saltatio Mortis auch gesellschaftlichen und politischen Inhalten. Auf “Brot und Spiele” tun die Spielmänner dies nun intensiver und umfangreicher als jemals zuvor.

Dass diese Entwicklung schon auf den letzten beiden Alben nicht nur auf Zustimmung stieß, ist den Spielmännern nicht verborgen geblieben. Denen, die Saltatio Mortis lieber weiterhin als reine Unterhaltungs-Band sähen, ist “Dorn im Ohr” gewidmet. In dem Stück bringt die Band zum Ausdruck, dass sie eben auch unbequem und kritisch sein will. Mit anderen Worten: Der gesellschaftspolitische Aspekt war bei Saltatio Mortis keine Phase, sondern gehört jetzt einfach dazu.

Nun denn, werfen wir einen Blick auf die politischen Inhalte. So lange Saltatio Mortis nicht zu sehr richtungspolitisch unterwegs sind, gibt es da eigentlich nichts auszusetzen. Das Titelstück “Brot und Spiele” beklagt zum Beispiel, dass sich viele Menschen lieber mit Fernsehen und Fußball beschäftigen als mit wirklich wichtigen Dingen.

Bei anderen Themen machen es sich Saltatio Mortis dagegen zu leicht. Im Lied “Europa” kennen sie zum Beispiel nur zwei Möglichkeiten. Auf der einen Seite stehen Menschlichkeit und Mitleid, auf der anderen Seite Rattenfänger, die den Untergang der Freiheit bedeuten. Saltatio Mortis teilen die Welt in schwarz und weiß. Die Grautöne dazwischen fehlen.

Natürlich geht es auch um das alles beherrschende Thema unserer Zeit: Migration und die Reaktionen der Bevölkerung darauf. Im Lied “Besorgter Bürger” vertritt die Band dabei ebenso meinungsstark wie undifferenziert ihre Haltung. “Hör gut zu besorgter Bürger, […] du bist ein Arschloch und Faschist!”, heißt es im Text. Leute, macht ihr es euch da nicht ein bisschen zu einfach?

Es ist unbestritten, dass es einen politischen Rechtsruck auf dem Kontinent gibt. Dass dabei auch die Falschen Aufwind bekommen, ist Fakt. Es gibt die Idioten, die Parolen brüllen und von der Lügenpresse faseln. Aber sind gleich alle, die Einwanderung ablehnen, Faschisten? Saltatio Mortis vertreten auf ihrem Album unschwer zu erkennen linke Positionen. Das ist nicht das Problem, man kann ja ruhig links sein. Das sehr simple Freund-Feind-Schema der Band, ihre Einteilung in gut und böse, schwarz und weiß, wird der Realität aber schlichtweg nicht gerecht.

Saltatio Mortis, die in “Große Träume” betont reif und erwachsen auf ihre jungen Jahre zurückblicken, agieren in manchen ihrer Polit-Songs so differenziert und reflektiert wie eine Schülerband im Che-Guevara-Pulli.

Doch genug zu den Themen, zum Abschluss noch einmal zurück zu den rein musikalischen Aspekten des Albums. Dass “Brot und Spiele” sauber produziert und tadellos eingespielt wurde, versteht sich von selbst. Saltatio Mortis sind schlichtweg Profimusiker. 

Besonders hervorzuheben ist die hohe Vielfalt an Stimmungsbildern, die das Album zu bieten hat. Die Bandbreite reicht von lockeren, stimmungsvollen Stücken über betont freudige Lieder wie “Nie wieder Alkohol” bis hin zu Balladen und eben den ernsten Polit-Stücken. Langweilig wird es hier definitiv nicht.

Gut gefällt auch das Songwriting, das auf “Brot und Spiele” insgesamt stärker wirkt als auf “Zirkus Zeitgeist”. Die Melodien sind eingängig, die Refrains griffig. Lieder wie “Große Träume” oder “Sie tanzt allein” haben echtes Ohrwurm-Potenzial. Ob die Stücke an “Prometheus” oder andere große Hits von früher heranreichen, soll jeder Fan für sich selbst entscheiden. Zumindest sind Saltatio Mortis mit “Brot und Spiele” aber näher dran als mit ihren letzten Alben.

Fazit

Auf “Brot und Spiele” beschäftigen sich Saltatio Mortis mehr als je zuvor auch mit politischen Themen. Nicht alles davon ist gelungen, oft ist das Ergebnis zu platt und eindimensional. Unter rein musikalischen Gesichtspunkten ist “Brot und Spiele” hingegen das stärkste und abwechslungsreichste Saltatio-Mortis-Album der letzten Jahre.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de