Waldgeflüster – Mondscheinsonaten

Zweieinhalb Jahre nach „Ruinen“ bringen Waldgeflüster am 12. April ihr neues Album „Mondscheinsonaten“ heraus.

Für die Black-Metal-Band, die zu den künstlerisch anspruchsvollen Vertretern ihrer Zunft zählt, ist es das fünfte reguläre Studioalbum.

„Mondscheinsonaten“ kommt mit Intro und sieben Liedern auf eine Gesamtspielzeit von gut einer Stunde. Eigentlich sind es nicht ganz sieben Lieder, denn „Der Steppenwolf“ ist in zwei Versionen enthalten: Eine normale Metal-Version und eine Akustik-Version.

Die akustische Variante ist als Bonus-Stück gekennzeichnet und scheint nicht auf allen Versionen des Albums enthalten zu sein. Die reguläre Ausgabe von „Mondscheinsonaten“ hat also Intro, sechs Lieder und etwas weniger als eine Stunde Laufzeit.

Ihren bisherigen Stil verfolgen Waldgeflüster auf „Mondscheinsonaten“ konsequent weiter. Geboten wird vielschichtiger, atmosphärischer Midtempo-Black-Metal, der zu den weniger harten Ausprägungen des Genres gehört. Die Begleitung erfolgt dabei häufig durch eine Akustikgitarre, selten auch durch Streicher oder eine elektronische Komponente.

Die metaphernreichen, ausschließlich deutschen Texte werden von zwei Gesangsstilen dargeboten. Erstens kommt Gutturalgesang zum Einsatz, der sich weder ganz auf Growl noch auf Scream festlegt. Für Black-Metal-Verhältnisse kommt der Gutturalgesang gar nicht übermäßig verzerrt herüber. Man kann den Gesang also vergleichsweise gut verstehen – wenn er denn laut genug ist. Zu dieser Einschränkung später mehr.

Der zweite Gesangsstil ist regulärer Klargesang, der mitunter auch in einen gesprochenen Textvortrag übergeht. Dem Klargesang, den es auch auf früheren Alben von Waldgeflüster schon gab, kommt eine durchaus große Bedeutung zu. Mit „Staub in der Lunge“ gibt es sogar eine Art Ballade, die der Klargesang alleine bewältigt.

Vom Stil her sind Waldgeflüster wie erwähnt eine der künstlerisch anspruchsvollen Black-Metal-Bands. Ihr Sound ist dementsprechend auf Atmosphäre und Tiefgang ausgelegt. Andere Aspekte, so deutlich muss man es sagen, stehen auf „Mondscheinsonaten“ dahinter zurück.

So fällt das Songwriting nicht besonders zugänglich aus. Wie eingängig ein Lied, wie griffig ein Refrain ist, steht bei einer Band mit dieser Ausrichtung natürlich auch nicht im Vordergrund. Dennoch sollte man sich sehr bewusst machen, dass Waldgeflüster ihren Zuhörern hier eine gewisse Einarbeitungszeit abverlangen.

Technisch ist ihr Album dabei gut durchschnittlich, mehr aber auch nicht. So geben sich Waldgeflüster von den Spielfertigkeiten her nie eine Blöße, sparen echte Soli oder dergleichen aber vor vorneherein aus. Die Aufnahmequalität und auch die Abmischung der Instrumente sind gut. Wie oben schon kurz angedeutet, hat der Gesang aber mitunter zu kämpfen.

In einigen wenn auch nicht allen Liedern wurde der Gesang nämlich zu leise gemischt. Man muss sich schon anstrengen, um wirklich etwas von den Texten zu verstehen. Wie gesagt: Nicht in allen, aber in einigen Liedern. Besonders fällt dieses Manko in „Der Steppenwolf“ auf. Hier liegt ein gesprochener Textvortrag über dem Gesang – und von beidem versteht man praktisch überhaupt nichts.

Doch nun zu dem, worum es Waldgeflüster eigentlich geht: Die Atmosphäre des Albums. Trotz der technischen Makel ist die absolut gelungen. Waldgeflüster bringen ihren schwelgerischen, kontrastreichen Sound gut und stimmungsvoll herüber.

In den vielschichtig aufgebauten, durchaus abwechslungsreichen Liedern gibt es viel zu entdecken. So begegnen einem in „Gipfelstürme“, dem längsten Stück des Albums, mitunter auch lange Instrumentalpassagen, die mehr an Post Rock erinnern als an Black Metal. Wer sich auf „Mondscheinsonaten“ einlässt und die Kritikpunkte verzeiht, kann hier auch nach mehreren Durchläufen noch Neues entdecken.

Fazit

Fans des Genres erhalten hier ein Album mit Tiefgang – wenn auch nicht das beste von Waldgeflüster.

Punkte: 7 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de