Tanzwut – Seemannsgarn

Knapp drei Jahre nach „Schreib Es Mit Blut“ steht nun das nächste Album von Tanzwut in den Startlöchern. Das neue Werk der Mittelalter-Rocker trägt den Titel „Seemannsgarn“ und ist ab dem 7. Juni erhältlich.

Wie sich der „Seemannsgarn“ so spinnt verrät euch diese Rezension.


„Seemannsgarn“ enthält 14 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von einer vollen Stunde. Die 14 Lieder sind streng genommen nur 13, denn „Gib mir noch ein Glas“ ist in zwei Versionen enthalten. Neben der normalen Variante des Liedes gibt es noch eine Duett-Version, in der Torben von der Rock-Band Kärbholz als Gastsänger auftritt.

Stünde das nicht an dem Lied dran, würde man es kaum merken. Die Stimmfarben der beiden Sänger klingen hier beinahe schon identisch. Die Unterschiede der beiden Versionen sind derart minimal, dass ich mehrere Durchläufe lang geglaubt habe, das Plattenlabel hätte mir versehentlich zwei Mal die Original-Version in den Download gepackt.

Wie bei Tanzwut üblich wird auf „Seemannsgarn“ ausschließlich auf Deutsch gesungen. Die Texte handeln dabei – ebenso typisch – von Liebe, Abenteuer und Lebensfreude. Eine Ausnahme bildet lediglich „Francois Villon“. Das Lied ist eine Ode an den gleichnamigen französischen Dichter, dessen Werke schon von zahlreichen Mittelalter-Bands vertont worden sind.

Musikalisch bewegen sich Tanzwut auf „Seemannsgarn“ in gewohnten Bahnen. Geboten wird melodischer, stimmungsvoller Mittelalter-Rock mit Ecken und Kanten. Im Gegensatz zu anderen Mittelalter-Rock-Bands, die ähnlich lange im Geschäft sind wie Tanzwut, ist der Sound der Berliner angenehm herb und nicht zu abgeschliffen.

Für den Mittelalter-Anteil sorgen bei Tanzwut nach wie vor die Dudelsäcke. Es werden zwar auch andere Mittelalter-Instrumente verwendet, die markanten Dudelsäcke nehmen aber unverändert den mit Abstand größten Stellenwert ein. Die Elektronik ihrer frühen Tage haben Tanzwut dagegen auf ein Minimum reduziert.

Im Prinzip fahren Tanzwut den gleichen Stil, den Sie schon seit „Weiße Nächte“ innehaben. Nach der Trennung von Corvus Corax war jenes Album im Jahr 2011 quasi ihr Comeback. Spötter könnten sagen, dass Tanzwut im Prinzip seit acht Jahren das gleiche Album herausbringen. Ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, da sich stilistisch seither wie gesagt kaum etwas getan hat.

Das muss aber gar nicht schlimm sein, denn Tanzwut halten die Stärken ihres Konzepts seit dem unverändert hoch. Die Band hat sich über all die Jahre hinweg ein wirklich gutes, stimmungsvolles Songwriting bewahrt, das auch auf „Seemannsgarn“ wieder überzeugen kann.

Teufel und seiner bunten Truppe gehen die guten Melodien einfach nicht aus. Einmal mehr liefern Tanzwut hier eingängige Songs und Refrains, die man spätestens beim zweiten Mal mitsingen kann. Das Rad neu zu erfinden war nie ihre Intention. Tanzwut wollen unterhalten und schaffen das jedes Mal aufs Neue.

So bringt auch „Seemannsgarn“ diverse griffige Titel mit, die auch live gut funktionieren werden. Als einzigen wirklichen Unterschied zum vorherigen Album kann man auf „Seemannsgarn“ den höheren Anteil von Balladen ausmachen. Meistens handelt es sich dabei um gut gemachte Rock-Balladen mit einer feinen, sanften Melancholie. Fans „richtiger“ Balladen werden mit „Ich bin der Nachtwind“ bedient – gewissermaßen das Pendant zu „Stille Wasser“ vom „Schreib Es Mit Blut“-Album.

Ansonsten gibt es zu „Seemannsgarn“ eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Die Fans bekommen ziemlich genau das was sie erwarten – in bewährter Form und bewährter Qualität.

Fazit

Kein ungewöhnliches, aber ein gewohnt unterhaltsames und eingängiges Tanzwut-Album.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de