Ozzy Osbourne – Ordinary Man

Ozzy Osbourne sicherte sich in den 1970er-Jahren als Sänger der legendären Black Sabbath seinen Platz in der Musikgeschichte. Die Hard-Rock-Band gilt heute als einer der Wegbereiter des frühen Heavy Metal. Nach seiner Zeit bei Black Sabbath startete Ozzy eine Solokarriere mit neuer Band unter seinem eigenen Namen.

Anfang bis Mitte der 2000er gelangte er dann auch jenseits der Musik zu internationaler Bekanntheit. “The Osbournes” filmte ihn und seine Familie zu Hause. Die Reality-Show, die den schrulligen Altrocker teils heillos überfordert in Alltagssituationen zeigte, wurde zum Hit.

15 Jahre nach dem Erfolg von “The Osbournes” und zehn Jahre nach seinem letzten Album “Scream”, hat Ozzy Osbourne nun wieder ein Album veröffentlicht. Das neue Werk des mittlerweile 71-Jährigen trägt den Titel “Ordinary Man”. Gelingt ihm damit ein ernst zu nehmendes Album – oder führt man den alten Löwen bloß noch einmal durch die Manege?

“Ordinary Man” bringt es mit elf Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 49 Minuten. Wie schon auf vorherigen seiner Alben beschäftigen sich die Texte gern mit Ozzy selbst, seinen Gedanken oder seiner Biographie. Das kann so weit gehen, dass er sich im Titelstück angesichts seiner früheren Drogenprobleme selbst darüber wundert, heute noch am Leben zu sein.

Das Wichtigste sei zuerst erwähnt: Stimmlich ist Ozzy voll da. Es ist die Stimme von Black Sabbath – mit 71 Jahren natürlich gereift, aber kein Stück müde oder überfordert. Das ganze Album ist sauber eingesungen und auf die unverkennbare Stimme von Ozzy auch entsprechend zugeschnitten.

Wie sehr hier die Aufnahmetechnik nachgeholfen hat, sei dahingestellt. Das Ergebnis klingt jedenfalls gut. Stichwort Aufnahmetechnik: Der Pressetext teilt mit, dass im Studio alles auf die Schnelle mitgeschnitten worden sei. Das glaube natürlich wer will. Wenn auf “Ordinary Man” etwas rotzig und ungeschliffen klingt, dann weil es das soll und nicht anders gewollt ist.

Im Aufnahmeprozess gaben sich diverse Profimusiker von Guns n’ Roses bis zu Rage Against The Machine die Klinke in die Hand. Selbstredend ist da auch die Produktion erste Sahne und überlässt nichts dem Zufall. Gegenteiliges sehe ich dann doch eher im Reich der Legenden.

Wo genau steht Ozzy mit seinem Album nun aber musikalisch? Ich würde “Ordinary Man” als melodisches, durchaus modernes Rock-Album bezeichnen. Es ist sehr vielseitig angelegt und dabei auch offen für genrefremde Einflüsse. Traditionalisten dürfe Ozzy dabei mitunter zu weit gehen. In “Take What You Want”, einer Zusammenarbeit mit Musikproduzent Post Malone und dem Rapper (!) Travis Scott, herrschen Beats vor und Ozzy spielt praktisch nur noch die Nebenrolle.

Das ist natürlich ein Extrembeispiel und auch das einzige Lied dieser Art auf dem Album. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass “Ordinary Man” weder düster ist noch wirklich heavy. Wer von Ozzy vor allem die kernigen Hits wie “Gets Me Trough” schätzt, der wird hier womöglich enttäuscht.

“Ordinary Man” setzt größtenteils (wenn auch nicht ausschließlich) auf melodisch gehaltene Midtempo-Stücke. Höhepunkt ist dabei sicher das Titelstück “Ordinary Man”. Dabei handelt es sich um ein gelungenes Duett mit Elton John, bei dem dieser auch Klavier spielt.

Trotz alledem bleibt Ozzys neues Album unverkennbar ein Rock-Album. Fast jedes Stück hat ein richtig gut gespieltes Gitarrensolo und selbst zunächst gemächliche Lieder wie “Today Is The End” können in ihrem Verlauf noch eskalieren. Amüsanter Fakt am Rande: Das fetzigste und abgedrehteste Stück des Albums ist mit “It’s A Raid” ausgerechnet wieder ein Feature mit Post Malone.

Ob nun eher balladesk oder in einem der wenigen schnellen Lieder, das Songwriting ist durchgehend gelungen. Die Stücke sind eingängig und angenehm zu hören. Zusammen mit Ozzys unverkennbarer Stimme, den guten spielerischen Leistungen und dem hohen Maß an Abwechslungsreichtum macht das “Ordinary Man” zu einem gelungenen Rock-Album.

Fazit

Ein hörenswertes, vielseitiges Rock-Album der nicht ganz so harten Sorte.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de