Leaves Eyes – The Last Viking

Am 23. Oktober veröffentlicht die deutsche Symphonic-Metal-Band Leaves’ Eyes ihr neues Album “The Last Viking”. Es tritt die Nachfolge von “Sign Of The Dragonhead” von Anfang 2018 an und ist das zweite Album mit der aktuellen Sängerin Elina.

Wie schon der Titel zeigt, haben sich Leaves’ Eyes einmal mehr mit den Wikingern beschäftigt. Laut Pressetext soll “The Last Viking” ihre “Wikingersagas zum bombastischen Finale” führen. Da hören wir doch gleich mal rein.

“The Last Viking” ist ein echter Brocken. Sage und schreibe 14 Tracks bringen das Album auf eine Gesamtspielzeit von über einer Stunde. Von dem Bonusmaterial der limitierten Editionen fangen wir da gar nicht erst an.

Nicht nur von den Wikinger-Themen her, auch musikalisch macht “The Last Viking” dort weiter, wo “Sign Of The Dragonhead” vor knapp drei Jahren aufgehört hat. Leaves’ Eyes bieten melodischen Symphonic Metal mit Folklore-Einflüssen.

Vorne steht der hohe Klargesang von Sängerin Elina, die anders als bei manch anderer Symphonic-Metal-Band nur hin und wieder in den Sopran übergeht. Als Zweitstimme dient männlicher Growlgesang, der schon allein vom Umfang her aber nie am Stellenwert der Hauptstimme rüttelt.

Neben den Folk-Instrumenten wird das Symphonic-Klangbild auch mit Chören dekoriert. Damit ist der Stil von Leaves’ Eyes dann aber auch schon erklärt. Fans finden sich auf “The Last Viking” also sofort zurecht, etwas wirklich Neues passiert jedenfalls nicht.

Der Pressetext überhöht zwar “Two Kings One Realm” zu einer Überraschung, die die Fans mit “bisher unbekannten Facetten” und einem “dark-poppigen Ethno-Sound” konfrontieren würde. Dabei handelt es sich aber um ein keine drei Minuten kurzes Zwischenspiel, das viele wohl gar nicht als vollwertiges Lied wahrnehmen werden.

Im Lichte betrachtet bietet “The Last Viking” nämlich überhaupt keine Überraschungen. So ist vielleicht der Haupt-Kritikpunkt am Album, dass hier abermals Stilelemente gemischt werden, die Leaves’ Eyes so oder so ähnlich schon seit Jahren präsentieren.

Das muss Fans jedoch keinesfalls abschrecken, denn zusammen mit dem typischen Stil hat das neue Album auch die typischen Stärken von Leaves’ Eyes bewahrt. Die fangen an bei der sehr sauberen Produktion und den durchweg guten Spielfertigkeiten, die auch manches schöne Solo mitbringen.

Zu den positiven Aspekten des Albums zählt auch das gelungene Songwriting. Leaves’ Eyes waren zwar nie die große Hit-Schleuder, die einen Ohrwurm nach dem anderen liefert. Daran hat sich auch auf “The Last Viking” nichts geändert. Dennoch fährt die Band aber ein gefälliges, durchaus griffiges Songwriting auf, das dafür sorgt, dass “The Last Viking” trotz der enormen Laufzeit nicht langweilig wird.

Der größte Pluspunkt ist jedoch erneut das hohe Maß an Abwechslungsreichtum. Ja, Leaves’ Eyes bleiben fest in den Grenzen ihres Fahrplans. Ja, die Band steht nicht für große Innovationen. Innerhalb ihres Konzepts bauen Leaves’ Eyes aber durchaus viele Variationen ein und wiegen die – wenn auch bekannten – Elemente ihrer Musik immer wieder neu ab.

So gibt es gemächliche Midtempo-Stücke wie “War Of Kings”, aber auch fetzige, flotte Stücke mit richtig viel Vortrieb. Zur letzteren Kategorie zählen “Serpents And Dragons” und “For Victory”. Zwischendurch gibt es mit “Black Butterfly”, einem Duett mit Clementine von Visions of Atlantis, auch mal ein Stück, das den Sopran-Anteil etwas nach oben schraubt.

Leaves’ Eyes bleiben zwar strikt in ihrem bekannten Rahmen, bedienen aber beinahe die komplette stilistische Bandbreite, die dieser zulässt.

Fazit

“The Last Viking” bietet vor allem mehr vom Gleichen. Im Fall von Leaves’ Eyes heißt das aber auch: Gleich gut gespielt und gleich vielseitig wie immer.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de