Was macht man eigentlich zum 25-jährigen Bühnenjubiläum? Die Mittelalter-Rock-Band Tanzwut hat sich für eine Neuauflage alter Hits entschieden. Zwölf Lieder aus den Jahren 2000 bis 2006 wurden neu aufgenommen und finden nun als „Silberne Hochzeit“ den Weg in die Regale.
Wir reden hier also über die Frühphase der Band, in der Tanzwut noch ein Parallelprojekt von Corvus Corax war. Ganz junge Fans wissen das vielleicht gar nicht, aber bis 2010 war das tatsächlich der Fall. Ab dem 24. Februar ist die „Silberne Hochzeit“ zu haben. Diese Rezension verrät euch alles was ihr wissen müsst.
„Silberne Hochzeit“ enthält zwölf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 48 Minuten. Es handelt sich wie gesagt um Neuaufnahmen alter Stücke, und zwar von den Alben „Labyrinth der Sinne“ (2000), „Ihr wolltet Spaß“ (2003) und „Schattenreiter“ (2006).
Das sind Tanzwuts Alben zwei bis vier, vom Debütalbum „Tanzwut“ (1999) ist interessanter Weise nichts dabei. Das mag daran liegen, dass „Tanzwut“ noch sehr stark elektrolastig war und auch einfach weniger Hits hatte als die anderen drei Alben. Eine Neuaufnahme von „Augen zu“ wäre aber trotzdem schön gewesen. Fans der ersten Stunde werden mir da beipflichten.
Davon abgesehen enthält „Silberne Hochzeit“ alles, aber auch wirklich alles was das Herz langjähriger Tanzwut-Jünger begehrt. Es sind sechs Lieder von „Labyrinth der Sinne“ dabei und jeweils drei von „Ihr wolltet Spaß“ und „Schattenreiter“. Die Liedauswahl liest sich wie die Setliste eines Tanzwut-Konzerts anno 2006.
Es gibt grandiose Stimmungs-Hits wie „Ihr wolltet Spaß“, „Der Arzt“ oder „Vulkan“. Es gibt die gut gealterten Balladen „Was soll der Teufel im Paradies“ und „Niemals ohne Dich“. Es gibt aber auch Rückblicke auf eher experimentelle Momente von Tanzwut. So hat doch tatsächlich das rock’n’rollige „Im tiefen Gras“ vom „Schattenreiter“-Album seinen Weg auf die „Silberne Hochzeit“ gefunden.
Die Neuaufnahmen bleiben durchweg nahe an den Originalen. Im Detail wurden die Stücke hier und da etwas aufgehübscht oder entschlackt, zum Beispiel das elektronische Wabern im Hintergrund von „Vulkan“ reduziert. Wirklich verändert wurde aber nichts.
Manche Lieder klingen fast eins zu eins wie früher – auch weil sich die Stimme von Sänger Teufel über all die Jahre kaum verändert hat. Der einzige Unterschied zu den Originalen ist daher meist die bessere Aufnahmequalität.
Machen die Neuaufnahmen dann überhaupt Sinn? Und für wen? Naja, im Prinzip für alle. Neue Fans, die Tanzwut erst in den letzten Jahren kennen gelernt haben, erhalten hier das Frühwerk der Band als gelungenes Extrakt. Für alte Fans, und die dürften die Haupt-Zielgruppe des Albums sein, ist es noch viel mehr.
Die „Silberne Hochzeit“ nimmt die etwas reiferen Tanzwut-Fans zurück mit in die Zeit, in der sie die Band einmal kennen gelernt haben – und das alles sauber und auf dem aktuellen Stand der Technik eingespielt. Bei mir persönlich weckt das Album wohlige Erinnerungen an meine ersten Tanzwut-Konzerte, die ich in den 2000ern als Teenager besuchte.
So wird es vielen alten Fans gehen, die „Silbernen Hochzeit“ noch einmal 15, 20 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Wie singt es Teufel doch in „Der Arzt“?
„Ich bin dein Arzt, der dir die Jugend wiederbringt. Dein Medicus, der dich verjüngt.“
Mit der „Silbernen Hochzeit“ ist ihm das wirklich gelungen.
Fazit
Für neue Fans interessant, für alte Fans eine wunderbar nostalgische Reise in die Vergangenheit: Tanzwut servieren hier das Beste aus ihrer Frühphase auf dem Silber(hochzeits)tablett.
Auf eine Punktewertung wird wie bei allen Neuaufnahmen verzichtet.
(ohne Punktewertung)
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de