Tengger Cavalry ist der Name einer Folk-Metal-Band aus der Inneren Mongolei. Kleiner Exkurs: Die Innere Mongolei ist eine Autonome Provinz im Norden der Volksrepublik China und nicht mit dem Staat Mongolei zu verwechseln.
2014 veröffentlichte die Band ihr Album “Ancient Call” weltweit und sorgte damit für einige Resonanz. Am 18. Mai folgt nun der weltweite Release von “Blood Sacrifice Shaman”. Das Album, das ursprünglich 2010 in bescheidener Tonqualität nur in China erschienen war, wurde für seinen weltweiten Vertrieb komplett neu aufgenommen.
Die Rezension beschäftigt sich näher mit dem Folk Metal aus Fernost.
“Blood Sacrifice Shaman” kommt mit seinen neun Liedern auf eine Gesamtspielzeit von gerade einmal 30 Minuten und ist damit für ein vollwertiges Album sehr kurz. Als Bonus sind zwei der Lieder zusätzlich noch einmal in ihrer ursprünglichen Version auf dem Album vertreten – also so, wie sie vor einigen Jahren auf der Erstveröffentlichung erschienen sind.
Warum man zwei der neu aufgenommenen und professionell gemasterten Lieder noch einmal in schlecht auf das Album packt, bleibt ein Geheimnis. Doch immerhin machen die zwei Stücke vom Original-Release deutlich: Das ganze Album neu aufzunehmen hat sich mehr als gelohnt!
Im Vergleich zu den verrauschten Aufnahmen von damals hat das neue “Blood Sacrifice Shaman” einen echten Quantensprung hingelegt. Die neuen Aufnahmen sind sauber und klar, die zahlreichen Instrumente gut harmonisiert und abgemischt. Mit der 2015er-Auflage hat das Album definitiv den Stand der Technik erreicht.
Doch wie hört es sich nun an? Erst einmal muss man sagen: Deutlich anders als das vorherige Album “Ancient Call”. Das 2014er-Album war stark von Growl-Gesang geprägt und bot damit Folk-Black-Metal, das Attribut Black fällt auf “Blood Sacrifice Shaman” nun aber komplett weg.
Auf “Blood Sacrifice Shaman”, das sich inhaltlich mit dem mongolischen Schamanentum auseinandersetzt, ist der Growl-Gesang nämlich vollends entfallen. Geboten wird nun reiner Folk Metal, bei dem der Folklore-Anteil besonders stark ausgeprägt ist.
Anstatt des weggefallenen Growl-Gesangs treten nun Obertongesang und weitere schamanische Gesänge auf. Die Gesänge sind soweit ich das beurteilen kann offenbar komplett ohne Text. Von der Wertigkeit her stehen die Gesänge auch nicht etwa im Vordergrund, sondern gleichberechtigt neben den Instrumenten.
Insgesamt hat der Gesang damit keine so beherrschende Stellung wie auf “normalen” Metal-Alben. Durch seine vergleichsweise schwache Gewichtung und den scheinbaren Verzicht auf Texte wirkt “Blood Sacrifice Shaman” im Prinzip wie ein instrumentales Album – obwohl es ja keines ist.
Neben den besonderen Gesangsstilen verdeutlichen auch die zahlreichen Folklore-Instrumente, dass der Folk-Anteil auf “Blood Sacrifice Shaman” den Metal-Anteil deutlich überwiegt. Im Instrumentarium finden sich neben Zupflaute, Trommeln und Flöten auch so illustre Instrumente wie die mongolische Pferdekopfgeige – und noch so einiges mehr.
Mehrfach sind die Stücke so aufgebaut, dass die als ruhige Folklore-Stücke ohne elektrisch verstärkte Instrumente beginnen und die Metal-Instrumente erst später mit einsetzen. In den reinen Folk-Abschnitten hat das Album einen sehr ruhigen Klang, sobald Gitarre und Schlagzeug hinzukommen wird das Klangbild mitunter aber auch sehr schnell und schwungvoll.
Diese Kontraste haben Tengger Cavalry gut eingefangen. Die Übergänge zwischen harten und weichen Abschnitten sind dabei fließend und wirken nie aufgesetzt. Immer bekommt die Band Metal-Instrumente, Folk-Instrumente und die besonderen Gesangsstile gut unter einen Hut. Von den Spielfertigkeiten her gibt sich die Gruppe zu keiner Zeit eine Blöße, sowohl von der Folk- als auch von der Metal-Seite her sitzt alles.
Die Lieder sind dabei melodisch und eingängig, das Songwriting ist auf hohem Niveau. Ganz von ungefähr kommt das nicht, denn Bandchef Nature Zhang ist eigentlich Film- und Werbekomponist. Dass er “Blood Sacrifice Shaman” mit der kompletten Neuaufnahme des Albums nun auch technisch auf ein hohes Niveau gehoben hat, ist nur zu begrüßen.
Fazit
“Blood Sacrifice Shaman” hat nicht den Umfang, den man eigentlich von einem Album erwartet. Dennoch lohnt es sich zweifellos, dieses Werk zu entdecken. Es ist sowohl von seinem Konzept als auch von seinen Instrumenten her hoch ungewöhnlich, dabei gut umgesetzt und macht einfach Laune.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de