Der Rote Milan ist der Name einer Black-Metal-Band aus Rheinland-Pfalz. Bisher ist die Gruppe noch wenig bekannt, durfte aber immerhin schon die Vorband für Der Weg einer Freiheit und Dornenreich machen.
Am 1. Februar veröffentlichen Der Rote Milan ihr zweites Album „Moritat“. Diese Rezension beschäftigt sich näher damit.
„Moritat“ enthält sechs Lieder mit ziemlich unterschiedlichen Längen. Vom dreieinhalb Minuten langen „Drohende Schatten“ reicht der Umfang bis hin zum zwölf Minuten langen Titelstück „Moritat“. Die Gesamtspielzeit des Albums liegt allerdings nur bei 40 Minuten.
Die Texte sind durchgehend auf Deutsch gehalten und haben einen regionalen Bezug. So befassen sich Der Rote Milan zumindest lose mit Geschichten aus dem Hunsrück, der rheinland-pfälzischen Mittelgebirgsregion.
Das Titelstück „Moritat“ nimmt direkten Bezug auf den Schinderhannes, einen Räuberhauptmann aus dem Hunsrück. Ob auch die anderen Lieder des Albums direkt auf historischen Begebenheiten fußen, kann ich leider nicht sagen, da mir die Liedtexte nicht vorliegen.
Der Pressetext teilt mit, dass sich das Album auf reale Geschehnisse aus dem Dreißigjährigen Krieg beziehe. Die zentrale historische Figur sei hierbei der oben erwähnte Schinderhannes. Dumm nur, dass das überhaupt nicht passt. Johannes Bückler (der Schinderhannes) wurde rund 130 Jahre nach Kriegsende geboren. Irgendwas ist hier voll in die Hose gegangen.
Doch nun zur Musik an sich: Der Rote Milan bieten einen druckvollen, kalten Black-Metal-Sound. Dem Klangbild steht harscher, stark verzerrter Sceam-Gesang vor, der hin und wieder in nicht minder verzerrten Growl übergeht.
Auffallend ist die Konzentration der Band auf eine mittlere Spielgeschwindigkeit. Selbst wenn im Hintergrund die Blastbeats donnern, bewegt sich die eigentliche Melodieführung fast immer in einem gemächlichen, mittleren Spieltempo.
Das Klangbild ist an sich sehr hart, wird aber immer wieder durch ruhige Passagen unterbrochen. Diese „Verschnaufpausen“ sind oft instrumental gehalten. Dass wie in „Die Habsucht“ auch Streichinstrumente mit Eingang in die ruhigen Passagen finden, bleibt die Ausnahme. Generell fahren Der Rote Milan einen recht geradlinigen Sound ohne große Anleihen aus anderen Genres.
Gelegentlich bauen Der Rote Milan ihre Lieder etwas komplexer auf, zum Beispiel mit auffallenden Schlagzeug-Pattern. Vereinzelt gibt es auch mal einen hervorstechenden Moment wie den Anfang von „Der letzte Galgen“, wo der Gesang ohne Schlagzeug und mit nur sehr sparsamer Gitarren-Begleitung wirkt.
Im Großen und Ganzen beschränkt sich die Abwechslung dann aber doch auf die Wechsel zwischen harten und weichen Passagen. Die Atmosphäre ist dabei durchaus dicht, das Klangbild angenehm druckvoll, jedoch klingen die Lieder oft einfach relativ ähnlich.
Das Songwriting liegt auf „Moritat“ im Durchschnitt des Genres. Es ist zweckdienlich und in sich stimmig, wartet aber nicht mit großen Melodien auf. Von der Technik her liegen Der Rote Milan ebenfalls im (mit gutem Willen oberen) Mittelfeld. Ihre Spielfertigkeiten sind sauber, echte Soli oder andere hervorstechende Passagen werden aber komplett ausgelassen.
Fazit
Grundsolide – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Punkte: 6.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de