Haggard, Ottweiler – 19.10.2008, Konzertbericht

Am Sonntag, dem 19.10.2008, spielte das Metal-Orchester Haggard im Schlosstheater Ottweiler auf.

Eindrücke vom Konzert dieser einzigartigen Gruppe hält der folgende Konzertbericht fest.

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Bevor Haggard an diesem Abend die Bühne des schön gelegenen Schlosstheaters betraten, bekamen die angereisten Fans Musik der Vorgruppe zu hören.

Diese hörte auf den Namen The Flaw und begann ihr Konzert um kurz vor 20:10 Uhr. Anfangs zeigte sich das Publikum gegenüber der vierköpfigen Formation aus Dortmund, die musikalisch irgendwo zwischen Gothic Rock und Metal siedelt, zurückhaltend. Zwar ernteten The Flaw durchaus positive Reaktionen, so richtig mitreißen ließen sich die Konzertgäste allerdings nicht. Der Auftritt von The Flaw litt an der Tatsache, dass sich die Gruppe kaum anders anhörte als die meisten anderen Metal oder Rock spielenden Vorgruppen.

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Nicht Fisch, nicht Fleisch: The Flaw

Musiktechnisch zeigten sich sowohl die Instrumentalisten als auch die Sängerin der Band versiert, dies allein spricht wie zu sehen war aber noch nicht für einen hohen Wiedererkennungswert der Musik. Im Verlauf ihres Auftrittes gelang es The Flaw dennoch, nach und nach mehr der Zuhörer für sich gewinnen zu können, sodass das Publikum sich am Ende durchaus mit der Gruppe zufrieden zeigte.

Als The Flaw kurz nach 21:05 Uhr ihren Auftritt beendeten, begann auf der Bühne eine Umbauphase, an die sich der Soundcheck von Haggard anschloss. Diesen konnte die Band, wie Sänger Asis den Fans mitteilte, nicht vor Konzertbeginn absolvieren, da Haggard aufgrund der langen Anreise – am Vortag spielte die Großband in Bremen – zu spät in Ottweiler ankam. Den Fans machte der Soundcheck nichts aus, viele beobachteten den Vorgang interessiert.

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Bei Haggard ergänzen sich Klassik und Moderne

Um 21:50 Uhr ging es dann los und das Intro des neuesten Haggard-Albums „Tales Of Ithiria“ schallte aus den Boxen. Darauf folgte dann das gleichnamige Titellied des Albums. Die Zuhörer zeigten sich sogleich hocherfreut. Haggard standen mit insgesamt elf Musikern auf der Bühne. Ein Teil der Stammbesetzung war, wie Asis später erklärte, an Grippe erkrankt, ein weiterer Teil anderweitig verhindert. So kam es, dass Haggard an diesem Abend zu großen Teilen mit einer Aushilfsbesetzung auf der Bühne standen. Diese füllten die Besetzungslücken auch gekonnt, jene Besetzungslücken in der Klassik-Sektion mussten jedoch offen bleiben.

So traten Haggard an diesem Abend leider ohne eine einzige Geige auf. Der anwesende Aushilfs-Cellist nahm wohl oder übel den Platz der kompletten Streicher-Fraktion ein. Dies tat er auch sehr gut, auch die übrigen Musiker zeigten vollen Einsatz, in manchen Stücken merkte man das Fehlen der Geigen aber deutlich, so zum Beispiel bei „Per Aspera Ad Astra“.

An der Begeisterung des Publikums konnte das Fehlen der Geigen jedoch nichts ändern. Haggard lieferten eine schwungvolle, energiegeladene Darbietung, die die Menge, Geigen hin oder her, vollkommen mitreißen konnte. Nicht zuletzt neue Stücke wie „The Sleeping Child“ wirkten ohne die Streichinstrumente zwar weniger druckvoll als auf dem Album, Haggard fegten dieses Manko aber mit viel Spielfreude hinweg.

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Haggard

Zu Stücken wie „The Observer“ oder „Herr Mannelig“ feierte das Publikum ausgelassen. Die etwa 140 Menschen, für einen Sonntagabend gar nicht wenig, zeigten sich von der orchestralen Band begeistert. Haggard zeigten sich bei ihrem Auftritt sehr publikumsnahe. Zusammen mit den Fans wurde der Gesang von „The Final Victory“ geprobt. Darauf folgte zunächst „Heavenly Damnation“. Anschließend wurde „The Final Victory“ dann in voller Länge gespielt und die zuvor darauf eingestimmten Konzertbesucher konnten ihre Sangesfähigkeiten unter Beweis stellen.

Das Stück „In A Fullmoon Procession“ musste wegen technischer Schwierigkeiten unterbrochen werden. Die dadurch hervorgerufene Pause nutzte Bandleader Asis für einen Plausch mit den Fans. Unter anderem erzählte er vom Charteinstieg des neuesten Werkes „Tales Of Ithiria“, das es dort auf Platz 37 schaffte. Nachdem sich entschlossen wurde, das Stück „In A Fullmoon Procession“ zu überspringen, ging das Konzert weiter.

Mit dem Lied „Eppur Si Muove“ vom gleichnamigen Album kam es zum beeindruckendsten Einsatz der Haggard-Sopranistin Su. Schon nach dem Anfang des Stückes erhielt sie gesonderten Applaus. Kraftvoll schmetterte die ebenso zierliche wie stimmgewaltige Sängerin den Zuhörern die hohen Sopran-Passagen des Stückes entgegen, wofür der Saal gebührend applaudierte.

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Kraftvoll: Sopranistin Su

Überhaupt waren Haggard an diesem Abend gesanglich sehr gut und abwechslungsreich aufgestellt. Zu den zur Stammbesetzung zählenden Sänger(inne)n Asis (Growl-Gesang), Su (Sopran) und Fiffi (Tenor) gesellte sich in Ottweiler noch ein Bariton-Sänger hinzu. Neben Su war vor allem er es, der die Menschen am meisten mitriss und beeindruckte.

Als das letzte Stück des offiziellen Sets, „Awaking the Centuries“, gespielt worden war, war es kurz nach 23:10 Uhr. Nachdem die lauten Zugabe-Rufe die Band wieder auf die Bühne verlangten, trat Haggard-Kopf Asis hervor und stellte dem Publikum alle auftretenden Musiker einzeln vor. Anschließend erklärte er den Fans die missliche Lage rund um eine in der Band umgehende Grippeerkrankung und das Fehlen weiterer Bandmitglieder, die Haggard dazu zwang, auf einige Aushilfs-Musiker zurückzugreifen. Da mit diesen nur das eigentliche Set der Tournee geprobt worden sei, könne man nun als Zugabe keine anderen Stücke mehr spielen.

Die Fans nahmen es sehr gelassen, denn stattdessen wurden kurzerhand am Abend bereits gehörte Stücke als Zugabe erneut gespielt. Wieder erklangen nun „Eppur Si Muove“ und „Herr Mannelig“. Die Menge wurde den Stücken auch bei ihrem zweiten Durchgang keinesfalls überdrüssig und zeigte sich weiterhin begeistert.

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Gründer und Kopf von Haggard: Asis

Bei „Herr Mannelig“ verließen der Gitarrist und der Bassist die Bühne und spielten bei einem Gang durch das Publikum weiter. Im Anschluss wurde noch einmal „Awaking the Centuries“ gespielt, das letzte Stück des Abends.

Haggard gaben ein überaus gelungenes Konzert und bereiteten ihren Fans einen lohnenswerten Abend.

 

Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

 

Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Konzert ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.