Von Finsterforst hat man in letzter Zeit nicht gerade viel gehört. Der letzte Output der Band, „Urwerk“, erschien 2010 und war eine Neuauflage von Material ihres Debütalbums und einer älteren EP. Das letzte richtige Album, „Zum Tode Hin“, ist 2009 erschienen.
Dreieinhalb Jahre und einen Leadsänger später meldet sich die Pagan-Metal-Band nun mit einem neuen Album zurück. Das gute Stück trägt den Titel „Rastlos“ und ist seit wenigen Tagen erhältlich.
Mit einer gigantischen Spielzeit von über 75 Minuten reizt „Rastlos“ die Kapazität einer CD voll aus. Mal wieder – denn Finsterforst bringen seit jeher echte Brocken heraus. Unter den sieben Tracks auf „Rastlos“ sind zwei instrumentale Zwischenspiele, die 75 Minuten verteilen sich also auf gerade einmal fünf Lieder.
Deren Längen reichen von knapp elf bis über 22 Minuten. Wie gewohnt lassen sich Finsterforst also auch dieses Mal viel Zeit. Die ist für ihr Konzept auch nötig, denn die Schwarzwälder setzen voll auf Atmosphäre und Epik. Auf den schnellen Hit sollte man bei „Rastlos“ also nicht aus sein.
Stattdessen liefern Finsterforst einen melodischen und vergleichsweise ruhigen Pagan/Folk-Metal-Sound, der sich schrittweise in eine epische Breite hineinsteigert. Auf der Folklore-Seite kommt vor allem ein gut umgesetztes Akkordeon zum Einsatz, gern aber auch Lauten. Gesanglich decken Finsterforst die volle Bandbreite von Growls bis hin zu teils mehrstimmigem Klargesang ab.
Die Lieder auf „Rastlos“ breiten sich wie ein weites Feld vor dem Hörer aus, auf dem es so einiges zu entdecken gibt. Finsterforst ziehen mit ihrem komplexen Songaufbau weite Kreise und bringen in ihren Liedern Kontraste unter, die von rauen Blastbeat-Passagen bis hin zu akustischen Instrumentalteilen reichen.
Wirklich episch wird es dann, wenn die Band auf den mehrstimmigen Klargesang zurückgreift. Der ist richtig gut gelungen und einer der Höhepunkte des Albums. Wenn das Klangbild nach einer langen Reise durch Metal und Akustik, durch helle Melodien und harsche Growls irgendwann in einen der Chöre umschlägt, dann ist Gänsehaut garantiert.
So sehr wie in diesen Momenten halten Finsterforst die Hörer jedoch nicht durchgehend bei der Stange. Bei den sehr langen Liedern und der enormen Laufzeit von „Rastlos“ kommen mitunter auch Längen auf. Das passiert, wenn sich ein Song einmal zu lange verläuft und über all seine Instrumente, Klangspuren und Stimmungswechsel den roten Faden verliert.
So etwas kommt auf „Rastlos“ durchaus vor, ist aber glücklicher Weise nicht die Regel. Bei einem Album mit episch-atmosphärischer Auslegung und 75 Minuten Laufzeit sollte man trotzdem einiges an Einarbeitungszeit mitbringen. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Werk von solchem Ausmaß seinen Reiz erst nach und nach entfaltet.
So möchte man Finsterforst auch gerne verzeihen, dass die eine oder andere Länge dabei ist, denn vergleichbare Gruppen hätten sich an dieses Maß an Umfang und Komplexität vielleicht gar nicht herangewagt. Auch wenn die Schwarzwälder von der Intensität her vielleicht nicht gerade an die stilistisch verwandten Moonsorrow heranreichen, haben sie sich doch keinesfalls verhoben.
Insgesamt legen Finsterforst ein gut hörbares Album vor. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.
Fazit
Ein komplexes, aber hörenswertes Album für Freunde von epischem Pagan/Folk Metal.
Punkte 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de