Adorned Brood – Kuningaz

Die Pagan-Metal-Band Adorned Brood holt zu ihrem nächsten Streich aus. Gut zwei Jahre nach “Hammerfeste” hat die Gruppe, die zu den Wegbereitern ihres Genres in Deutschland zählt, ihr achtes Album fertig gestellt.

Das Werk hört auf den Namen “Kuningaz” (“König”) und erscheint am 23. November. Hier lest ihr wie es geworden ist.

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Bei meinem Besuch im Tonstudio Mitte September waren die Arbeiten an “Kuningaz” schon sehr weit fortgeschritten. Bei der finalen Version des Albums wurde trotzdem noch bei einigen Details nachgebessert. So haben sich zum Beispiel einige Namen der Lieder noch etwas geändert. Außerdem enthält die Digipak-Version nun nicht wie geplant “Wigand”, sondern den “Totenmarsch” als Bonusstück.

Die Standart-Version von “Kuningaz” kommt mit Intro, sieben Liedern und zwei akustischen Zwischenspielen auf eine Gesamtspielzeit von rund 50 Minuten. Das Digipak mit dem “Totenmarsch” als Zugabe hat noch drei Minuten mehr.

Das Intro von “Kuningaz”, genannt “Einkehr”, ist ein instrumentales Stück mit sowohl folkigen als auch klassischen Elementen. Es schneidet in seinem Verlauf die Melodien verschiedener Stücke auf “Kuningaz” an – sehr schön umgesetzt! Danach lässt die Band wieder ihren gewohnten Pagan-Metal-Sound hören, der nach wie vor eindeutig nach Adorned Brood klingt, sich im Detail aber durchaus entwickelt hat.

So scheint das Motto von Adorned Brood dieses Mal “mehr von allem” zu sein: Mehr akustische Passagen, mehr Folk, mehr Blastbeats, mehr Abwechslung. Das Mehr an Akustik und Folklore erreicht die Band unter anderem auch durch eine Bratsche. Die gab es in der Vergangenheit in dieser Form nicht, kommt nun aber häufig zum Einsatz. Daneben treten auch verschiedene Lauteninstrumente auf und die oft und gern verwendete Flöte ist man von dieser Band ja sowieso gewohnt.

Diesem nun verstärkten akustischen Teil von Adorned Brood kommt auf “Kuningaz” auch die entsprechende Bedeutung zu. Recht häufig gibt es instrumentale Abschnitte, in denen die Folk-Instrumente ihre Karten auch voll ausspielen können. Dazu kommt häufig auch das Klavier, das den ruhigeren Teil von “Kuningaz” abrundet.

Trotzdem ist das Album in seiner Gesamtschau aber nicht unbedingt ruhiger als seine Vorgänger. Hierfür sorgt vor allem Adorned Broods neuer Schlagzeuger Mischa, der – aus dem Black-Metal-Bereich kommend – nicht an Blastbeats spart. Mit dem Mehr an Akustik auf der einen und dem Mehr an Blastbeats auf der anderen Seite haben Adorned Brood ihren Sound insgesamt deutlich verbreitert.

Ohnehin lassen Adorned Brood einiges an Experimentierfreude erkennen und spielen den Trumpf ihrer zahlreichen Instrumente voll aus. Da gibt es zum Beispiel folkig gehaltene Stücke (“Call Of The Wind”), aber auch solche, in denen das Klavier in den Vordergrund rückt und sich die Flöte stark zurücknimmt (“We Are Legion”). Ebenso variantenreich ist das Gesangsspektrum, das von Growls bis hin zu Klargesang reicht. In Sachen Abwechslungsreichtum kann die Band also voll punkten.

Respektabel sind auch die spielerischen Leistungen auf “Kuningaz”. Mit schneidigen Soli, starken Riffs und einer lupenreinen Folk-Abteilung steht die Band auch deutlich bekannteren Gruppen in nichts nach.

Vom Songwriting und dem allgemeinen Ambiente her gehen Adorned Brood wieder deutlich in den Stimmungs-Bereich. Schwermütige Epik oder allzu viel Atmosphäre sollte man also eher nicht erwarten. Dafür überzeugt die Band wieder mit eingängigen Melodien und knackigen Refrains, die zum Mitsingen einladen.

Mit der größte Hit des Albums ist das nicht ganz ernst gemeinte “Men”. Die Melodie geht einem schon beim ersten Durchlauf in Fleisch und Blut über und der Refrain reißt einen dann endgültig mit. Das wird ein Evergreen! Auch “Call Of The Wild” und “Victory Or Valhall” spielen dahingehend in der ersten Liga mit und werden Live mit Sicherheit zu echten Krachern.

Man muss so ehrlich sein zu sagen, dass Adorned Brood diesen hohen Level des Songwritings nicht immer halten können. Einige ihrer Strophen wirken im Vergleich zu den klasse Refrains manchmal etwas unspektakulär. Im Fall von “Kreuzeslast”, dem einzigen deutschsprachigen Stück des Albums, passiert es dann auch, dass ein Lied einfach nicht zündet, weil es in seiner Länge von sechs Minuten nicht recht zum Punkt kommt.

Solche Schnitzer, die glücklicherweise nicht häufig sind, können den guten Gesamteindruck von “Kuningaz” jedoch nicht trüben. Wieder liefern Adorned Brood ein gutes Album ab, das dieses Mal vor allem durch sein hohes Maß an Abwechslung überzeugt. Trotz dem breiteren Klangspektrum und dem insgesamt gewachsenen Sound hat sich die Band nicht verhoben und ihr gewohntes, gutes Niveau einmal mehr erreicht. Nun bleibt zu hoffen, dass Adorned Brood, die immer gut aber immer auch ein wenig vom Pech verfolgt waren, mit “Kuningaz” das Maß an Aufmerksamkeit zuteil wird, das ihnen gemessen an ihrem Können schon seit Jahren zu gönnen wäre.

Fazit

Ein gutes und sehr vielseitiges Pagan-Metal-Album.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de