All Will Know aus der Region Darmstadt gehören derzeit zu den ambitioniertesten Newcomer-Bands im Bereich des modernen Metal. Vom Melodic Death Metal ausgehend kreiert die Band einen zeitgemäßen Sound, der nicht nur sowohl Klar- als auch Gutturalgesang sondern auch Anleihen aus verschiedenen Metal-Subgenres in sich vereint.
Derzeit nimmt die Gruppe ihr zweites Album auf, mit dem sie 2015 richtig durchstarten will. Bandgründer und Gitarrist Jan Jansohn lud mich zu diesem Anlass ins Kohlekeller Studio nach Seeheim-Jugenheim (Hessen) ein. Mit von der Partie war auch All Will Knows zweiter Gitarrist Steffen Henneberger.
Einen Ausblick auf das zweite Album von All Will Know und Informationen aus erster Hand hält dieser Studiobericht fest.
Bewährter Aufnahmeort: Das Kohlekeller Studio
Das Kohlekeller Studio in Seeheim-Jugenheim hat sich als namhafter Aufnahmeort für die verschiedensten Metal-Genres etabliert. Egal ob klassischer Power Metal, ob Folk Metal oder die härteren Gefilde: Unter der Regie von Studiobetreiber Kristian “Kohle” Kohlmannslehner und Tontechniker Kai Stahlenberg entstehen im Parterre eines unscheinbaren Einfamilienhauses Metal-Alben auf dem aktuellsten Stand der Produktionstechnik.
Für All Will Knows Bandchef Jan Jansohn fiel die Wahl auf das Kohlekeller Studio leicht. Schon mit seinen anderen (Adorned Brood) beziehungsweise früheren Bands (Agathodaimon) nahm er hier bereits Alben auf.
Im Fall des neuen Albums von All Will Know entstehen Teile der Aufnahmen auch im Studio des ehemaligen Bandgitarristen in Speyer. Der Löwenanteil der Aufnahmen, vor allem aber auch der finale Mix finden im Kohlekeller Studio statt.
Besetzungswechsel und ihre Folgen
Zwischen dem Debütalbum “Contact” von 2012 und dem neuen Album (dessen Titel ich noch nicht verraten soll) hat sich in der Besetzung von All Will Know einiges getan. Der Band ist ihr zweiter Gitarrist abhanden gekommen, ihr Bassist und gleich beide Sänger.
Die Masse an Umbesetzungen zehrt nicht nur gewaltig an den Nerven von Bandchef Jan, sondern hat auch ganz praktische Auswirkungen. So arbeiteten die beiden Gitarristen von All Will Know ursprünglich ohne klare Trennung zwischen Melodie- und Rhythmus-Gitarre. Im Rahmen der Einarbeitung des neuen Gitarristen Steffen greift die Band nun aber zumindest vorübergehend auf eine solche Rollenverteilung zurück.
Gefährlich erscheint auf den ersten Blick, wie All Will Know ihre beiden Sänger nachbesetzt haben: Mit Frank Richter soll es fortan nur noch einen Mann am Mikrofon geben, der beide Gesangsstile, also Klar- und Gutturalgesang, übernimmt.
Kann das gut gehen? Was auf Anhieb wie zum Scheitern verurteilt wirkt, sieht auf den zweiten Blick schon lösbar aus: Tatsächlich traten beide Sänger beziehungsweise Gesangsstile auf dem Debüt “Contact” fast immer im Wechsel auf und nur selten zugleich. Eine Stimme kann dies also grundsätzlich ersetzen.
Eine Herausforderung des Hin- und Herwechselns zwischen beiden Gesangsstilen wird dadurch abgemildert, dass der neue Gitarrist Steffen bei Bedarf klar singt und so zumindest als Hintergrundstimme den Frontsänger entlastet.
Herangehensweise und Ambitionen
Bandgründer Jan, der zweifellos die Triebfeder hinter All Will Know ist, ist Berufsmusiker und gibt daneben auch Musikunterricht. All Will Know betreibt er dadurch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und großem Engagement, auch wenn seine Mitstreiter keineswegs alle einen musikalischen Beruf haben.
Im Gegensatz zu seinen Engagements im Jazz- und Klassik-Bereich steht für Jan bei All Will Know dennoch der Hobby-Anteil etwas stärker im Vordergrund. Trotz der Ambitionen, die Jan mit All Will Know zweifellos verfolgt, scheint die Band für ihn mehr Berufung als Beruf zu sein.
Bei All Will Know wird daher nicht zuerst an die Verkäufe gedacht. Etwaige Chartplatzierungen wären sicher gerne gesehen, herumzukommen und eine gewisse Szene-Bekanntheit seien Jan nach eigener Aussage aber wichtiger.
Eine Art Verkaufsdruck gibt es bei der Komposition des neuen Albums also nicht. Stichwort Komposition: Die stammt zum großen Teil von Jan selbst, zwei Lieder des Albums hat aber auch der neue Sänger Frank geschrieben. Außerdem bringen sich beim Songwriting auch der Keyboarder und der ehemalige Gitarrist mit ein.
Frischer Wind im Sound: Was macht das neue Album anders?
Ihren Stil des komplex aufgebauten, modernen Melodic Death Metal führen All Will Know im Grunde fort. Dennoch ergeben sich im Vergleich zu “Contact” auf dem neuen Album einige Änderungen.
Jan hebt hervor, dass zum ersten Mal cleane, nicht verzerrte Gitarren eingesetzt werden. Dennoch solle das neue Album ein Stück weit härter werden als das alte. So soll der Gutturalgesang, also Growls und Shouts, nun einen etwas höheren Stellenwert erfahren. Auf “Contact” waren Guttural- und Klargesang relativ gleich oft zu hören, für das neue Album gibt Jan das Verhältnis mit 60 (Growl) zu 40 (Klar) an.
Der Klargesang, obwohl vom Umfang her geringer, soll auf dem neuen Album außerdem facettenreicher werden. Weitere Änderungen sind der Verzicht auf eine Ballade und der Einsatz von mehr Elektronik.
Hörproben und Ausblick
Zum Zeitpunkt meines Besuchs im Tonstudio befanden sich die Stücke erst in Vorproduktion, waren also noch nicht fertig. In einzelne Lieder konnte ich trotzdem schon hereinhören.
Vom ersten Höreindruck sticht vor allem wieder heraus, wie vielseitig der Sound der Band ist. Neben der großen stilistischen Bandbreite des Gesangs sorgen auch Chöre und diverse Synths für Abwechslung. Die Synths kommen dabei mal im Hintergrund vor und haben eher Begleitfunktion, mal aber auch gleichberechtigt mit den Gitarren im Vordergrund.
Mit seinen vielen Facetten ist der Sound insgesamt komplex. Ein gutes Songwriting mit knackigen Melodien und Refrains sorgt zumindest bei den angehörten Liedern aber dafür, dass sie trotz ihrer Komplexität zugänglich bleiben.
Wenn das Album hält was die Hörproben versprechen, steht der Metal-Gemeinde hier ein hochwertiges Werk ins Haus. Darauf warten muss man aber noch mindestens bis April. Eigentlich sollte All Will Knows zweites Album schon etwas früher erscheinen, aus familiären Gründen des Produzenten ist die Band im Produktionsplan des Studios aber etwas nach hinten gerutscht. Doch wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de