Am 25. Juni fand in Würzburg zum letzten Mal das TNT Open Air statt. Austragungsort der finalen Auflage des Black-Metal-Festivals war erneut das Kilaneum, der Innenhof eines alten Klosters im Stadtzentrum.
Mit dabei waren sieben Bands, darunter neben größeren Namen auch wieder Gruppen aus der Region. Circa 500 Festivalbesucher reisten zu dem Spektakel an. Dieser Festivalbericht blickt auf den Verlauf des Open Airs zurück.
Warum hört das TNT Open Air eigentlich auf? Genau diese Frage stellte ich Julian, einem der beiden Hauptorganisatoren des Festivals. Dass das Open Air eingestellt wird, hat seiner Aussage nach allein zeitliche Gründe. Zwar scharen sich viele freiwillige Helfer um das TNT Open Air, das Kernteam besteht aber nur aus Julian und Max.
Für beide bedeutet jede Auflage des Festivals einen einen organisatorischen Vorlauf von mehreren Monaten – ein Zeitaufwand, den beide in Zukunft aus verschiedenen Gründen nicht mehr stemmen können.
Es besteht die Überlegung, den grundsätzlichen Organisationsrahmen des Festivals an Personen aus dem Pool der freiwilligen Helfer weiter zu geben. Dass wieder ein Metal-Festival im Kilaneum stattfindet, erscheint also zumindest nicht ausgeschlossen. Dieses etwaige Festival würde dann aber nicht nur einen anderen Namen, sondern auch eine etwas andere musikalische Ausrichtung haben. Mit dem TNT Open Air ist es also definitiv vorbei.
Nun fand also die letzte Auflage des TNT Open Air statt. Einlass zur Veranstaltung war um 15 Uhr – bei strahlendem Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und einem Himmel in bayerischem weiß-blau. Beste Voraussetzungen also für Kalte Tage, die pünktlich um 15:30 Uhr das Musikprogramm eröffneten.
Die augenscheinlich noch sehr junge Band aus München bot Black Metal mit einem stimmgewaltigen Sänger. Der Innenhof des Kilaneums war um diese Uhrzeit natürlich noch mäßig gefüllt, bei den Anwesenden fanden Kalte Tage aber durchaus Anklang. Mit sowohl schnellen als auch sehr ruhigen Passagen und einem insgesamt gelungenen Auftritt zeigte sich die Band als rundum tauglicher Opener.
Um 16 Uhr war für Kalte Tage Schluss, 25 Minuten später standen dann Voice of Revenge auf der Bühne. Als geradlinige Death-Metal-Band waren die für das Lineup des TNT Open Airs eigentlich untypisch. Voice of Revenge kommen aber aus Würzburg und auch regionalen Bands eine Plattform zu bieten gehörte schon immer zum Selbstverständnis des Festivals. Vor diesem Hintergrund passte ihr Auftritt also durchaus ins Bild.
Der Innenhof war nun schon recht ordentlich gefüllt, die Lokalmatadoren hatten offenbar eine solide Fanbasis. Zu immer noch sehr sommerlichem Wetter lieferten Voice of Revenge den Zuschauern eine druckvolle Show. Die Publikumsreaktionen waren gut und bei ihrem Abschied um 17 Uhr wurde die Band mit ordentlichem Beifall bedacht.
Um 17:30 Uhr spielten dann Kain. In der Black-Metal-Band sind die Organisatoren des Festivals aktiv und aus ihrem Umfeld rekrutiert sich ein wesentlicher Teil der Helferschar. Kein Wunder also, dass die Band auf der letzten Auflage „ihres“ Festivals Vollgas gab. Die Gruppe dampfte die Bühne kräftig mit Bühnennebel ein und spielte von Anfang an eine schwungvolle Show.
Der Publikumsandrang im Innenhof war nun groß. Dazu trug vielleicht auch das Wetter bei, denn die Mittagshitze war nun abgeklungen und draußen war es sehr angenehm. Mit dem angenehmen Aufenthalt im Freien war es gegen 18 Uhr dann aber urplötzlich vorbei. Von einem auf den anderen Moment setzten Starkregen und heftige Windböen ein.
Der ausgewachsene Sturm dünnte die Zuschauerreihen erwartungsgemäß stark aus. Ein Kern von hartgesottenen und bald klatschnassen Fans feierte die Band aber unermüdlich weiter. Nachdem sich 15 Minuten lang der Himmel geöffnet hatte, nieselte es nur noch und es trauten sich wieder mehr Konzertgäste vor die Bühne. Dieser Zeitpunkt fiel dann aber auch schon mit dem Ende des Auftritts von Kain zusammen.
Kurz nach 18:30 Uhr ging es mit Thyrgrim weiter. Zum Beginn ihrer Show hatte es sich wieder eingeregnet, blieb aber immerhin warm. Der Publikumsandrang war ordentlich. Thyrgrim boten den Zuhörern klassischen, melodischen Black Metal in wechselnder Geschwindigkeit.
Der Auftritt der Band, die mit fast nostalgischem Corpsepaint auf der Bühne stand, lief gut und die Haarschöpfe der Fans kreisten. Mit der Zeit tröpfelte es nur noch, die Publikumsreaktionen blieben anhaltend positiv und um 19:15 Uhr verabschiedeten sich Thyrgrim unter ordentlichem Applaus.
Um etwa 19:50 Uhr betraten Downfall of Gaia die Bühne. Die Post-Metal-Band sollte eigentlich bereits im Vorjahr auf dem TNT Open Air auftreten, musste aber aus gesundheitlichen Gründen absagen. Nun holte die Gruppe ihre Teilnahme am Festival mit einem schnellen und energiegeladenen Set nach.
Vor der Bühne füllte es sich zusehends und die Zuschauern waren von Anfang an gut dabei. Downfall of Gaia hielten die Stimmung durchgehend aufrecht und legten einen gelungenen Auftritt hin. Um 20:35 Uhr kam die Band zum Ende. Die Menge jubelte und während des Outros waren auch einige – wenn auch erfolglose – Zugabe-Rufe zu hören. Das Wetter blieb unterdessen trocken und hielt auch für den Rest des Abends.
Mit Der Weg einer Freiheit war es kurz nach 21:20 Uhr bereits Zeit für den Co-Headliner. Nun war es im Innenhof des Kilaneums richtig voll. Die Menschen standen dicht gedrängt vor der Bühne und waren bester Stimmung. Mit Liedern wie „Der stille Fluss“ oder „Posthum“ rissen Der Weg einer Freiheit ihr Publikum voll mit, vor allem in den vorderen Reihen gab es bald kein Halten mehr.
Als letztes Stück wurde „Requiem“ angekündigt und die Fans mobilisierten noch einmal ihre Kräfte. Anschließend wurden sofort Rufe nach einer Zugabe laut. Der Weg einer Freiheit setzten daher noch „Lichtmensch“ hinterher und kamen kurz nach 22:30 Uhr schließlich unter tosendem Applaus zum Ende ihres Auftritts.
Kurz nach 23:10 Uhr traten dann Headliner Nocte Obducta vor die Menge. Vor der Bühne blieb es dabei nach wie vor voll. Dass ausgerechnet Nocte Obducta als Headliner des letzten TNT Open Airs verpflichtet wurden, war kein Zufall. Die Band hatte nämlich schon auf der ersten Auflage des Festivals gespielt und schloss somit nun den Kreis.
Sänger Torsten wandte sich dann nach dem zweiten Lied auch mit einer Ansage an das Publikum, dankte den Veranstaltern und wies auf die Verbindung zwischen Band und Festival hin. Der Auftritt von Nocte Obducta nahm dann mit einer vergleichsweise schwungvollen, vergleichsweise harten Liedauswahl seinen Lauf. Nach ihren letzten Alben, die stilistisch zum Teil sehr weit vom Black Metal wegführten, war das nicht selbstverständlich.
Das nun wieder schmissigere Set mag auch am kommenden Nocte-Obducta-Album „Mogontiacum“ liegen, das stilistisch wieder etwas härter ausfällt und von dem in Würzburg auch einige Lieder gespielt wurden. Bei den Fans kam die Titelauswahl jedenfalls gut an und der Jubel war Nocte Obducta nach jedem Lied gewiss.
Gegen Mitternacht dünnte sich das Publikum langsam etwas aus, doch auch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Bei „Niemals Gelebt“ war sogar ein Mini-Moshpit drin. Zum krönenden Abschluss spielten Nocte Obducta dann ihren Klassiker „Und Pan Spielt Die Flöte“ an – zwar leider nicht in voller Länge, aber immerhin. Das Publikum ging zu dem Stück noch einmal ausgiebig mit. Um 0:25 Uhr verließen Nocte Obducta dann die Bühne und sofort wurden Zugabe-Rufe laut.
Die Zugabe kam zwar nicht, dafür traten aber die TNT-Veranstalter Max und Julian vor das Publikum. Beide bedankten sich bei allen Beteiligten und natürlich auch bei den Festivalbesuchern für die vergangenen Jahre und für die immer gelungenen Auflagen des Festivals.
Was bleibt mir an dieser Stelle noch zu sagen? Das TNT Open Air wird sicher nicht nur mir in der jährlichen Festivalplanung fehlen. Was hier über Jahre von der Szene für die Szene auf die Beine gestellt worden ist, war mehr als nur beachtlich. Die Geschichte des TNT Open Airs, die hier nun zu Ende gegangen ist, war ohne jeden Zweifel eine Erfolgsgeschichte.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de