Auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr fand am 19. und 20. August das diesjährige Burgfolk Festival statt. Es handelte sich dabei um die letzte Auflage des seit 15 Jahren existierenden Open Airs. Ein letztes Mal bot das Burgfolk Festival seinen Besuchern ein Bandaufgebot aus Mittelalter-Rock, Folk-Rock und artverwandten Genres.
Am zweiten Festivaltag war dark-festivals.de für euch mit von der Partie. Hier lest ihr nun den Festivalbericht dazu.
Das Burgfolk Festival fand schon in den letzten Jahren traditionell freitags und samstags statt. Die meisten Bands spielten dabei jeweils am Samstag, da das Musikprogramm freitags immer erst am Nachmittag begann. Auch dieses Jahr war es wieder so: Am Freitag spielten vier Bands auf und jetzt, am Festival-Samstag, sieben.
Den Anfang an diesem angenehm warmen, aber nicht zu heißen 20. August machten Krayenzeit. Ab 13 Uhr beschallten sie mit ihrem schwungvollen, deutschsprachigen Mittelalter-Rock den Innenhof von Schloss Broich. Dort waren zu diesem Zeitpunkt naturgemäß noch keine großen Menschenmassen anzutreffen, bei den Anwesenden kamen Krayenzeit aber gut an. Das Ende ihrer Show garnierten die Mittelalter-Rocker sogar noch mit Pyro-Effekten.
Um 14:05 Uhr ging es mit Mythemia weiter. Die Folk-Band aus Bielefeld bot englisch- und deutschsprachige Lieder, die allesamt rein akustisch abliefen. Sowohl klanglich als auch optisch fiel die Band vor allem mit ihrem Didgeridoo auf. Die Band animierte das Publikum unter anderem mit ihrer „Piratenballade“ zum Mitmachen, die man wohl eher als „Rabenballade“ von Schelmish kennt.
Auch sonst setzen Mythemia gerne auf populäre Melodien. So fand auch das als „Levan Polka“ von Loituma bekannt gewordene Lied Eingang in ihr Repertoire. Beim Publikum fanden Mythemia damit jedenfalls Anklang. Gegen Ende ihres Auftritts zündeten auch die Bielefelder noch kleinere Feuereffekte und verabschiedeten sich schließlich um 14:45 Uhr unter dem Applaus ihrer Zuschauer.
Kurz nach 15 Uhr übernahmen The Aberlours das Feld. Die Band, die ruhigen Folk-Rock mit keltischen und diversen internationalen Anleihen spielt, wollte nach eigenem Bekunden schon länger auf dem Burgfolk Festival auftretet. Nun, zur letzten Auflage des Festivals, hatte es also geklappt. Das Publikum war beim Auftritt der Aberlours gut dabei, einige Zuschauer schwangen auch bereitwillig das Tanzbein.
Zwischen den Liedern machte die Band immer wieder längere Ansagen, in denen die Hintergründe der jeweiligen Musikstücke erläutert wurden. Nach einem gelungenen Auftritt verließen The Aberlours dann um 15:50 Uhr unter großem Beifall die Bühne.
Freunde der härteren Klänge kamen ab 16:20 Uhr bei Ingrimm auf ihre Kosten. Die Mittelalter-Metal-Band sorgte mit mit ihrem durchaus kraftvollen Sound und Stücken wie „Eisenwind“ oder „Tempus Fugit“ für Stimmung. Vor der Bühne gerieten die Zuschauer in Bewegung und bei Liedern wie „Skudrinka“ ließen auch Pyro-Effekte nicht lange auf sich warten.
Als letztes Lied ihrer Show kündigten Ingrimm „Sag Mir Nicht“ an. Nach dem Stück rief das Publikum nun zum ersten Mal für diesen Festivaltag lauthals nach einer Zugabe. Die gab es in Form von „Vogelfrei“, danach war dann Schluss.
Vor der Bühne füllte es sich nun zusehends und 17:30 Uhr bereiteten die Fans Ski’s Country Trash einen guten Empfang. Die Band von „Ski King“ Andrew Witzke war stilistisch sozusagen der bunte Hund im Lineup, denn Ski’s Country Trash stehen für Bluesrock mit breitem Country-Einschlag.
Los ging es mit drei schnelleren Rock-Stücken, bei denen das Publikum gut mitging. Danach wechselten Ski’s Country Trash in einen ruhigeren Programmteil mit Country-lastigeren Liedern über. Der E-Bass wurde dabei im Konzertverlauf durch einen Kontrabass ersetzt.
Die Stimmung in der Zuschauermenge war durchgehend gut, auch als das Spieltempo im späteren Konzertverlauf wieder anzog. Zum Ende des Auftritts hin gab es dann auch wieder Feuer-Effekte. Von den Temperaturen her hätte man die nicht unbedingt gebraucht, denn noch immer war es angenehm warm.
Nach dem Country-Klassiker „Ghost Riders In The Sky“ wurden umgehend Rufe nach einer Zugabe laut. Der „Ski King“ nutzte daraufhin die Gelegenheit zu einer Ansage, in der er vor allem seinen Dank für Festival-Veranstalter Michael Bohnes zum Ausdruck brachte. Als Zugabe folgte nun die Ballade „Join Me“, die durchaus für Gänsehaut sorgte.
Unter tosendem Applaus traten Ski’s Country Trash dann von der Bühne. Von den anhaltenden Zugabe-Rufen bewegt kehrte die Band dann aber samt dem Festival-Veranstalter zurück. Der drückte beim Zeitplan ein Auge zu und gab damit noch grünes Licht für den „Folsom Prison Blues“.
Als vorletzte Band des Abends begannen um 19 Uhr Rapalje ihr Konzert. Die Irish-Folk-Band aus den Niederlanden bedankte sich für ihre insgesamt drei Teilnahmen am Burgfolk Festival. Zur letzten Auflage hatte die Band nun ein abwechslungsreiches Programm von heiteren und fröhlichen bis hin zu melancholischen Stücken im Gepäck.
Zu den oft instrumentalen Stücken herrschte auf Schloss Broich gute Stimmung. Rapalje stellten dabei auch unter Beweis, dass auch eine ruhige Folk-Band Verwendung für Pyrotechnik haben kann. Die Band setzte im Konzertverlauf sogar ihren Dudelsack in Brand.
Zu Ehren von Michael Bohnes spielten Rapalje unter anderem den Manowar-Klassiker „Heart Of Steel“. Als letztes Lied wurde schließlich ein niederländisches Stück angekündigt, dass sich als die niederländische Version von „Was Wollen Wir Trinken“ entpuppte.
Um 19:55 Uhr wollte die Band dann ihr Konzert beenden, doch sofort riefen die Zuschauer nach einer Zugabe. Rapalje spielten also noch ein Stück, zu dem der Dudelsackspieler eine Polonaise durch das Publikum startete. Der Unterhaltungswert war ebenso groß wie der Jubel, den Rapalje nun sicher hatten.
Pünktlich um 20:30 Uhr traten Russkaja auf die Bühne, die schon im Vorjahr Headliner des Burgfolk Festivals gewesen waren. Erst standen nur die Instrumentalisten vor dem Publikum, dann trat Sänger Georgij hinzu und das Konzert nahm mit „Peace, Love & Russian Roll“ Fahrt auf.
Vor der Bühne tanzten, sprangen und feierten die Menschen zu Russkajas Crossover aus Rock, Ska und Ostblock-Polka. Einer der Höhepunkte war der „Psycho Traktor“, zu dem der halbe Innenhof von Schloss Broich im Kreis lief. Dass es zwischendurch kurz Regnete tat der Stimmung keinen Abbruch, denn zu Russkajas unterhaltsamer Musik und gelegentlichen Pyro-Effekten war schlichtweg Party angesagt.
Bei „Energia“ stand kein Fuß mehr still und auch zu „Rock’n’Roll Today“ oder dem von Avicii entliehenen „Wake Me Up“ verausgabte sich die Menge nach Kräften. Eine kurze Gelegenheit zum Durchatmen bot das mit dem ruhige „Barada“. Nachdem Band und Fans bei der Zugabe noch einmal alles gaben, verabschiedeten sich Russkaja schließlich um 21:55 Uhr unter großem Jubel.
Mit dem Auftritt von Russkaja war dann auch das letzte Burgfolk Festival zu Ende. Das Festival hatte sich bei seiner finalen Ausgabe noch einmal mit all seinen Stärken präsentiert: Mit einem hochwertigen, sehr abwechslungsreichen Bandaufgebot, guter Stimmung, der tollen Location und nicht zuletzt auch mit der freundlichen, ja direkt familiären Atmosphäre, die das Festival geprägt hat.
Viele Fans werden sich gerne an die verschiedenen Auflagen des Burgfolk Festivals zurückerinnern. Mir jedenfalls wird es fehlen.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de