In Wörrstadt bei Mainz fand an bewährter Stelle am 26. und 27. August 2016 erneut das Neuborn Open Air Festival statt. Die nunmehr zwölfte Auflage des kurz Noaf genannten Festivals bot wie gewohnt Bands aus verschiedensten Metal-Genres und auch aus dem Rock-Bereich.
14 Bands stellten zwei Tage lang ihr Können unter Beweis. Dieser Festivalbericht blickt auf die Geschehnisse zurück.
Tag 1 – Freitag, der 26.08.2016
Die Temperaturen sollten an diesem Wochenende zu einem für das Festival prägenden Faktor werden. So zeigte das Thermometer schon bei Einlass auf das Festivalgeländer satt über 30 Grad. Tendenz: Steigend.
Auch Iron Bastards aus Frankreich standen schon vor dem ersten Lied die Schweißperlen auf den Gesichtern. Die drei Rocker, die vom Stil her an Motörhead erinnerten, eröffneten pünktlich um 15 Uhr das Musikprogramm. Bei den noch nicht ganz so vielen Zuschauern, die sich trotz der Mittagshitze vor die Bühne wagten, kamen die Straßburger gut an.
Um 15:55 Uhr war es Zeit für die erste regionale Band des Festivals. Visdom aus Mainz boten den Festivalbesuchern Rock mit einem gewissen Bluesrock-Einschlag. Der überwiegende Teil der Zuschauer verfolgte die Darbietung von weiter hinten aus dem Schatten heraus. Vor der Bühne trotzten dennoch einige Fans der Hitze und hatten genau wie das sitzende Publikum Spaß.
Mantar hatten technische Probleme beim Soundcheck. Ihre Startzeit verschob sich daher um zehn Minuten auf 17 Uhr. Noch immer war es dabei brennend heiß. Doch trotz Hitze und dem verzögerten Beginn war es nun zum ersten Mal richtig voll vor der Bühne. Leider waren die technischen Probleme auch bei Konzertbeginn noch nicht ganz beseitigt worden. So war der Gesang in den ersten zehn Minuten der Show zu leise gemischt und ging stellenweise unter.
Die Fans waren trotzdem guter Dinge. Bald spielte auch die Technik mit und das dynamische Metal-Duo aus Bremen konnte ohne weitere Probleme sein Konzert bestreiten. Um 17:45 Uhr verabschiedete sich die Zwei-Mann-Band. Das Publikum applaudierte ordentlich, auch wenn es nicht in Begeisterungsstürme ausbrach.
In der nun folgenden Umbaupause sorgte ein Mitglied der Noaf-Crew aus dem Bühnengraben heraus mit dem Wasserschlauch für Abkühlung. Kurz nach 18:15 Uhr – und damit ebenfalls hinter dem Zeitplan – waren dann Betraying the Martyrs an der Reihe. Vor der Bühne war es jetzt proppenvoll. Die vor allem jungen Fans der französischen Metalcore-Band waren in Feierlaune.
Schon beim ersten Lied bildete sich ein Circle Pit und mehrere Stagediver fanden den Weg über die Menge. Bei noch immer sehr sommerlichen Temperaturen war durchgehend viel Bewegung im Publikum zu beobachten. Als das letzte Lied angekündigt wurde, gingen die Fans noch einmal richtig mit. Sänger Victor wagte dabei den Ritt über die Menschenmenge und erneut kam auch der Wasserschlauch zum Einsatz. Betraying the Martyrs verabschiedeten sich schließlich gegen 19 Uhr unter dem Jubel ihrer Fans.
Ein besonderer Programmpunkt bot sich nun in der anschließenden Umbaupause. Ein Mitglied des Festival-Teams betrat die Bühne und machte seiner Freundin, ebenfalls Crew-Mitglied, einen Heiratsantrag. Die nahm an und der Applaus der Zuschauer war den frisch Verlobten gewiss.
Musikalisch ging es gegen 19:20 Uhr mit The Vintage Caravan aus Island weiter. Vor der Bühne war es voll als das Rock-Trio sein Konzert begann. Nach dem ersten Lied entledigten sich Gitarrist und Bassist erst einmal ihren Hemden und starteten dann voll durch. Der gut gespielte Rock mit gelungenen Solo-Einlagen brachte die Menge in Fahrt.
Während die Stimmung weiter stieg, fielen die Temperaturen – endlich – auf ein angenehmes, gut aushaltbares Niveau. Auch im Publikum sorgte das für Freude. Gegen 20:10 Uhr verabschiedeten sich The Vintage Caravan unter durchaus großem Beifall.
Für deutlich härtere Klänge sorgten ab 22:40 Uhr Soulfly. Die südamerikanische Thrash-Metal-Band legte mit „We Sold Our Souls To Metal“ los und animierte das Publikum sogleich zum Circle Pit. Die Fans waren gut dabei und ließen sich zu Stücken wie „Refuse / Resist“ oder „Arise Again“ mitreißen.
Die Menge sprang im Takt und zeigte sich energiegeladen. Als Soulfly schließlich „The Ace Of Spades“ von Motörhead anstimmten, sangen ihre Fans begeistert mit. Zu „Roots Bloody Roots“, das noch aus Max Cavaleras Sepultura-Zeiten stammt, gaben die Zuschauer noch einmal alles. Der Auftritt endete dann um 21:45 Uhr mit tosendem Applaus.
Um 22:30 Uhr war es Zeit für Tages-Headliner Udo Dirkschneider. Vor der Bühne standen die Fans dicht an dicht um den altgedienten Metal-Sänger zu sehen. Der trat mit einem Knall und zwei Feuersäulen auf die Bühne und die Zuschauer waren Feuer und Flamme. Die Show war für klassische Metal-Fans etwas Besonderes, denn Dirkschneider trat nicht mit seiner Band U.D.O. auf.
Stattdessen steuerte der Musiker das Neuborn Open Air Festival mit seinem „A Farewell To The Past“-Programm an. Anstatt der üblichen U.D.O.-Songs sang Dirkschneider nun also Klassiker von Accept, deren Sänger er über viele Jahre hinweg war. Zu Accept-Liedern wie „Midnight Mover“ ließen sich die Fans nicht lange bitten.
Viele Festivalbesucher sangen auch fleißig mit und stellten bei verschiedenen Stücken ihre Textsicherheit unter Beweis. Den Mann mit der markant hohen Stimme und der überschaubaren Körpergröße feuerten sie dabei immer wieder mit „Udo, Udo“-Sprechchören an. Die Stimmung war bestens und der gelungene erste Festivaltag fand seinen würdigen Abschluss.
Tag 2 – Samstag, der 27.08.2016
Man wollte es kaum glauben, aber der zweite Festivaltag war noch heißer als der erste. Gegen 15 Uhr sollte das Musikprogramm losgehen, doch das Publikum – sofern schon anwesend – lag wie erschlagen im Schatten. Der Moderator des Festivals bat die Menschen daher nach vorne zu kommen und auch regionale Bands zu unterstützen.
Mit einer solchen, Stonefall, ging es jetzt nämlich los. Tatsächlich kamen auch einige Festivalbesucher der Aufforderung des Ansagers nach. Vor der Bühne bilden sich mehrere wenn auch lichte Reihen und hielten der Sonne stand. Belohnt wurden sie mit dem modernen Metal von Stonefall, die einen durchweg souveränen Auftritt hinlegten.
Um 15:45 Uhr ging es mit dem Rock-Trio Gingerpig weiter. Vor der Bühne war zwar noch nicht wirklich viel los, die Band bot aber trotzdem eine ordentliche Show und erntete gute Publikumsreaktionen. Mit der Zeit lockten Gingerpig dann auch mehr Zuschauer an, die ebenfalls gut auf die Band reagierten.
Bei Shoot The Girl First, die leicht verspätet um 17 Uhr starteten, füllte es sich vor der Bühne merklich. Die Fans der französischen Metalcore-Band gingen gut mit, sangen und tanzten ausgelassen umher. Beim letzten Lied verausgabten sich die Fans noch einmal ordentlich und wurden mit dem Wasserschlauch abgekühlt. Shoot The Girl First verabschiedeten sich nach 45 Minuten Spielzeit unter großem Jubel.
Kernigen Thrash Metal gab es ab 18:05 Uhr bei Vektor. Die US-amerikanische Band betrat mit „Charging The Void“ die Bühne und traf auf eine ansehnliche Zuschauerzahl. Beim ersten Lied war der Gesang noch zu leise abgemischt, die Fans legten trotzdem ordentlich los. Es dauerte nicht lange und zu „Liquid Crystal Disease“ kam auch wieder der Wasserschlauch zum Einsatz.
Die Band feuerte munter aus allen Rohren und die Fans ließen begeistert die Köpfe kreisen. Als letztes Stück wurde „Recharging The Void“ angekündigt und die Menge gab noch einmal Gas. Um 19 Uhr verließen Vektor dann die Bühne. Zum ersten Mal für diesen Festivaltag waren laute – wenn auch nicht erfolgreiche – Zugabe-Rufe zu hören.
Pünktlich um 19:30 Uhr ging es mit Brainstorm weiter. Vor der Bühne war es proppenvoll als die Power-Metal-Band mit Stücken wie „Firesoul“ oder „Highs Without Lows“ für Bewegung sorgte. Die Stimmung war bestens und das Publikum von Anfang an gut dabei. Schon beim zweiten Lied musste wieder der Wasserschlauch zum Einsatz kommen.
Mittlerweile war die pralle Mittagssonne verschwunden und die Temperaturen wurden zur Freude der feiernden Brainstorm-Fans angenehm. Die zeigten sich weiter von ihrer besten Seite und sangen fleißig mit. Einige Fans sangen einfach weiter als Brainstorm gegen 20:30 Uhr die Bühne verließen.
Nicht weniger schwungvoll ging es ab 21 Uhr bei Agnostic Front zu. Eher das Gegenteil war der Fall: Die zahlreichen Fans vor der Bühne bildeten schon beim ersten Lied einen Circle Pit. Mit Songs wie „Dead To Me“ brachte die Hardcore-Punk-Band das Publikum mühelos ins Schwitzen.
Zu „My Life My Way“, „Police Violence“ oder „For My Family“ stand in der Menge kein Fuß still. Eingefleischte Fans sangen auch beherzt und textsicher mit. Auch zu „Friend Or Foe“ oder „Victim In Pain“ war die Stimmung bestens. Insgesamt legten Agnostic Front hier einen wirklich gelungenen Auftritt hin, der schließlich mit ihrem Cover des „Blitzkrieg Bop“ der Ramones endete.
Nun fieberten die Festivalbesucher dem Headliner Arch Enemy entgegen. Vor der Bühne war es dementsprechend sehr voll. Pünktlich um 22:30 Uhr begann die schwedische Melodic-Death-Metal-Band mit „Yesterday Is Dead And Gone“ ihr Konzert. Die Fans feierten ausgelassen, schon bald waren auch die ersten Stagediver zu sehen.
Weiter ging es mit „Burning Angel“ und „War Eternal“, die Stimmung war hervorragend. Nach „Dead Eyes See No Future“ wurde die Bühne kurz abgedunkelt. Sofort brandeten „Arch Enemy“-Sprechchöre auf, das Licht ging wieder an und die Show weiter. Bei „No Gods No Masters“ sprang das gesamte Publikum im Takt.
Nach „We Will Rise“ verließen Arch Enemy um 23:45 Uhr die Bühne. Die Menge klatschte und jubelte laut, die Band kam zurück und setzte als Zugabe unter anderem noch ein langes Gitarrensolo nach. Nun, zum Ende der Show hin, fanden auch wieder mehrere Stagediver den Weg über die Köpfe der Festivalbesucher hinein in die Arme der Security-Mitarbeiter im Bühnengraben.
Als letztes Lied wurde dann „Nemesis“ gespielt und noch einmal gaben die Fans alles. Kurz nach Mitternacht verabschiedeten sich Arch Enemy schließlich, verbeugten sich vor ihren Fans und warfen unter großem Jubel Plektren und andere Souvenirs in die Menge.
Zum Abschluss trat nun der Moderator des Festivals auf die Bühne und bedankte sich unter großem Zuspruch bei allen Beteiligten und auch den Festivalbesuchern. Das Neuborn Open Air Festival war auch in diesem Jahr wieder eine mehr als erlebenswerte Veranstaltung. Ein hochwertiges, sehr abwechslungsreiches Lineup und die familiäre „von Fans für Fans“-Atmosphäre sorgte einmal mehr für ein gelungenes Festival. Noaf – gerne wieder!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Pingback: Neuborn Open Air Festival 2016 | DARK-FESTIVALS.DE