Phungo 249 und Du! – Festivalbericht

Wie so viele Veranstaltungen ist dieses Jahr auch das Phungo Festival in Pfungstadt Corona zum Opfer gefallen. Dessen Organisatoren hatten sich jedoch eine coronagerechte Alternative überlegt. Unter dem Titel Phungo 249 und Du! fanden mehrere kleine Open-Air-Konzerte statt, die alle auf 250 Teilnehmer limitiert waren.

Die „Mini-Phungos“ waren alle sehr verschieden ausgerichtet und boten je nach Veranstaltungstag ein hoch unterschiedliches Programm. Der 25. September stand dabei im Zeichen des Metal. Dann nämlich hielten Sapiency, All Will Know und Pornophonique Einzug im Pfungstädter Schwimmbad. Die drei Bands hätten ursprünglich beim Metal Up Your Life in Darmstadt spielen sollen und fanden nun in Pfungstadt einen coronagerechten Ersatzspielort.

Auf das sehr ungewöhnliche Event in einer sehr ungewöhnlichen Zeit blickt dieser Festivalbericht zurück.

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Phungo 249 und Du!

Die Open-Air-Saison ist Ende September eigentlich längst vorbei. In einem normalen Jahr finden um diese Zeit nur noch Hallenkonzerte statt. Aber was ist schon normal in 2020? Bedingt durch die Corona-Hygieneauflagen war auch in Pfungstadt an ein Hallenkonzert in vergleichbarer Größe noch gar nicht zu denken.

Die Veranstalter standen also vor der Wahl: Open Air oder gar nichts. Mit dem Phungo 249 und Du! entschieden sie sich für das Open Air. Genauer gesagt für mehrere Open Airs, denn das Phungo fand mit diesem Konzept ja als Veranstaltungsreihe statt. Von Cover-Bands bis Jazz oder Big Band war dabei so ziemlich alles vertreten.

Das Programm der verschiedenen Phungos war so wechselhaft wie ihr Erfolg. Manche der Phungos waren ausverkauft, andere ein kompletter Flop. Das „Metal-Phungo“ am 24. September lag mit circa 100 verkauften Eintrittskarten irgendwo in der Mitte. Der Großteil der Karten wurde dabei im Vorverkauf abgesetzt. Die Abendkasse erzielte dagegen – wohl auch wegen der herbstlichen Temperaturen – nur geringe Resonanz.

Da stellte sich doch gleich die Frage: Warum fing das Phungo eigentlich so spät an? Einlass war um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Warum hat man beides nicht zwei Stunden vorverlegt, um noch etwas Sonne mitzunehmen und die Risiken eines Herbst-Open-Airs abzumildern? Nun, das Festivalgelände am Pfungstädter Schwimmbad wurde an jedem der Festivaltage zwei Mal bespielt.

Auf diese Weise konnten die Veranstalter an jedem Tag bis zu 500 Gäste begrüßen. Auch vor dem Metal-Konzert fand ein wie auch immer geartetes Mittagsprogramm statt, nach dem das Festivalgelände komplett desinfiziert werden musste. Durch diese zeitaufwändige Prozedur hätte das Abendprogramm also kaum früher starten können. 2020 war und ist eben das Jahr der Kompromisse.

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Pornophonique

Für die Konzertbesucher galten auf dem Festivalgelände natürlich diverse Auflagen. Distanz halten stand ganz oben. Der Zuschauerbereich war daher mit Klappstühlen ausgestattet, die den Abstand der Gäste zueinander sicherstellten. Unter diesen natürlich ungewohnten Bedingungen startete das Musikprogramm um 20 Uhr mit Pornophonique. Das Duo verbindet Rock-Gitarre mit dem 8-Bit-Sound eines Gameboys.

In ihrem sehr markanten Stil spielten Pornophonique eigene Lieder, aber auch Cover. Neben Rock- und Metal-Klassikern wie „Iron Man“ von Black Sabbath hatte das dynamische Duo dabei auch recht kuriose Interpretationen im Gepäck. „Hit Me Baby One More Time“ von Britney Spears zum Beispiel. Bei den Zuschauern kam all das gut an. Während der Lieder konnte man da noch unsicher sein, denn die Reaktionen eines nun mal ruhig sitzenden Publikums sind kaum zu lesen. Nach Ende eines jeden Liedes gab es dann aber großen Applaus.

Die Konzertbesucher waren gut aufgelegt und begeisterungsfähig. An den Reaktionen war abzulesen, dass sich die Menschen sehr freuten, wieder ein Konzert besuchen zu können und zumindest ein Stück Normalität zurück zu haben. Dafür hielten die Gäste dann auch die herbstliche Kälte aus. In Sachen Corona verhielten sich die Menschen übrigens diszipliniert. Klar: Leute, die man kennt, begrüßt man auch. Auf körperliche Nähe wurde aber größtenteils verzichtet.

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All Will Know

Kurz nach 21 Uhr setzte die Modern-Metal-Band All Will Know dann zu einem Ritt durch all ihre Alben an. Von aktuelleren Stücken über „Deeper Into Time“ bis hin zu „The Weakest Spot“ von ihrem Debüt war für jeden etwas dabei. Die Fans waren richtig gut drauf, Headbangen geht ganz offensichtlich auch im Sitzen. Nach jedem Lied bedachte das halb durchgefrorene Sitzpublikum die Band mit großem Jubel.

Punkt 21:35 Uhr begann es dann zu tröpfeln und regnete sich bald ein. Den Zuschauern, die nicht in den überdachten Stehbereich flüchteten, wurden eilends Regenschirme ausgeteilt. Es war ein Bild für die Götter: Die Corona-Metal-Meute sitzheadbangend unter ihren Regenschirmen. Der Stimmung tat all das jedenfalls keinen Abbruch, auf Regen und Kälte kam es jetzt auch nicht mehr an.

Nach einer schwungvollen Zugabe und großem Beifall der Fans trat nun Veranstaltungsleiter Harry Hegenbarth auf die Bühne. Er dankte Jan Jansohn (Gründer von All Will Know und gleichzeitig Veranstalter des Metal Up Your Life in Darmstadt) dafür, „ein Heavy-Metal-Konzept in ein Familien-Festival integriert“ zu haben. Jan gab das Lob gleich an Harry zurück, denn schließlich hatte das Phungo Festival den Bands vom Metal Up Your Life ja quasi Asyl gewährt. Harry fand auch noch lobende Worte für die Zuschauer, die weiter brav Abstand hielten.

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Sapiency

Es war vielleicht 22:30 Uhr, als schließlich Sapiency auf der Bühne standen. Die Melodic-Death-Metal-Band hatte just an diesem Tag ihr neues Album „For Those Who Never Rest“ veröffentlicht. Ihre Releaseparty hatten sich Sapiency mit Sicherheit einmal anders vorgestellt. Da es inzwischen nicht mehr regnete, dünnte sich das Publikum weniger stark aus als vielleicht erwartet. Wenn es in der Spitze gut 100 Zuschauer waren, dann waren es jetzt wohl noch 80 – und die hatten Spaß.

Mit neuem Album, zwei Sängern und richtig Spielfreude zeigten sich Sapiency von ihrer besten Seite. Rund die Hälfte der Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Die Fans standen auf und headbangten, was mit ausreichendem Abstand zu anderen Besuchergruppen auch gestattet war. Die andere Hälfte genoss das Konzert weiter im Sitzen, zum Teil in Decken gehüllt oder mit mehreren Jacken ausgestattet.

Mit einer gelungenen Zugabe und viel Applaus ging das Festival schließlich zu Ende. Die Fans erlebten in Pfungstadt einen schönen Konzertabend, gleichzeitig aber doch so viel mehr als das. Was war das für ein tolles Gefühl, dem grausigen Jahr 2020 trotz aller Widrigkeiten doch noch ein Metal-Open-Air abgetrotzt zu haben. Schade nur, dass die Besucherzahl sich lediglich im mittleren Bereich bewegte. 100 waren nicht schlecht, jeden weiteren hätte man Bands und Veranstalter aber ohne Zweifel gegönnt.

Davon abgesehen passte aber alles. Nicht zuletzt war die „Metal-Ausgabe“ des Phungo 249 für die hiesige Szene auch einfach ein positives Zeichen in einer schwierigen Zeit. Mein Respekt gilt allen, die daran mitgewirkt haben.

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

 

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