20 Years New Evil Music Festival – Festivalbericht

Wenn Christian Bunkes Konzertagentur New Evil Music Geburtstag feiert, dann so richtig. Zum 20-jährigen Bestehen richtete der Konzertveranstalter in der Halle02 in Heidelberg das 20 Years New Evil Music Festival aus.

Am 28. September gaben sich dort ganze zehn Bands die Klinke in die Hand. Der Schwerpunkt des durchaus hochkarätigen Lineups lag auf Black Metal und den verwandten Genres.

Hier unser Rückblick auf das Festival.

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New Evil Music Festival

Als Spartenfestival im aller besten Sinne zog das New Evil Music Festival auch Zuschauer von weiter weg her an. Nicht wenige waren daher zum ersten Mal in der Halle02 zu Gast. Wer sich nicht vorher informiert hatte, erlebte daher eine böse Überraschung: Die Halle02 hat überhaupt keine Parkplätze! Im Zweifelsfall musste man sich vor dem Musikgenuss also erst einmal von einem überteuerten Parkhaus aus per S-Bahn oder zu Fuß durch die Stadt bewegen.

Was auch negativ auffiel waren die Getränkepreise. Eine mickrige 0,2 (!) Liter Cola kostete stolze 3,50 €, von anderen Getränken fangen wir gar nicht erst an. Mit seinen geschlechtsneutralen Toiletten gibt sich die Halle02 arg inklusiv. Bei wirtschaftlich schwächer gestellten Menschen hört der Wille zur Inklusion aber offenbar auf. Die Halle02, obwohl eine große und saubere Location, hinterließ als Austragungsort des Festivals also eher gemischte Gefühle.

Die Dinge, die in der Hand des Veranstalters lagen, passten aber. Es gab genug Auswahl an Essen und Merchandise. Neben den Auslagen der Bands gab es auch weitere Stände, an denen man in CDs und Schallplatten stöbern konnte. Außerdem gab es auch einen Stand der Hornschleiferei und einen von Metality.

Bei Metality handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein von Metal-Fans. Die „extreme nice People“ nehmen sich verschiedenen sozialen Projekten an. So engagiert sich Metality beispielsweise zum Thema Depression, organisiert Musikunterricht für wirtschaftlich schwächere Jugendliche oder kauft von Spendengeldern Hilfsgüter für Obdachlose.

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Entgeist

Das Musikprogramm startete um 13:15 Uhr. Festival-Moderator Ernie (früher bekannt als Sänger von Fäulnis) sprach die Begrüßungsworte und richtete seinen anerkennenden Dank an Festivalveranstalter Christian Bunke. Dann begannen Entgeist mit dem ersten Konzert des Tages. Die hatten mit nur 30 Minuten auch die kürzeste Spielzeit, legten sich aber mächtig ins Zeug.

Ohnehin gehörten Entgeist zu den weniger komplexen, dafür aber härtesten Bands des Festivals. So gab es jetzt also kernigen, druckvollen Black Metal im Vollgas-Modus auf die Ohren. Nur sehen konnte man davon nichts, denn die Bühne war stockfinster. Wie der Sänger aufklärte, gehörte das nicht etwa zur Show – die Bühnenbeleuchtung funktionierte einfach nicht. Die Fans nahmen es gelassen. Für diese frühe Stunde war die Zuschauerzahl wirklich schon in Ordnung und auch die Publikumsreaktionen gingen klar.

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Perchta

Die nächsten vier Bands sollten 40 Minuten Spielzeit haben, zunächst Perchta. Mit ihrem von Folklore beeinflussten Black Metal in Tiroler Mundart zog die Gruppe mehr Leute an als Entgeist. Die Tiroler spielten ein atmosphärisches Konzert und brachten ihren ungewöhnlichen Sound auch live gut zur Geltung. Wie oft hört man schon Black Metal, bei dem zwischendurch gejodelt wird?

Beim Publikum kamen Perchta gut an, wenn auch nicht bei jedem gleichermaßen. Das zeigte sich vor allem während der ruhigen Passagen nur mit Stimme und Hackbrett. In der hinteren Hälfte der Halle redeten die Leute teils Lauter als die Musik von der Bühne spielte. Vorne ließ sich dafür manch einer wirklich vollends in den Bann von Perchta ziehen.

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Groza

Als nächstes waren Groza an der Reihe. Die Black-Metal-Band hatte nur eine Woche vor dem Festival ihr neues Album „Nadir“ veröffentlicht, nun also mehr als genug neues Material für ihre Fans. Groza legten eine stimmungsvolle, kurzweilige Show hin, deren 40 Minuten schnell vorübergingen. Das Publikum war gut dabei, vorne kreisten die Köpfe.

Beim letzten Lied holten Groza schließlich den Frontmann von Harakiri For The Sky als Gastsänger auf die Bühne. Der Auftritt von Groza machte wirklich Laune und die Fans verabschiedeten die Band gebührend.

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Chapel Of Disease

Sehr abwechslungsreich ging es mit Chapel Of Disease weiter. Moderator Ernie meinte nur „Lasst euch darauf ein!“ und hob den breit gefächerten Stil-Mix der Band hervor. Und damit hatte er auch wirklich nicht zu viel versprochen. Chapel Of Disease spielten lange, gemächliche Instrumentalpassagen, zeigten sich dann wieder als Death-Metal-Band und überzeugten auch immer wieder durch eine sehr gute Gitarrenarbeit.

Der vielseitige Sound und die hohe Spielfreude der Band kamen gut an. So war die Halle bei Chapel Of Disease gut gefüllt und am Ende gab es einen großen Schlussapplaus.

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Ellende

Die Black-Metal-Band Ellende spielte als nächstes. Wenige Wochen vor dem Festival hatte die Gruppe ihr Album „Todbringer“ von 2016 als „Todbringerin“ neu aufgelegt. Das Konzert startete dann auch gleich mit der „Ballade auf den Tod“, dem wohl bekanntesten Stück dieses Albums. Das Publikum war von Anfang an voll mit dabei. Ellende nahmen ihre Fans gut mit und die Halle füllte sich bis weit nach hinten.

Von mir aus hätte gerne noch „Atemzug“ gespielt werden können, ansonsten ließ dieser starke Auftritt aber keine Wünsche offen.

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The Vision Bleak

Von The Vision Bleak habe ich den Anfang verpasst – im Gegensatz zu vielen Fans, die fleißig die ersten Reihen vor der Bühne bevölkerten. Die Dark-Metal-Band war die erste Gruppe mit 50 Minuten Spielzeit und trat dieses Mal mit Live-Geige auf. Der im Vergleich zu anderen Bands des Tages eher gemütliche Sound von The Vision Bleak hatte auf dem New Evil Music Festival definitiv seine Freunde.

Zwar zogen die Dark-Metaller etwas weniger Publikum an als Ellende, die Fans von The Vision Bleak gingen zu Songs wie „The Night Of The Living Dead“ aber richtig gut mit.

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Hexvessel

Musikalisch noch ruhiger als bei The Vision Bleak ging es bei Hexvessel zu. Die Gruppe lieferte einen langsamen, sanften und melodischen Sound mit mehrstimmigem Klargesang. Gemessen am übrigen Lineup boten Hexvessel den Zuschauern damit eine Verschnaufpause. Mit ihrem gut hörbaren Dark Rock erntete die Band durchaus Applaus, wenn auch nicht die ganz große Begeisterung.

Hexvessel hatten einen wirklich angenehmen Klang – wer nach den sechs vorherigen Bands müde war, bekam nun aber womöglich schwere Augenlider.

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Ahab

Es war mittlerweile 21 Uhr und Ahab betraten die Bühne. Die Meister der Langsamkeit brachten den Doom Metal nach Heidelberg – und das mit sowohl Growl- als auch Klargesang. Schnell füllte sich die Halle und die Fans ließen sich dahintreiben. Manch einer genoss die Show gar mit geschlossenen Augen. Zu sehen gab es ohnehin nicht viel, denn die Lichtshow fiel sehr sparsam aus.

In den ganz ruhigen Abschnitten des Konzerts zeigte sich das selbe Problem wie zuvor schon bei Perchta: Wer von der Musik mehr mitbekommen wollte als von den Gesprächen der Umstehenden, musste schon in das vordere Drittel der Halle vorrücken. Doch die Fans waren wirklich angetan von Ahab, nach jedem der teils recht langen Lieder gab es großen Applaus. Das Set der Doom-Metaller reichte dabei zurück bis zum ersten Album.

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Empyrium

Flankiert von zwei Kerzenständern war es bald an der Zeit für Headliner Empyrium. Darauf hatten sich viele gefreut, entsprechend groß war von Beginn an der Publikumsandrang. Auch Moderator Ernie gab sich als langjähriger Empyrium-Fan zu erkennen. An diesem Abend trat die Band in ihrer kleinen Besetzung auf – lediglich mit fünf Musikern und ohne Thomas Helm.

War das schlimm? War das irgendwie von Nachteil? Wäre es mit der größeren Besetzung ein anderes Erlebnis gewesen? Man hatte überhaupt keine Zeit sich solche Gedanken zu machen, denn schon als zweites Stück spielten Empyrium „Mourners“, eines der zu Recht populärsten Stücke ihres gesamten Repertoires. Die Fans erkannten das Lied schon an den ersten Takten und jubelten.

Empyrium boten den Festivalbesuchern ein Old-School-Set, das bis zu „My Nocturnal Queen“ von ihrem 30 Jahre alten Demo zurückreichte. Auf der Reise zu den Frühwerken der Band brandete nach jedem Stück lange anhaltender Applaus auf. Die 60 Minuten Empyrium vergingen wie im Flug und die Menge zeigte sich von der Band begeistert. Den Rufen nach einer Zugabe konnte angesichts des eng getakteten Zeitplans leider nicht entsprochen werden.

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Harakiri For The Sky

Nach Empyrium war für mich persönlich Schluss, den Co-Headliner Harakiri For The Sky konnte ich leider nicht mehr mitnehmen. Meine Batterien waren leer und ich hatte noch anderthalb Stunden Heimfahrt vor mir.

Als Fazit zu diesem absolut gelungenen Jubiläumsfestival bleibt mir nur noch zu sagen: Herzlichen Glückwunsch Chris Bunke und ich freue mich schon auf das 25 Years New Evil Music Festival!

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de