Welle:Erdball im MS Connexion in Mannheim. Dieses Konzert ist ja schon eine echte Tradition. Ich bekomme gar nicht mehr zusammen wie oft die Minimal-Elektroniker hier schon aufgetreten sind – und jedes Mal ist wieder volles Haus.
Am 1. März war es nun wieder soweit und Deutschlands vielleicht skurrilste Electro-Pop-Band kehrte wieder in die Stadt am Rhein zurück. So mancher Fan fieberte dem Auftritt schon entgegen, denn vor der aktuellen Tour mehrten sich Hinweise auf ein durchaus bedeutendes Comeback in der Band-Besetzung.
Doch der Reihe nach…

Welle:Erdball in Mannheim
Eigentlich sollte die Show um 19 Uhr losgehen. Vor Ort merkten die Fans dann aber schnell, dass 19 Uhr nicht der Beginn sondern erst der Einlass war. Da lag die Schlussfolgerung nahe, dass Welle:Erdball dieses Mal wohl keine Vorband hatten. Denn schließlich sind die Konzerte der Band recht lang und um 22 Uhr sollte schon das Super Schwarze Mannheim starten.
Für das Zeitproblem fanden Welle:Erdball aber später eine Lösung: Sie überzogen einfach „ein bisschen“ und schoben das Super Schwarze Mannheim nach hinten. Von daher gab es eben doch eine Vorband: Das Electro-Pop-Duo Versus. Die zwei Musiker traten um 19:55 Uhr auf die Bühne und kamen erst mal nicht sehr weit.
Versus brachen das erste Lied ab und ihr Sänger erklärte, dass sowohl der Laptop als auch der Backup-Laptop gleichzeitig gelaufen waren. Die Beats gab es also gleich doppelt. So gingen Versus nochmal kurz von der Bühne und versuchten es gleich nochmal. Dieses Mal lief es! Ihre Mischung aus poppigen Electro-Melodien, drückendem Bass und geschmeidigem Gesang fand beim Publikum Anklang. Ihre Balladen ernteten gute, die beatlastigen Stücke aber noch bessere Reaktionen.

Passende Vorband: Versus
Großen Applaus bekamen Versus auch für ihre Ansage gegen Rassismus und Populismus im Zuge ihres Stückes „Revolution“. Eine Besonderheit war auch noch das Glücksrad, mit dem ein Mal die Liedauswahl dem Zufall überließen. Insgesamt legten Versus hier einen wirklich gelungenen Auftritt hin, der um 20:45 Uhr sein Ende fand.
Im MS Connexion war es inzwischen richtig voll und eng. Der Gang zur Toilette oder zur Bar konnte damit zum zeitaufwändigen Unterfangen werden. Viel mehr Besucher hätten jedenfalls nicht mehr in die Halle gepasst. Um 20:55 Uhr – also nach gerade einmal zehn Minuten Pause – standen dann Welle:Erdball auf der Bühne. Beim ersten Stück verbargen sich die Musiker noch hinter ihren Pappaufstellern und man sah sie nur als Silhouette.
Noch konnte man also keinen genauen Blick auf die Besetzung werfen. Genau darauf warteten aber viele gespannt, denn auf dieser Tour sollte dem Vernehmen nach doch der vor Jahren ausgestiegene Mitgründer A.L.F. zurückkehren. Beim zweiten Stück „Wir wollen keine Menschen sein“ konnte man die Band dann endlich sehen – und A.L.F. war nicht dabei. Aber wer war der zweite Mann hinter Honey? War das nicht der von der Vorband!?

Wie würde die Besetzung dieses Mal aussehen?
Honey klärte die Fans jetzt auf: Mitmusiker Cozmo habe Welle:Erdball verlassen und in der Tat sei A.L.F. nach sieben Jahren wieder fest mit dabei. Zumindest grundsätzlich. Derzeit erhole er sich jedoch von einer Rücken-Operation. Der zweite Mann an der Elektronik war an diesem Abend deshalb tatsächlich André von Versus, der einen dreiwöchigen Welle:Erdball-Crashkurs erhalten habe.
Weiter ging das Konzert mit vielen Stücken, die auf irgendwelchen Filmen oder Serien basierten. „Grüße von der Orion“ (inspiriert von der Serie Raumpatrouille Orion aus den 60ern) war auf der aktuellen Tour dabei nur an diesem Abend zu hören. Bandleader Honey legte wieder größten Wert auf die Feststellung, dass die Spielliste sich bei jedem Konzert zumindest etwas unterscheidet.
Das Publikum kam schnell in Fahrt, die Temperaturen stiegen und die Fans fieberten auf die alten Klassiker hin. Den „Telegraph“ erkannten die Zuschauer schon an den ersten Piepstönen und jubelten. Doch nicht nur die bekannten Hits, auch „Das Experiment“ vom neuen Album kam gut an. Bei „Mumien im Autokino“ flogen Popcorntüten in die Menge und bei „1000 Engel“ ging den Engelsflügeln von Lady Lila kurioser Weise die Luft aus.

Honey war mehr als zufrieden mit dem Publikum
Um 22 Uhr beendeten Welle:Erdball unter großem Applaus den ersten Teil ihrer Show. Zitat Honey: „Wir machen circa sechs Minuten und acht Sekunden Pause.“ Wenig später ging es also schon weiter und im MS Connexion fühlte man sich wie in der Sauna. Auch beim zweiten Teil des Konzerts stand kein Fuß in der Halle still und Honey lobte ausdrücklich das sehr engagierte Publikum. Weniger gut kam die Metallsäule im Saal bei ihm an, die schon „seit 15 Jahren“ seine Sicht behindere.
Zu Liedern wie „Schweben, Fliegen, Fallen“ und „1000 weiße Lilien“ sangen die Fans gerne mit. Zwischendurch wies Honey noch auf die Unterschriftenlisten des Deutschen Tierschutzbundes hin, die wie immer am Souvenirstand auslagen. Nicht ohne Stolz berichtete er, dass Welle:Erdball-Fans in den letzten zehn Jahren 120.000 Unterschriften geleistet hätten.
Mit unter anderem dem „Starfighter“ und „Drogenexzess im Musikexpress“ ging es so langsam auf die Schlussgerade. Das Publikum ließ sich erneut mitreißen und tanzte schließlich begeistert zu „Monoton und Minimal“. Als letztes Lied spielten Welle:Erdball dann zusammen mit Versus ein Cover von „Video Killed the Radio Star“. Unter tosendem Schlussapplaus verabschiedeten sich Welle:Erdball dann um 23:20 Uhr von den Zuschauern – nach rund zwei Stunden und 20 Minuten Show.
Welle:Erdball in Mannheim – diese Tradition kann gerne fortgesetzt werden!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de