Am 29. Juni 2013 fand in Birkenfeld die diesjährige Auflage des Rasenrock Festivals statt. Das Open Air Festival ist bewusst regional ausgerichtet und bietet vor allem zahlreichen Newcomer-Bands eine Bühne. Geboten wurden in diesem Jahr Bands aus den verschiedensten Metal-Stilrichtungen.
Mit der 2013er-Auflage hatte das Festival aber auch in mehrerer Hinsicht Pech. Mehr zum Festivaltag erfahrt ihr in diesem Bericht.
Gleich mehrere Dinge am diesjährigen Rasenrock Festival liefen nicht so, wie sich das Organisationsteam das vorgestellt hatte. So kam es über den Tag hinweg zu einem gegen Ende doch beträchtlichen Zeitverzug, der schließlich zu einem unschönen Ende des Festivals führte. Vor allem blieben aber auch die Besucherzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Doch der Reihe nach. Das Musikprogramm des Rasenrock Festivals startete in diesem Jahr um 15 Uhr. Über die ersten Stunden hinweg sollten vier Newcomer-Bands unterhalten, für die jeweils eine Spielzeit von 30 Minuten eingeplant war. Bläckout, Gravety, Last Dimension und Out Of Decay garantierten für einen abwechslungsreichen Anfang, da diese vier Bands zusammen eine Bandbreite von Death Metal über melodischen Metal bis hin zu Metalcore abdecken.
Alle dieser vier Gruppen spielen noch vor einem ziemlich lichten Publikum, wurden aber durchaus gut angenommen. Bereits hier zeigten sich jedoch die organisatorischen Probleme. Schon die erste Band Bläckout überzog ihre Spielzeit um zehn Minuten und auch die Umbaupausen dauerten mitunter länger als geplant. Beim Ende des Auftritts von Out Of Decay um 18:30 Uhr hing das Festival dann schon eine dreiviertel Stunde hinter seinem Zeitplan.
Zu diesem Zeitpunkt waren am Eingang zum Festivalgelände 111 zahlende Gäste gezählt worden. Zwar kamen stetig mehr hinzu, es zeichnete sich jedoch ab, dass die Besucherzahl insgesamt hinter den Erwartungen zurück bleiben würde.
Weiter im Musikprogramm ging es gegen 19:15 Uhr mit Heralder. Die Epic-Metal-Band aus dem Saarland hatte mit einigen technischen Problemen zu kämpfen, zog ihre Show aber trotzdem durch. Im Publikum hatten Heralder offensichtlich eine treue Fangemeinde, denn die Stimmung war ungeachtet der technischen Schwierigkeiten gut. Auf Zugabewünsche konnten Heralder nicht mehr eingehen, denn bei Ende ihres 40 Minuten langen Auftritts betrug der Zeitverzug mittlerweile eine volle Stunde – nicht zuletzt wegen längeren Umbaupausen.
Die Umbaupausen dienten außerdem auch einer Verlosung. Jede Band hatte einige Merchandise-Artikel gespendet, die nach dem jeweiligen Auftritt an die Fans ausgespielt wurden. Der Erlös der Verlosung kommt dem Gnadenhof Avalon zugute, einem gemeinnützigen Tierschutzverein aus Birkenfeld.
Ebenso wie Heralder hatten auch Slaves Under Machine Gods mit der Technik zu kämpfen. Bei ihrem ersten Lied ging zunächst einmal das Schlagzeug kaputt. Erst mehrere Minuten und eine Rolle Klebeband später konnte die Oldschool-Death-Metal-Band ihren Auftritt fortsetzen. Der erfolgte dann ebenso geradlinig wie druckvoll und fand durchaus seine Anhänger. Eine Zugabe konnte auch hier mit Verweis auf den Zeitplan nicht gespielt werden.
Die nun folgenen Resistance Of Yield kürzten ihre eigentlich auf eine Stunde veranschlagte Spielzeit um zehn Minuten. Der Stimmung beim Auftritt der Melodic-Death-Metal-Band tat das keinen Abbruch. Die Gruppe, die sich von ihren Frisuren her sicher als Werbeträger für die Schampoo-Industrie eignen würde, legte eine mehr als schwungvolle Vorstellung an den Tag. Zuletzt sorgten Resistance Of Yield sogar noch mit einem strippenden Gitarristen für Amüsement.
Mit Godslave stand gegen 23 Uhr die vorletzte Band des Abends auf der Bühne. Geboten wurde kerniger Thrash Metal der alten Schule. Das Publikum ging beim Auftritt von Godslave gut mit, auch wenn die Band wie schon Resistance Of Yield auf zehn Minuten ihrer Spielzeit verzichtete. Gegen die langem Umbauzeiten war selbst mit diesen Maßnahmen aber kein Blumentopf mehr zu gewinnen.
Um 23 Uhr hatte unterdessen die Kasse am Eingang zum Festivalgelände geschlossen. Die finale Besucherzahl des Abends sorgte hiernach für Ernüchterung: Genau 190 zahlende Gäste hatten den Weg zum Rasenrock Festival gefunden. Zusammen mit Ehrengästen und Helfern kam das Festival auf gut 250 Zuschauer. Veranstalter Marc Hermann hatte im Vorfeld mit 360 zahlenden Gästen kalkuliert, um keinen Verlust einzufahren. Da diese Zahl weit unterschritten wurde, ist ihm das Rasenrock Festival dieses Mal zum Verlustgeschäft geworden. Kleiner Trost: Die 190 zahlenden Gäste hatten mehr Durst als erwartet, sodass sich der Verlust nach dem erstem Überschlag “nur” auf eine dreistellige Summe beläuft.
Die letzte Show des Abends spielten Headliner Messenger. Deren Auftritt sollte eigentlich von 22:30 Uhr bis 23:30 Uhr stattfinden. Tatsächlich betraten Messenger aber erst um 0:15 Uhr die Bühne, also mit sage und schreibe 105 Minuten Verspätung. Das größte Publikum des Abends hatten Messenger nicht, denn nach Resistance Of Yield und Godslave hatten einige Fans der härteren Klänge bereits dem Heimweg angetreten. Die nun verbleibenden Fans sorgten vor der Bühne aber nicht nur für einen deutlich gehobenen Altersschnitt, sondern auch für gute Laune.
Mit Messenger schlug nun nämlich die Stunde der Fans von klassischem Heavy- beziehungsweise Power Metal. Denen boten Messenger auch einen gelungenen Auftritt mit diversen Showelementen. Bei “Kill The DJ” wurde zum Beispiel eine DJ-Schaufensterpuppe zerlegt und beim finalen Stück “Metal Day” traten der Festival-Veranstalter und ein Helfer als Wikinger verkleidet auf die Bühne. Die Fans bedachten Messenger bei ihrem Abschied mit großen Applaus.
Weniger euphorisch war der Menge bei den nun folgenden Szenen zumute. Eigentlich hätten – gewissermaßen als Aftershow-Party – nämlich Beyond Darkness mit ihrem Cover-Metal den Abend ausklingen lassen sollen. Um 1:30 Uhr rächte sich nun aber der geplatzte Zeitplan. So trat Veranstalter Marc Hermann – noch immer im Wikingerkostüm – vor seine Gäste und berichtete über den gerade erfolgen Besuch der Polizei.
Die verfügte nun nämlich das Ende des Festivals. Bei Beyond Darkness sorgte das natürlich für lange Gesichter. Anstatt Cover-Songs gab es nun also eine Ansprache des Veranstalters. Dieser zeigte sich von der mangelnden Kulanz der aus seiner Sicht heillos überforderten Lokalbehörden enttäuscht. Hermann gab jedoch auch eigene Fehler zu und kündigte an, für kommende Festivals weniger Bands zu engagieren. Das Rasenrock Festival will er auch noch in kommenden Jahren veranstalten – höchstwahrscheinlich aber nicht mehr in Birkenfeld, mit dessen Administration er es auch im Vorfeld des Festivals nach eigener Aussage nicht leicht hatte. Das Publikum begründete mit großem Beifall seine Solidarität.
Insgesamt war das Rasenrock Festival 2013 eine durchaus attraktive Veranstaltung mit einem sehr vielseitigen Bandaufgebot. Der organisatorische Ablauf wird in Zukunft aber zu straffen sein. Hierfür wurde ja bereits eine geringere Anzahl an Bands angekündigt. Zu wünschen bleibt dem Festival für kommende Auflagen auch eine höhere Besucherzahl, denn andernfalls geht das einzige Metal-Festival in dieser strukturschwachen Region einer ungewissen Zukunft entgegen.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de