Burgfolk Festival 2013 – Festivalbericht

Am 16. und 17. August fand im Innenhof von Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr die diesjährige Auflage des Burgfolk Festivals statt. Die meisten der teilnehmenden Bands – sieben von elf – traten am Samstag, dem 17. August auf.

An diesem Tag war auch dark-festivals.de mit von der Partie. Dieser Bericht lässt den Festivaltag Revue passieren.

Schloss Broich konnte man in diesem Jahr fast schon übersehen. Die Außenwand des festivalerprobten Gemäuers war um den Haupteingang herum auf voller Höhe in ein Gerüst gehüllt. So mag der eine oder andere Festivalbesucher erst einmal am Schloss vorbeigefahren sein. Im Innenhof waren keine Gerüste oder dergleichen aufgestellt, sodass den Musikfans die schöne Kulisse erhalten blieb.

Das Musikprogramm gestaltete sich an diesem Samstag sehr abwechslungsreich und führte durch die verschiedensten Gernes. Den Anfang machten pünktlich um 13 Uhr Zwielicht. Die Mittelalter-Rock-Band unterhielt das Publikum mit einer schwungvollen Darbietung und Liedansagen in breitestem Bayerisch. Zwar waren die vorderen Reihen zu diesem Zeitpunkt noch etwas dünn besiedelt, dennoch ernteten Zwielicht gute Publikumsreaktionen. Als Opener des Festivaltages war die Gruppe auf jeden Fall voll tauglich.

Um 14:05 Uhr ging es mit Ally the Fiddle weiter, der Band rund um Rock-Geigerin Ally Storch. Mit „Catharsis“ und „Glenglass“ stellte die Gruppe zwei grundverschiedene Stücke an den Anfang und demonstrierte damit gleich zu Beginn ihre große musikalische Bandbreite. So ist die Musik der Band mal ruhig, mal folkig und mal auch richtig rockig. Nach „Glenglass“ ging dann aber erst einmal nichts mehr und technische Schwierigkeiten zwangen Ally the Fiddle zu einer unfreiwilligen Pause. Auch später lief nicht alles rund, ein Stück des kommenden Albums musste wegen erneuter technischer Probleme abgebrochen werden.

Das Publikum reagierte wohlwollend und wartete geduldig den zweiten Anlauf des Liedes ab. Dieses wie auch andere neue Stücke hatten für Ally-Verhältnisse auffallend viel Gesang, denn eigentlich kennt man die Band eher mit instrumentalen Titeln. Insgesamt blieben die Reaktionen bei jenen Stücken mit mehr Gesang und weniger Geige etwas verhaltener als bei den instrumentalen Stücken mir hohem Geigen-Anteil. Alles in allem kamen Ally the Fiddle dennoch gut an.

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Markanter Sound, markante Show: Heimataerde

Ab 15:10 Uhr standen dann Heimataerde auf dem Programm. Mit ihren aufwändigen Kostümen und mehreren Kreuzrittern auf der Bühne und diversen Requisiten hatte die Gruppe an diesem Tag mit Abstand die größte Bühnenshow. Darüber hinaus hatten Heimataerde auch mit Sicherheit den außergewöhnlichsten Sound. Die Gruppe spielt einen Crossover aus elektronischen Beats, Gitarrenriffs und mittelalterlicher Schalmei. Ihres Exoten-Status waren sich Heimataerde durchaus bewusst. „Ich hoffe, ihr seid offen für andere Klänge!“, meinte Sänger Ashlar am Anfang des Konzertes.

Das waren die Besucher dann auch tatsächlich. Heimataerdes Auftritt kam bei den Zuhörern gut an. Neben Stücken vom aktuellen Album „Gottgleich“ wurden auch einige Klassiker geboten. Den Abschluss fand die Show dann nach 50 Minuten mit dem nach der Band selbst benannten Stück „Heimataerde“.

Einen vollkommen anderen Sound boten ab 16:20 Uhr Eric Fish & Friends. Im Rahmen dieser Gruppe zeigt sich Subway to Sally-Sänger Eric Fish als klassischer Liedermacher und bietet dementsprechend ein rein akustisches Programm. Die sehr ruhige Mischung aus Folk- und Pop-Stücken war sicher nicht jedermanns Sache, vor der Bühne versammelte sich aber eine fast schon andächtig lauschende Zuhörerschaft.

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Schwungvoller Folk aus Schweden: Fejd

Neben seinen Liedern hatte Eric Fish auch manchen flachen Kalauer im Gepäck („Ihr seid also das Burg-Volk auf dem Burgfolk!“). Die Songauswahl seines Auftritts gestaltete sich recht abwechslungsreich – mal war etwas zum Schunkeln, mal etwas zum Tanzen und mal etwas zum Singen dabei. Die mal mehr und mal weniger gelungenen Mitsingversuche des Publikums ließ Fish seinen Fans „angesichts der frühen Stunde und des niedrigen Alkoholpegels“ durchgehen. Gegen 17:10 Uhr wurde die Band vom Publikum gebührend verabschiedet und ernteten die ersten Zugabe-Rufe des Abends. Auf die konnte wegen des ohnehin etwas überzogenen Zeitplans dann aber nicht mehr eingegangen werden.

Zum Abschied wünschte Fish seinen Fans noch viel Spaß und wies vor allem auf die nun folgenden Fejd hin, die er nach eigenem Bekünden sehr schätzt. Fejd, die Folk-Band aus Schweden, trat dann ab 17:30 Uhr auf. Einerseits nutzt die Band klassische Folk-Instrumente und hat ihre Wurzeln auch klar in der skandinavischen Folklore, setzt aber auch E-Bass, ein unterstützendes Keyboard und vor allem ein auffallend kraftvolles Schlagzeug ein. Bei Fejd stellt sich also die Frage: Ist das noch Folk oder ist das schon Folk Metal?

Wie man den Stil der Band auch bezeichnen mag, er kam auf jeden Fall gut an. Das Publikum war von Anfang an voll dabei. Zu hören gab es einiges vom Ende Mai erschienenen „Nagelfar“, dazu aber auch ältere Stücke wie zum Beispiel vom „Storm“-Album. Um 18:25 Uhr machten sich Fejd daran, die Bühne zu verlassen, spielten nach zahlreichen Zugabe-Rufen aber noch „Yggdrasil“. Anschließend beendeten sie unter großem Zuspruch der Festivalbesucher ihr Konzert.

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Dieses Mal akustisch: Tanzwut

Um 18:55 Uhr stand bereits die vorletzte Band des Abends an: Tanzwut. Die Spielmänner traten auf dem Burgfolk Festival nicht etwa mit ihrer Mittelalter-Rock-Show auf, sondern mit dem rein akustischen Mittelalterprogramm. Wenngleich Tanzwut ihren Fans eine gute Show lieferten, sorgte die Auswahl des rein akustischen Repertoires nicht nur für Begeisterung. Geboten wurde ein sehr klassisches Programm mit Stücken wie dem „Spielmannstanz“, „Veris Dulcis“ oder Vogelweides „Palästinalied“ – Stücke eben, die man auf jedem Mittelaltermarkt von jeder erdenklichen Band dargeboten bekommt. Die Umsetzung war – wie von Tanzwut zu erwarten – natürlich erstklassig. Von der Instrumentbeherrschung gehört die Band ohnehin zur ersten Riege, des Weiteren fuhren Tanzwut ein imposantes Schlagwerk auf und hatten auch für synchrone Bühnenbewegungen gesorgt.

Zwischendurch unterhielt Bandleader Teufel sein Publikum im Mittelalter-Sprech oder forderte „Lasst uns durchdrehen!“ – sein Wahlspruch seit 20 Jahren. So war die Vorstellung von Tanzwut souverän, gut, aber auch frei von jeder Überraschung. Gerade in der Position als Co-Headliner vor der Thrash-/Power-Metal-Band Alestorm wäre das Mittelalter-Rock-Programm von Tanzwut vielleicht die bessere Wahl gewesen. Zur Verteidigung von Tanzwut muss man sagen, dass sie im letzten Jahr auf Schloss Broich mit dem Rock-Programm aufgetreten waren und 2013 deshalb vielleicht nicht noch einmal das gleiche bieten wollten. Allerdings steht das Erscheinen ihres neuen Albums „Höllenfahrt“ kurz bevor – genug neues Material wäre also da. So hörte man auf Schloss Broich an diesem Abend zu Tanzwut oft ein solches Fazit: Gute Show, aber das Rock-Programm wäre besser gewesen.

Den Abschluss fand das diesjährige Burgfolk Festival mit den Party-Piraten von Alestorm. Die schottischen Freibeuter spannen ab 20:35 Uhr ihr Seemannsgarn. Beim vorherigen Soundcheck probierte Sänger und Keyboarder Christopher Bowes aber erstmal einige deutsche Wörter aus: „Fußball! Schneeketten! Fußball! Schneeketten!“. Gleich zu Anfang ihres ersten Liedes „The Quest“ fiel erst einmal das zweite, stationäre Keyboard in sich zusammen. Anfangs mussten Alestorm also mit einem anstatt zwei Tastern auskommen. Die Menge bereitete den Schotten dennoch einen furiosen Empfang und war von vorne herein in Feierlaune.

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Echte Stimmungskanonen: Alestorm

Zu Liedern wie „Wolves Of The Sea“ oder „Shipwrecked“ feierte die Menge ausgelassen während über der Bühne einige Pyroeffekte gezündet wurden. Eine kleine Umbaupause überbrückte Chef-Pirat Bowes mit der Melodie von „Drunken Sailor“ und das Publikum stimmte sogleich mit ein. Nach „Nancy The Tavern Wench“ als ruhigem Lied zum Schunkeln holten Alestorm gegen Ende mit „Keelhauled“ noch einmal alles aus ihrem Publikum heraus. Vor der Bühne gab es da schon lange kein Halten mehr. Den mehr als gelungenen Auftritt ließen die Festivalbesucher nicht ohne mehrere Zugaben zu Ende gehen.

So wurden noch „Set Sail And Conquer“, „Captain Moran’s Revenge“ und „Rum“ gespielt. Bei „Rum“ verabschiedete sich Bowes dann noch mit einem Bad in der Menge. Nach guten anderthalb Stunden Spielzeit und einer großartigen Darbietung verließen Alestorm dann die Bühne und das Burgfolk Festival nahm sein Ende.

Fazit: Erneut bot sich den Besuchern auf Schloss Broich ein sehr gelungenes Festival. Neben den hochkarätigen Bands ist vor allem die große stilistische Bandbreite hervorzuheben, die mit der diesjährigen Künstlerauswahl abgedeckt wurde. Die schöne Location rundet den guten Gesamteindruck ab. Wenn es so weiter geht wird das Burgfolk Festival sicher auch in den nächsten Jahren zu einer Erfolgsgeschichte.

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de