Wave Gotik Treffen 2014 – Festivalbericht

Zum 23. Mal fand in diesem Jahr an Pfingsten in Leipzig das Wave Gotik Treffen statt. Über die ganze Stadt verteilt bot sich den Besuchern ein abwechslungsreiches Musikprogramm aus verschiedensten Stilrichtungen der Szene, aber auch ein vielseitiges Rahmenprogramm.

Dieser Bericht blickt auf die diesjährige Veranstaltung zurück.

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Besucher des Wave Gotik Treffen (Fotogalerie)

Donnerstag, 05.06.2014

Was haben ein Mann mit Doktortitel in forensischer Wissenschaft, Bücher über Vampirismus und eine tanzende Halle gemeinsam? Das was hinter dem Dr. kommt: Mark Benecke.

Die Opener-Party in der Arga-Halle eröffnete dieses Mal nämlich DJ Elvis in Kooperation mit Mark Benecke und dem Moderator DJ Oliver Klein. Neben einer lustigen Anmoderation und Klassikern der Neuen Deutschen Welle im elektronischen Gewand gab es zu Beginn Tanzmusik aus dem elektronischen Bereich.

Die schon am Donnerstag angereiste Meute nahm das auch gut an, aber auch Freunde von Gothic Rock oder der Neuen Deutschen Härte kamen ab Mitternacht in der Arga-Halle auf ihre Kosten. Zu Rammstein-Songs oder Klassikern wie “Ich will brennen” von ASP wurde bis in den Morgen getanzt und gefeiert.

 

Freitag, 06.06.2014

Bei gutem Wetter begann schon früh am Morgen das Flanieren auf der Agra-Meile. Das Hauptthema des Tages war dabei nicht zu übersehen: Das viktorianische Picknick. Dort angekommen hatten sich schon früh nicht nur stilecht gekleidete Männer, Frauen und Kinder eingefunden, sondern auch viel schaulustiges Volk.

Zum ersten Mal war das Picknick in zwei Bereiche eingeteilt: Einen größeren Bereich, in dem jeder picknicken und fotografieren konnte und ein separaten Bereich, der nur für standesgemäß gekleidete Personen reserviert war und wo auch nicht fotografiert werden durfte. In beiden Bereichen fielen viele Teilnehmer durch ausgefallene, zum Teil auch selbst genähte Kleider und farblich darauf abgestimmtes Zubehör auf. Trotz vieler Schaulustiger wurde bis weit in den Nachmittag gebruncht und die Wärme des sonnigen Tages genossen.

Nach einer überfüllten Tram (in der die, die zu wenig getrunken hatten, natürlich nicht fehlen durften), Leipziger Originalen und tollen Gesprächen ging es in den Kohlrabizirkus. Die erste Band des Abends war dort Siva Six. Mit elektronischen Klängen versuchte die Gruppe, die Zuhörer zum Tanzen zu animieren. Das taten diese aber nur vereinzelt und genossen lieber die Kühle der Halle.

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Beim Viktorianischen Picknick

Bei Cygnosic füllte diese sich langsam, aber das Bedürfnis der Menge zu tanzen blieb gering. Das änderte sich schlagartig als Rotersand die Bühne betraten. Sänger Rascal Nikov gab sein bestes und heizte der feiernden Menge ordentlich ein. Bei ihrem Auftritt präsentierten Rotersand auch gleich ihr neues Lied “Electronic Elephant”. es um die Menge zum feiern und tanzen zu bringen und sie Nächte es. Der Auftritt wurde gleich genutzt um sein neustes Lied zu präsentieren “Electronic Elephant”. Danach gaben die drei Jungs von SITD alles um die Stimmung hoch zu halten.

Weiter ging es mit Hocico und einem überraschenden Anfang. Deren Konzert begann nämlich nicht etwa mit den gewohnten, harten EBM-Rhythmen. Sänger Erk Aicrag hat sich mal wieder etwas einfallen lassen und zwei traditionelle mexikanische Mariachi auf die Bühne gestellt. Die unterhielten das Publikum mit Geige und Gitarre bestens. Danach legten Hocico dann selbst los und verwandelten den Kohlrabizirkus innerhalb von Sekunden in einen brodelnden Hexenkessel. EBM-Fans kamen hier voll und ganz auf ihre Kosten.

Den Konzertabschluss des Abends in der Arga-Halle White Lies. Zu später Stunde boten die Post-Punker aus England den Zuhörern eine Show vom Feinsten. Wer danach immer noch nicht reif für Zelt oder Hotel war, könnte sich zu den Klängen von DJ Peddy den Rest geben und tanzen bis zum Morgengrauen.

 

Samstag, 07.06.2014

Die Sonne stand schon früh hoch am Himmel, bescherte den Campern ein frühes Erwachen und kündigte einen heißen Tag an. In musikalischer Hinsicht begann der auf der Parkbühne mit der Band Schneewittchen. Die gleichnamige Frontfrau zeigte sich auf der Bühne zum Wohlgefallen ihrer Fans in einem großen roten Kleid. Die Fans honorierten den Auftritt und warfen zum Beispiel bei “Perlen vor die Säue” Perlen auf die Bühne.

Als nächstes spielte die Minimal-Electro-Band Oberer Totpunkt. Dabei präsentierte die Gruppe vor allem ihr aktuelles Album. Zur Unterstützung holte sich das Spoken-Word-Projekt bei den ersten Liedern Schneewittchen auf die Bühne.

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Nach längerer Zeit wieder dabei: Ewigheim

Zu Ewigheim wurde die Sonne von einigen Wolken verdeckt, was den Konzertbesuchern eine angenehme Kühle verschaffte. Die Gothic-Metal-Band, die nach acht Jahren wieder auf den WGT auftrat, heizte dem Publikum trotzdem ordentlich ein.

Schattig, aber nicht weniger heiß ging es vor gut gelauntem Publikum mit Untoten weiter. Sängerin Greta Csatlós sorgte in ihrem knappen Outfit dafür, dass es im Zuschauerbereich noch heißer wurde als sowieso schon.

Wem nun Staubkind zu ruhig waren, der hatte noch genügend Alternativen. Weitere Programmpunkte oder auch Gelegenheiten zum Shopping und zu Besichtigungen gab es zum Beispiel in der Agra-Halle, dem heidnischen Dorf oder in der Innenstadt von Leipzig.

Freunde der musikalisch härteren Gangart kamen in der Agra-Halle mit The Klinik und Front Line Assembly auf ihre Kosten. Gerade letztere heizten der gut gefüllten Halle ordentlich ein. Wer von der Hitze des Tages und den Konzerten noch nicht erschöpft war (oder gerade erst munter wurde) konnte auch auf einer der vielen Partys abtanzen, die über ganz Leipzig verteilt waren.

Gelegenheit dazu gab es auch beim Mitternachtsspezial in der Agra-Halle. Dort spiele Vitalic vor einem sehr leeren Zuschauerbereich. Das tat aber der Stimmung keinen Abbruch, eher war das Gegenteil der Fall. Der ausreichend vorhandene Platz zum Tanzen wurde von den anwesenden WGT-Besuchern gerne genutzt.

 

Sonntag, 08.06.2014

36 Grad und es wurde immer noch heißer. Wem es am Samstags schon zu heiß war, der mochte den Sonntag temperaturmäßig noch weniger. Die Flaniermeile vor der Agra-Halle war – für ihre Verhältnisse – leer und auch die imposanten Outfits waren aus dem Erscheinungsbild verschwunden. Den Tag über dominierten Gamellook und luftige Outfits aller Art. Die meisten WGT-Besucher versuchten der Hitze zu entfliehen, indem sie sich zu Indoor-Veranstaltungen wie Ausstellungen, Museen oder Lesungen flüchteten.

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Kunstblut und Sonnenschein: Ost+Front

Gelegen kam das Wetter hingegen Ost+Front. Bei glühendem Sonnenschein zogen sie ihr Programm mit vielen Showelementen durch. Die gut besuchte Parkbühne dankte es ihnen mit Applaus und dem Mitsingen ihrer Lieder. Weiter ging es mit fünf Metallern aus Norwegen: Koldbrann. Doch entweder waren kaum Metaller auf diesem WGT, oder die Sonne über der Parkbühne hatte sie alle zu Asche verbrannt. Jedenfalls spielen Koldbrann vor einem sehr dünn besetzten Publikum, das sich zu großen Teilen in den Schatten verzogen hatte. Bei Psygnosis ging es genauso warm und genauso leer weiter.

Wer es lieber elektronisch mochte, war an diesem Tag gut im Täubchental, einer neuen Location, aufgehoben. Dort tanzte die Meute unter anderem zu XP8 und FabrikC. FabrikC gaben bei dieser Gelegenheit nach sieben Jahren den Abschied ihres Bandmitglieds  Oli bekannt. Ihre Show auf dem WGT war damit die letzte in dieser Konstellation.

Weiter im Programm ging es mit Extize. Die gaben vor gut gefülltem Haus ein Konzert für die Ewigkeit – denn es wurde aufgezeichnet. Der Auftritt gestaltete sich mit alten Hits und neuem Material abwechslungsreich. Die neue CD wurde zur Feier des Auftritts nach vier Jahren WGT-Abstizenz auch gleich samt einiger Poster in das Publikum geworfen. Das Publikum brachten Extize mit ihrem Auftritt zum Tanzen und die sowieso schwülen Temperaturen im Täubchental stiegen weiter.

Wer noch kein Poster und keine CD ergattert hatte, konnte später versuchen die Extize-Ente zu fangen. Bandmitglieder kamen passend dazu im Enten- und Katzenkostüm auf die Bühne. Nach dem rundum gelungenen Konzert verabschiedeten sich Extize in Richtung Moritzbastei, denn dort waren sie noch als DJs zu sehen.

Wem bis dahin die Zeit zu lang war, konnte im alten Landratsamt vorbeischauen, einer weiteren neuen Location. Dort gab es vor einem prall gefüllten Haus Klangstabil zu sehen. Wer nicht mehr hereinkam konnte es verkraften, denn nur zwei Haltestellen weiter befand sich die Moritzbastei. Dort konnte man die Zeit bis zu den DJ-Sets auch gemütlich mit einem Cocktail überbrücken.

 

Montag, 09.06.2014

Wieder einer dieser Pfingstmontage, an denen man morgens aufsteht und sich fragt: Wie? Schon wieder Montag? Das war wohl aber auch besser so, denn ein Wave Gotik Treffen zehrt ganz schön an den Kräften…

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Volles Haus zum Abschluss: Oomph!

Der noch “kühle” Morgen wurde von vielen WGT-Besuchern für Aktivitäten im Freien genutzt, zum Beispiel die Besichtigung des Südfriedhofs oder des Völkerschlachtdenkmals. Wer hingegen in der Agra-Halle auf Schnäppchenjagd gehen wollte, wurde diese Jahr entäucht.

Am frühen Abend war in der Agra-Halle und anderen Indoor-Locations dann deutlich mehr los. Viele flüchteten sich vor der Hitze nach drinnen und sahen sich die Konzerte an. Ab 18 Uhr spielten in der Arga-Halle zum Beispiel Rabia Sorda als Ersatz für die ausgefallenen God Module. Die Mexikaner waren trotz ihres Auftrittes am Freitag im Kohlrabizirkus voller Energie. Dafür, dass Rabia Sorda erst kurzfristig eingesprungen waren, war die Halle auch sehr gut gefüllt.

Bei Faderhead war dann zwar nicht mehr ganz so viel los, aber auch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Weiter im Programm der Agra-Halle ging es mit Absolute Body Control und Oomph!. Vor allem bei Oomph! war die Halle auch wieder proppenvoll und glich mehr einer Sauna als einer Konzert-Location. Die Männer in ihrem Matrosenoutfits (und Sänger Dero zu Beginn im Superheldenkostüm) lies das aber kalt. Gleich zu Beginn heizten sie dem Publikum mit Klassikern wie “Augen auf” ein und brachten in der Arga-Halle das Musikprogramm des Tages zu einem mehr als gelungenen Abschluss.

 

Fazit

Auch die diesjährige Auflage des Wave Gotik Treffens war wieder einmal eine sehr schöne Veranstaltung. Vom Wetter her hätten es zwar gerne durchgehend 5°C weniger sein können, aber immer noch besser als Regen. Die neuen Locations, von denen ich besonders das Täubchental hervorheben möchte, haben sich bewährt. Bisher sind aber nicht alle der Loations leicht zu erreichen – da fehlt einem dann das gut gelegene Werk 2.

Die Verkaufsstände der Agra-Halle fand ich persönlich in diesem Jahr nicht so gut wie in früheren Jahren. Zwar waren genug Läden da, trotzdem war die Auswahl an Besonderheiten nicht so groß wie sonst. Zum Großteil ließen die Händler auch nicht mit sich handeln – auch nicht am letzten Tag. Das hielt den einen oder anderen sicher gerade gegen Ende des Treffens vom Kaufen ab.

Am guten und vielseitigen Programm des WGT gab es hingegen erneut nichts auszusetzen. Insgesamt wieder eine gelungene Auflage von einer der zu Recht bekanntesten Szene-Veranstaltungen der Welt. Zum Schluss noch einige Zahlen: Das 23. WGT hatte 21.000 Besucher, darüber hinaus noch mehr als 10.000 Tagesgäste auf den beiden Mittelaltermärkten. Es traten rund 250 Bands, Künstler und klassische Ensembles auf, die Veranstaltungen verteilten sich auf 59 Veranstaltungsorte in ganz Leipzip.

 

Bericht: Sven Bähr, Sven(at)dark-festivals.de