Fjørt aus Aachen fanden sich erst im Jahr 2012 zusammen, haben aber schon mächtig Staub aufgewirbelt. Das Trio, das irgendwo zwischen Post-Rock und Post-Hardcore eingeordnet wird, sorgte schon mit seinem Debütalbum „D’accord“ für Aufsehen und spielte zahlreiche Konzerte in Deutschland und dem europäischen Ausland.
Ihren Weg nach oben wollen Fjørt nun mit ihrem zweiten Album „Kontakt“ fortsetzen, das am 22. Januar erscheint. Was das Album taugt erfahrt ihr in dieser Rezension.
Rock, Hardcore – wo genau stehen Fjørt nun eigentlich? Die Genre-Definition scheint für die Band von untergeordneter Bedeutung zu sein, denn an stilistische Grenzen fühlt sich ihr Sound nicht gebunden. Unterm Strich gehen Fjørt wohl am ehesten als Post-Rock-Band durch. So wird auf Blastbeats und „echten“ Gutturalgesang verzichtet (dazu später mehr) und auch die Rhythmik entspricht eher der Rockmusik.
Ihr sehr markantes Klangbild haben sich Fjørt auf „Kontakt“ bewahrt. Der gitarrenlastige Sound wird von einer melancholischen Kälte getragen, bleibt aber immer hochmelodisch. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass hier nur drei Musiker am Werk sind, klingt der Sound auch erstaunlich voll.
Die Band hat nur ein Schlagzeug, einen Bass (der zumindest live teilweise mit einem Geigenbogen gespielt wird!), eine Gitarre und den Gesang. Auf eine Aufteilung in Melodie- und Rhythmusgitarre wird also genauso verzichtet wie auf irgendwelche Hintergrund-Begleitungen. In einzelnen Liedern – und das ist neu – ist auch ein Klavier zu hören, das aber nur in sehr geringem Umfang.
Trotz des nur spartanischen Aufgebots an Instrumenten lässt der Sound nie eine Lücke. Nie wirkt das Klangbild irgendwie zu dünn, man vermisst nichts. Die wenigen Instrumente hindern Fjørt nicht an einem vollen, abgerundeten und vor allem sehr markanten Sound.
Das liegt natürlich auch an dem charakteristischen Gesang, der maßgeblich zum Wiedererkennungswert der Band beiträgt. Der Gesang wird herausgeschrien, ist dementsprechend verzerrt, bleibt aber trotzdem verständlich. Es ist ausdrücklich kein Scream im Sinne von Gutturalgesang, sondern eher ein gerufener Klargesang.
Die Liedsprache ist wie gewohnt Deutsch. Inhaltlich geht es meist um die emotionale Beschaffenheit des Menschen oder seine Beziehung zu den Mitmenschen. Wie gewohnt sind die Texte, die zum Teil auch nur aus Satzfragmenten bestehen, sehr offen gehalten und lassen Raum für Interpretation.
Neu ist, dass Fjørt sich in zwei Liedern auch zu gesellschaftlichen Themen äußern. So beinhaltet „Paroli“ ein antifaschistisches Statement und „Abgesang“ setzt sich mit islamistischem beziehungsweise generell religiös motiviertem Terrorismus auseinander. Das überrascht durchaus, denn solche gesellschaftlichen Fragestellungen waren bisher nie die Sache von Fjørt.
Auch wenn gelegentlich neue Akzente gesetzt werden – sei es hier das Klavier oder dort die Themenauswahl – bleiben Fjørt ihrem Konzept insgesamt treu. Die Musik als Ganzes hat sich auf dem rund 43 Minuten langen „Kontakt“ nicht verändert und wartet weiterhin mit den Stärken auf, die Fjørt schon in den vergangenen Jahren gezeigt haben.
Die Umsetzung ist dem Trio dabei abermals gelungen. Der markante, sehr eigene Sound der Band trifft auf eine dichte, melancholische Atmosphäre, offene Texte und auch wieder auf ein eingängiges Songwriting, das einige mitreißende Momente bereithält.
Vom Hit-Faktor her mag das großartige Debüt „D’accord“ mit Songs wie „Valhalla“ oder „Gescholten“ noch ein Stück weit besser dagestanden haben, das spricht aber einfach nur für „D’accord“ und nicht gegen „Kontakt“.
Fazit
Fjørt werden ihrem Ruf gerecht und legen mit „Kontakt“ erneut ein rundum gelungenes Post-Rock-Album vor.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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