Am 27. Februar 2009 starteten die Herren von Coppelius, der wohl einzigen KammerCore-Band der Welt, die Tournee anlässlich der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Tumult!“.
Der Tourauftakt fand in der Kammgarn in Kaiserslautern statt. Wir waren selbstverständlich mit von der Partie. Eindrücke vom Konzert hält der folgende Bericht fest.
Coppelius, die einzigartige Band, die fetzigen Rock- und Metal-Sound auf Klarinetten, Kontrabass, Cello und Schlagzeug hervorbringt, war schon mehrere Male in der Kammgarn Kaiserslautern zu sehen.
Dass es die fünf adretten Zylinderträger (im Moment eigentlich nur vier Zylinderträger, aber dazu später mehr) und ihren treusorgend über die Bühne wuselnden Butler aber ausgerechnet zum Tourneeauftakt des zweiten Albums wieder nach Kaiserslautern verschlug war schon ein bemerkenswerter Glücksfall für die hiesige Fangemeinde.
Dementsprechend zahlreich hatten sich die Fans auch eingefunden, die Halle war gut gefüllt. Die Konzertbesucher diskutierten erwartungsfroh über die Änderungen und Neuerungen in der Bühnenshow, die das Erscheinen des zweiten Coppelius-Werkes „Tumult!“ wohl mit sich bringen möge. Im Bühnenbild fiel vor allem ein Uralt-Radio auf, das auf einem Wägelchen platziert am Bühnenrand stand.
Der Beginn des Konzertes war im Internet mit 20 Uhr angegeben worden, doch unter den angereisten Fans machte schnell die Information die Runde, dass Coppelius erst eine halbe Stunde später mit ihrem Auftritt beginnen würden.
Um Punkt 20:30 Uhr begannen die Konzertgäste dann auch lautstark, durch Rufen und Klatschen nach dem Erscheinen der Band zu verlangen. Fünf Minuten musste sich die Menge noch gedulden, dann regte sich auf der Bühne etwas.
Coppelius-Diener Bastille trat hervor und machte sich am Radio zu schaffen. Der – zum Leidwesen vieler weiblicher Konzertgäste nun kurzhaarige – Butler drehte am Empfänger und verschiedene Musik war zu hören. Mit argwöhnischem Blick bediente er so lange den Regler bis, ja bis – das bekannte Konzertintro der Band erklang!
Nach dem ersten Tönen des Intros war der Applaus im Saal groß und die fünf Herren von Coppelius schritten, bekleidet mit neuen, blau-beigefarbenen Bühnengewändern, zu Bastille auf die Bühne. Mit „Der Advokat“ begannen Coppelius dann ihr Konzert, im Anschluss wurde bei „Schöne Augen“ auch schon gleich im Publikum mitgesungen.
Als diese beiden ersten Stücke gespielt waren, ergriff Butler Bastille das Mikrophon und begrüßte das Publikum. Im Zuge dessen erklärte er auch den Umstand, dass Cellist Graf Lindorf als einziger seiner fünf Herren das Konzert ohne Zylinder bestreiten musste. Diesem war nämlich, viele der Fans wussten es bereits, bei einem Konzert der vorhergegangenen Tournee im September 2008 der Zylinder gestohlen worden. Im Zusammenhang mit dem immer noch verschwundenen Zylinder, so erklärte Bastille, stehe auch seine neue Haarfrisur. Seine langen Haare habe er sich nämlich nach dem Diebstahl des Zylinders gerauft.
Die gerauften Haare konnten die Konzertbesucher nun am Merchandise-Stand wiederfinden. Dort wurde Bastilles Haare nämlich strähnenweise verkauft. Jeweils eine Haarsträne in einem Bilderrahmen mit der Aufschrift „Bastilles Haarsträuben um den entwendeten Zylinder“ wurde für 25€ (Coppelius-Fachverkäuferin Cornelia von Talermark signalisierte aber durchaus noch eine gewisse Bereitschaft nach unten) an den geneigten Fan gebracht.
Nachdem Bastille die Angelegenheit rund um Haare und Zylinder aufgeklärt hatte, konnte das Konzert auch weitergehen. Dies tat es mit dem Stück „Habgier“, das erneut so manchen Fan zum Mitsingen animierte. Anschließend wurde als an diesem Abend erstes vom Debütalbum stammendes Lied „Murders In The Rue Morgue“ gespielt. Die Stimmung im Saal war prächtig.
Nach „To My Creator“ wurde das Augenmerk dann wieder verstärkt auf Stücke des neuen Albums gelegt. Besonders gut kamen „Lilienthal“ und „Die Glocke“ an. Ins Stück „Coppelia“ baute Trommler Nobusama ein Schlagzeugsolo ein. Vor der Veröffentlichung des neuen Albums brachte Nobusama sein Solo stets in „Time-Zeit“ unter, da dieses Stück nun aber nicht gespielt wurde, scheint die Wahl bei der von „Tumult!“ dominierten Setliste wohl auf „Coppelia“ zu fallen. Während des Schlagzeugsolos stelle Bastille sich eine Trommel neben das Schlagzeug und machte mit. Das Doppel-Solo wurde mit reichlich Applaus quittiert. Dass von den neuen Stücken noch nicht jedes ganz perfekt saß, verziehen die Fans gerne, denn schließlich handelte es sich ja bei einigen Stücken um die Uraufführung.
Gespielt wurde auch die „Komposition“, eine auf „Tumult!“ erschienene Neuauflage des beliebten Coppelius-Klassikers „Operation“. Während die Album-Version von „Komposition“ bedeutend weicher klingt als die von einer markanten Kontrabass-Spur durchzogene „Operation“, wartete die Live-Umsetzung von „Komposition“ mit der vollen Kontrabass-Breitseite der „Operation“ auf – sehr schön!
Das Publikum war zu jederzeit ebenso aktiv wie mitgerissen. Sogar das Mysterium um ein vertauschtes Mikrophon, das die Band im
Konzertverlauf mit der Technik-Crew zu klären hatte, sorgte für einen
gewissen Unterhaltungswert. Zu flotten Stücken wie „Charlotte The Harlot“ wurde ausgelassen getanzt und gefeiert. Aber auch ruhigere Stücke nahm die Menge sehr gut auf. Die Ballade „Das Amulett“ geriet sogar zu einem der stimmungsvollsten Momente des Konzertes. Gebannt hörte man dem Sänger Comte Caspar zu und einige Fans zündeten mitgebrachte Kerzen an, die Atmosphäre erreichte einen Höhepunkt.
Um 22 Uhr machten Coppelius Anzeichen dafür, das Konzert nun zu beenden. Dass die Herren zu diesem Zeitpunkt noch nicht von der Bühne gehen würden, dürfte den meisten Konzertbesuchern klar gewesen sein. Noch eher symbolisch und sehr routiniert erklangen die Rufe nach „Da Capo“, wie eine Zugabe auf Coppelius-Konzerten bezeichnet wird.
Als die Band sich dann unter anderem nach dem Stück „Morgenstimmung“ eine gute viertel Stunde später mit Verbeugen verabschiedete wurde es schon ernster. Entschlossen hallte „Da Capo“ durch den Raum.
Bastille betrat daraufhin wieder die Bildfläche und zeigte sich hocherfreut darüber, dass er auch wirklich nur „Da Capo“ vernehmen konnte und niemand auf die Idee gekommen sei, hörbar den verschmähten Begriff „Zugabe“ zu verwenden. Gespielt wurde nun noch „Zu Dir“, das Publikum ließ sich seine fortschreitende Erschöpfung zu keiner Zeit anmerken und war weiterhin begeistert.
Im Anschluss ließ sich die Band von zahlreichem „Da Capo“ erneut zu einem weiteren Stück überzeugen. Nach diesem betrat Bastille wieder die Bühne und sprach verschiedenen Institutionen von den Technikern bis hin zur Merchandise-Dame seinen Dank aus. Auch versicherte er dem Publikum sein Hoffen auf ein baldiges Wiedersehen und verließ um 22:40 Uhr die Bühne mit den Worten: „Coppelius hilft!“
Nach dem Ende dieses gelungenen Auftaktkonzertes der „Tumult!“-Tournee stand die gesamte Band den Fans noch geduldig für Autogramme und Fotos zur Verfügung. Die Erwartungen der Coppelius-Anhänger dürften sich an diesem Abend wohl erfüllt haben.
Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Konzert ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.