Summoning – Old Mornings Dawn

„Nachdem Falkenbach nun in gewohnter Qualität eine Renaissance erlebt – wie wäre es denn mal mit einer Reaktivierung von Summoning?“ Genau das waren vor über zwei Jahren meine Worte, als ich im Januar 2011 das Comeback-Album von Falkenbach rezensierte.

Nun ist es tatsächlich soweit. Summoning, deren letztes Album auf das ferne Jahr 2006 datiert, sind zurück. Mit „Old Mornings Dawn“ veröffentlicht die Ambient/Epic-Black-Metal-Band am 7. Juni wieder eine neue CD. Diese Rezension gibt euch Aufschluss über das lang erwartete Werk.

summoning - old mornings dawn

Sieben Jahre ist es her, dass Summoning mit „Oath Bound“ ihr bisher letztes Album veröffentlicht haben. Nach der viel beachteten CD hörte man von dem Duo aus Österreich für lange Zeit nichts. Da die Band ein reines Studioprojekt ist und nie auftritt, ist Summoning jüngeren Metal-Fans vielleicht gar kein Begriff mehr. Ihre Fans von damals haben Summoning ob ihres unvergleichlichen Sounds aber bis heute die Treue gehalten und sehen sich nun am Ende einer langen Durststrecke.

Das Soundkonzept von Summoning sei an dieser Stelle noch einmal kurz erklärt. Im Grunde genommen sind die Wurzeln der Band im Black Metal zu suchen. Von diesem Genre nutzen Summoning neben den kühlen Gitarrenriffs vor allem den gutturalen Scream-Gesang. Im Gegensatz zu ihren ersten Werken verzichten Summoning aber schon seit vielen Jahren auf Blastbeats. Eine hohe Spielgeschwindigkeit kommt bei Summoning ebenfalls nicht (mehr) vor, alle ihre Lieder traben in gemütlichem Down- bis Midtempo vor sich her.

Über diesem gemächlichen Black-Metal-Fundament bauen Summoning mit Synthesizern, Ambient-Fanfaren, Flötenklängen, orchestralen Einwürfen und Chören einen Klangbild auf, das in seinen besten Momenten zu den heroischsten und epischsten zählt, die im Bereich des Metal jemals hervorgebracht wurden. Dabei gilt für die Österreicher: Der schnelle Stimmungsmacher ist nichts, die Atmosphäre ist alles.

Dementsprechend lassen sich Summoning Zeit. Ihre Lieder können gut und gerne an die zehn Minuten lang sein, in Einzelfällen auch darüber hinaus. „Old Mornings Dawn“ bringt es folgerichtig auf eine imposante Gesamtspielzeit von fast 65 Minuten.

Alte Fans brauchen auf dem neuen Album nur wenig Einarbeitungszeit. Summoning haben an ihrem bekannten Stil nur einige Feinheiten angepasst und sind insgesamt klar wiederzuerkennen. Hierfür sorgen schon allein die schweren, lange nachhallenden Drums, die seit Jahr und Tag zu den markantesten Erkennungspunkten von Summoning gehören. So trägt das (virtuelle) Schlagwerk und sein markentes Hallen auf „Old Mornings Dawn“ wieder wesentlich zur Atmosphäre bei, auch wenn dieses Element vielleicht nicht ganz so auf die Spitze getrieben wurde wie in früheren Jahren.

Gewohnt charakteristisch fallen auch wieder die Elektronik- beziehungsweise Ambient-Schleifen aus. Die bieten von breiten Klangflächen bis hin zu epischen Fanfaren alles dar, was Summoning für ihre Fantasy-Atmosphäre benötigen. Auf sich reduziert klingt die gesamte elektronische Schiene dabei recht altmodisch. Wirklich moderne Einflüsse werden bewusst ausgespart. Abgesehen von der Aufnahmequalität hätten die elektronischen Elemente von „Old Mornings Dawn“ allein von der Technik her wohl auch vor zehn oder 15 Jahren eingespielt werden können. Gerade das gibt „Old Mornings Dawn“ aber etwas Zeitloses. Das Album hat kein Verfallsdatum.

Im Vergleich zu früheren Alben fällt auf, dass diverse Flötenklänge nun einen etwas höheren Stellenwert einnehmen als zuvor. Hierdurch erhält „Old Mornings Dawn“ streckenweise eine etwas stärkere folkloristische Note als früher. Die Fanfaren – wenngleich immer noch von höchstem Stellenwert – stecken zugunsten der Flöten teilweise zurück. Anstatt purer Epik wird damit zeitweise einer etwas organischeren, durchaus auch mystischen Atmosphäre der Vortritt gegeben.

Bei über einer Stunde Laufzeit mag man das jedoch kaum als Kompromiss sehen. Zweifelsohne ist auch für die Freunde der Epik mit „Old Mornings Dawn“ mehr als genug Sorge getragen. Doch egal ob episch oder mystisch, egal ob mit eingängiger Melodie oder dahintrabendem Takt: Summoning stehen nach wie vor für Musik, die Bilder im Kopf erzeugt. Weite Landschaften, Berge und Täler, Fantasy-Reiche – an solchen oder ähnlichen Assoziationen führt bei Summoning kein Weg vorbei.

Doch ist „Old Mornings Dawn“ das beste Album der Österreicher? Wahrscheinlich nicht. „Old Mornings Dawn“ hat auch Lieder, die etwas weniger atmosphärisch sind als andere, die einfach weniger zünden. Das Album ist keine 65 Minuten lange Dauer-Sternstunde, das Höhepunkt an Höhepunkt reiht. Das muss es aber auch gar nicht sein, denn auch die Passagen, die nicht zu den Höhepunkten zählen, sind immer noch hörenswert und mehr als respektabel. So ist „Old Mornings Dawn“ also im Allgemeinen gut, in seinen Spitzen dann schlichtweg herausragend. Dass es vielleicht Alben mit mehr dieser Spitzen gab, spricht einfach nur für diese Alben und nicht gegen „Old Mornings Dawn“. So mag „Old Mornings Dawn“ nun nicht das beste aller Summoning-Alben sein. Es reiht sich jedoch ebenbürtig in die Riege seiner Vorgänger ein – und das will etwas heißen.

Fazit

Ein besonderes, episches und sehr atmosphärisches Album, auf dem es viel zu entdecken gibt.

Punkte: 9 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de