Tanzritual Festival 2014 – Festivalbericht

Als Party-Reihe ist das Tanzritual seit Jahren ein Begriff. In diesem Jahr gingen die Macher einen Schritt weiter: Auf dem Utopion-Gelände in Bexbach wurde zum ersten Mal das Tanzritual Festival veranstaltet.

Am 12. und 13. September fand das Festival dort mit insgesamt 14 teilnehmenden Bands statt. Einen Rückblick auf das Festival gibt euch dieser Bericht.

Tag 1 – Freitag, der 12. September 2014

Um 12 Uhr öffneten sich an diesem recht kühlen, bisher aber trockenen Tag die Tore zum Utopion-Gelände. Dieses ist ein für Konzertveranstaltungen durchaus geeigneter Veranstaltungsort. Vor allem die Hanglage hat Vorteile, da auch von weiter hinten ein guter Blick auf die Bühne ermöglicht wird.

Die angekündigte Händlermeile war etwas kleiner als erwartet und der Programmpunk Viktorianisches Picknick fiel der Witterung zum Opfer. Auf Zustimmung stießen hingegen die Sanitäranlagen (Toilettenwagen anstatt Dixis). So viel zum Gelände, doch nun zum Musikprogramm.

Sämtliche Bands wurden von Veranstalter Gerd Drenkow alias Gerdi persönlich anmoderiert. Der betrat nun um 13 Uhr zum ersten Mal die Bühne, begrüßte die Festivalbesucher und übergab das Feld dann an The Unknown. Die Band wurde erst im März 2014 gegründet und gab auf dem Tanzritual Festival ihr Live-Debüt.

Das Trio nebst zwei aufwändig kostümierten Tänzerinnen legte sich gut ins Zeug, sah sich aber nur rund 20 Zuschauern gegenüber. Von denen waren nicht wenige Mitglieder anderer Bands oder sonst wie in das Festival involviert. Die Umbaupause nach der halbstündigen Show von The Unknown ging blitzschnell über die Bühne, da Band-Elektroniker Oliver Thom denselben Posten auch bei Substance of Shade bekleidet.

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Die Besucherzahl hielt sich gerade am Anfang in Grenzen

Auch sonst zeigten sich bei Substance of Shade deutliche Parallelen zur vorherigen Band: Eine Besetzung aus Elektronik, E-Gitarre und Sängerin – und wenig Publikum. Davon ließ sich die Gruppe aber nicht beirren. Die Band, deren Sängerin sogar Plätzchen für die Zuschauer gebacken hatte, zog ihre 40-minütige Show souverän durch und das kleine Publikum applaudierte treu.

Nach den zwei elektronisch orientierten Bands brachten Dr. Geek and the Freakshow ab 14:30 Uhr den Rock nach Bexbach. Angekündigt als Horrorpunk lieferte das Trio eine schwungvolle Rockshow vor zumindest etwas mehr Publikum. Mit dabei waren auch einige treue Fans, die sich zum Mitsingen nicht lange bitten ließen.

Weiter ging es um 15:40 Uhr mit All The Ashes. Nach den drei saarländischen Bands war die Electro-Gruppe aus dem Ruhrgebiet die erste „auswärtige“ Band des Tages. Mit dem Wetter hatten die drei Herren allerdings Pech. Pünktlich zu den ersten Tönen von All The Ashes regnete es sich ein. Nur rund 20 Tapfere harrten vor der Bühne aus, der Rest der Zuschauer stellte sich im Ausschankbereich unter.

Im Verlauf des Auftritts hörte der Regen jedoch auf und spürbar mehr Menschen fanden den Weg vor die Bühne. Beim Ende des Konzerts gegen 16:40 Uhr war der Applaus dann auch durchaus gut. Rund 40 Minuten später traten Heimataerde vor die Menge. Die hatten für die Verhältnisse dieses Tages eine große Zuschauerzahl, die auf die 100 zuging, vielleicht auch etwas darüber lag. Sänger Ashlar nannte sie „die glücklichen Wenigen“.

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Heimataerde: Die Kreuzritter konnten voll überzeugen

Nach dem Intro spielten Heimataerde zunächst das beliebte „Templerblut“. Die Stimmung war sofort gut und die Zuschauer feierten ordentlich mit. Mit ihrem Mittelalter-Electro-Crossover und der entsprechenden Kreuzritter-Bühnenshow boten Heimataerde auch einiges fürs Auge. Beim „Pilgerlied“ verteilte Heimataerdes helfender Ritter außerdem CDs ans Publikum.

Im Programm waren auch Lieder des neuen Albums „Kaltwaerts“ wie zum Beispiel „Bruderschaft“. Die kamen ebenfalls gut an und auch der gelegentliche Nieselregen vermochte die Stimmung nicht zu drücken. Um 18:25 Uhr verabschiedeten sich Heimataerde schließlich unter dem anerkennenden Applaus des Publikums.

Genauso gut nahmen die Zuschauer ab 19:10 Uhr Ost+Front auf. Die NDH-Band heizte der Menge nicht nur mit druckvollem NDH-Rock ein, sondern überzeugte auch mit ihrer effektreichen Bühnenshow. Immer wieder zeigten sich die Musiker mit den Horror-Kostümen als Freunde des Makaberen. Beim Stück „Fleisch“ wurde das Publikum zum Beispiel mit Wurststücken gefüttert.

Gelegentlichen Regenschauern zum Trotz kamen Ost+Front gut an und machten ordentlich Stimmung. Ihre Fans waren zu jeder Zeit gut dabei. Als die Band um 20:10 Uhr die Bühne verließ, wurden auch sogleich Rufe nach einer Zugabe laut, denen dann auch nachgegeben wurde. Im Anschluss daran traten Ost+Front dann endgültig von der Bühne – zum Amüsement des Publikums begleitet durch die Nationalhymne der DDR.

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Druckvoller Sound, aufwändige Show: Ost+Front

Sein Ende fand der erste Festivaltag dann ab 21:05 Uhr mit dem Konzert von Excited. Die Depeche Mode-Coverband konnte sich der Unterstützung einiger treuer Fans sicher sein, die in der vorderen Reihe standen und von Beginn an mitklatschten. Depeche Mode-Fans kamen bei Excited auch voll auf ihre Kosten. Die Entscheidung, eine Coverband zum Tages-Headliner zu machen, war insgesamt wohl aber nicht ganz glücklich.

So war für viele Festivalbesucher nach Heimataerde und Ost+Front Schluss. Excited sahen sich dann vielleicht noch 60 Personen an.

 

Tag 2 – Samstag, der 13. September 2014

Wiedersehen macht Freude – das weiß auch Oliver Thom. So war der Saarländer, der am Vortag bereits mit The Unknown und Substance of Shade aufgetreten war, nun mit seiner dritten Band Equatronic am Start. Die Band, die vor Jahren noch als Duo auftrat, war auf dem Tanzritual Festival in einer Besetzung aus vier Mann zu sehen.

Ihr Auftritt begann um 12 Uhr – für Festival-Verhältnisse also noch sehr früh am morgen. Dementsprechend trafen Equatronic auch auf ein sehr überschaubares Publikum, das der Gruppe aber durchgehend wohl gesinnt war. Schon etwas mehr los war bei Wanderreigen, der einzigen Mittelalter-Rock-Band des Lineups.

Die ebenfalls aus dem Saarland stammende Gruppe begann ihren Auftritt um 13:15 Uhr und hatte 40 Minuten Spielzeit. Mit einer stimmungsvollen Show und vielen Ansagen an das Publikum erntete die bunte Truppe gute Zuschauerreaktionen. Sehr abwechslungsreich ging es gegen 14:20 Uhr mit Extize weiter, die Elektronik mal mit und mal ohne Gitarre boten.

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Hoher Unterhaltungswert: Extize

Festivalbesucher der Mittelalter-Fraktion verfolgten das Konzert zunächst von weiter hinten. Immerhin hatten die Elektronik-Fans vor der Bühne so mehr als genug Platz zum Tanzen. Aufgrund einer Erkrankung ihres Schlagzeugers konnten Extize nur zu dritt auftreten, das schadete jedoch weder ihrer Spielfreude noch der Stimmung im Publikum.

Mit enormem Elan legte die Band ein großes Entertainment an den Tag – Tanzeinlagen im Entenkostüm inklusive. Ausgerechnet bei ihrem Cover von „Sunglasses At Night“ kam dann sogar mal richtig die Sonne heraus. Als nächstes traten ab 15:40 Uhr Fliehende Stürme auf, eine schon seit Urzeiten bestehende Depro-Punk-Band.

Zunächst sah es so aus, als ob das Publikum den Midtempo-Rock des Trios zwar wohlwollend zur Kenntnis nehmen, echte Begeisterung aber ausbleiben würde. Zumindest abseits einiger eingefleischter Fans. Als Fliehende Stürme um 16:35 Uhr die Bühne verließen, wurden dann aber sogar Zugabe-Rufe laut. Erst riefen nur die treuen Fans, steckten dann aber noch weitere Festivalbesucher damit an.

Sänger Andreas zeigte sich selbst ein wenig überrascht („Danke, das ist nett!“), doch die Zugabe wurde gegeben. Während der nun folgenden Umbaupause zeigte sich, dass an diesem zweiten Festivaltag mehr Besucher zum Tanzritual Festival kommen sollten als am Vortag. Beim Auftritt von Steinkind war es dann vor der Bühne auch voller als bei den vorherigen Bands.

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Stimmungsvoller Auftritt: Unzucht

Das Duo brachte mit seiner Brachial-Elektronik die Freunde der elektronischen Klänge durchgehend zum Tanzen. Rock-Fans verfolgten das Konzert lieber im Gras sitzend von hinten. Das war auch ohne weiteres möglich, denn im Gegensatz zum Freitag blieb es nun trocken. Der Auftritt von Steinkind kam insgesamt gut an, sodass das Publikum beim Abschied der Band auch prompt nach einer Zugabe verlange.

Nach dieser trat die Band dann kurz nach 18 Uhr von der Bühne. Rund 40 Minuten später traten dann Unzucht vor die Menge und zum ersten Mal war es vor der Bühne wirklich voll. Das Publikum bereitete der Dark-Rock-Band einen schwungvollen Empfang und feierte gleich gut mit. Einige Fans stellten auch ihre Textsicherheit unter Beweis. Unzucht animierten ihr Publikum gekonnt und Sänger Daniel Schulz wagte auch mal einen Ritt über die Menge („Keine Angst, ich bin leicht wie eine Feder!“).

Den gelungenen Auftritt von Unzucht ließen die Fans natürlich nicht ohne Zugabe enden. Danach wurden dem Publikum die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt. Die Zuschauer feierten noch ein Mal die Band und um 19:30 Uhr endete das Konzert. Auch Daniel Schulz war natürlich aufgefallen, dass auf dem Festivalgelände noch der eine oder andere zusätzliche Fan Platz gefunden hätte. So gab er zum Abschied noch zu verstehen: „Nächstes Jahr sind wir alle wieder hier und jeder bringt fünf Freunde mit!“.

Nach der Umbaupause trat zum letzten Mal Veranstalter und Moderator Gerdi auf die Bühne. Er bedankte sich bei allen Helfern und kündigte ein Tanzritual Festival 2015 an, wobei Ablauf und Umfang noch offen sind. Auch gab er bekannt, dass eine während des Festivals durchgeführte Pfand-Spendenaktion 170,- € zu Gunsten eines Kinderhospizes eingebracht hatte.

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Würdiger Abschluss: Letzte Instanz

Um 20:30 Uhr war es dann Zeit für den Headliner Letzte Instanz. Die Band startete ihren Auftritt mit „Nur für uns“ und sofort sangen die Fans mit. Vor der Bühne war es nun richtig voll. Die Letzte Instanz lieferte den Zuschauern eine fulminante Show und animierte die Menge zum Singen, Feiern und Springen. Sogar Veranstalter Gerdi stand neben der Bühne und sang tatkräftig mit.

Zu Liedern wie „Flucht ins Glück“, „Kopfkino“ oder „Traum im Traum“ begeisterte die Band ihre Fans. Der mehr als gelungene Konzertverlauf gipfelte in einer ausführlichen Zugabe und dem bekannten Letzte-Instanz-Cover von „Seven Nation Army“. Auf das aller letzte Stück der Zugabe musste verzichtet werden, da bei „Rapunzel“ die E-Gitarre ausgefallen war. Der Jubel der Fans war dennoch ungebrochen und das Tanzritual Festival kam kurz nach 22 Uhr zu seinem gelungenen Abschluss.

Insgesamt zeigte sich das Tanzritual Festival als wirklich sehenswerte Veranstaltung. Zwar gab es auch einige unglückliche Entscheidungen wie den Einsatz einer Cover-Band als Headliner von Tag 1, aber schließlich war dies auch erst die Debütauflage des Festivals.

Daran gemessen war es mehr als respektabel, was die Macher hier auf die Beine gestellt hatten. Damit sich die Veranstaltung dauerhaft etabliert, ist in Zukunft aber eine höhere Besucherzahl nötig. Die wäre dem Tanzritual Festival zweifellos zu gönnen.

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de