TNT Open Air 2015 – Festivalbericht

Das TNT Open Air in Würzburg existiert erst seit 2012, hat sich als kleines aber feines Festival mit der Spezialisierung auf härtere Metal-Klänge aber durchaus schon einen Namen gemacht. Recht ungewöhnlich ist dabei der Austragungsort des Festivals: Der Innenhof eines Klosters mitten in der Stadt.

Die diesjährige Ausgabe des TNT Open Airs ging mit insgesamt sieben Bands am 27. Juni über die Bühne. Einen Rückblick auf die Veranstaltung gibt es in diesem Festivalbericht.

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TNT Open Air

Dass das TNT Open Air kein ganz normales Festival ist, lässt schon der Veranstaltungsort erahnen. Black Metal im Klosterinnenhof – da fragt sich sicher manch einer, wie das wohl zusammenpasst.

Veranstalter des Festivals ist das Café Domain, ein von der katholischen Kirche getragenes offenes Jugendzentrum. Ideengeber Max fand in dem Jugendcafé einen tatkräftigen Unterstützer für die Umsetzung des Festivals. Diese Partnerschaft erklärt nicht nur den etwas ungewöhnlichen Veranstaltungsort, sondern auch den eher symbolischen Eintrittspreis von 10 €.

Für den reibungslosen Ablauf sorgt ein Team von etwa 30 freiwilligen Helfern. Ein wichtiger Aspekt des Festivals ist dabei die Jugendkulturförderung vor Ort. Die sorgt unter anderem dafür, dass bei jeder Auflage des Festivals auch stets lokale Bands aus der Region Würzburg präsent sind.

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Metal-Nachwuchs aus der Region: Bait

Mit einer dieser lokalen Bands ging es in diesem Jahr auch gleich los: Bait eröffneten das Festival um 15:40 Uhr bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. In ihren 25 Minuten Spielzeit bot die Gruppe einen Sound zwischen Black- und Thrash Metal, der in recht unterschiedlichen Spielgeschwindigkeiten daherkam. Die Reihen vor der Bühne waren zu diesem Zeitpunkt noch etwas licht, doch Bait bekamen durchaus Applaus. Als Eröffnungsband war die Gruppe auf jeden Fall voll in Ordnung.

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Zum wiederholten Mal dabei: A Secret Revealed

Weiter ging es gegen 16:25 Uhr mit A Secret Revealed, ebenfalls aus Würzburg. Die Post-Metal-Band hat erst in diesem Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht und gab daraus Lieder wie „Until Grief Disappears“ oder „Avoid The Light“ zum Besten. Zu Anfang des Konzerts war der Gesang leider etwas zu leise gemischt, doch A Secret Revealed legten sich trotzdem voll ins Zeug. Bei den nun etwas mehr werdenden Zuschauern kam die Gruppe, die bereits 2013 auf dem TNT Open Air zu sehen war, damit gut an.

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Nicht zu bremsen: Ära Krâ

In der nun folgenden Umbaupause regnete es etwas, rechtzeitig zu Ära Krâ war es aber wieder trocken. Die Black-Metal-Band bot vom ersten Moment an eine enorm energiegeladene Show, die keine Gefangenen machte. Vor allem ihr Sänger Adrian sprang wie wild über die Bühne und riss die Menge mit. Der Innenhof des Kilaneums füllte sich nun zusehends und der Funke von Ära Krâ sprang vollends über. Bei ihrem Abschied um 18:10 Uhr waren die Publikumsreaktionen dementsprechend gut.

Um 18:45 Uhr ging es mit Fäulnis weiter und zum ersten Mal war es vor der Bühne nun richtig voll. Das Publikum bereitete der Band, die Black Metal mit einem ordentlichen Schuss Rock spielt, einen schwungvollen Empfang. Beim zweiten Lied „Weil wegen Verachtung“ sangen die Fans sogleich textsicher mit.

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Überzeugend: Fäulnis

Unbestrittener Mittelpunkt der Band ist ihr Sänger Seuche. Dessen Markenzeichen ist eine ziemlich abgerockte Optik irgendwo zwischen labil und Lastkraftwagenfahrer. Was Seuche beim TNT Open Air auszeichnete war jedoch nicht die Optik, sondern die große Hingabe an seinen Auftritt. Der Sänger gab durchgehend alles und nahm das Publikum im Sturm.

Zum Schluss fuhren Fäulnis dann bei „Weiße Wände“ noch einen Gastsänger auf und brachten die Köpfe der Zuschauer noch mit einer Zugabe zum Kreisen. Ab 20:10 Uhr war es Zeit für Harakiri For The Sky aus Österreich. Als die Post/Black-Metal-Band mit „Drown in my Nihilism“ die Bühne betrat, brandete sofort Jubel auf. Vor der Bühne drängten sich nun die Fans, die offensichtlich mit den Liedern der Gruppe gut vertraut waren.

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Kamen gut an: Harakiri For The Sky

Zu Stücken wie „Homecoming Denied“ oder „My Bones to the Sea“ kreisten die Haarschöpfe und Harakiri For The Sky begeisterten ihre Fans souverän. Beim letzten Lied ihres gelungenen Auftritts erhielt die Band dann noch Unterstützung von Seuche als Gastsänger. Mit großem Applaus verabschiedete das Publikum um 21:20 Uhr die Band, die hier eine wirklich gute Figur gemacht hatte.

Kurz nach 21:50 Uhr stand mit Wiegedood die vorletzte Band des Abends auf der Bühne. Das Trio war für Downfall of Gaia eingesprungen, die ihre Teilnahme am TNT Open Air nur wenige Tage vorher aufgrund eines Armbruchs ihres Schlagzeugers absagen mussten. Wiegedood begannen ihre Show ziemlich abrupt, sodass man sich zunächst fragen konnte, ob man sich noch im Soundcheck oder schon im Konzert befand.

Geboten wurde geradliniger Black Metal in hohem Spieltempo und ohne Bass. Nach dem ersten Lied verharrte die Band regungslos auf der Bühne und spielte nur wenige Akkorde, legte dann aber kurz darauf wieder im Hightempo los. Auf der spärlich beleuchteten Bühne gab die wie erwähnt recht geradlinige Band sicher nicht die abwechslungsreichste Show des Tages, wohl aber eine sehr energiegeladene.

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Sprangen kurzfristig ein: Wiegedood

Die Publikumsreaktionen blieben zwar hinter denen von Harakiri For The Sky zurück, die Freunde der harten, schnörkellosen Black-Metal-Klänge kamen bei Wiegedood aber sicher auf ihre Kosten. Ihr Abschied um 22:30 Uhr wurde dann sogar von einigen (wenn auch nicht erfolgreichen) Zugabe-Rufen begleitet.

Um 22:55 Uhr begann dann mit dem Auftritt von Oathbreaker die letzte Show des Tages. Als Teil der Band war auch einer der Wiegedood-Gitarristen mit auf der Bühne, dieses Mal jedoch am Bass. Oathbraker setzten auf eine minimalistische Bühnenbeleuchtung, die oft kaum mehr als die Silhouetten der Musiker preisgab. Mit einer düsteren Bühnenbeleuchtung kann man sich im Black-Metal-Sektor auch durchaus anfreunden, düster war jedoch leider auch die Abmischung.

So ging Oathbreakers Sängerin in den ersten Liedern völlig unter. Die barfüßige Frontfrau schrie aus vollen Lungen ins Mikrofon. Was beim Publikum davon ankam war leider nahezu nichts – und das trotz selbst mitgebrachtem Tonmischer! Da hätte die Band auch gleich instrumental spielen können. Nach dem dritten Lied besserte sich die Situation zum Glück, auch wenn die Gesangsspur im Vergleich zu den sehr dominanten Instrumenten immer noch leise war.

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Enttäuschend: Oathbreaker

Einige treue Fans gingen nun gut mit, wirkliche Begeisterung suchte man im Publikum aber vergebens. Als das Konzert gerade ein bisschen in Schwung zu kommen schien, verließen Oathbreaker kurz nach 23:30 Uhr die Bühne – und zwar ohne jeden Kommentar. So räumte der Headliner also nach kaum mehr als 35 Minuten und einer schwachen Show sang- und klanglos das Feld. Gebucht war die Band eigentlich für eine volle Stunde. Was die Band zu dieser befremdlichen Vorstellung trieb war unklar, die Anwesenden blieben verwundert zurück.

Zusammenfassend war das diesjährige TNT Open Air erneut eine gelungene Veranstaltung. Natürlich war es schade, dass ausgerechnet der Headliner patzte. Das ist jedoch nicht dem Festival anzulasten, das weder für die Technik noch für die Spielzeit von Oathbreaker eine Verantwortung trug.

Alles was in der Macht der Veranstalter lag, funktionierte reibungslos. Sowohl das gute Bandaufgebot wie auch die stimmungsvolle Location und die zahlreichen helfenden Hände der Freiwilligen machten das TNT Open Air abermals zu einem lohnenden Erlebnis. Was im Kilaneum ehrenamtlich auf die Beine gestellt wird, braucht keinen Vergleich zu scheuen. Da freut es einen dann auch, dass die Veranstaltung nach wie vor gut angenommen wird und nach Angaben des Organisations-Teams in diesem Jahr rund 500 Gäste anwesend waren.

 

Festivalbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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