Welle:Erdball am 09.11.2019 in Mannheim – Konzertbericht

Welle:Erdball sind eine der bekanntesten und mit Sicherheit auch eine der kuriosesten Minimal-Electro-Bands überhaupt. Die Retro-Elektroniker kehrten nun am 9. November ins MS Connexion nach Mannheim zurück.

Dort lieferten sie ihren Fans eine ihrer berühmten Shows in Überlänge, stellten gleichzeitig aber auch ihre neue Besetzung vor. Von den altbekannten Akteuren war anno 2019 nämlich gerade einmal Frontmann Honey übrig geblieben.

Zeit für einen Rückblick auf den Konzertabend!

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Welle:Erdball

Als Vorband war dieses Mal die Electro-Combo Rroyce aus Nordrhein-Westfalen zu sehen. Die drei Musiker traten überpünktlich um 19:55 Uhr auf die Bühne des sehr dunkel gehaltenen und extrem eingenebelten Zuschauerraums. Auch wenn man kaum die Hand vor Augen sehen konnte, tat das der Stimmung keinen Abbruch.

Rrocye kamen vom Start weg gut an, schon beim ersten Lied klatschte das Publikum fleißig mit. Das Trio vereinte Electro-Beats mit E-Gitarre und spielte meist eingängige, durchaus tanzbare Stücke. Dazwischen gab es auch einzelne Balladen wie “Learn To Hate Me”.

Für Rroyce war dieser Auftritt ihr 100. Konzert überhaupt. Viel besser hätte das Jubiläum nicht laufen können, denn die Zuschauerreaktionen waren durchweg gut und am Ende wurde sogar nach einer Zugabe gerufen. Um 20:55 Uhr verabschiedeten Rroyce das Publikum dann in die kürzeste Umbaupause, die ich jemals gesehen habe.

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Konzertjubiläum bei Rroyce

Um 21 Uhr, also ganze fünf Minuten später, standen bereits Welle:Erdball auf der Bühne. Mit dem Kraftwerk-Cover “Wir sind die Roboter” wählte die Band einen eher gemächlichen Einstieg in ihr Konzert. Schon beim zweiten Stück “Zurück zum Start” ging der Applaus der Fans dann aber durch die Decke. “Sie wollen uns doch nur verarschen!”, freute sich Sänger Honey anerkennend.

Stichwort Honey: Der Frontmann von Welle:Erdball war an diesem Abend die einzige verbliebene Konstante in der Besetzung der Band. Hatten sich die Personalwechsel in den vergangenen fast 30 Jahren immer auf die beiden Damen beschränkt, war nun auch Mitgründer A.L.F. nicht mehr mit von der Partie. Die aktuelle Tournee war also jene nach dem zweifellos gravierendsten Personalwechsel in der bisherigen Geschichte der Band.

Die meisten der Anwesenden sahen Welle:Erdball nun zum ersten Mal in der neuen Besetzung. Neben Honey gehörten dazu C0smo als Mann an den Synths und Miss Moonlight und M.A. Peel als die Damen an Gesang und Schlagwerk. M.A. Peel alias Emma Piel dürfte einigen dabei bekannt vorgekommen sein, war sie doch bereits 2017 Mutterschaftsvertretung für Fräulein Venus.

Doch nun weiter: Die neue Besetzung setzte zu Anfang des Konzerts konsequent auf alte Hits wie “Mensch aus Glas”, “Super 8” und “Der Telegraph”. Die gut gefüllte Konzerthalle bebte, die Stimmung war super und das Publikum tanzte bis in die hinteren Reihen. “Machen Sie sich nicht schon vorher kaputt, wir haben noch viel mit Ihnen vor!”, mahnte es bald von der Bühne.

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“Willkommen im Olympiastadion Mannheim!”

Zwischendurch wurden auch neuere Stücke gespielt, darunter Cover-Versionen wie der “Monster Mash”. Zur Freude der Fans überwogen aber populäre Klassiker die Liedauswahl. Die Zuschauer tanzten fast so stimmungsvoll wie Showmaster Honey und feierten den selbst ernannten Radiosender Welle:Erdball. Band und Publikum animierten sich gegenseitig, Honey fand immer wieder lobende Worte für seine Gäste: “Sie wissen schon, dass sie nur 500 Leute sind? Willkommen im Olympiastadion Mannheim!”

Um 22:00 Uhr präsentierten Welle:Erdball dann ihren C64. Außerdem erklärten sie dem Publikum ihre Definition von Live-Musik mit Computern. Demnach ist Live-Musik wenn nicht einfach Sound-Dateien abgespielt werden, sondern der Soundchip des Computers live Klänge erzeugt. Als praktisches Anwendungsbeispiel folgte das Stück “Alles Lüge”.

Völliges Ausrasten war angesagt als das Fass, das zu “Arbeit adelt” benötigt wird, auf die Bühne gebracht wurde. Das Lied war noch nicht einmal angespielt worden, aber allein der Anblick des Fasses versetzte die Fans schon in Erregung. Um 22:30 Uhr, anderthalb Stunden nach Konzertbeginn, gab es dann wieder etwas zu lernen. Welle:Erdball erklärten den Zuschauern das Theremin, bei dem die Tonhöhe über ein elektromagnetisches Feld gesteuert wird. Praktisches Anwendungsbeispiel: “Wo kommen all die Geister her”.

Nach weiteren Krachern wie “Schweben Fliegen Fallen” kündigten Welle:Erdball um 22:45 Uhr langsam das Ende des Konzerts an und wiesen auf die Unterschriftenlisten des Deutschen Tierschutzbundes hin, die wie so oft am Merchandise-Stand auslagen. Ausgerechnet nach dem “Starfighter”, der von den Grenzen der Technik handelt, hatten Welle:Erdball mit ausgefallenen Monitorboxen zu kämpfen. Schnell war das Problem aber behoben und die vier Musiker schwenkten auf die Zielgerade des Konzerts ein.

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Alte Hits, neues Personal

Um 23:05 Uhr verließen Welle:Erdball die Bühne (“Sie haben Ihr Eintrittsgeld längst wieder drin!”), doch mit “Monoton und minimal” ging es rasch in die Zugaben über. Um 23:15 Uhr verabschiedeten sich Welle:Erdball erneut, kehrten dann aber samt der Vorband Rroyce für ein gemeinsames Lied zurück. Was für ein Konzertabschluss! Welle:Erdball singen auf Englisch zur E-Gitarre, das hat man ganz sicher nicht alle Tage!

Insgesamt schafften es Welle:Erdball auch in der neuen Besetzung, ihr Publikum zu begeistern wie eh und je. Natürlich ist insbesondere der Abgang von A.L.F. für langjährige Fans eine große Umstellung. Honey hat seine Band in Mannheim aber in einem Zustand präsentiert, der nichts, aber auch gar nichts von der alten Faszination eingebüßt hat. Es war wie immer ein Erlebnis.

Diese Band ist auch nach fast 30 Jahren so wie der von ihr gern besungene VW Käfer. Welle:Erdball läuft und läuft und läuft und läuft…

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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