Vom 26. bis zum 28. April ging im Saarland wieder das Hexentanz Festival über die Bühne. Die 16. Auflage des bekannten Open Airs fand zum zweiten Mal in Folge im Eventwerk Saar in Großrosseln statt.
Als eine der frühesten Freiluftveranstaltungen des Jahres war das Hexentanz Festival auch dieses Mal wieder für fast alle seine Besucher der Auftakt in die Open-Air-Saison.
Am letzten der drei Festivaltage war ich mit von der Partie. Im Folgenden findet ihr einen Eindruck vom Finale des diesjährigen Hexentanz Festivals.
Wer schon 2023 dabei war als das Hexentanz Festival zum ersten Mal in Großrosseln ausgerichtet wurde, der fand sich auch dieses Jahr gleich zurecht. Das ganze Festivalgelände war genau wie im Vorjahr aufgeteilt, von der Bühne bis zur Händlerzeile fand sich alles am gleichen Platz. Die Besucherzahl vom Vorjahr wurde dagegen nicht ganz erreicht, dieses Mal war wohl etwas weniger los.
Unter denen, die den Weg nach Großrosseln fanden, waren aber viele bekannte Gesichter. Das Hexentanz Festival hat seit jeher einen recht großen Kern an Stammgästen. Mach einer, der wieder über den Platz tingelte, hat von den 16 Hexentanz-Auflagen mal mindestens die Hälfte mitgemacht.
Solche Hexentanz-Veteranen lassen sich dann auch nicht vom Wetter abschrecken. An diesem Sonntagmittag bot Großrosseln seinen Besuchern stahlgrauen Himmel, frische 12 bis 13 Grad und Wind. Das klingt ungemütlich, aber langjährige Hexentanz-Zuschauer sind da schon ganz anderes gewohnt. Für das Orga-Team gilt das gleiche. So lange keine Bühnenteile durch die Gegend fliegen und nichts unter Wasser steht, ist man eigentlich ganz zufrieden.
Einlass war an diesem Hexentanz-Sonntag um 13 Uhr, das Musikprogramm startete um 13:30 Uhr mit Scintilla Anima. Das Gitarre- und Beats-Duo traf auf noch eher lichte Besucherreihen. Die beiden Musiker mit Anzug und Maske boten den Zuschauern elektronischen Crossover mit Gitarre und Klargesang. Applaus bekamen Scintilla Anima durchaus, so richtig in Wallung kam das Publikum aber noch nicht.
Ganz anders war die Lage im Anschluss bei Mythemia. Es standen deutlich mehr Leute vor der Bühne und die klatschten auch von Anfang an mit. Der locker-poppige Folk Rock der fünf Musiker kam richtig gut an. Die Zuschauer waren fröhlich mit dabei, selbst eine Polonaise war zu sehen.
Kein Wunder, dass die Band sichtlich Spaß an ihrem Auftritt hatte. Die Publikumsreaktionen waren deutlich über dem was man bei dieser vermeintlich „kleinen“ Band erwarten konnte, der Auftritt von Mythemia geriet damit zum vollen Erfolg.
Als nächstes standen Maerzfeld auf der Bühne. Am Vorabend hatten sie mit ihrer Parallelband Stahlzeit bereits die Herzen der Rammstein-Fans höher schlagen lassen, nun war es Zeit für den Auftritt mit ihrem eigenen Projekt. Sänger Heli wünschte seinen Zuschauern einen „schönen und kalten Sonntag“ und ab ging die wilde Fahrt.
Maerzfeld hatten durchaus einige Fans im Publikum, die vorderen Reihen sangen die Texte der Rocker gekonnt mit. Die Band legte einen souveränen Auftritt hin und die Stimmung war trotz Wind und Wetter durchweg gut.
Um 16:30 Uhr übernahmen die Gothic-Rocker von Lacrimas Profundere. Für eine Band dieser Größe war es vor der Bühne nicht besonders voll, wer da war bekam aber eine echte Show geboten. Die vier Musiker legten sich wirklich ins Zeug, vor allem Sänger Julian war voll im Entertainment-Modus. Er ließ sich bei den Screams auf die Knie fallen, sprang beim dritten Lied kurzerhand von der Bühne und stattete den Fans in der ersten Reihe einen Besuch ab.
Zur Stimmung trug auch die Songauswahl bei. Seichte Nummern blieben in der Schublade, Lacrimas Profundere spielten ein auffallend druckvolles Set mit lebhaften Stücken. Den Geschmack der Hexentanz-Gemeinde traf die Band damit auf jeden Fall. Vor der Bühne wurde wild getanzt – von eingefleischten Lacrimas-Fans bis hin zu Bandmitgliedern von Mythemia. Zum Abschluss der wirklich gelungenen Performance rannte Julian noch einmal quer durchs Publikum und der Jubel war ihm sicher.
Stahlmann kämpften zunächst mit der Technik. Beim Soundcheck traten wohl Probleme auf, jedenfalls konnten sie nicht pünktlich starten. Der Timer mit ihrer Bühenzeit lief schon seit mehr als zehn Minuten runter als Stahlmann mit „Willkommen in der Dunkelheit“ endlich die Bühne betraten. Wie immer standen sie ganz in Silber vor der Menge. Anfangs hatten sie dazu noch Masken auf, denen sie sich aber nach dem zweiten Lied entledigten.
Die Stahlmann-Fans waren von Anfang an gut drauf und in den vorderen Reihen wurde auch fleißig mitgesungen. Selbst für treue Stahlmann-Fans war die Besetzung der Band aber dieses Mal ungewohnt. Sänger Mart klärte auf: Stahlmann wurden heute von dem Ersatzgitarristen Marcel unterstützt, der eigentlich den erkrankten Stammgitarristen Mario vertreten sollte. Der war aber wieder gesund, also spielten kurzerhand beide und Stahlmann traten zum ersten Mal seit zwölf Jahren mit zwei Gitarristen auf.
Das Konzert lief jedenfalls auch in dieser erweiterten Besetzung gut. Die Menge hatte wirklich Spaß und Mart lobte ausdrücklich sein Publikum, mit dem er an diesem frühen Sonntagabend offensichtlich sehr zufrieden war.
Um 19:30 Uhr standen Haggard auf der Bühne und stimmten ihre Instrumente. Ohne jeden Kommentar fingen sie dann an ein Lied zu spielen. War das noch der Soundcheck? Oder doch schon das Konzert? Im Publikum schaute man sich fragend an, zumal der Sound ziemlich leise war. Irgendwann setzte sich dann die Erkenntnis durch: Okay, die spielen das zu Ende. Okay, die animieren die Leute zum Mitklatschen. Dann ist das wohl schon der Konzertbeginn!
Nach diesem wirklich seltsamen Start in die Show kam zum Glück trotzdem schnell Stimmung auf. Bei „Upon Fallen Autumn Leaves“ bekam Sopranistin Janika Zwischenapplaus, beim vierten Stück „Herr Mannelig“ war dann auch der erste Crowdsurfer unterwegs. Leider blieb der Sound das ganze Konzert über zu leise. Selbst inmitten der Menge waren die Gespräche der Umstehenden oft lauter zu vernehmen als die zehnköpfige Symphonic-Metal-Band auf der Bühne.
Rein musikalisch gab es an Haggard nichts auszusetzen, alles war so gut gespielt und gesungen wie immer. Auch kamen die Fans in Stimmung, vor allem bei beliebten Klassikern wie „Per Aspera Ad Astra“. Es soll auch keiner sagen, bei Haggard könne man nicht mitsingen. Mit dem merkwürdigen Start und dem zu leisen Sound blieben Haggard aber insgesamt hinter ihrem letzten Hexentanz-Auftritt im Jahr 2017 zurück. Gut gefiel die Ansage von Bandleader Asis gegen Ende der Show, in der er sich Zeit nahm alle Bandmitglieder vorzustellen und einen Dank an das Hexentanz-Team richtete.
Für den Abschluss des Festivaltages sorgten ab 21:20 Uhr Fiddler’s Green. Die Irish-Folk-Rocker waren schon mehrfach auf dem Hexentanz Festival zu Gast, dieses Jahr jedoch erstmals als Headliner. Ihre Fans waren richtig gut drauf, die erste Reihe tanzte sogar schon bei der Pausenmusik mit. Sänger Albi versprach den Zuschauern im Hinblick auf die vorherigen Bands „ein kleines Kontrastprogramm“. Und das konnte sich mehr als sehen lassen!
Vor der Bühne war es voll und die Fans in Feierlaune. Fiddler’s Green spielten eine schwungvolle Setliste mit Klassikern wie „A Night In Dublin“, aber auch neuen Stücken von ihrem aktuellen Album „The Green Machine“. Die Fans nahmen alles gut an und gingen voll mit. Es wurde gesungen und getanzt, große Luftballons flogen durch die Menge und die Leute reagierten auch auf die Ansagen der Band. Albi, der an diesem Tag Geburtstag hatte, bekam von den Fans auch gleich Happy Birthday gesungen.
Insgesamt waren Fiddler’s Green der Headliner-Position voll und ganz gewachsen. Sie hatten das meiste Publikum und die meiste Stimmung vor der Bühne. Dem Festivaltag verliehen die Erlanger Iren einen würdigen Abschluss.
Insgesamt war das Hexentanz Festival wieder ein wirklich schöner und kurzweiliger Start in die Festivalsaison. Auch dieses Jahr wurde den Fans viel geboten – und das wie gewohnt über die Genre-Grenzen hinweg. Für mein Empfinden hätten aber gerne noch ein paar Besucher mehr da sein können, das Gelände hätte es ohne weiteres hergegeben.
Apropos Gelände: Die Frühbucher-Tickets für das Hexentanz Festival 2025 sind wieder nicht ortsgebunden. Wie schon dieses Mal steht also auch für nächstes Jahr nicht fest, ob die Hexe wieder in Großrosseln landet oder sich einen neuen Zielort im Saarland aussucht. Sobald der Veranstaltungsort feststeht, findet ihr die Info bei uns in den News und im Kalender.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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