Am Samstag, dem 27.9.2008, spielten die Herren zu Coppelius im Kaiserslauterner Kulturzentrum Kammgarn auf.
Die fünf adretten Herren und ihr treusorgender Butler Bastille haben sich in den letzten Jahren mit ihrer Darbietung von Metal auf kammermusikalischen Instrumenten einen Namen gemacht.
Auch ihre Bühnenshow mit dem Hauch des frühen 19. Jahrhunderts wird viel gelobt. Ob es sich auch dieses Mal wieder lohnte, das Konzert dieser Ausnahmegruppe zu besuchen, verrät dieser Konzertbericht.
Die Kammgarn ist für Coppelius schon länger kein Novum mehr. Bereits im Jahr 2005 betraten die Zylinder tragenden Herren die Bühne der Kasino genannten Konzerthalle des Kulturzentrums. Damals hatten Coppelius allerdings noch die Rolle der Vorband für Subway to Sally inne. Immens gestiegener Bekannt- und Beliebtheit sei Dank, fand die Gruppe nun jedoch schon zum zweiten Mal im Rahmen einer eigenen Tournee ihren Weg in die Kammgarn.
Nun waren es auch Coppelius, die von einer Vorband begleitet wurden. Diese hört auf den Namen Remember Twilight und eröffnete um kurz vor 19:45 Uhr den Abend. Die sieben Musiker von Remember Twilight bezeichnen ihre Musik als Kammermusik-Core. Es handelt sich bei der aus Baden-Württemberg stammenden Gruppierung um eine energiegeladene Metal-Band, die neben den Metal-Instrumenten auch eine Oboe und zwei Violinen einsetzt.
Obwohl der Sänger der Gruppe zumindest anfangs etwas leise herüberkam, fanden Remember Twilight von Anfang an mit ihrer druckvollen Darbietung Anklang. Im Laufe ihres Konzertes konnte die Gruppe immer mehr der Konzertbesucher von sich überzeugen, bis sich die Besuchermenge schlussendlich gut mitreißen ließ. Als Remember Twilight gegen 20:25 Uhr die Bühne verließen, konnten sie sich durchweg positiver Publikumsreaktionen erfreuen.
Während der nun folgenden Umbauphase verduldeten die Klänge einer CD von Cultus Ferox die Coppelius-Fans. Dies geschah wohl nicht ganz zufällig, schließlich sollten auch die Berliner Mittelalter-Rocker im Jahre 2008 noch die Kammgarn-Bühne erklimmen.
Um 20:50 Uhr war es dann soweit: Coppelius begaben sich langsam auf die Bühne. Diese war zunächst in dichten Bühnennebel gehüllt, den zuerst der coppelanische Diener Bastille durchtrat und mit einer Laterne erleuchtete. Ihm folgten dann nacheinander die Herren zu Coppelius. Ihre auf die Bühne tretenden Silhouetten wurden vom Publikum mit großem Applaus begrüßt. Mit einem Mal wurde die Bühne dann in farbiges Licht getaucht und das Konzert nahm sogleich volle Fahrt auf.
Das Publikum zeigte sich vom ersten Stück an begeistert. Auch die quantitative Resonanz konnte sich sehen lassen: Der Saal war durchaus gefüllt, Butler Bastille sollte später die Zahl der Besucher auf 300 schätzen.
Nach den ersten Minuten des Konzertes trat Bastille an ein Mikrophon und begrüßte die Anhänger der Band. Gesondert wies er hierbei auf die in hoher Zahl erschienenen Mitglieder des Coppelius-Fanclubs hin. Diese nutzen den Auftritt in Kaiserslautern dafür, ihr lange geplantes Fantreffen durchzuführen. So kam es, dass sich durch die Fanclub-Mitglieder auch teils sehr weit gereiste Fans von Coppelius in Kaiserslautern einfanden.
Nachdem Bastille seine kleine Ansprache beendet hatte, ging es mit unverminderter Energie weiter. Im Stück “Time-Zeit” offenbarte Schlagzeuger Nobusama seine Fähigkeiten durch ein ausgedehntes Schlagzeugsolo, das seinen festen Platz in der Live-Darbietung eben dieses Stückes hat und mittlerweile zu den beliebten wiederkehrenden Elementen eines jeden Coppelius-Konzertes gehört.
Zu diesen wiederkehrenden Elementen gehört auch Bastilles Schlag mit der Triangel, auf den die Fans bei jedem Coppelius-Konzert hinfiebern. Dieser erfolgt in einem Moment, in dem die Instrumente schweigen, und löst stets einen Begeisterungsausbruch im Publikum aus. Dieses Mal entschied sich Bastille dazu, diese Aufgabe nicht persönlich auszuführen und bat einen jungen weiblichen Fan auf die Bühne. Mit der Hilfe des Butlers meisterte die zögerliche junge Frau dann die Aufgabe. Die Triangel schwang, das Publikum jubelte.
Die Stimmung im Saal erreichte im Folgenden einen Höhepunkt, die Konzertgäste sangen begeistert mit. Kurz darauf zeigte sich wieder einmal, dass Publikumsnähe bei Coppelius sehr groß geschrieben wird. Klarinettist Comte Caspar stieg mehrmals von der Bühne und wanderte während er sein Instrument spielte durch die Zuschauermenge. Butler Bastille ließ es sich nicht nehmen, auf der Bühne nach altem Zubereitungsritual giftgrünen Absinth trinkfertig zu machen. Den kräftigen Trunk reichte er anschließend in die Menge.
Die Begeisterung des Publikums hielt im Verlauf des Konzertes an, die Symbiose zwischen Band und Fans stimmte. Beim Stück “Operation” wurden die coppelanischen Herren von einem Gastsänger unterstützt, der das Lied unter Zuspruch der Menge mit Comte Caspar zu einem Duett gestaltete. Leider wurde der Gastsänger, der auch nur für dieses eine Stück auf der Bühne verweilte, der Menge nicht näher vorgestellt.
Um 22:10 Uhr machten Coppelius zum ersten Mal Anstalten, von der Bühne zu gehen – selbstverständlich noch viel zu früh, wie die Fans auch wussten. Die Folge waren, an dieser Stelle noch eher routinemäßige, Rufe nach “Da Capo” – einer Zugabe. Gespielt wurden dann zunächst noch zwei Stücke. Das zweite war das von Iron Maiden entliehene Stück “Killers”, das die Menge zu einem weiteren Stimmungshöhepunkt brachte. Während dieser Darbietung kam auch das auf einer Seite mit “Ruhe bitte” und auf der anderen Seite mit “Applaus” beschriftete Schild des Butlers zum Einsatz.
Danach deuteten Coppelius erneut an, die Bühne verlassen zu wollen und sofort folgten wieder, nun schon eher berechtigte, “Da Capo”-Rufe. Nach zwei weiteren Stücken war es dann 22:35 Uhr. Bevor sich Coppelius nun zu einer weiteren Zugabe bewegen ließen, wurde einer der leitenden Organisatoren des Fanclubs auf die Bühne gerufen. Dort wurde ihm, unter dem Vorwand, beim Konzert nicht richtig mitgemacht zu haben, ein wenig zurückhaltender Haarschnitt verpasst. Dieser kostete ihn wohl knapp die Hälfte seines Haarschopfes.
Nach dieser Aktion erklangen die letzten beiden Lieder des Abends. Beim letzten Stück handelte es sich um die Ballade “1916”. Butler Bastille trat im Anschluss daran an ein Mikrophon und verabschiedete die Zuhörer. Er lobte das Publikum als lautestes Publikum seit Langem und schloss um 22:50 Uhr mit den Worten: “Coppelius hilft!”
Schon kurze Zeit nach Ende des Konzertes mischten sich die Bandmitglieder unter die noch anwesenden Gäste. Die komplette Besetzung von Coppelius gab geduldig Autogramme und ließ sich mit ihren Fans fotografieren. Einmal mehr wurde unter Beweis gestellt, dass die Nähe zu den Fans bei Coppelius einen sehr hohen Stellenwert genießt.
Das Konzert in Kaiserslautern war in allen Aspekten ein Erfolg und wird den Besuchern noch lange in guter Erinnerung bleiben.
Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Konzert ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.