Am 27. Mai gab die Minimal-Electro-Band Welle:Erdball im MS Connexion Complex in Mannheim das Abschlusskonzert ihrer aktuellen Tournee. Um ein Haar wäre der Auftritt der populären Gruppe ausgefallen, denn noch einen Tag zuvor musste die Band ihre Show in Wien aus gesundheitlichen Gründen absagen.
Die Mannheimer Fans hatten mehr Glück: Das Konzert von Welle:Erdball, die bevorzugt mit alten C64-Computern musizieren, fand wie geplant statt. Was bei der Show vor sich ging und warum die Besetzung von Welle:Erdball dieses Mal abwich, erfahrt ihr in diesem Konzertbericht.
Pünktlich um 19:00 Uhr öffneten sich an diesem Samstagabend die Tore des MS Connexion Complex und ebenso pünktlich um 20:00 Uhr begann die Vorgruppe The Sexorcist ihr Konzert. Das Duo bestehend aus Gunnar Kreuz (Elektronik) und dem von Agonoize bekannten Chris L. (Gesang) lieferte elektronische Tanzmusik der etwas derberen Art.
Was die beiden Musiker lieferten, war vom Klangspektrum her nicht sehr abwechslungsreich, brachte dafür aber durchgehend eingängige Beats mit. Bei den Zuschauern kam die Show von The Sexorcist gut an und einige schwangen auch fleißig das Tanzbein.
Nach 45 Minuten Spielzeit gaben The Sexorcist als eigentlich letztes Lied ihr Cover von “Skandal im Sperrbezirk” zum Besten, einem 80er-Jahre-Klassiker der Spider Murphy Gang. Der Applaus war mehr als ordentlich und das Publikum verlangte sogar nach einer Zugabe – bei einer Vorband ganz sicher nicht selbstverständlich! Also setzten The Sexorcist noch einen nach und verabschiedeten sich dann vom Publikum.
Um 21:00 Uhr war es dann Zeit für Welle:Erdball. Die Band schob zu “Gaudeamus Igitur” als Intro ihre beiden Vespa-Roller auf die Bühne – zum auf die Bühne fahren war diese schlicht zu klein. Passend zu den Rollern war das erste Lied dann auch gleich “Vespa 50N Special”.
Das erste drittel des Programms stellen Welle:Erdball ausschließlich Lieder ihrer letzten drei Veröffentlichungen vor. Mit dabei waren zum Beispiel “Nur mit mir allein” oder “Stirb mir nicht weg”. Bereits nach 20 Minuten Show war nicht nur die Temperatur im MS Connexion, sondern auch die Stimmung des Publikums kurz vor dem Siedepunkt. Sänger Honey wurde es da fast etwas bange: “Machen Sie sich nicht schon kaputt, wir haben viel mit Ihnen vor!”.
Zwischendurch erläuterte Honey dem Publikum auch die aktuelle Besetzung der Band – von den vier üblichen Mitgliedern waren nämlich nur zwei auf der Tournee mit dabei. An Stelle von A.L.F., der aufgrund eines Trauerfalls nicht anwesend sein konnte, trat Ersatzmann Andi, der bereits in früheren Jahren für A.L.F. eingesprungen war. Auch Fräulein Venus fehlte, diese jedoch aus erfreulichen Gründen, genauer gesagt aufgrund der Geburt ihres Kindes. An ihre Stelle trat nun Emma von Massiv in Mensch.
Der Grund für die Absage des Konzerts am Vortag waren im übrigen nicht diese Umbesetzungen, sondern ein Rückenleiden von Sänger Honey. Von dessen Beschwerden war in Mannheim nichts mehr zu sehen: Der Welle:Erdball-Frontmann tanzte gewohnt munter umher und riss das Publikum souverän mit.
Zum Ende des ersten Programmteils wurde “FanFanFanatisch” gespielt, dass nur von Honey und Andi dargeboten wurde. Die beiden Damen nutzten diese Pause zum Umziehen und tauschten ihre Petticoats gegen Uniform (Emma) beziehungsweise Engelskostüm (Lady Lila). Den Fans war da natürlich klar was folgte: “1000 Engel”.
Nun packten Welle:Erdball langsam die echten Klassiker aus, so zum Beispiel “23” oder “Hoch die Fahnen”. Die Fans im tropisch heißen MS Connexion waren nicht mehr zu halten und sangen lauthals mit. Bei “Schweben, Fliegen, Fallen” warfen die nun erneut umgezogenen Damen große Luftballons in die Menge und sorgten damit zusätzlich für Bewegung. Sehr gut kam auch “Arbeit adelt” mit dem dazugehörigen Ölfass an.
Um 23:05 Uhr wollten Welle:Erdball dann die Bühne verlassen. Fans wissen jedoch, dass Konzerte der Band oft Überlänge haben und auch nach zwei Stunden noch nicht zu Ende sind. Sofort wurde also nach einer Zugabe gerufen – und die fiel sehr umfangreich aus. Mit unter anderem “Starfighter F-104G”, “Monoton und Minimal” oder “Poupee De Cire” mobilisierten Welle:Erdball die letzten Kräfte ihrer Fans.
Um 23:30 Uhr verabschiedeten sich Welle:Erdball dann von einer begeisterten Zuschauermenge. Die Lichter gingen an, die Hintergrundmusik legte los und die Band verließ die Bühne. Ihre Fans jubelten aber derart, dass die vier Musiker noch einmal zurückkehrten und mit “Es geht voran” eine letzte Zugabe lieferten. Nach über zweieinhalb Stunden war das Konzert dann endgültig vorbei – trotz Honeys Rückenproblemen hatten Welle:Erdball das Programm kein Stück weit gekürzt. Was für ein gelungenes Konzert und was für ein gelungener Tourabschluss!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de