Nach zwei Jahren Zwangspause durch Corona fand dieses Jahr endlich wieder das Wacken Open Air statt. Was sich durch die Pandemie auf dem lautesten Metal-Festival der Welt verändert hat und wie es sich für rund 80.000 Besucher anfühlte wieder auf dem Holy Ground zu sein, erfahrt ihr im ersten Teil unseres Berichts.
Fotolinks: Teil 1 (Mittwoch) / Teil 2 (Donnerstag) / Teil 3 (Freitag) / Teil 4 (Samstag)
Wacken. Wie soll man das beschreiben, ohne die immer gleichen Phrasen zu verwenden oder kitschig zu klingen? Man kann natürlich sagen, was es für einen persönlich bedeutet. Und dieses Jahr war es natürlich allein schon deshalb besonders, weil es das erste Wacken nach der Pandemie war. Die Frage war also: Ist das Gefühl noch da? Ist es noch echt, ist es noch vertraut? Und für Wacken 2022 kann ich nur antworten: Ja, ohne jeden Zweifel!
Die Welt ist ein Dorf und Wacken sowieso. Sei es dass man schon bei der Anreise alte Bekannte wieder trifft oder wenn im Bus Jubel ausbricht sobald das Ortsschild von Wacken in Sicht kommt. Die Ankunft in Wacken ist jedes Mal wieder ein ganz warmes, inniges Gefühl. Das Wiedererkennen von Liebgewonnenem wechselt sich bald mit einer Safari aus Neuheiten ab, die es auch reichlich zu entdecken gibt. Zum Beispiel war das große Bullhead City-Zirkuszelt verschwunden. Vermutlich war es zu “indoor” für Pandemiebedingungen.
Neu war auch das Cashless Payment. Erst zwei Wochen vor dem Festival hatten die Veranstalter verkündet, dass auf dem gesamten Gelände nur noch bargeldlose Zahlungen akzeptiert werden würden und zwar mit einem in das Festivalbändchen integrierten Chip. Da schluckt der Deutsche und umklammert sein Sparschwein. Entsprechend laut wurde die Neuerung im Vorfeld von vielen kritisiert. Machen wir es kurz: Das Cashless Payment hat fantastisch funktioniert! Erstens wurde es tatsächlich flächendeckend akzeptiert und zweitens ging das Abbuchen, Aufladen und Wiederdraufbuchen (Pfand etc.) reibungslos. Bitte so beibehalten!
Einen Haken gab es an der ganzen Sache dann aber doch und das zeigte sich vor allem am Mittwoch, nach wie vor der Hauptanreisetag. Da das Bändchen mit dem Chip das einzige Zahlungsmittel war, wurde es immens wichtig, sich dieses direkt nach der Anreise zu sichern. Und so kam es vor den anfangs nur halb besetzten Bändchenschaltern zu gewaltigen Warteschlangen – und das bei glühender Hitze! Die Fans standen teilweise drei bis vier Stunden an, fernab der kostenlosen Trinkwasserstellen. Wacken-Chef Thomas Jensen entschuldigte sich dafür später in einem Interview: “Das ist nicht unser Anspruch”, beteuerte er.
In den sozialen Netzwerken entlud sich derweil die Frustration der Wartenden. Hinzu kam, dass man für das Mittwochs-Programm auf dem Infield ein Zusatzbändchen hatte erwerben müssen. Wer also nun mittwochs anreiste und das Programm des “Wacken-Wednesday” sehen wollte, geriet im schlimmsten Fall zuerst beim Verlassen der Autobahn in einen dreistündigen Stau stand dann noch einmal genauso lange in der Bändchenschlange. Je nach Anreisezeitpunkt war das Wednesday-Programm also längst im Gange oder sogar bereits vorbei, wenn man sein Bändchen erhielt. Nun gut, die sonst sehr professionell agierende Wacken-Orga wird ihre Lehren daraus gezogen haben.
Tag 1 – Mittwoch, der 03.08.2022
Und noch eine größere Neuerung, die es aber nur dieses Jahr gab: Die Öffnung des Infields bereits am Mittwoch mit Konzerten auf der Louder-Stage. Wer diese zusätzlichen Bands sehen und Zutritt zum Infield erhalten wollte, brauchte allerdings ein weiteres Ticket für 66 Euro. Nicht jeder leistete sich dieses Schmankerl, aber immer noch genug, um den Platz vor der Bühne gut zu füllen. Es standen auch hochkarätige Bands auf dem Programm. Wer sich den Zusatz nicht leisten wollte, konnte trotzdem die Konzerte auf den anderen Stages besuchen. Die berühmte Feuerwehr-Kapelle Wacken Firefighters spielte zum Beispiel auf oder auch Blaas of Glory und Mr. Irish Bastard, überwiegend also Gute-Laune-Acts, um sich in die richtige Stimmung für das Festival zu versetzen.
Die erste Band auf der Louder-Stage war Varang Nord. Die Folk-/Viking-Truppe aus Lettland, Gewinner des Metal Battle 2019, eröffnete um 14:30 Uhr das Programm. Zu dem Zeitpunkt war es noch relativ leer, aber das sollte sich im Laufe des Abends noch ändern. Als zweites spielten die Brothers of Metal und schlossen sich an die Letten thematisch nahtlos an. Auch hier geht es in den Texten vermehrt um die nordische Mythologie. Nach dem überraschenden Charterfolg vom 2020er Silberling “Emblas Saga” hatte die junge Truppe aus Schweden sehr gute Kritiken bekommen und stellte ihre Stücke nun auch live vor.
Aber nun erhielt der Wacken-Wednesday einen Knick: Wo steckten bloß Gloryhammer? Die Power-Truppe wollte sich vielen Fans nun erstmals mit ihrem neuen Sänger Sozos Michael präsentieren. Die Entlassung des beliebten Vorgängers Thomas Winkler hatte zuvor zu kontroversen Diskussionen in der Fanbase geführt. Wie man später erfuhr, war die Band in das europaweite Flugchaos geraten. Nach einem Ersatzflug musste die Gruppe auch noch eine Zug- und eine Busfahrt zum Festival bewältigen.
Auf den letzten Kilometern wurden Gloryhammer dann von einer Polizeieskorte durch den Stau geleitet, sodass es letztendlich noch für vier hastig dargebotene Songs reichte. Leider machte die unbefriedigende Situation Michael offenbar zu schaffen und das zeigte sich in zu leisen Vocals. Die Enttäuschung der Fans war zu spüren, aber die Band hatte wirklich alles versucht. Es wird sicherlich ein Comeback auf Wacken geben.
Mittlerweile war es voll vor der Bühne, denn man erwartete nun den Co-Headliner Epica. Simone Simons und ihre Mitstreiter traten zum vierten Mal auf dem Wacken Open Air auf, dieses mal mit Pyrotechnik und neuer Bühnendeko. Epicas Musik ist nicht für jeden geeignet, auch innerhalb der Symphonic-Metal-Szene gibt es sicher niederschwelligere Kost. Aber live hat man den Vorteil, sich einfach von dem fantastischen, vielschichtigen Sound mitreißen lassen zu können.
Epica ist der Symphonic-Kompromiss, auf den sich auch die Konsumenten härterer Substile einlassen können, vor allem dank den Growlpassagen in fast jedem Song. Neben viel altbewährtem Programm wurde mit “The Skeleton Key” auch ein neueres Stück eingestreut. “Cry For The Moon” wurde wie immer zum emotionalen Ereignis unter Mitwirkung des Publikums. Nach “Beyond The Matrix” und “Consign To Oblivion” war dann aber schon Schluss, denn Festivals folgen natürlich einem engen Zeitplan. Doch ins Bett musste noch niemand gehen, denn es gab ja noch einen Headliner.
Avantasia spielten zum fünften Mal auf Wacken und stellten nun ihr neues Album mit dem kurzen, knackigen Titel “A Paranormal Evening With The Moonflower Society” vor. Noch während der Vorhang oben war, rief die Menge den Namen des Frontmanns Tobias Sammet. Die Zuschauer waren heiß auf die Show! Kurz darauf wurde die Bühne der Louder-Stage enthüllt und das Konzert begann mit “Twisted Mind”. “Wie lange hab‘ ich mich darauf gefreut, das wieder zu sagen: Guten Abend, Wacken!”, rief Sammet nach dem Song überschwänglich. Seine Ankündigung “Wir reden heute nicht so viel” sollte sich indes nicht bewahrheiten, denn “zweieinhalb Jahre im Keller sitzen waren genug”.
Über die ganze Show hinweg fuhren Avantasia zahlreiche Gastsänger auf, denn ihr Konzept basiert ja gerade auf den vielen unterschiedlichen Stimmfarben. Bei “Reach Out For The Light” war es zum Beispiel Ralf Scheepers von Primal Fear, bei “The Scarecrow” Jørn Lande, bei “Dying For An Angel” Eric Martin von Mr. Big. Zwischen den Stücken redete Tobias Sammet immer gerne mit seinen Gästen. Man merkte, dass hier nach der Pandemie ein Nachholbedarf bestand.
Ronnie Aktins (Pretty Maids) übernahm den Staffelstab der Gast-Vocals bei “Invoke The Machine” und “Book Of Shallows” mit. Bei letzterem Song bekam er mit Adrienne Cowan sogar noch eine Duettpartnerin, die er “fantastic female rock n’ roll monster” nannte. Zu “The Story Ain’t Over” erschien der mittlerweile 74jährige Brite Bob Catley auf der Bühne und zeigte genau das: Dass die Geschichte nicht vorbei ist und es theoretisch ewig so weitergehen kann.
Das ist wohl das Bemerkenswerte an dieser Truppe namens Avantasia: Eine enorme Anzahl von Gastsängern, sie dich ohne Allüren harmonisch in die Avantasia-Familie einfügen – mit Tobias Sammet als verbindendem Element, das jeden einzelnen davon wertschätzt und zum Strahlen bringt. Zum Abschlusssonf “Sign Of The Cross / The Seven Angels” standen dann wie immer alle Sänger zusammen auf der Bühne. Ein würdiger Schlussakkord für den Wacken Wednesday!
Tag 2 – Donnerstag, der 04.08.2022
Am Donnerstag waren dann definitiv auch alle, die am Vorabend lange Stunden in der Bändchenschlange verbracht hatten, voll ausgestattet und das Infield öffnete seine Tore nun auch für jedermann. Zu den frühen Konzerten des Tages gehörte jenes von Typhus aus Griechenland, den Gewinnern des diesjährigen Metal Battles. Wer nach der Pandemie nicht davor zurückschreckte, sich einer weiteren “Seuche” zu nähern, konnte sie auf der Headbanger-Stage erleben. Mit den ungarischen MB-Gewinnern Red Swamp hielten dann Songs aus dem Stoner/Sludge-Segment auf der Bühne Einzug.
Vom Newcomer zum Veteran: Skyline, die erste Band die jemals bei einem Wacken Open Air gespielt hat, eröffneten auch dieses Jahr wieder das Hauptprogramm. Im Repertoire hatten sie neben Coversongs auch die selbst komponierte Wacken-Hymne “30 Years Ago”.
Um 17:15 Uhr gaben sich die deutschen Legenden Grave Digger auf der Main Stage die Ehre. Und sie kamen nicht allein. Begleitet wurden Grave Digger von dutzenden Dudelsackspielern und Trommlern, deren beeindruckende Mannstärke selbst die große Harder-Stage klein aussehen ließ. Neben der Eröffnungszeremonie unterstützten die Pipes & Drums Grave Digger auch bei mehreren Liedern. “Ich hab hier n‘ paar Leute mitgebracht zu unserer 40 + 2 Jahre-Show”, meinte Frontmann Chris Boltendahl dazu.
Die Baul Muluy Pipes & Drums, so der Name der Truppe, gaben nach den Liedern von Grave Digger auch immer wieder Zwischenspielen zum Besten. An den begeisterten Reaktionen der Fans war ablesbar, dass die Sache gut ankam. Schön, wenn auch ältere Bands sich noch Mühe geben, ihr Konzept zu verändern und das Publikum zu überraschen.
Corvus Corax präsentierten auf dem Wacken Open Air ihr neues Album “Era Metallum”, dem ersten Metal-Album der Band. Sie spielten auf Wacken ausschließlich Songs aus diesem Werk. Natürlich durfte auch die aktuelle Single “Vikingar” nicht fehlen, zu der die Leute sich massenhaft niederließen und “ruderten”. Das reichte bis in die erste Reihe, was keine Selbstverständlichkeit ist, schließlich bewegen sich die Eroberer der besten Plätze in der Regel keinen Millimeter dort weg. Bei “Ragnarök” erhielt die Band schließlich gesangliche Unterstützung von Sabina Classen (Holy Moses).
Rose Tattoo aus Australien gehören mit regelmäßigen Gastspielen auf dem Wacken Open Air schon fast zum Inventar. Auch wenn seit 2007 kein wirklich neues Material mehr erschienen ist, kommen vor allem Nostalgiker bei der seit den 70er-Jahren bestehenden Band voll auf ihre Kosten. Mit “Rock ‘n’ Roll Is King” und “Scarred For Life” gab es dann auch waschechtes Material aus den frühen 80ern zu hören. Den größten Anteil an der Setlist hatte aber das 2007er Album “Blood Brothers”. Schon bald war die Menge im Rock n’ Roll-Fieber und ließ sich in die 70er zurückversetzen. Der letzte Song des Sets, “Nice Boys”, zählt zu den bekanntesten Stücken der Band und wurde begeistert mitgesungen.
Um 16:00 Uhr durften Cirith Ungol die Faster-Stage entjungfern. Der amerikanischen Truppe um Sänger Tim Baker verdanken wir Pionierarbeit im frühen Heavy Metal. Nach der Auflösung 1991 folgte die Reunion 2016 und auch ein neues Album erschien in Form von “Forever Black”. Die Setliste auf Wacken dominierte aber vor allem das Material aus den späten 80ern, was niemand der Anwesenden wirklich bedauerte. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn eine Reunion gelingt und der Spagat zwischen frühen Erfolgen und neuem Material geschlagen werden kann. Fakt ist: Cirith Ungol haben eine äußerst treue Fanbase, die dankbar ist, die Band noch live erleben zu dürfen.
Beim Gang rüber zur Wackinger Stage bemerkt man, dass es voller geworden war als in den letzten Tagen. Das Wacken Open Air hatte heute so richtig begonnen. Auf der Bühne erwarteten nun Bai Bang ihre Hörerschaft. Der erste Wacken-Auftritt der Schweden ist sage und schreibe dreißig Jahre her! Mit einer Rock n‘ Roll-Show vom Feinsten brachten sie nun das Wackinger Village retromäßig zum Beben. Eine gute Prise gediegener Hard Rock tut zwischendurch mal ganz gut.
Die nächste Zeitreise gab es mit Udo Dirkschneider. Hatte er 2015 auf Wacken noch einen gefeierten Auftritt begleitet vom Bundeswehrorchester hingelegt, nahm er die Anwesenden dieses Mal mit zurück in die Jahre 1981 bis 1985 als er Sänger von Accept war. Besonders das Album “Metal Heart” stand im Fokus der Setlist. Hier wurde einfach nur guter, alter, handgemachter Heavy Metal ohne Schnörkel und Tamtam präsentiert. Unsterbliche Hits wie “Balls To The Wall”, “Breaker” und “London Leatherboys” wurden unter stimmkräftiger Unterstützung des Publikums zelebriert.
Nun war es Zeit, die erneuerte Wasteland-Stage auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Butcher Babies aus Los Angeles, mit ihrem Gesangsduo aus Heidi und Carla, übernahmen die Regie im Dorf der Verdammten. Die Feuertürme über der Stage untermalten die groovige Musik des Quintetts sehr passend und auch die Band selbst zeigte sich begeistert: “I couldn’t even photoshop how awesome last night was at Wacken Open Air”. Viel Platz war vor der Stage indes nicht, was die Wasteland-Konzerte zu einer etwas intimeren Angelegenheit werden ließ als es auf so einem Festival üblich ist.
Der Headliner der Wackinger Stage war am Donnerstag Subway to Sally-Frontmann Eric Fish mit seinen Freunden. Dieses besondere Solo-Format besteht seit 1999 und legt den Fokus mehr auf Singer/Songwriter-Aspekte als auf den lauten Wumms. Im Grunde ist diese Ausrichtung perfekt für diese Stage geeignet. Die Zuschauer konnten sich ganz in Erics markanter Stimme und der Musik seiner Mitstreiter verlieren.
Das regelrechte Kontrastprogramm gab es auf der Headbanger Stage bei Belphegor. Zunächst gab es Soundprobleme und bei den ersten drei Songs war die Stimme von Sänger Helmuth kaum zu hören. Danach wurde es zum Glück besser. Es gab ein wahres Feuerwerk an Pyros, während die Band Songs aus ihren älteren Alben plus zwei aktuelle Stücke von “The Devils” präsentierte.
Bevor sich der Abend nun auf die Höhepunkte der Hauptbühnen zubewegte, galt es noch ein mehr oder weniger gut gehütetes Geheimnis zu lüften. Vor einigen Tagen posteten Amon Amarth auf ihrem Facebook-Profil die Ankündigung, dass eine Band namens “Guardians Of Asgaard” einen kurzen Gig auf dem Wacken Open Air spielen würde. Natürlich mutmaßte man schnell, dass es sich um einen “Undercover”-Auftritt der Band selbst handeln musste. Zunächst zogen vor den Hauptbühnen Wikinger auf und bildeten einen Schildwall.
Hoch oben zwischen den beiden Hauptbühnen erschienen nun die Mitglieder von Amon Amarth direkt unter dem riesigen Wacken-Schädel. Sie trugen Shirts mit der Aufschrift “Guardians of Asgaard” und spielten neben dem entsprechenden Song und drei anderen Hits auch zwei Songs vom kommenden Album “The Great Heathen Army”. Der Auftritt kam hervorragend an. Gedenk der Tatsache, dass das nächste WOA ein Wikinger-Thema haben wird, kann man den Headliner für nächstes Jahr (neben Iron Maiden) eigentlich auch schon erraten.
Das Programm der Harder-Stage beschließen sollten Mercyful Fate. Auch sie gehören zu den Bands, deren Einfluss auf die Entwicklung der Szene gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mercyful Fate haben vielen anderen Bands den Weg geebnet und schon mit ihren frühen Werken Standards gesetzt. Auf Wacken konnte man diese Urgesteine der Szene nun wieder live erleben.
Das Set begann druckvoll mit “The Oath” und “A Corpse Without Soul”. Als nächstes überraschte die Band allerdings mit einem brandneuen Song namens “The Jackal of Salzburg”, ein kleiner Vorgeschmack auf ein neues Album, das 2023 erscheinen soll. Eine kleine Sensation, schließlich ist die Veröffentlichung des letzten Albums “9” bereits über zwanzig Jahre her. Der Auftritt indes war so düster und kraftvoll wie erwartet und ein Lehrstück in Sachen Atmosphäre. Als Zugabe folgte zum Schluss noch “Satan’s Fall”. Ein dickes, fettes Ausrufezeichen hinter einen großartigen Auftritt.
Theoretisch war man nach Mercyful Fate satt und zufrieden und konnte in sein Camp zurückkehren. Doch halt, da war ja noch etwas: Judas Priest die ihr 50-jähriges Bestehen feierten. Eigentlich wäre das Jubiläum 2019 gewesen, doch dank Corona konnten die Engländer genau wie Grave Digger eine “+2” dranhängen. 50 Jahre Heavy Metal, was ein Vermächtnis! Viele Wacken-Besucher sind nichtmal halb so alt.
Nun könnte man meinen, dass das Headliner-Konzert vor allem alte Haudegen anzog. Man sah aber auch viele junge Gesichter, neugierig darauf, eine lebende Legende zu Gesicht zu bekommen. Und die Band um Rob Halford wusste auch nach 50 Jahren noch wie man eine Menge zum Toben bringt. In der Setliste fanden sich echte Klassiker, aber auch Stücke, die jahrzentelang nicht im Live-Repertoire waren und erst kürzlich wieder aus der “Mottenkiste” gekramt worden sind. Es gab also auch bei einer solch ehrwürdigen Band noch Abwechslung im Set.
Gegen Ende des Sets gab es noch einige Cover, dann war die reguläre Spielzeit auch bald vorbei. Doch einige der alten Über-Hits fehlten noch! Also mussten Halfords Mannen noch einmal ran und einen gehörigen Nachschlag servieren. Endlich war es dann soweit und die beiden großen Hits “Breaking The Law” und “Living After Midnight”, die einfach jeder Metal-Fan mitsingen kann, rundeten diesen wunderbaren Headliner-Auftritt ab. Die Menge gab noch einmal alles, Crowdsurfer folgte auf Crowdsurfer in diesem Strudel aus Freude und positiver Energie.
Das war er also, der Donnerstag. Man hatte sich sattgetrunken am Füllhorn der verschiedenen Metal-Stile und spürte in allen Knochen, dass man hier am richtigen Ort war, um die Batterien wieder aufzuladen. Die Metal-Disko lockte die Hartgesottenen in die Verlängerung, aber die meisten kapitulierten gutmütig und begaben sich zum Camp, um die Eindrücke des Tages zu besprechen und den nächsten Tag zu planen.
Bericht: Marvin Römisch
Pingback: Wacken Open Air 2022 – Festivalbericht Teil 2 | DARK-FESTIVALS.DE