Am 1. und 2. Mai 2009 fand am saarländischen Bostalsee zum viertel Mal das Hexentanz Festival statt.
Der zweite Teil des Nachberichts befasst sich im Folgenden mit den Ereignissen des zweiten Festivaltages.
Der zweite Festivaltag begann wie der erste bei makellosem Wetter um 13:30 Uhr mit dem Einlass auf das Festivalgelände. Den ersten Auftritt des Tages absolvierte eine viertel Stunde später die Gruppe Schock.
Diese wartete mit flottem Gothic Rock an der Grenze zu Metal auf. Anfangs spielten Schock noch vor lichten Reihen, auch weil die Einlasskontrollen noch in vollem Gange waren. Mit der Zeit wuchs die Zahl der Zuschauer aber an.
Schock konnten mit einer sehr energiegeladenen Darbietung überzeugen, der Funke sprang auf das Publikum über. In den ersten Reihen hatten sich offensichtlich einige treue Schock-Fans eingefunden, denen die Band schon länger bekannt gewesen sein muss. Diese feierten besonders deutlich zur Musik von Schock und äußerten auch Liedwünsche. Aber auch Festivalbesucher, die Schock vorher noch nicht kannten – diese stellten mit Abstand die Mehrheit – konnten die Thüringer von sich überzeugen.
Um 14:25 Uhr gaben Schock die Bühne für Umbau und Soundcheck frei, gegen 14:50 Uhr stand dann mit Seelenzorn der nächste Act auf der Bühne. Mit dessen recht gemächlichem Gothic Rock wurde es nun wieder gemütlicher.
Besonders auffällig an Seelenzorn war, dass die Band mit sage und schreibe drei Sängern auf die Bühne trat. Einer davon, Jens, verließ die Bühne aber nach wenigen Stücken wieder. Aus welchem Grund dies geschah war zu dieser Zeit noch nicht ersichtlich.
Das Konzert lief weiter, Seelenzorn fanden durchaus Anklang. Gegen Ende fragte die Band das Publikum, auf welche Band dieses sich denn am meisten freue. Die genannten Bandnamen kommentierte die Menge dann, natürlich nicht repräsentativ, mit mehr oder weniger viel Jubel. Da die nächste auftretende Band Coppelius sein sollte und sich deren Fans bereits jetzt gute Plätze sicherten, verwunderte es wenig, dass der meiste Jubel nicht bei der Nennung von Headliner ASP sondern eben Coppelius fiel.
Mittlerweile hatte ein Rettungshubschrauber auf dem Festivalgelände zur Landung angesetzt und den Besuchern schwante im Bezug auf den verschwundenen Seelenzorn-Sänger Jens nichts Gutes. Tatsächlich war er es dann, den der Hubschrauber abtransportierte. Es ist alle Achtung wert, dass Seelenzorn ihren Auftritt trotz des ungewissen Gesundheitszustandes ihres Bandmitglieds planmäßig fortsetzen und zu Ende brachten.
Um 15:35 Uhr verließen Seelenzorn die Bühne. Wer noch nicht wusste, welche Band nun folgen würde, wusste es spätestens als Kofferradio und Antikmöbel auf die Bühne getragen wurden: Coppelius!
Genau wie Feuerschwanz zählen auch die adretten Zylinderträger von Coppelius zu den Klassikern des Hexentanz Festivals. Beide Bands sind bisher auf jedem Hexentanz Festival aufgetreten.
Kurz nach 16 Uhr begann der Auftritt von Coppelius mit Butler Bastille, der auf die Bühne trat, das Kofferradio abstaubte und dann an dessen Regler drehte. Dies tat er so lange, bis das Konzertintro von Coppelius erklang und die die fünf Herren der KammerCore-Band auf die Bühne traten.
Diese bereiteten sich noch kurz auf ihren Auftritt vor, so schmökerte Cellist Graf Lindorf beispielsweise in einer Ausgabe der „Berliner Zeitung“ von anno dazumal, und legten dann mit „Dschingis Khan“ richtig los. Beim Auftritt von Coppelius war der Festivalplatz zum ersten Mal an diesem Tage richtig voll. Die Menge war sofort mit dabei als die ersten Klänge der kammermusikalischen Instrumente zu vernehmen waren.
Butler Bastille stürmte voller Euphorie in der Bühne und nahm ein Bad in der begeisterten Menge. Nach seinem umjubelten Stagedive erklomm er unter großer Anstrengung und noch größerem Jubel der Fans den hohen Bühnenrand, was einen hohen Unterhaltungswert in sich barg.
Weiter ging es mit den Stücken „Der Advokat“ und „Schöne Augen“. Das Publikum sang kräftig mit. Neben Klassikern wie der „Operation“ kamen auch Stücke des aktuellen Albums „Tumult!“ („Charlotte The Harlot“, „Rightful King“) sehr gut an. Nach „To My Creator“ verabschiedeten sich Coppelius gegen 16:55 Uhr.
Das Publikum verlangte nach einer Zugabe. Diener Bastille trat hervor und erklärte, dass man bei Coppelius nicht „Zugabe“ sondern im Rhythmus „Da Capo“ rufe. Nach einigen Versuchen gelang dies dann auch und Coppelius kehrten mit „Time-Zeit“ zurück auf die Bühne. In diesem Stück kam Schlagzeuger Nobusama dann auch zu seinem obligatorischen Schlagzeugsolo.
Einige Minuten nach 17 Uhr verabschiedeten sich Coppelius dann endgültig. Bastille trat noch einmal hervor, dankte der Menge und wünschte dem Sänger von Seelenzorn alles Gute. Unter großem Beifall versicherte er der Menge zum Schluss „Coppelius hilft!“.
Nach ausgiebigem Testen des Bühnennebels betrat mit der Mittelalter-Folklore-Formation Faun um 17:30 Uhr dann die ruhigste Band des Festivals die Bildfläche. Was am Vortag bei Equilibrium der Fall war, geschah jetzt umgekehrt: Nun schlug die Stunde der Fans von ruhiger, zurückhaltender und leichter Musik und so mancher eher auf Metal gepolte Fan zog sich vorübergehend zurück.
Faun kamen indes gut an und konnten mit Stücken wie „Rosmarin“ oder „Egil Saga“ die Menge für sich gewinnen. Im Bewusstsein die leiseste und defensivste Band des Festivals zu sein, freute sich Sänger und Bandleader SaTyr sehr über das gute Ankommen von Faun und bedankte sich bei dem Publikum, auch „die leisesten Töne angenommen“ zu haben.
Nachdem dem Publikum die Faun-Bandmitglieder und ihre Instrumente vorgestellt worden waren, beendete die Band kurz nach 18:35 Uhr mit „Wind und Geige“ ihr Konzert. Den Wünschen nach einer Zugabe konnte nicht mehr nachgekommen werden, da dies eine Überziehung der Spielzeit bedeutet hätte.
Um 19 Uhr war die Bühne dann bereit für den Industrial Rock von Eisbrecher. Die Band wurde von den Fans gebührend empfangen. Allen voran der mit zwei Eispickeln ausgerüstet auf die Bühne stürmende Sänger und Kapitän Alexx wurde euphorisch empfangen.
Mit „Kann denn Liebe Sünde sein?“, „Angst“ und „Antikörper“ begeisterten Eisbrecher ihre Fans von vorneherein. Alexx zog wie zu erwarten vor allem die Blicke der weiblichen Fans auf sich, was er sich mit „Für 40 seh‘ ich noch gut aus!“ erklärte.
Um 20:05 Uhr machten Eisbrecher Andeutungen, das Konzert zu beenden, aber noch glaubte niemand wirklich daran. Routiniert forderten die Fans eine Zugabe und das Konzert wurde fortgesetzt. Für das Stück „This is Deutsch“, in dem Klischees über Deutschland behandelt werden, hatte sich Alexx noch schnell einen Gamsbarthut aufgesetzt.
Nach dem Stück „Ohne Dich“ stellte Alexx Eisbrecher als „die Band die niemals beim Bundesvision Song Contest auftritt“ vor – ein kleiner Seitenhieb an Subway to Sally? Im letzten Stück fing Alexx zum Abschied sogar noch an zu Rappen, eine sehr unterhaltsame Darbietung und wünschte den begeistert mitfeiernden Fans viel Spaß mit ASP. Um 20:25 Uhr verließen Eisbrecher die Bühne.
Im Anschluss wurden die Festivalbesucher auf die Feuershow hingewiesen, die wie am Vortag auch an diesem Abend wieder in der letzten Umbauphase stattfinden sollte. Dieses Mal fand sie, weitaus praktischer als am Vortag, gleich auf dem Festivalgelände statt. Im Zuge dieser Ansage hatte man es doch tatsächlich geschafft, den Veranstalter des Hexentanz Festival, Frank Schulz, auf die Bühne zu bringen. Dies muss einige Überzeugungskraft gekostet haben, denn der Mann, der sich für das Festival verantwortlich zeichnet, steht nur sehr ungern im Mittelpunkt. In diesem Moment konnte er jedoch nicht entrinnen und musste sich wohl oder übel seinen verdienten Applaus abholen.
Um kurz nach 21 Uhr stand mit ASP dann der letzte Act des Festivals auf der Bühne. Die Fans bevölkerten den gesamten Festivalplatz und hießen den kreativen Kopf Asp und die Band die seinen Namen trägt herzlich Willkommen. Zu Liedern wie „Sing Child“ oder „Ich bin ein wahrer Satan“ sangen die Festivalbesucher aus vollem Leibe mit.
Die Stimmung war grandios. Sehr bald fand eine ganze Flut von Crowdsurfern über die Hände der Menge ihren weg vor die Bühne und hielt fortan die Sicherheitsmannschaft beständig auf trab. Diese hatte teilweise alle 20 Sekunden einen mengensurfenden Fan aufzufangen. „Tut euch nicht weh!“ konnte Asp da nur raten.
Entgegen der Erwartungen vieler Besucher kamen während des Auftritts von ASP keine pyrotechnischen Effekte zum Einsatz, stattdessen gab es aber eine schöne Lichtshow zu sehen. Bei Stücken wie dem „Minnelied der Incubi“ oder „Schwarzes Blut“ erreichte die Stimmung wahre Höhepunkte.
Um 22:30 Uhr verließen ASP zunächst die Bühne. Die Fans forderten daraufhin eine Zugabe, indem sie – ähnlich wie es bei Subway to Sally am Vortag mit „Julia und die Räuber“ der Fall war – mit „Wir wollen brennen!“-Sprechchören auf das Lied „Ich will brennen“ anspielten. Nach „Schwarzer Schmetterling“ wurde „Ich will brennen“ dann auch gespielt und die Fans waren kaum noch zu halten.
Um 22:45 Uhr verließen ASP die Bühne dann erneut, woraufhin sich viele Fans bereits zum Ausgang bewegten. Andere warteten aber erst noch ab und ASP kehrten mit „Nie mehr“ wieder zurück. Nach der Vorstellung der Bandmitglieder spielten ASP dann als letztes Stück den „Abschied“.
„Bis zum nächsten Mal!“ rief Sänger Asp nach Ausklang des Stückes.
Um 23 Uhr endete der Auftritt von ASP und damit das Hexentanz Festival 2009. Das Festival war ebenso gelungen wie abwechslungsreich und bot seinen vielen Besuchern ein schönes Maiwochenende, das ihnen in Erinnerung bleiben wird. Viele der Besucher waren wohl nicht zum letzten Mal auf einem Hexentanz Festival.
Konzertbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Hier geht es zurück zum ersten Teil des Konzertberichts.