Rock Area Festival 2010 – Festivalbericht, Teil 1

Am letzten Juliwochenende 2010 fand auf der Freilichtbühne an der Loreley erneut das Rock Area Festival statt.

Der erste Teil des Nachberichts beschäftigt sich mit den Ereignissen des 30. Juli, dem Festival-Freitag. An diesem traten unter anderem Apocalyptica, Sodom, Napalm Death und Ensiferum auf.

„Nach 250 Metern links abbiegen. Dann Fähre fahren.“ Fähre fahren!? Wenn einem das Navigationssystem auf dem Weg zu einem Festival eine solche oder ähnliche Anweisung gibt, dann befindet man sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zum Rock Area Festival. Ursprünglich im Saarland gestartet, findet dieses mittlerweile nämlich auf der Freilichtbühne der Loreley oberhalb des (brückenlosen!) Rheinortes Sankt Goarshausen.

Die Vorteile des malerisch gelegenen Festivalgeländes liegen dabei auf der Hand: Vor der Freilichtbühne sorgen die steinernen Bänke für Sitzgelegenheiten und durch die einem Amphitheater ähnliche Hanglage des Geländes ist auch aus den hinteren Reihen ein guter Blick auf die Bühne garantiert. Mit vier Bands, unter anderem Doro und J.B.O., konnten sich die Fans bereits am Donnerstagabend auf das Festival einstimmen.

Das Hauptprogramm mit neun beziehungsweise zehn Bands am Tag auf der Hauptbühne und einer weiteren Nebenbühne fand aber Freitag und Samstag statt. Am Freitag waren es Resistance of Yield, denen die Opener-Funktion auf der Hauptbühne zuteil wurde. Die saarländische Death-Metal-Band spielte auf dem Rock Area Festival, da sie zuvor im Mai aus dem festivaleigenen Bandwettbewerb Battle of Metal als Sieger hervorgegangen war.

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Hoffnungsvoller Metal-Nachwuchs: Resistance of Yield

Ihren Auftritt begann die Gruppe um 12:25 Uhr, zehn Minuten nach Einlass. Nach und nach strömten während des Konzertes von Resistance of Yield die Besucher auf die Anlage, die meisten von ihnen ließen sich jedoch auf den hinteren Rängen nieder. Direkt vor der Bühne standen allerdings 40 treue Fans der Band, die die ganze Zeit über gut mitfeierten und sich trotz der noch recht frühen Stunde bester Laune zeigten.

Mit der Live-Premiere von „Doomed Chapter II“ verabschiedeten sich Resistance of Yield um 13:05 Uhr nach einem gelungenen Auftritt. Weiter ging es 20 Minuten später mit Ingrimm, die als Mittelalter-Metal-Band mit Dudelsack und Drehleier gewissermaßen den Farbtupfer des Festivaltages darstellten.

Vor der Bühne wurde es bei Ingrimm sofort voller. Den Zuschauern boten die Regensburger einer wuchtige Darbietung, bei der ihnen vor allem Stücke mit offensiven Dudelsackpassagen („Die Pest“, „Der letzte Tanz“) auch die Aufmerksamkeit der eher auf Abstand gebliebenen Festivalgänger garantierten.

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Mittelalter-Metal aus Regensburg: Ingrimm

Die Exoten des Tages konnten sich bester Publikumsreaktionen erfreuen. Als Ingrimm nach ihrem Evergreen „Sag mir nicht“ um 14:05 Uhr die Bühne verließen, wurden sogar Zugabewünsche geäußert. Diese konnten aufgrund des Zeitplans leider nicht weiter berücksichtigt werden, denn schon um 14:25 Uhr ging es mit Gama Bomb weiter.

Das Konzept der irischen Thrash Metaller ist dabei schnell erklärt: Kurze Lieder und immer Vollgas. Gama Bomb ließen in ihren Songs immer wieder schöne Gitarrensoli hören, davon abgesehen gestaltete sich ihre Darbietung aber nicht sehr abwechslungsreich. Auf der Haben-Seite stand dafür eine kräftige Show, die die Zuhörer in den ersten Reihen zum steten Headbangen nutzen. Um 15:10 Uhr räumten Gama Bomb die Bühne für die nun 40 Minuten andauernde Umbaupause.

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Druckvoll aber unspektakulär: Gama Bomb

Gegen 15:50 Uhr standen dann Benediction vor der nun deutlich angewachsenen Menge. Die alteingesessene britische Death-Metal-Band fegte mit einer hervorragenden, ebenso derben wie kraftvollen Show über die Bühne, die die Zuschauer sofort mitriss. Zum ersten Mal – und trotz des abschüssigen Geländes – wagten nun auch Stagediver den Ritt über die Menge, die besonders eifrigen unter ihnen machten sich gleich mehrfach auf die Reise.

Benedictions Sänger Dave sprach unterdessen auf Deutsch mit seinen Fans. Er brachte zum Ausdruck, wie schön er die Landschaft um die Loreley finde und dass er sich sehr freue, wieder in Deutschland aufzutreten. Hier habe man den Oldschool Death Metal noch nicht vergessen. Kurz nach 16:20 Uhr beendeten Benediction ihren durchweg erstklassigen Auftritt.

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Death Metal erster Güte: Benediction

Weiter ging es um 16:45 Uhr mit Dark Tranquillity. Die schwedische Melodic-Death-Metal-Band machte ebenfalls gut Druck, hatte allerdings auch ruhigere Lieder im Programm. Im Vergleich zu Benediction gestaltete sich der Auftritt von Dark Tranquillity auch durch den Einsatz eines Keyboards deutlich atmosphärischer.

Die Mischung aus schnellen, härteren Liedern und den langsameren Titeln kam beim Publikum sehr gut an. Auch wenn diesmal die Stagediver ausblieben, zeigte sich die Menge Dark Tranquillity gegenüber durchgehend angetan. Unter dementsprechend großem Applaus verließ die Band dann um 17:30 Uhr die Bühne.

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Vielseitig: Dark Tranquillity

Als nächstes stand die finnische Folk-Metal-Band Ensiferum auf der Liste. Viele Anwesende sahen dem Auftritt der Gruppe erwartungsfreudig entgegen, sodass die nun sehr zahlreich vor der Bühne stehenden Fans gegen 18 Uhr langsam ungeduldig wurden. Lautstark verlangte die Menge nach Ensiferum. Als diese kurz nach 18 Uhr dann auf die Bühne traten, bereiteten ihnen ihre Anhänger einen euphorischen Empfang.

Zu Liedern wie „Into Battle“ und „One More Magic Potion“ kochte die Loreley. Ganze Reihen von Köpfen kreisten, die Begeisterung erfasste den ganzen Platz. Für nicht wenige der Anwesenden hatten Ensiferum wohl die Stellung des heimlichen Headliners inne. Fast wie einen Headliner verabschiedeten die Fans Ensiferum dann auch um 18:45 Uhr.

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Ensiferum sorgten für Hochstimmung

Vor im Vergleich zu Ensiferum geradezu lichten Reihen spielten ab 19:10 Uhr Napalm Death. Der Fakt des geringeren Publikums sprach dabei nicht unbedingt gegen Napalm Death, sondern verdeutlichte noch einmal eindrücklich den Stellenwert, den Ensiferum genossen. Mit der Intensität eines Presslufthammers lieferten Napalm Death eine knüppelharte Show.

Bemerkenswert am Auftritt der Death Metaller war auch der Bewegungsdrang ihres Sängers Mark. Dieser stürzte geradezu epileptisch anmutend über die Bühne und steigerte damit den Unterhaltungswert der Gruppe noch weiter. Ebenso energiegeladen wie der Sänger war auch das Konzert der Band, das die Zuschauer durchaus mitriss.

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Voller Körpereinsatz bei Napalm Death

Immer wieder wandte Mark sich auch an seine Fans, um diverse gesellschaftliche und Friedensbotschaften seiner Songs zu erläutern. Unter anderem gaben Napalm Death auch das von den Dead Kennedys gecoverte „Nazi Punks Fuck Off“ zum Besten, das von der Menge durch das wiederholte Skandieren von „Nazis raus!“ honoriert wurde.

Nach „Siege of Power“ als letztem Lied beendeten Napalm Death um 20:10 Uhr unter dem großen Zuspruch ihrer Fans den Auftritt. Eine halbe Stunde später stand dann die deutsche Thrash-Metal-Legende Sodom auf der Bühne. Angesichts der Freilichtbühne der Loreley schwelgte Sänger Tom bald in Erinnerungen und erzählte den Fans, dass er hier 1982 ein Konzert von Venom und Metallica gesehen habe.

Mit ihrem Auftritt hatten Sodom die Fans sofort auf ihrer Seite. Zu Stücken wie dem „Outbreak of Evil“ brachte das Trio sein Publikum souverän in Stimmung. Nach einigen Liedern hielt die Band inne und Tom richtete ein Wort an die Menge. Er kam auf das Unglück auf der Love Parade 2010 zu sprechen, bei dem kaum eine Woche zuvor 21 Menschen ums Leben gekommen waren. Tom sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Mitgefühl aus und warnte davor, dass nun auch andere Großveranstaltungen wie das Wacken Open Air auf den Prüfstand kommen könnten.

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Souverän: Sodom

Das Konzert ging im Anschluss mit Liedern wie „Agent Orange“, „Die Stumme Ursel“ oder „Blasphemer“ weiter. Die Ränge feierten dazu ausgelassen und immer wieder fanden Stagediver den Weg vor die Bühne. Zu einer riesigen Gaudi geriet nicht zuletzt auch Sodoms Cover von Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“. Nach unter anderem „M16“ und „Remember the Fallen“ gaben Sodom um 21:50 Uhr die Bühne frei.

Eine knappe Stunde später kündigte sich dann der Headliner des Tages an: Apocalyptica. Als die Formation aus drei Cellisten und einem Schlagzeuger im dichten Bühnennebel ihre Plätze einnahm, standen die Menschen dicht an dicht auf den Rängen der Freilichtbühne. Der Empfang, den die Fans den Finnen bereiteten, war gewaltig.

Nun hallten 80 Minuten lang die Celli von der Loreley. Den Beifall der Menge gab es dazu nicht nur zwischen sondern mitunter auch während der Stücke. Für einzelne Lieder wurde das eigentlich instrumentale Quartett dabei auch von einem Gastsänger unterstützt. Neben „I’m not Jesus“ wurde auch die neue Single „End of me“ mit Gesang dargeboten, die auf der Loreley Deutschlandpremiere feierte.

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Apocalyptica ließen keine Wünsche offen

Zu hören gab es auch Klassiker wie „Fight Fire With Fire“ oder das von Metallica stammende „Master of Puppets“. Die Zuhörer zeigten sich dabei durchgehend begeistert. Nachdem sich Apocylptica um 23:55 Uhr verabschiedet hatten, wurden sie selbstverständlich durch sofortige Zugabe-Rufe zurück auf die Bühne zitiert.

Nun zogen die Finnen alle Register. Erst brachten sie die Menge mit Metallicas „Enter Sandman“ zum lauten Mitsingen, anschließend setzten sie mit „Hall of the Mountain King“ noch eins obendrauf. Als damit einige Minuten nach Mitternacht der Festivaltag endete, ernteten Apocalyptica lange anhaltenden Applaus. Wieder einmal wurde eindrucksvoll bewiesen: Metal auf Celli funktioniert großartig!

 

Festivalbericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de