Vom 21. bis zum 23. Juni fand auf der Freilichtbühne der Loreley zum wiederholten Mal das RockFels Festival statt. Hoch über St. Goarshausen feierten Metal-Fans von nah und fern ein langes Wochenende mit Bands aus verschiedensten Bereichen des Genres.
Aus zeitlichen Gründen konnte ich das RockFels nur am Samstag besuchen, also am dritten und letzten Festivaltag. Von dem findet ihr hier nun aber meinen Festivalbericht.
Das Festivalgelände auf dem Loreleyfelsen ist mit seiner Aussicht auf St. Goarshausen und das obere Mittelrheintal nicht nur malerisch schön, sondern auch sehr praktisch. Die Freilichtbühne der Loreley liegt nämlich in Hanglage. Auf die Bühne schaut man praktisch immer von einer erhöhten Position. Jede Reihe der steinernen Zuschauerränge liegt etwas höher als die davor. Man hat also von nahezu jedem Platz aus ungehinderte Sicht auf das Geschehen.
Auch das Wetter spielte an diesem Samstag mit. Es war zwar nicht übermäßig warm, aber durchgehend trocken. Die Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad bildeten insgesamt recht angenehme Konditionen, um sich an der frischen Luft zu bewegen.
Beste Voraussetzungen also für 8kids, die den Festivaltag um 13 Uhr eröffneten. Das Trio aus Darmstadt trat mit „Blitzschlag“ vor das Publikum. Das war zu dieser frühen Stunde noch recht übersichtlich, vor der Bühne feierte aber schon eine Traube an Fans.
Der Sänger der 8kids versuchte, auch die sitzenden Zuschauer weiter hinten zum Aufstehen zu bringen. Das klappte zwar nicht, schlecht angekommen ist die Band aber keinesfalls. Im Gegenteil, ihre Mischung aus Rock und melodischem Metalcore sorge auch in den hinteren (sitzenden) Reihen für Applaus.
Sowohl ruhige Songs wie ein Cover von Herbert Grönemeyer als auch energiegeladene Nummern wie das kraftvoll vorgetragene „Dämonen“ sorgten für Laune. 8kids machten ihre Sache wirklich gut, der Zuspruch des zum Schluss auch etwas angewachsenen Publikums war mehr als ordentlich.
Was den Musikstil angeht gab es mit Diablo Blvd. im Anschluss geradezu ein Kontrastprogramm. Die Belgier stehen nämlich für schnörkellosen Hard Rock und Heavy Metal der ganz klassischen Sorte. Ab 13:55 Uhr ließ die Band die Herzen der Oldschool-Fraktion höher schlagen. Die Gruppe aus Antwerpen zog dabei etwas mehr Publikum an als die 8kids, wenngleich der große Ansturm erst später am Tag folgen sollte.
Diablo Blvd. zeigten sich gut aufgelegt und nahmen ihre Zuschauer mit. Die Menschen vor der Bühne rissen die Hände in die Luft und waren bei Liedern wie „The Song Is Over“ voll dabei. Zwischen den Liedern gab es Ansagen mal auf Englisch und mal auf Deutsch, das Wetter hielt und die Stimmung war gut. Nach 40 Minuten Spielzeit verabschiedeten sich die Belgier unter großem Beifall.
Zurück zum Metalcore – dieses Mal in einer etwas kernigeren Variante – ging es ab 15:05 Uhr mit Any Given Day. Vor der Bühne füllte es sich, als die Band aus Nordrhein-Westfalen vor ihr Publikum trat. Die Menschen klatschten und sprangen eifrig mit. Beim dritten Lied tat sich dann auch ein kleiner Moshpit auf. Zu Stücken wie „Never Say Die“ und „Levels“ war viel Bewegung zu sehen, zu „Ignite The Light“ initiierte der Sänger der Band zusätzlich eine Art Wall of Death im Miniformat.
Trotz der steinernen Sitzränge klappte die kleine Wall of Death gut. Ein Fan war derart in Begeisterung, dass er kurzerhand die Bühne enterte. Wenig verwunderlich, dass dies eine ernsthafte Ermahnung der Security nach sich zog. Nach „Home Is Where The Heart“ ist bedankte sich Sänger Dennis bei den Zuschauern und bedauerte zugleich, mit dem eigenen Wagen angereist zu sein. Das eine oder andere Bier mit den Fans hätte er augenscheinlich gerne getrunken.
Die Zuschauer hatten für das Dilemma freilich eine Lösung parat und skandierten „Stehen lassen! Stehen lassen!“. Als letztes Lied stimmten Any Given Day nun ihr bekanntestes Stück an – eines, das eigentlich gar nicht von ihnen ist. Es handelte sich natürlich um ihr Cover von Rihannas „Diamonds“, dem die Band wohl einen großen Teil ihrer Bekanntheit verdankt. Die Publikumsreaktionen waren bestens und nach einem Abschiedsfoto verließ die Band unter tosendem Applaus die Bühne.
Zu Gloryhammer war es ab 16:30 Uhr schlagartig proppenvoll – und das nicht nur direkt auf der Bühne. Fast fragte man sich, wo auf einmal die ganzen Menschen herkamen. Die Fans der nicht ganz ernst gemeinten Power-Metal-Band sangen textsicher und aus vollen Lungen mit. „Legend Of The Astral Hammer“, das einige Fans bereits in der Umbaupause geschmettert hatten, kam nun gleich als zweites Stück. Den „Astral Hammer“ schwang Sänger Thomas dabei auch gleich in einer Schaumgummi-Variante über seinem Kopf.
Nach dem Lied suchten Gloryhammer einen Fan, der viel Erfahrung mit Alkohol haben sollte. Die Wahl fiel auf Lukas aus Stuttgart, der nun einen Spezialauftrag erhielt. Lukas sollte bergauf crowdsurfen (wir erinnern uns: das Gelände ist ein Hang!) bis er den Bierstand erreichte. Dort sollte er für die Band trinkbares Material auftreiben. Tatsächlich surfte der Fan nun über die Hände der Zuschauer nach oben und kehrte noch im Verlauf des folgenden Liedes mit einer Ladung Bier zurück.
Das Konzert kam voll in Gang und die Fans waren kaum mehr zu halten. Gloryhammer animierten ihre Zuschauer gekonnt und lieferten beste Unterhaltung. Zu Liedern wie „Universe On Fire“ oder „Angus McFife“ klatschte und sang die Menge mit bis sich Gloryhammer um 17:30 Uhr verabschiedeten.
Düsterer ging es ab 18 Uhr mit der Dark- / Alternative-Metal-Band Lacuna Coil weiter. Die Italiener zogen ebenso viel Publikum an wie Gloryhammer und konnten sich über einen begeisterten Empfang ihrer Fans freuen. Bei vielen der Festivalbesucher standen Lacuna Coil offenbar hoch im Kurs. Die Publikumsreaktionen waren jedenfalls von Anfang an bestens.
Lacuna Coil spielten sowohl ruhigere als auch schwungvollere Lieder, wobei beide Seiten ihres Schaffens auf der Loreley gut ankamen. Zwischen ihren eigenen Stücken spielten sie mit „Enjoy The Silence“ auch ein Cover von Depeche Mode. Natürlich durfte auch „Heaven’s A Lie“ nicht fehlen, Lacuna Coils bis heute bekanntestes Stück aus dem Jahr 2002. Pünktlich um 19 Uhr war dann Schluss – die Stimmung der Fans war nach wie vor grandios.
Ungebrochen war der Publikumsandrang auch bei Amorphis. Die düstere und eher anspruchsvolle Metal-Band, die sowohl Klar- als auch Gutturalgesang verwendet, begann ihr Konzert um 19:30 Uhr. Ihre Fans bereiteten den Finnen einen lautstarken Empfang. Einige von ihnen konnten Lieder wie „Bad Blood“ textsicher mitsingen.
Am Anfang wirkten Amorphis beinahe etwas schüchtern und gingen zum Beispiel nicht auf den vorderen Steg der Bühne. Die Distanz zum Publikum wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn die Fans kamen schnell in Stimmung und klatschten fleißig mit. Neben neuen Liedern wie „Wrong Direction“ zogen Amorphis auch echte Klassiker aus dem Hut.
Zu denen gehörte beispielsweise das fast 25 Jahre alte „The Castaway“. Auch solche Stücke aus den Anfangsjahren der Band kamen bei den Zuschauern auf der Loreley gut an. Um 20:40 Uhr badeten Amorphis zum letzten Mal im Applaus der Zuschauer und ließen beim Abgang ein wenig Humppa (finnische Polka) vom Band laufen.
Pünktlich um 21:10 Uhr war es dann schon an der Zeit für den Tages-Headliner. Die Position hatte dieses Mal die Alternative-Rock-Band Guano Apes inne. Der Zuschauerbereich war richtig voll und die Menge hieß die vier Musiker mit lautstarkem Jubel Willkommen. Im Fernsehen wurde zu dieser Zeit das Spiel von Deutschland gegen Schweden bei der Fußball-Weltmeisterschaft übertragen.
Nach dem ersten Lied zeigte sich Sandra, die Sängerin der Guano Apes, dann auch erfreut, dass trotz Fußball so viele Zuschauer zum Konzert erschienen waren. Bei der Gelegenheit erkundigte sie sich auch gleich nach dem Spielstand (1:1). Die Guano Apes zeigten sich voll in Form und legten einen schwungvollen Auftritt hin.
Frontfrau Sandra stellte eindrucksvoll unter Beweis, wie sehr sie das Spiel mit dem Publikum beherrschte. Die stimmgewaltige Sängerin bewegte sich gelenkig über die Bühne, ging auf die Fans ein und ließ den Funken voll überspringen. So ging die Menge dann auch voll mit – egal ob bei den eigenen Liedern der Crossover-Rocker oder bei einem Cover des Eminem-Titels „Lose Yourself“.
Zwischendurch brachte sich Fußballfan Sandra noch einmal auf den aktuellen Stand des Länderspiels (immer noch 1:1), danach ging es unter anderem mit „Open Your Eyes“ weiter. Das Publikum war nach wie vor voll in Bewegung und wurde von der Band noch zusätzlich zum Tanzen aufgefordert. Später durfte sich Ballsportfreundin Sandra noch über das 2:1 für Deutschland freuen, um 22:15 Uhr gingen die Guano Apes dann relativ plötzlich von der Bühne.
Natürlich brandeten sofort Zugabe-Rufe auf. Es war Schlagzeuger Dennis, der zuerst auf die Bühne zurückkehrte und mit zwei wichtigen Mitteilungen ans Mikrofon trat. Erstens lobte er ausgiebig das Festival, die Location und das Publikum. Zweitens bekundete er: „Fuck you Fußball! Invenstiert mehr in Rock’n’Roll!“. Das Ergebnis der Sportveranstaltung sei ihm herzlich egal. Seine Sängerin dürfte das etwas anders gesehen haben…
Der Zugabe-Teil begann nun mit einem langen Instrumentalstück. Danach trat auch Sandra wieder zurück auf die Bühne und die Band spielte ein Cover des Alphaville-Klassikers „Big In Japan“. Zum letzten Stück „Lords Of The Bords“ gaben die Fans dann noch einmal alles – viel Gehüpfe und ein Crowdsurfer inklusive. Um 22:30 Uhr verabschiedeten sich die Guano Apes dann von ihrem begeisterten Publikum. Weitere Rufe nach einer Zugabe führten nicht mehr zum Erfolg.
Nach der Headliner-Show der Guano Apes war auf der Loreley aber keinesfalls Schluss. Dieses Jahr hatten sich die Veranstalter etwas Besonderes einfallen lassen und an jedem der Festivaltage – quasi als Rausschmeißer nach dem eigentlichen Headliner – eine bekannte Cover-Band engagiert. An diesem Samstag waren es Stahlzeit, die ab 23:10 Uhr das Repertoire von Rammstein zum Besten gaben.
Zu Stahlzeit waren kaum weniger Menschen da als bei den Guano Apes. Noch immer war der Festivalplatz gut gefüllt. Das eindeutige Urteil: Das Experiment „Coverband nach Headliner“ ist voll und ganz aufgegangen. Stahlzeit lieferten eine mitreißende Show inklusive der dazugehörigen, bombastischen Pyro-Show.
Allein die Feuereffekte boten schon großen Unterhaltungswert. Bei bekannten Stücken wie „Sonne“ sang dann auch noch der ganze Platz. So kann man einen Festivaltag zu Ende gehen lassen – besser als jede Aftershow-Party!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Hinweis: Anders als viele unserer Festival-Galerien enthält die Fotogalerie vom RockFels 2018 keinen Impressions-Ordner mit Publikumsfotos. Der Veranstalter hat im Vorfeld darum gebeten, Fotos von Einzelpersonen aus dem Publikum entweder nur mit deren schriftlicher Genehmigung oder gar nicht zu veröffentlichen. Damit möchte sich der Veranstalter gegenüber Rechtsunsicherheiten absichern, die derzeit noch aufgrund der neuen EU-Datenschutzverordnung bestehen. Ich bin der Bitte des Veranstalters nachgekommen und habe von der Veröffentlichung von Publikumsfotos abgesehen.