Nach zwei Jahren in Großrosseln hat das Hexentanz Festival dieses Jahr wieder eine neue Location bekommen. Vom 25. bis zum 27. April wurde das traditionsreiche Open Air auf Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg (Landkreis Kusel) ausgetragen.
In seiner 17. Auflage fand das Festival damit zum ersten Mal nicht mehr im Saarland sondern in Rheinland-Pfalz statt. Die ersten beiden Festivaltage war ich mit von der Partie – und wie der Hexentanz-Neustart hoch auf der Burg gelaufen ist will ich euch nicht vorenthalten!

Hexentanz Festival
Wieder eine neue Location für das Hexentanz Festival – und was für eine! Burg Lichtenberg ist eine malerische Kulisse für jede Art von Veranstaltung. Klar ist aber auch, dass man sich bei so einer Location viel eher den örtlichen Gegebenheiten anpassen muss als bei einem Festival auf der grünen Wiese.
So ist das Gelände der Burg recht schmal, dafür aber sehr lang geschnitten. Organisatorisch war es so gelöst worden, dass die (ziemlich groß geratene) Bühne am äußersten Ende des länglichen Burgplateaus aufgebaut wurde. An allem anderen, von Shopping und Essen bis zu den Toiletten, kam man auf dem Weg zur Bühne also automatisch vorbei.
Insgesamt waren die Rückmeldungen zur neuen Location durchweg positiv. Nicht nur die Burg an sich kam gut an, sondern auch ihr Standort. Der vorherige Veranstaltungsort Großrosseln – nahe der französischen Grenze – war für viele doch sehr abgelegen. Burg Lichtenberg war für die Mehrheit der Festivalbesucher schlicht besser zu erreichen.
Dass sich auf der Burg eine Jugendherberge samt Infrastruktur befindet, hat auch keinem geschadet.

Die Ruhe vor dem Sturm
Freitag, 25.04.2025
Den ganzen Tag über trockenes Wetter und immerhin bis zu 14 Grad. Wenn das keine guten Voraussetzungen für den ersten Festivaltag waren! Das Musikprogramm wurde um 13:30 Uhr von Behind your fear eröffnet. Die Dark-Rock-Band hatte ihren Platz im Lineup bei einer Abstimmung gewonnen. Das wussten zumindest die, die dem Festival in den sozialen Medien folgten. Auf der offiziellen Homepage und im Spielplan stand als erstes Konzert aber das von Remember Twilight eine dreiviertel Stunde später.
Wussten also überhaupt genug Leute vom Auftritt von Behind your fear? Kurz nach Einlass zeigte sich, dass alle Sorgen unbegründet waren. Binnen kurzer Zeit strömte eine gut dreistellige Zahl an Menschen auf das Festivalgelände, mehrere dutzend Besucher stellten sich auch gleich vor die Bühne um Behind your fear anzuschauen. Es hätte für die Eröffnungsband wahrlich schlechter laufen können!
Im Anschluss spielten Remember Twilight ihren lebhaften Crossover-Metal mit Cello und zwei Geigen. Jüngere Festivalbesucher wussten vielleicht nicht, dass es sich dabei um echte Hexentanz-Veteranen handelte. Schon zehn Jahre vorher hatten Remember Twilight auf dem Hexentanz Festival gespielt – damals noch in Losheim am See. Auch dieses Mal kam die Band gut an und animierte das Publikum zum Mitmachen.

Nach zehn Jahren wieder dabei: Remember Twilight
Schöngeist starteten zehn Minuten zu spät, doch die Fans bereiteten den fünf Musikern trotzdem einen richtig guten Empfang. Ihr deutschsprachiger Gothic- beziehungsweise Dark Rock wusste zu gefallen und zog eine mehr als respektable Zuschauerzahl vor die Bühne. Auch Sänger Timur schien vollauf zufrieden und lobte die Landschaft, das Wetter, die Burg und auch die Festivalbesucher.
Apropos Besucher: Schon zu diesem frühen Zeitpunkt tat sich der Eindruck auf, dass sichtbar mehr Gäste den Weg zum Festival gefunden hatten als beim letzten Mal. Veranstalter Frank Schulz sollte es später bestätigen: Die Besucherzahl von 2024 war definitiv übertroffen worden.
Kaum zu übertreffen waren hingegen die Fans von Soulbound. Die waren schon beim Konzertbeginn derart euphorisch, dass die Musiker der Modern-Metal-Band ganz ungläubig dreinschauten. Lieder wie „Addicted to Hell“ kannten zumindest die Zuschauer in den vorderen Reihen offenbar auswendig, die Stimmung war jedenfalls bestens.
Einen ernsten Moment gab es als Sänger Johannes zum Stück „Undone“ von seinen Depressionen erzählte. Er sprach dabei ermutigende Worte für alle anderen Betroffenen und erhielt hierfür viel Beifall. Soulbounds gelungene Show endete gegen 17:30 Uhr unter Zugabe-Rufen und tosendem Schlussapplaus.

Soulbound mussten ihre Fans nicht lange bitten
Als nächstes war es Zeit für den Irish Folk Rock von Mr. Irish Bastard. Vor der Bühne war es voll und die Zuschauer waren durchgehend in Bewegung. Die Fans tanzten, klatschten mit und hatten einfach Spaß. Währenddessen sorgten Soulbound dafür, dass zum ersten Mal auch am Meet-&-Greet-Stand richtig was los war und eine lange Warteschlange entstand.
Mr. Irish Bastard zeigten sich gut aufgelegt und lieferten eine kurzweilige Show mit Liedern wie „New York’s Irish Navy“ oder „Boston Wedding“. Nach jedem Lied gab es großen Applaus bis die gelungene Show mit „I Hope They Sell Beer in Hell“ ihr Ende fand.
Auf die bunten Folk-Rocker folgte ab 19:30 Uhr das totale Kontrastprogramm: Eisregen. Die Fans der Dark-Metal-Band waren von Anfang an gut dabei und in den vorderen Reihen kreisten die Köpfe. Einen besonderen Applaus erhielt Eisregens Bassist, der mit nur einem Tag Vorlauf für den Bassisten der Stammbesetzung eingesprungen war.
Erwartungsgemäß spielten die Meister des Makaberen Klassiker wie „1000 tote Nutten“, hatten aber auch echte Raritäten im Gepäck. So wurde zum ersten Mal seit 23 Jahren „Krebskolonie“ live gespielt, das die Band frisch vom Index runterbekommen hatte. Bei den Fans kamen die lange verschwundenen Stücke bestens an. Zum Schluss gab es dann die „Elektro Hexe“ sowie die „Rückkehr der Elektro Hexe“. Die Show endete mit einem großen Schlussapplaus des Publikums.

Eisregen spielten selten gehörte Stücke
Mit Tages-Headliner Orden Ogan kamen zum Schluss die Fans von melodischem Power Metal auf ihre Kosten. Mit Licht im Rücken traten Orden Ogan als Silhouetten auf die dunkle Bühne. Noch im ersten Lied zündeten sie dann aber Pyroeffekte und erhellten das abendliche Festivalgelände. Die Stimmung war von Anfang an gut, bloß die Instruktion des Publikums wollte einfach nicht gelingen.
So wollte Frontmann Seeb, dass die Fans seine Band mit einem synchronen „Hallo Orden Ogan“ begrüßen. Das kam dann aber nicht synchron, sondern eher im Kanon. Bei „Inferno“ versuchte er den Fans beizubringen wann sie zu singen hatten und wann nicht. Auch das funktionierte überhaupt nicht. Der Stimmung tat all das keinen Abbruch, die Zuschauer waren hellwach und gingen gut mit.
Funken- und Feuereffekte heizten der Menge zusätzlich ein. Gespielt wurden unter anderem „Come With Me To The Other Side“ und „Moon Fire“ – das erste Lied bei dem es dann so langsam mit den Anweisungen an das Publikum klappte. „We Are Pirates“ regte so manchen Fan zum Mitsingen an und mit „The Things We Believe In“ fand der gelungene erste Festivaltag seinen Abschluss.

Orden Ogan heizten ein
Samstag, 26.04.2025
Noch war das Wetter angenehm und trocken als Snow White Blood im 13:30 Uhr das Programm eröffneten. Der Auftritt der Symphonic-Metal-Band war eigentlich ein Kuriosum, da Snow White Blood auf dem Hexentanz Festival 2023 ihr Abschiedskonzert (!) gegeben hatten. Doch siehe da: Mit einer neuen Sängerin war die Band nun wieder am Start.
Vor einer respektablen Zuschauerzahl spielten Snow White Blood ein gelungenes Konzert. Die Abfrage per Handzeichen ergab, dass durchaus viele der Anwesenden die Band schon vorher mal live gesehen hatten. „Ich sehe das ist Fan-Land hier!“, freute sich Sängerin Sarah ganz verzückt. Nach einer halben Stunde endete das Konzert unter gutem Applaus.
Mit „Insomnia“ traten wenig später Vera Lux vor die Menge. Die Band steht stilistisch irgendwo zwischen Mittelalter-Rock und Folk Metal. Für die vergleichsweise frühe Stunde zogen Vera Lux richtig viel Publikum vor die Bühne. Die Zuschauer waren richtig gut dabei und die Band garnierte ihren Auftritt mit Funken-Säulen. Insgesamt lieferten Vera Lux ein lebhaftes und kurzweiliges Konzert ab, in dessen Verlauf die Fans sogar noch ein Geburtstagsständchen für Frontfrau Inara sagen.
Weiter ging es mit dem poppig-sanften Folk-Rock von Mythemia. Die Band hatte beim Vorjahres-Hexentanz richtig abgeliefert – kein Wunder, dass die bunte Truppe für die aktuelle Auflage gleich wieder verpflichtet wurde. Und auch dieses Mal kamen Mythemia gut an. Die Fans klatschten fleißig mit, tanzten zu Stücken wie „Feebstaub“ und bedachten jedes Lied mit reichlich Applaus. Währenddessen zogen graue Wolken über der Burg auf, doch noch hielt das Wetter.

Das zweite Jahr in Folge: Mythemia
Damit war es bei Storm Seeker vorbei. Pünktlich zum Konzert der Folk-Metal-Piraten begann es zu regnen. Davon ließen sich die Fans aber nicht abhalten, zu Stücken wie „The Longing“ herrschte gute Stimmung. Auch als es sich richtig einregnete, machen sich die Zuschauer nicht viel daraus. Sie setzten ihre Kapuzen auf und feierten einfach weiter – bis zum Ende der Show. Es war schon eine Leistung der Band, das Publikum im Regen das ganze Konzert über so bei der Stange zu halten.
Bei Das Ich forderte das Wetter dann doch seinen Tribut. Die Elektroniker, die an diesem Tag ohnehin die Exoten im Lineup waren, zogen sichtbar weniger Publikum nach vorne. Bei den Fans, die sich das Konzert aus der Nähe anschauten, sah man dafür vollen Einsatz. Es wurde durchgehend getanzt – ob mit Regenschutz oder ganz ohne. Nach ihrem letzten Stück „Destillat“ dankten Das Ich ihren Fans und würdigten auch das Engagement des Festival-Veranstalters.
Als die Mittelalter-Rocker von Tanzwut auf die Bühne traten nieselte es nur noch. Vor der Bühne war es voll und die Zuschauer ließen sich zum Mitmachen animieren. Die eingefleischten Fans in der ersten Reihe waren sowieso voll dabei. Tanzwut präsentierten mehrere Lieder aus ihrem aktuellen Album „Achtung Mensch!“, zu „Loch in der Mauer“ erinnerte Sänger Teufel auch an seine eigene Zeit in der DDR.
Der Regen hörte auf und setzte wieder ein, das Wetter blieb unbeständig. Doch die Fans hatten beständig gute Laune und feierten zu Liedern wie „Pack“ oder „Brüder im Geiste“. Gegen Ende der Show stand bloß die Frage im Raum, wann Tanzwut die alten Klassiker auspacken. Nach „Wir sehen uns wieder“ machten die Musiker Anstalten, die Bühne zu verlassen und sogleich verlangte das Publikum nach einer Zugabe.

Ungewohnte Songauswahl: Tanzwut
Und was wurde gespielt? Das Instrumentalstück „Hymnus Cerberi“. Kein „Ihr wolltet Spaß“, kein „Der Arzt“, kein „Vulkan“ – die alten Hits blieben aus. 2023 hatten Tanzwut diese Stücke im Rahmen ihres „Silberne Hochzeit“-Albums neu aufgelegt und auch live gespielt – und jetzt haben diese Klassiker scheinbar Pause. Sehr klassisch war dagegen der Abgang, denn nach der „Hymnus Cerberi“ bildeten die Musiker mit leuchtenden Trumscheiten das Tanzwut-Zeichen. Ganz wie vor 20 Jahren.
Gegen 20:45 Uhr war das trotz seiner ziemlich ungewöhnlichen Setliste gelungene Konzert zu Ende. Danach folgten als Tages-Headliner Versengold, die ich mir aber nicht mehr angesehen habe. Versengold-Fans mögen mir verzeihen!
Fazit und Ausblick
Auch an seinem neuen Austragungsort war das Hexentanz Festival wieder ein lohnender Start in die Festivalsaison. Die Fans waren gut drauf, die Bands haben sich richtig ins Zeug gelegt und Burg Lichtenberg als neue Location wurde sehr gut angenommen.
Auch die Besucherzahl geht wieder nach oben, im Prinzip ist also alles optimal gelaufen. Kritik der Besucher beschränkte sich auf Details wie den abschüssigen und nicht gemähten Parkplatz. An sich wurde das Festival von allen Seiten gelobt.

2026 bleibt das Festival auf der Burg
Bleibt zu hoffen, dass sich das Hexentanz Festival auf Burg Lichtenberg dauerhaft etabliert. Zumindest für nächstes Jahr ist das nun bestätigt – die Zeiten der „Hexenbesen“-Tickets ohne Ortsbindung sind erst einmal vorbei.
Wie und wo es mittelfristig weitergeht wird sich zeigen, doch zunächst können sich Fans auf eine Rückkehr auf Burg Lichtenberg freuen. Vom 24. bis zum 26. April 2026 ist es wieder soweit.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de