Am 2. und 3. Mai 2008 fand am Bostalsee das dritte Hexentanz Festival statt.
Eindrücke vom ersten Festivaltag hält im Folgenden der erste Teil des Nachberichts fest.
Am in diesem Jahr fast leer gepumpten Bostalsee angekommen, erwartete die Besucher bereits am Morgen ein Mittelaltermarkt. Dieser lud ein, die Zeit vor den Konzerten mit Bummeln und Entdecken zu verbringen oder sich von eben diesen zu erholen.
Das Angebot des Mittelaltermarktes reichte von Edelsteinen über Bienenwachskerzen und internationale Küche bis hin zu Mittelalter-Waffen und Rüstzeug. Darüber hinaus waren auch Stände mit CDs oder Gothic-Kleidung und -Accesoirs aufgebaut.
Auf dem Markt zu sehen gab es auch ein Ritterlager, dessen Bewohner mit verschiedenen Darbietungen auf sich aufmerksam machten.
Ein Detail des Mittelaltermarktes verstörte jedoch etwas: An einem Schmuckstand baumelte neben Thorshämmern, Pentagrammen und Kreuzen jedweder Machart auch das Symbol der Schwarzen Sonne. Die Schwarze Sonne stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus und wurde als esoterisches Symbol zur religiösen Untermauerung der NS-Ideologie verwandt. Heute dient die Schwarze Sonne oft als Ersatzsymbol für das Hakenkreuz und hat große Bedeutung für jene Rechtsextremen, die in der Mittelalter- und Neuheiden-Szene hausieren gehen.
Es sei dahingestellt, ob die Betreiberin des Standes überhaupt von der Bedeutung des Symbols wusste. Der Veranstalter sollte für die nächsten Jahre möglicherweise dahingehend einfach Richtlinien für die Stände aufstellen, um Einzelfällen wie diesem und damit etwaigen Missverständnissen vorzubeugen.
Ab 14:45 Uhr zog die erste Band des Hexentanz Festivals die Besucher vom Markt auf den Konzertplatz: Ingrimm.
Dem Ruf der Regensburger Mittelalter-Metal-Band folgten schon recht viele Besucher. Der Zuspruch, den die Mannen vom Publikum erhielten, war bereits nach den ersten Liedern ausgesprochen gut. Mit Liedern wie “Skudrinka”, “Spielmann” oder “Der Sturm” zogen Ingrimm das Publikum mit.
Die Menge zeigte sich in Feierlaune und ließ sich durchaus begeistern. Nach Ende der Zugabe forderte das Publikum sogar noch eine zweite Zugabe. Nachdem diese mit “Wolf” gegeben worden war, verließen Ingrimm um 15:35 Uhr unter großem Applaus die Bühne. Dieses Konzert, für Ingrimm das aller erste in unserer Region, wurde für die Band zum vollen Erfolg.
Nach nur 15 Minuten Umbaupause konnten die Festivalbesucher dann mit Nachtgeschrei die zweite Band Willkommen heißen. Nachtgeschrei konnten im Publikum ebenfalls für Stimmung sorgen.
Für die aus Frankfurt am Main stammende Band stellte der Auftritt auf dem Hexentanz Festival das CD-Release-Konzert zu ihrem Debut-Album “Hoffnungsschimmer” dar, das just an diesem Tage erschien. Dieses stellten Nachtgeschrei bei ihrem Auftritt natürlich gebührend vor und erhielten dafür durchweg positive Reaktionen des Publikums.
Als sich die Band nach dem Titel “Windstill” von der Bühne entfernen wollte, forderte das Publikum wiederum eine Zugabe, die mit “Der Meister” gegeben wurde. Um 16:30 Uhr verabschiedeten die Festivalbesucher Nachtgeschrei dann mit angemessenem Beifall.
Nun sollten Feuerschwanz folgen. Die derbe Spaßmachertruppe ließ es sich nicht nehmen, schon während der Umbaupause ihre Fans zu animieren. Als um 17 Uhr “des Hauptmanns geiler Haufen”, wie die Band sich auch gerne nennt, die Bühne betrat, herrschte heitere Stimmung. Mit auf die Bühne brachten Feuerschwanz auch zwei als leicht bekleidete Katzen gekleidete Tänzerinnen.
In gewohnter Manier unterhielt die gaukelnde Mittelalter-Bande die Anwesenden mit Späßen und ihren nicht allzu ernst zu nehmenden Liedern. Für ihr Cover des Schandmaul-Stückes “Herren der Winde” holten sich Feuerschwanz musikalische Unterstützung in Form von Spyke, dem Bassisten der lokalen Mittelalter-Rockband Spielbann, auf die Bühne.
Das Publikum zeigte sich von Feuerschwanz gut unterhalten und erfreute die Band mit dementsprechend guten Reaktionen. Um 18 Uhr verließ die Band die Bühne.
35 Minuten später traten dann die Herren zu Coppelius, wieder einmal umsorgt von ihrem treuen Diener Bastille, auf die Bühne. Die Zylinder tragende Gruppe, die auf ihren kammermusikalischen Instrumenten eine Art akustischen Metal kreiert hat, glich den Nachteil, dass ihre beliebte Bühnenshow in Clubs oder kleineren Hallen um einiges atmosphärischer wirkt als auf einer taghellen Open-Air-Bühne, durch viel Elan und eine energiegeladene Darbietung aus.
Coppelius fesselten das Publikum gleich an sich. Bei Liedern wie “Operation” oder “Time-Zeit” stellte dieses auch seine Textkundigkeit unter Beweis und sang tatkräftig mit. Während des Stückes “To My Creator” kehrten die Katzen-Tänzerinnen von Feuerschwanz auf die Bühne zurück, um sich an die Herren von Coppelius zu schmiegen und sich zu deren Musik zu bewegen.
Nach der “Ouvertüre” trat dann ein Mann auf die Bühne, der dem Publikum, von Coppelius-Diener Bastille auch gerne als “Auditorium” bezeichnet, als Carsten Fischer vorgestellt wurde. Dieser ergriff das Mikrophon, um seiner Freundin vor der gesamten Zuschauermenge des gut gefüllten Festivalplatzes einen Heiratsantrag zu machen. Dieser wurde von ihr bejaht, was mit großem Applaus quittiert wurde. Der Heiratsantrag und dessen Annahme nahmen nur wenige Minuten in Anspruch und schon ging es mit “Phantom of the Opera” weiter.
Nach “I get used to it” als Zugabe zogen sich Coppelius dann um 19:35 Uhr von der Bühne zurück. Bastille versicherte dem jubelnden Publikum zum Abschied noch: “Coppelius hilft!”.
Einen begeisterten Empfang bereitete das Publikum um 20 Uhr Saltatio Mortis, die mit “Prometheus” die Bühne betraten. Auch bei Saltatio Mortis stellte die Menge vielfach ihre Kenntnis der Liedtexte unter Beweis.
Bei Liedern wie “Sieben Raben” oder “Tritt ein” herrschte Hochstimmung auf dem Platz. Durchweg war die Menge in Bewegung und Saltatio Mortis zeigten sich überaus energiegeladen und gut aufgelegt.
Der Auftritt der Band beinhaltete neben den Mittelalter-Rock-Stücken auch zwei akustische Stücke. Diese wurden mit der Begründung gespielt, dass es in diesem Jahr keinen Auftritt von Saltatio Mortis auf dem Mittelaltermarkt in Neunkirchen und somit auch keine Darbietung des Akustik-Programms im Saarland geben würde.
Als Saltatio Mortis nach dem Lied “Spielmannsschwur” die Bühne verließen, rief die Menge nicht einfach nach einer Zugabe sondern sang wieder und wieder die Melodie des Stückes.
Saltatio Mortis traten dann auf die Bühne zurück und spielten vor der eigentlichen Zugabe noch einmal den Refrain von “Spielmannsschwur”, der begeistert mitgesungen wurde. Dieser Moment war wohl der atmosphärische Höhepunkt des Auftrittes von Saltatio Mortis und vielleicht des ganzen Festivaltages.
Die eigentliche Zugabe erfolgte dann mit den Stücken “Licht und Schatten” und “Nichts bleibt mehr”. Um 21:30 Uhr verließen die Spielmänner dann unter tosendem Applaus die Bühne.
In der nun folgenden Umbaupause trat zeitweilig eine Gruppe von Feuer-Artisten mit einer Feuershow vor – leider nicht auf – der Bühne auf.
Danach wurde es zum Abschluss des Tages ab 22:15 Uhr Zeit für Corvus Corax. Die Berliner Spielmänner, die auch als “Könige der Spielleute” bekannt sind, stellten einmal mehr unter Beweis, dass sie an ihren Instrumenten absolute Virtuosen sind.
Viele Zuschauer tanzten ausgelassen zu den Rhythmen der farbenprächtig gekleideten Musiker. Auch die vorrückende Uhrzeit dünnte die auf dem Platz versammelte Hörerschaft nicht merkbar aus.
Kaum eine Mittelalter-Band vermag es, mit rein akustischer Mittelaltermusik ihr Publikum so zur Bewegung zu treiben und zu begeistern wie es Corvus Corax nach allen Regeln der Kunst wieder einmal taten.
Um Mitternacht endete der Auftritt von Corvus Corax und mit ihm ein friedlicher, lohnenswerter und absolut gelungener Festivaltag auf dem Hexentanz Festival 2008.
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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Hinweis: Die Fotogalerie zu diesem Festival ist aufgrund technischer Umbaumaßnahmen im Jahr 2013 nicht mehr online.