Wacken Open Air 2018 – Festivalbericht

Wacken – das heißt Schlamm ohne Ende, Campen unter extremen Bedingungen, Metal in allen Variationen, nicht endende Ströme kalten Biers, alte Freunde treffen und neue finden. Fast all das stimmte auch in diesen Jahr, bloß der Schlamm ließ auf sich warten. Dank des vorhergehenden Sommers war der Holy Ground trocken wie selten zuvor. Bei praller Sonne und Temperaturen von über 30 Grad wurden Mundschutz und Hut schnell zu begehrten Festival-Accessoires.

Kein Wunder also, dass ebenso wie das Bier auch massenweise das kostenlose Trinkwasser in die Flaschen des Metalbags floss. Die Veranstalter hatten vorsorglich die Anzahl der Entnahmestellen erhöht. Das war auch bitter nötig, waren die Kehlen der meisten Metalfans durch Staub und Mitsingen doch konstant trocken.

Dass dies der Stimmung keinen Abbruch getan hat, dürfte klar sein. Immerhin heizten über 140 Bands auf acht Bühnen den Fans gewaltig ein. Vom 1. bis zum 4. August bekamen die Besucher des Wacken Open Airs von epischem Power Metal über düsteren Black Metal bis hin zu fröhlicher Mittelaltermusik alles auf die Ohren, was die Instrumente hergaben.

Fotolinks: Teil 1 (Mittwoch und Donnerstag) / Teil 2 (Freitag und Samstag)

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Wacken Open Air

Tag 1 – Mittwoch, der 1. August 2018

Am Mittwoch ging es direkt mit den Teilnehmern des Metal Battles los, die wieder aus allen Teilen Europas (u.a. Belgien, Norwegen, Bulgarien) und der Welt (z.B. China, Argentinien, Israel) anreisten. Die Bands starteten im Bullhead City Circus, der neben den anderen kleineren Bühnen bereits am Mittwochmittag öffnete. Auf der Beergarden Stage eröffneten die Wacken Firefighters knapp sechs Stunden später inoffiziell das Festival. Highlight des Tages waren sicherlich die Auftritte von Sepultura und Heilung.

Mit ihrer Mischung aus Trash und Death Metal waren die vier Brasilianer von Sepultura an diesem Tag der Anlaufpunkt für alle Fans des aggressiven Metals.

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Sepultura

In einem vollen Bullhead City Circus brachten sie mit Liedern aus ihrem aktuellen Album „Machine Messiah“ nicht nur die Fans zum Schwitzen. Auch die Securitys wurden durch die Crowdsurfer zum ersten Mal für dieses Festival gefordert. Spätestens nach Sepulturas letztem Song, ihrem größten Hit „Roots Bloody Roots“, war jeder Besucher des Zeltes durchgeschwitzt.

Die deutsch-dänische Band Heilung hatte leider mit technischen Problemen zu kämpfen und konnte erst verspätet starten. Dies minderte aber nicht die besondere Atmosphäre des Konzertes, da die Gruppe einen unglaublich intensiven Auftritt hinlegte. Verschiedene Gesangstypen der drei Bandmitglieder trugen Texte vor, die an Wikingerriten erinnern. Begleitet wurde der mehrstimmige Gesang von Instrumenten, die zum Teil aus Speeren oder Knochen gefertigt worden sind. Insgesamt bot sich eine unglaublich wirkende Performance, die leider aufgrund der technischen Schwierigkeiten viel zu kurz war.

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Heilung

 

Tag 2 – Donnerstag, der 2. August 2018

Am Donnerstagmorgen ging es dann los mit dem Sturm auf das Infield. Dort eröffneten die Wacken-Urgesteine Skyline die großen Bühnen. Parallel dazu wurde auf den kleineren Bühnen bereits ab elf Uhr losgelegt, während die letzten Metalheads noch aus ihren Zelten krochen. Auf der W.E.T- und der Headbanger-Stage unterhielten die letzten Teilnehmer des Metal-Battles das Publikum mit heißen Gitarrenriffs. Gleichzeitig wurde auf der Wackinger- und der Beergarden  Stage zu Pampatut, Da Rocker & Da Walter und Vogelfrey fleißig abgefeiert. Auch der ehemalige Accept-Sänger Udo Dirkschneider war am Donnerstag aktiv und brachte mit seiner Reibeisenstimme jung und alt zum Mitsingen.

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Behemoth

Am Abend starteten die polnischen Black-Metaller von Behemoth, die ihren düsteren Sound und viele ihrer Klassiker stilecht bei schönstem Sonnenschein zum Besten gaben. Der große Headliner Judas Priest hätte einer der Höhepunkte des Festivals werden sollen, doch hier waren die Gefühle der Fans gemischt. Die stimmliche Leistung von Sänger Rob Halford überzeugte nicht jeden und so konnte man nach kurzer Zeit eine kleine Abwanderung zur Wackinger Stage feststellen.

Dort hatten Feuerschwanz kurz nach Judas Priest losgelegt und schon nach kurzer Zeit platzte die Wackinger Plaza aus allen Nähten. Die bunte Truppe rund um ihren Hauptmann Feuerschwanz zeigte, dass sie auch auf der kleineren Bühne den großen Namen Konkurrenz machen konnte. Mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Mittelalter, Rock, komödiantischen und zotigen Elementen machten Feuerschwanz Stimmung. Liedern wie „Hexenjagd“ oder „Schubsetanz“ brachten das mitsingende Publikum auf ihre Seite und verwandelten die Wackinger Stage in eine Partyzone.

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Feuerschwanz

 

Tag 3 – Freitag, der 3. August 2018

Auch am Freitagmorgen schallte der alltägliche Weckruf über die Campgrounds. Dieser beinhaltete auch immer eine Wettervorhersage. Was soll man sagen? Bereits in den letzten Tagen war es heiß mit massivem Sonnenschein. Auch am Freitag hieß es: Hütchen schnappen, Wasserflasche füllen und auf in Richtung Bühnen! Wer um elf da war, dem wurde auf der Louder Stage bereits mächtig von Amaranthe-Frontfrau Elize Ryd eingeheizt – und das nicht nur musikalisch.

Mit Cannibal Corpse spielte mittags dann die Band, die auf dem Wacken Open Air die Liste der indizierten Alben anführte. Schon in den 90er-Jahren tat das der Beliebtheit von Cannibal Corpse keinen Abbruch, 2018 ebenso wenig. Im Rahmen ihrer „Red Before Black“-Tour spielten sie auf Wacken ein für viele Fans zu kurzes Konzert, das ohne die indizierten Titel auskam.

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Amaranthe

Szenenwechsel: Was haben Wirtz, Schandmaul und Da Rocka & Da Waitler gemeinsam? Die Auftritte dieser drei Bands erfuhren an diesem Tag ganz besondere Unterstützung. Mit auf der Bühne stand Laura Schwengberger, eine Übersetzerin für deutsche Gebärdensprache. Sie übersetze während der Auftritte der drei Bands live deren Songtexte in Gebärdensprache.

Durch diese Maßnahme wollten die Veranstalter in diesem Jahr einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion tun. Wie gut diese auf Wacken funktioniert, zeigten unter anderem auch die crowdsurfenden Rollstuhlfahrer. Am Nachmittag wurden dann auch die Gewinner des diesjährigen Metal Battles bekannt gegeben. Das 14. Battle gewann die Band Die From Sorrow aus dem fernen China. Platz 2 ging an Motanka aus der Ukraine und Platz 3 an Ab Theos aus Rumänien.

Die Headliner des Freitags kamen indes aus dem hohen Norden: In Flames und Ghost aus Schweden und Nightwish aus Finnland. Das Headliner-Trio füllte das Infield selbst zu später Stunde und konnte die Massen ohne jede Übertreibung begeistern.

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Nightwish

Nightwish legten so fulminant los wie immer. Neben neuen Stücken sangen die Fans zusammen mit Frontfrau Floor Jansen die Texte altbekannter Songs. Die großartigen Melodien schallten von der Bühne, während im Hintergrund opulente Videoprojektionen aufleuchteten. Für viele Fans stellte das Konzert von Nightwish bereits das Highlight des Festivals dar, was auch das dicht an dicht stehende Publikum zeigte.

Später sah sich die Band In Flames ungewöhnlicher Konkurrenz gegenüber, musste sie sich doch mit Otto und seinen Friesenjungs in der Gunst der Fans messen. In Flames ließen sich nicht lumpen und fuhren nicht nur die von ihrer Tournee bekannte LED-Show auf, sondern auch riesige Feuereffekte. Schon zu Beginn des Konzertes heizten In Flames den ersten Reihen kräftig mit der Pyrotechnik ein.

Mehr als eine Stunde verging bevor die Lichter der Faster Bühne für diesen Abend erloschen. Auf der Harder Stage begann dann mit Ghost das Finale des Festivaltages. Der Auftritt von Ghost auf Wacken war eine ihrer doch recht seltenen Deutschland-Shows. Dementsprechend heiß wurde die Darbietung des dunklen Priesters und seinem Gefolge aus Guhlen erwartet. Opulent und düster ging es auf der Bühne zu, woran die großartige Inszenierung ebenso einen Anteil hatte wie die Lichteffekte, die an den Dämonenmasken des Gefolges reflektierten. Nach einem Programm mit sowohl alten als auch aktuellen Songs entließen Ghost ihre Fans mit einem wohlig-schaurigen Gefühl in die Nacht.

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In Flames

 

Tag 4 – Samstag, der 4. August 2018

Auch wenn am Freitag bis spät in die Nacht gefeiert wurde, hielt es viele hartgesottene Metaller am Samstag nicht lange im Zelt. Mittags standen viele Wacken-Besucher wieder vor den Bühnen und feierten mit ihren Bands.

Während bei Betontod und Riot V noch Platz im Infield war, wurde es spätestens am Nachmittag bei Alestorm vor der Faster Bühne wieder voll. Das freute die Metal-Piraten aus Schottland natürlich und sie rissen das Publikum mit Partyliedern über Alkohol und ihr fiktives Seeräuberleben mit. Aber nicht nur auf der Bühne gab es einiges zu sehen. Ganze Wellen aus Crowdsurfern ließen sich über das Meer aus Metal-Fans in Richtung Bühne tragen. Einem besonders wagemutigen Fan waren die Hände der Massen nicht genug und er balancierte auf dem Rücken eines anderen der Bühne und der Security entgegen. Aber auch die riesige Quietscheente, die Bühnendeko von Alestorm, genoss das Bad in der Menge. Ihr Schicksal ist allerdings ungewiss, wurde sie doch am Schnabel gepackt und von Unbekannten verschleppt.

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Wacken 2018

Danach legten Arch Enemy los und fingen die gute Stimmung der Masse ein. Frontfrau Alissa White-Gluz wirbelte mit einer massiven Energie über die Bühne und mobilisierte zu den Gitarren ihrer Bandkollegen ihre volle stimmliche Kraft.

Wie schon am Abend zuvor wurde es mit einbrechender Dunkelheit merklich düsterer auf den Bühnen. So betraten kurz nach Mitternacht Dimmu Borgir die Faster Stage. Mit ihrer bombastischen Mischung aus dunklem Black Metal und orchestralen Elementen nahmen sie die Fans mit auf eine finstere Reise, die natürlich auch bei ihrem neuen Album „Eonian“ Halt machte. Ihrem Auftritt folgte der Abschluss mit Outro und riesigem Feuerwerk, doch ganz war Wacken 2018 noch nicht zu Ende.

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Dimmu Borgir

Als Rausschmeisser heizten In Extremo den Festivalbesuchern noch einmal mit gewaltigen Feuersäulen und sonstigen Pyroeffekten ein. Wer seine Stimme noch nicht aufgrund des Staubes oder durch die Erlebnisse der letzten Tage verloren hatte, durfte nun noch einmal mächtig mitsingen. Die furiose Show von In Extremo enthielt mit Liedern wie „Vollmond“ und „Sternhagelvoll“ nicht nur sehr passende Festivalsongs, sondern auch eine gelungene Mischung aus alten und neuen Stücken. Mit den letzten Dudelsackklängen schlossen dann die Hauptbühnen und das Wacken Open Air 2018 endete mit so gutem Wetter wie es angefangen hatte.

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In Extremo

 

Zum Abschluss noch ein paar allgemeine Informationen und Bemerkungen zum Festival. Erst zwei Wochen vor Beginn wurde das 29. Wacken Open Air als ausverkauft gemeldet und damit noch später als die Jahre zuvor. Auch dieses Jahr gab es die Option, bereits am Montag anzureisen, was von vielen Fans auch fleißig genutzt wurde.

Zahlreiche Fans kamen dabei nicht nur mit der üblichen Ausrüstung aus Zelt, Pavillon und Aggregat nach Wacken, sondern auch mit Pools und Planschbecken. Kein Wunder bei den vorherrschenden Temperaturen. Man suchte sich Abkühlung wo es nur ging und so wurde auch das Freibad Wacken wieder ein äußerst beliebter Treffpunkt der beim Besuch des Dorfs.

Trotz der vielen Trinkwasserstellen hatte man vor allem während der Spielpausen den Eindruck, das nicht einmal diese den Durst der Besucher stillen konnten. Neben den gefühlt zu wenigen Trinkwasserstellen gab es aber auch Abkühlung anderer Art. Sowohl die “Duschen” im Bereich des Wastelands wie auch die Schläuche vieler Standbetreiber kühlten heißgelaufene Metalheads erfolgreich herunter. Auch die Securitys an den Bühnen gaben immer wieder fleißig Wasser an die Besucher aus.

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Wacken 2018

An dieser Stelle ist auch ein Lob an die Organisation und die fleißigen Helfer des Wacken Open Airs fällig, da es dieses Jahr vor allem durch das Wetter extrem belastende Arbeitsbedingungen gab. Auch sind keine weiteren Zwischenfälle auf dem Campground gemeldet worden. Wie aus Zeitungsmeldungen hervorging, konnte auch die Polizei bereits im Vorfeld Erfolge mit dem Schnappen von organisierten Diebesbanden und Schwarzmarkthändlern vermelden. Insgesamt war es also wieder ein absolut großartiges, “heißes” Festival, das mit seinem 30jährigen Jubiläum im nächsten Jahr vielleicht alles bisher dagewesene übertreffen könnte.

Bereits fünf Tage nach Start des Vorverkaufs konnte Wacken für 2019 ausverkauft melden. Wer Glück hat, kann noch Restkarten ergattern oder spätestens nächstes Jahr in den Tauschbörsen noch ein Ticket bekommen.

 

Bericht: Natalie Laube, Sven Bähr

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