Vom 28. bis zum 30. Juni fand in Gelsenkirchen die diesjährige Ausgabe des Blackfield Festivals statt. Austragungsort war erneut das Amphitheater.
Geboten wurden drei Festivaltage, eine umfangreiche Bandauswahl, gute Stimmung und tolle Musik. Wieder einmal hieß es also: Ab nach Gelsenkirchen!
Einen Rückblick auf alle drei Festivaltage bietet dieser Festivalbericht.
Tag 1, 28.06.2013
Der erste Festivaltag des diesjährigen Blackfield Fest fiel für uns persönlich kürzer aus als geplant. Trotz großzügig einkalkulierter Baustellen haben wir fast doppelt so lange wie geplant für die Anreise gebraucht. Die ersten drei Bands – Full Contact 69, Coppelius und Spetsnaz, haben wir so leider verpasst.
Genau wie der Straßenverkehr spielte auch das Wetter nicht immer mit. Der Tag bot eine Abwechslung zwischen Wolken, graumen Himmel und Regen. Das schlug sich natürlich auch auf die Besucher nieder. So war es bei der vierten Band In Strict Confidence noch relativ leer und der Funke der guten Musik sprang lediglich auf den Bereich direkt vor der Bühne über.
Bei den Deathstars war es später deutlich voller. Trotz guter Stimmung und populären Liedern wie „Blitzkrieg“ prägten aber nicht die tanzenden Menschen das Bild, sondern zahlreiche schwarze Regenschirme. Vereinzelt wurde im Innenraum und auf der Treppe des Amphitheaters getanzt, die große Party blieb bisher aber noch aus.
Deutlich mehr los war dann beim Tages-Headliner Blutengel. Zwar war im Innenraum immer noch mehr als genug Platz, der wurde dann trotz leichten Regens aber auch zum Tanzen genutzt. Auch auf der Tribüne wurde es nun endlich lebendig. Bei Liedern wie „Reich mir die Hand“ und „Engelsblut“ wurde auch dort ausgelassen mitgetanzt. Eingeheizt wurde dem Publikum von einer guten Bühnenshow, knapp bekleideten Damen und einem Winkelschleifer, der für einen Funkenregen sorgte.
Auf der After-Show-Party sorgten dann DJane Schwarze Witwe, DJ Albert Code und DJ Leif für Stimmung. Leider war die Party nicht besonders gut besucht, da es viele Besucher vorzogen, sich bei dem schlechten Wetter in ihr Zelt oder Hotel zurück zu ziehen.
Tag 2, 29.06.2013
Die ganze Nacht über hatte es weiter geregnet und der zweite Festivaltag begann dementsprechend nass. Formalin, eine Industrial-Band aus Berlin, sollten als erste Gruppe des Tages die Menge wecken. Leider gelang ihr das nicht sonderlich gut. Die Band bot wenig Abwechslung und Action und viele Besucher waren anscheinend noch in ihren Unterkünften. Weiter ging es mit der Electro-Pop-Band Noyce. Der gelang es auch nicht, die Besucherränge weiter zu füllen, aber immerhin fing dafür die Sonne an zu scheinen.
Die nun folgende Electro-Band Aesthetic Perfection zeigte sich als eine der Überraschungen des Tages oder auch des ganzen Festivals. Mit ebenso guten wie harten Elektroklängen überzeugten die drei Jungs aus Hollywood die inzwischen schon ziemlich gut gefüllten Ränge. Zwar gab es bei Aesthetic Perfection keine wirkliche Bühnenshow, trotzdem sorgte die Gruppe für viel gute Stimmung bei den Besuchern des Blackfield Festivals. Da nahm es ihnen auch keiner übel, dass sie die Menge erst mit „Hallo Leipzig“ begrüßten bevor sie dann merkten, dass sie ja in Gelsenkirchen sind.
Mit zwar weniger Publikum aber ebenso guter Stimmung ging es bei Lord Of The Lost weiter. Die Band überzeugte vor allem durch eine gute Performance und gute Interaktion mit den Publikum. Ein absoluter Reinfall waren hingegen die Merciful Nuns. Bei denen war sowieso nur noch wenig Publikum übrig, das sich dann auch noch weiter reduzierte. Einige der vor der Bühne gebliebenen wollten sich anscheinend nur einen guten Platz für SITD sichern. Die Merciful Nuns bestritten ihr erstes Lied derweil nur mit zwei unbeweglichen Gitarristen und zwei Fernsehbildschirmen.
Erst danach trat endlich der Sänger auf die Bühne und man bekam den Eindruck von schlechtem Playback mit wenig Lust zur Umsetzung. Ein Großteil der verbliebenen Besucher machte sich auf, den Markt zu erkunden oder etwas zu essen. Nach nicht einmal einer halben Stunde war der Spuk auf der Bühne dann vorbei. Ob die Band von sich aus abgebrochen hat oder man ihnen das Ende nahe gelegt hat, ist mir nicht bekannt.
Ein vollkommen anderes Bild bot sich dann bei den Jungs von SITD. Neben einem gut gefüllten Innenraum und einer nicht mehr leeren Tribüne kam nun auch gute Stimmung auf. Zwar war die Performance der Band wenig abwechslungsreich, trotzdem gaben die drei Bottroper bei ihrem Heimspiel alles und konnten das Publikum begeistern.
In der Zwischenzeit wurde deutlich, dass die Sonne den Himmel erobert hatte und die Festivalbesucher mit Wärme versorgte. Die Regenschirme, die man noch im Publikum sah, wurden kurzerhand zu Sonnenschirmen umfunktioniert. Auch der Schlamm auf dem Weg über den Markt wurde langsam zu normalem Boden.
Die nächste band gehörte zu den meist gewünschten des Festivals: Zeromancer. Mit ihrem neuen Album im Gepäck sorgten sie für viel Stimmung und mit der einen oder anderen Anekdote auch für einige Lacher im Publikum. Das Comeback des Festivals boten nun Samsas Traum. Nachdem die Band auf dem Blackfield Festival vor fünf Jahren sehr enttäuscht hatte, wollte sie es dieses Mal wieder gut machen. Schon beim ersten Lied hatten Samsas Traum aber mit massiven technischen Problemen zu kämpfen. Auch dieser Start stand also unter keinem guten Stern.
Allerdings überbrückte Sänger Alexander Kaschte die Startschwierigkeiten mit einigen T-Shirts und flotten Sprüchen. Nach einem Neustart schien alles glatt zu laufen und auch die Kombination aus alten und neuen Liedern konnte zu Beginn überzeugen. Das konnten Samsas Traum aber nicht lange halten. Die Band verscherzte es sich wieder einmal mit vielen alten Fans, indem sie viele neue Lieder spielte und bei den alten anscheinend nicht mit vollem Herzen dabei war. Dass Alexander Kaschte viele Werbeartikel – wie sein neues Buch – ins Publikum warf, spaltete die Besucher noch mehr. Die einen freuten sich darüber, die andern hielten es für unnötige Werbung. Bis zum Ende des Konzertes blieb das Publikum gespalten. Die Hälfte der Zuhörer rief nach einer Zugabe, die andere Hälfte wollte Kaschte möglichst schnell wieder loswerden. Ob es nun ein gelungenes Comeback war muss jeder Fan für sich selbst entscheiden.
Bei Project Pitchfork war sich das Publikum hingegen einig. Ein voller Innenraum mit vielen tanzenden Menschen, gut besetze Ränge und eine klasse Stimmung machte das Konzert der Band rund um Frontsänger Peter Spilles zu einem unvergesslichen Erlebnis. Es gab kaum eine Ecke des Amphitheaters, in der nicht getanzt oder mitgesungen wurde. Leider konnte man von der mitgebrachten Lichtshow kaum was erkennen, da es noch zu früh am Tag und damit zu hell war.
Den Abschluss des Festivaltags bildeten And One mit ihrem wahrscheinlich letzten Konzert auf dem Blackfield Festival. Zwar waren And One die erste und bisher einzige Band mit Verspätung, die machte die Gruppe aber mehr als nur wett. And One begeisterten nicht nur mit ihren klassischen Hits, sondern auch mit „Personal Jesus“ von Depeche Mode. Leider war auch dieses Konzert viel zu schnell vorbei. Da manche Fans selbst dann nicht weichen wollten als die Lichter schon an waren und die Bühne abgebaut wurde, mussten sie von der Securitiy freundlich gebeten werden, das Gelände nun zu verlassen.
Tag 3, 30.06.2013
Der dritte und letzte Tag des Blackfield Festival 2013 begann trocken und schön. Als erste Band des Tages versuchten Godex die Besucher mit harten Klängen aus dem Schlaf zu reißen. Leider schafften Godex das nicht und das Publikum blieb relativ klein. Die Anwesenden konnten Godex mit ihrem Sänger Tommy Tom und dessen überraschend tiefen Stimme aber durchaus begeistern.
Mit harten Klängen ging es bei Ost+Front weiter. Auch die packten das Publikum mit markantem Gesang, vor allem aber auch mit der ersten Bühnenshow des Tages. Die Stimmung im Publikum war nach wie vor sehr gut.
Das absolute Kontrastprogramm lieferten danach Die Kammer. Mit einer rein akustischen Show lud die Band dazu ein, sich einfach mal auf den Rängen zurück zu lehnen, die Sonne zu genießen und der Musik zu lauschen. Da sich das sonnige Wetter hierfür auch bestens eignete, taten das auch entsprechend viele.
Nach diesen ruhigen Klängen ging es mit Rabia Sorda elektronisch weiter. Der auch als Frontmann von Hocico bekannte Frontsänger Erk Aicrag setze alles daran, das in der Zwischenzeit sehr stark angewachsene Publikum zu begeistern und mitzureißen. Das gelang ihm auch sehr gut.
Elektronisch ging es auch bei Neuroticfish zu. Diese überzeugten durch ihre Mischung aus Industrial und EBM. Leider war die Performance des Projekts nicht so gut, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Auch die Tänzer ließen sich nun nicht mehr bitten und wandelten Teile des Innenraums zu ihrer Tanzfläche um.
Elektro-Fans kamen auch bei Fixmer / MacCarthy auf ihre Kosten. Die beiden Männer konnten zwar nicht durch viel Abwechslung glänzen, zu ihrem geradlinigen Auftritt feierten und tanzten die Fans dennoch ausgelassen. Ebenso elektronisch brachten die Jungs von Rotersand den Innenraum zum beben. Spätestens bei „Love is Lost“ herrschte auch auf den Rängen wieder eine gute Stimmung.
Deutlich rockiger wurde es bei Staubkind. Frontsänger Louis Manke performte viel und schaffte es, den Innenraum zu begeistern. Auf den zwischenzeitlich gut gefüllten Rängen herrschte dagegen eher Gleichgültigkeit als Begeisterung. Einige der Anwesenden hatten auf die Akustik-Show von Staubkind gehofft. Ob die bei den Massen auf dem Festival aber besser angekommen wäre, darf man wohl bezweifeln.
Rockig ging es auch mit Mono Inc. weiter. Die wurden ihrem Ruf wieder einmal gerecht und brachten das in der Zwischenzeit sehr gut besuchte Amphitheater zum Feiern. Die Hamburger bestachen dabei nicht nur durch gute Interaktion mit den Publikum und einer kleinen Bühnenshow. Viel Aufmerksamkeit erlangte auch die Weltprämiere eines Songs von ihrem kommenden Album, den sie zusammen mit Joachim Witt sangen. Das wird ihren Auftritt zusätzlich in Erinnerung halten.
Als Abschluss des Blackfield Festivals traten nun Eisbrecher auf, die Mono Inc. sogar noch toppten. Gleich zu Beginn eroberte Sänger Alexx die Herzen der Damen für sich, indem er ohne einen Ton zu sagen eine rote Rose ins Publikum gab. Als er dann anfing zu Singen und die Stimmung ihren Siedepunkt erreichte, gab es auch auf den hintersten Rängen kein Halten mehr. Mit Hits wie „Antikörper“ und „This Is Deutsch“ gehörte das Publikum ihm. Auch wenn es vor „This Is Deutsch“ eine kleine Abschweifung zum Song „Bruttosozialprodukt“ gab, war das Publikum extrem textsicher. So überraschte es anscheinend auch die Band, wie gut viele Fans das alte Lied von Geier Sturzflug kannten. Neben viel Nebel, viel Interaktion mit den Publikum und guter Performance hatten Eisbrecher zu „Heilig“ auch einige Damen in Nonnenoutfits mit dabei, die mit Fackeln die Bühne erhellten.
Trotz einiger Zugaben war auch dieses Konzert viel zu schnell vorbei und die Security komplementierte die Massen erneut sehr zügig aus dem Amphitheater.
Fazit zum Blackfield Festival 2013:
Das Blackfield war wieder einmal ein gelungenes Festival mit toller Stimmung. Dass das Wetter nach einem so schlechten Freitag noch umschwenken würde, hatten viele wohl nicht auf dem Plan – was man an unzähligen Sonnenbränden sehen konnte. Ausverkauft war das diesjährige Festival zwar mit rund 5.500 Beuschern nicht, für ein weiteres Festival in 2014 sind die Kassen aber allemal genug gefüllt.
Und noch einige gute Nachricht zum Schluss: Eine Spendensammlung für die Opfer der jüngsten Überflutungen in Deutschland verlief erfolgreich. Der Erlös geht an den Landesverband Sachsen-Anhalt des den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands.
Bericht: Sven Bähr, Sven(at)dark-festivals.de
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