Vom 27. bis zum 29. April fand im Saarland das 13. Hexentanz Festival statt. Austragungsort war abermals das bekannte Eventgelände am Losheimer Stausee. Fans aus dem gesamten Bundesgebiet und teilweise sogar darüber hinaus folgten dem Ruf des Festivals, das für viele den Auftakt der Open-Air-Saison darstellt.
Geboten wurde eine wie immer vielseitige Bandauswahl von Metal über Gothic Rock und Elektronik bis hin zu Folk- und Mittelalter-Rock. Ich selbst war die ersten zwei der drei Festivaltage vor Ort. Was so los war erfahrt ihr in diesem Festivalbericht.
Tag 1 – Freitag, der 27. April 2018
Pünktlich um 13 Uhr öffnete das Hexentanz Festival seine Pforten. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen fanden die Festivalbesucher das Gelände so vor, wie sie es bereits in den Vorjahren kannten: Im Eingangsbereich gab es die üblichen Händlerzelte, zentral auf dem Festivalgelände den Hauptplatz mit der Bühne und den oberhalb gelegenen Essensständen.
Abseits der Bühne in Richtung Sanitäranlagen fanden sich wie üblich Merchandise, Meet & Greet und der kleine Mittelaltermarkt. Das Musikprogramm startete um 13:30 Uhr mit Schattenmann. Nach Erdling ist Schattenmann bereits die zweite Newcomer-Band im Bereich NDH-Rock, die von ehemaligen Mitgliedern der deutlich bekannteren Stahlmann gegründet wurde. Vom NDH-Kuchen wollen viele ihr Stück abhaben.
Was Schattenmann nun auf der Bühne präsentierten, war mit der Musik der großen Vorbilder dann auch durchaus zu vergleichen. Bei den Festivalbesuchern, die zur frühen Stunde schon da waren, kam die Band damit gut an. Die Publikumsreaktionen für den 30-minütigen Auftritt konnten sich wirklich sehen lassen.
Um 14:15 Uhr ging es mit The O’Reillys and the Paddyhats weiter. Die sehr bunte Truppe macht Folk Rock im irischen Stil und lockte für diese frühe Uhrzeit schon ziemlich viele Zuschauer an. Die Stimmung war von Anfang an super. The O’Reillys and the Paddyhats lieferten eine gute Show und animierten das Publikum gekonnt zum Mitmachen. Vor der Bühne tanzten die Fans wild durcheinander und hatten sichtlich Spaß.
Bekannte Lieder wie das von unzähligen Bands interpretierte „Whiskey In The Jar“ sangen die Zuschauer begeistert mit. Am Ende des Auftritts verlangten die Festivalbesucher sogar noch eine Zugabe – und das wohl gemerkt bei der zweiten Band des Tages. Da kann man nur sagen: Liebe O’Reillys und Paddyhats, alles richtig gemacht!
Das komplette Kontrastprogramm gab es dann ab 15:20 Uhr in Form von Ewigheim. Die Gruppe, die aus Mitgliedern von The Vision Bleak und Eisregen besteht, ist eine doch eher anspruchsvolle Dark-Rock-Band. Ihre Musik taugt mehr zum Genießen und Schwelgen, weniger zum Feiern. Dementsprechend standen nun auch deutlich weniger Menschen vor der Bühne.
Das heißt nicht, dass Ewigheim schlecht angekommen wären. Die meisten Zuschauer verfolgten ihre Darbietung aber von weiter hinten aus im Gras sitzend. Bei dem sommerlichen Wetter war das auch ohne weiteres möglich. Der düstere Rock bei strahlend blauem Himmel hatte trotzdem seine Fans. Diese verfolgten die Show aufmerksam und applaudierten, egal ob Ewigheim nun die „Leiche zur See“ ließen oder den „Heimweg“ antraten.
Laut, schnell und vor allem knallbunt wurde es ab 16:40 Uhr mit den Grailknights. Die nicht ganz so ernst gemeinten Power-Metal-Superhelden zogen zahlreiche Menschen vor die Bühne, die auch fleißig mitsangen. Zu eingängigen Hits wie „Dead Or Alive“ rissen die fünf farbenfrohen Superhelden ihr Publikum mit. Was die Musiker und ihr Antagonist Dr. Skull hier ablieferten, war schlicht und einfach großes Entertainment.
Die Fans waren begeistert und verausgabten sich kräftig, bis sich die Grailknights schließlich um 17:35 Uhr von ihrem Publikum verabschiedeten. 20 Minuten später hieß es dann „Mein Gott ist ein Panzer“. Mit diesem Lied begannen Eisregen ihr Konzert, denen ihre Fans einen gebührenden Empfang bereiteten. Die etwas spezielle Dark-Metal-Band zählt zu den Veteranen des Festivals, trat sie hier doch schon einige Male auf.
Jedermanns Sache sind die Thüringer gewiss nicht, ihre Fans gingen aber durchgehend gut mit. Vor allem bei Klassikern wie „1000 tote Nutten“ kamen die Zuschauer in Fahrt. Gegen Ende brachten Eisregen mit „Eisenkreuzkrieger“ und der „Elektro Hexe“ zwei ihrer bekanntesten Stücke direkt hintereinander. Die Fans gaben noch einmal alles und sangen lauthals mit. Um 19:05 Uhr verließen Eisregen schließlich unter Sprechchören und lautem Jubel die Bühne.
Um 19:30 Uhr war es an der Zeit für Fiddler’s Green, die vorletzte Band des Tages. Die Folk-Rocker irischer Prägung traten mit „The More The Merrier“ auf die Bühne und nahmen das Publikum im Sturm. Der Zuschauerbereich war jetzt dicht gefüllt mit Menschen. Bei immer noch gutem Wetter feierten, sangen und tanzten die Fans – Festival-Atmosphäre wie aus dem Bilderbuch.
Der Gesang von Fiddler’s-Green-Frontmann Ralf war anfangs leider zu leise abgemischt, doch auch davon ließen sich die Fans nicht aufs Gemüt schlagen. Fiddler’s Green animierten ihr Publikum durchgehend zum Mitmachen, der gesamte Festivalplatz war in Bewegung. Das Konzert der schwungvollen Truppe hielt auch einige Show-Elemente bereit. Für ein A-Cappella-Stück wurde zum Beispiel eine Art Biertheke auf der Bühne aufgebaut. Das rhythmische Klopfen von Bechern auf der Theke bildete dann die einzige „instrumentale“ Begleitung des Stücks.
Das Publikum honorierte solche Aktionen mit viel Beifall und ließ sich auch sonst voll auf die Band an. Treue Fans stellten außerdem ihre Textsicherheit unter Beweis und konnten manche Lieder von vorne bis hinten mitsingen. Zwischendurch instruierten Fiddler’s Green dann auch ihre Wall of Folk – ein etwas sanfteres Pendant zur Wall of Death aus dem Metal-Bereich. Gegen 20:50 Uhr verabschiedeten sich Fiddler’s Green schließlich unter lange anhaltendem Applaus.
Eine halbe Stunde später nahmen sich schließlich Die Apokalyptischen Reiter der Menge an. Die Metal-Band traf auf einen proppenvollen Konzertplatz, auf dem die Menschen dicht an dicht standen. Zu Beginn ihrer Show spielten Die Apokalyptischen Reiter zahlreiche alte Lieder wie „Es wird schlimmer“ oder „Seemann“. Zu solchen Klassikern tobte die Menge sofort, auf eine Aufwärmphase wurde komplett verzichtet.
Im Publikum stand kein Fuß still, die Fans sprangen eifrig mit. Es dauerte auch gar nicht lange die ersten Crowdsurfer den Ritt über die Köpfe der Menge wagten. Erst nach den schweißtreibenden Klassikern aus ihrem Repertoire spielten Die Apokalyptischen Reiter auch einige langsamere Stücke. Nach dieser ruhigeren Phase läuteten sie dann mit einem feierlichen, instrumentalen Intro „Friede sei mit dir“ ein.
Jetzt gab es fast kein Halten mehr. Die Menge kochte, gerade in den ersten Reihen war viel Bewegung zu sehen. Immer wieder komplettierten auch Crowdsurfer das Bild vom absolut gelungenen Headliner-Aufritt der Apokalyptischen Reiter. Der endete schließlich in einem schwungvollen Finale mit mehreren Zugaben und restlos begeisterten Fans.
Tag 2 – Samstag, der 28. April 2018
Sündenrausch aus Hamburg eröffneten den zweiten Festivaltag. Ab 13:30 Uhr präsentierten sie dem Publikum ihren eher sanften Düster-Rock. Rein von der Machart her eignet sich die Musik der vier Musiker eher zum Dahinschwelgen als zum Party machen. In den um diese Uhrzeit noch lichten Reihen sah man daher auch nicht allzu viel Bewegung.
Den Draht zu den Zuhörern fanden Sündenrausch trotzdem. Der Auftritt der Band wurde durchaus mit angemessenem Applaus bedacht und zog in seinem Verlauf auch immer mehr Menschen an. Als Opener waren Sündenrausch auf jeden Fall voll tauglich. Das Wetter in Losheim zeigte sich unterdessen immer noch trocken und freundlich, wenn auch nicht so warm wie am Vortag.
Ein unerwartetes Bild zeigte sich den Festivalbesuchern am Anfang des nächsten Auftritts. Die Metallspürhunde hatten ein Alphorn auf der Bühne aufgebaut. Bevor es mit ihrer tanzbaren Elektronik losging, ertönten erst einmal mehrere Alphornstöße über den Platz. Danach servierten die Schweizer ihren Fans die gewohnten Beats.
Während viele Zuschauer die Show im Sitzen (oder Liegen) von der Wiese aus verfolgten, klatschten und tanzten die eingefleischten Fans vor der Bühne kräftig mit. Gegen 15:00 Uhr verließen die Metallspürhunde dann die Bühne. Die Fans applaudierten nicht nur eifrig, sondern riefen auch nach eine Zugabe. Mit Verweis auf den Zeitplan war diese jedoch nicht mehr möglich.
Kaum eine viertel Stunde später traten nämlich schon Vogelfrey vor die Menge. Mit ihrem „Mittelalter-Metal-Gedöns“ (O-Ton des Sängers) sorgte die Band die nächsten gut 60 Minuten für Stimmung. Vor der Bühne war es nun richtig voll geworden. Das Publikum ließ sich mitreißen und ging wirklich gut mit.
Kaum zu glauben, dass die Band noch im Januar ein Konzert in Frankfurt absagen musste, weil kaum Eintrittskarten verkauft worden waren. Bei den Bildern, die sich nun in Losheim boten, war das kaum mehr vorstellbar. Vielleicht sollten Vogelfrey einfach das Rhein-Main-Gebiet meiden und öfter im Saarland spielen! Ihr rundum gelungener Auftritt auf dem Hexentanz Festival endete jedenfalls mit Zugabe-Rufen der begeisterten Fans.
In der nun folgenden Umbaupause war es noch trocken, just zum Beginn des Auftritts von Heldmaschine fing es dann aber an zu regnen. Die Fans ließen sich davon aber nicht beirren. Teils mit Regencapes ausgestattet sangen und klatschten sie fleißig mit. Auch Heldmaschine, die vielen übrigens auch durch ihre Rammstein-Coverband Völkerball bekannt sind, gaben nicht viel auf den Regen und lieferten einen energiegeladenen Auftritt.
Bei immer noch unbeständigem Wetter feierten Fans und Band etwa eine Stunde lang. Gegen 17:40 Uhr verabschiedeten sich Heldmaschine dann unter großem Beifall. Ab 18 Uhr übernahmen dann wieder die elektronischen Klänge das Feld – dieses Mal in Gestalt von Agonoize. Es regnete immer noch, doch die Festivalbesucher waren trotzdem voll dabei.
Zum elektronischen, gut tanzbaren Gewummer der Band blieb kaum ein Fuß still stehen. Als es nach zwei Liedern zu regnen aufhörte, war die Stimmung umso besser. Sänger Chris hielt seine Anhänger wie gewohnt auch mit diversen Show-Elementen bei Laune. So sprühte er zum Beispiel gleich zu Anfang des Konzerts Funken über die Bühne oder deckte das Publikum immer wieder mit Kunstblut ein.
Um 19:10 Uhr verließen Agonoize dann nach einer letzten, dafür aber umso ausgiebigeren Kunstblutdusche die Bühne. Zu Diary of Dreams war es mit der kurzen Regenpause wieder vorbei. Als die Dark-Wave-Band um 19:35 Uhr die Bühne betrat, regnete es sich gerade richtig ein. Auch dieses Mal ließen sich die Fans jedoch nicht beirren, auf dem Hexentanz Festival ist man in Sachen Wetter schließlich schlimmeres gewohnt!
Die Fans tanzten zu Diary of Dreams Mischung aus Elektronik und Gitarren, viele konnten auch die Texte mitsingen. Sein Ende fand der Auftritt kurz nach 20:50 Uhr. Der Applaus für Diary of Dreams war gut, auch wenn keine Zugabe verlangt wurde. Die anschließende Umbaupause dauerte etwas länger als geplant und die Fans fieberten geduldig dem Headliner entgegen.
Vor der Bühne gab es nun kein vor und zurück mehr, der Konzertplatz war voll. Gegen 21:40 Uhr traten ASP dann vor ihr Publikum. Sänger Asp (wie die Band, nur klein geschrieben) zog gemächlich mit Regenmantel und Laterne ein und wurde gleich bejubelt. Schon zu Anfang spielten die Gothic-Rocker auch populäre Stücke wie das „Duett“, was das Publikum sehr goutierte.
Nach wenigen Liedern fing es wieder an zu regnen, trotzdem begaben sich sogar Crowdsurfer auf den Weg über die Köpfe des Publikums. ASP spielten auch langsamere Lieder wie „20.000 Meilen unter dem Meer“, richtig ab ging das Publikum dann aber vor allem zu Hits wie „Werben“. Der Regen legte sich mit der Zeit und die Zuschauer feierten ausgelassen.
Wieder und wieder waren auch Crowdsurfer zu sehen, die Stimmung war bestens. ASP zeigten sich in einer guten Tagesform, der Funke von der Bühne sprang definitiv über. Im Laufe des Auftritts galt das nicht mehr nur im übertragenen, sondern auch im wortwörtlichen Sinne. Die Pyrotechnik feuerte im Laufe der Show alles ab was die Trickkiste so hergab. Zunächst sprühten die erwähnten Funken, später standen dann richtige Feuersäulen auf der Bühne.
Es hörte auf zu regnen, Lieder wie „Wechselbalg“ und „Schwarzes Blut“ heizten dem Publikum samt der dazugehörigen Feuershow weiter ein. Zwischendurch erzählte Asp noch etwas über das Lied „Ich bin ein wahrer Satan“. Dieses habe es in einer eher unrühmlichen Weise in ein Schulbuch geschafft, zu allem Überfluss auch noch falsch zitiert. Die kleine Anekdote sorgte für Lacher im Publikum – auch im Gothic Rock darf mal gelacht werden!
Nach „Rücken an Rücken“ spielten ASP dann mit „Ich will brennen“ ihr vermutlich bis in alle Ewigkeit beliebtestes Stück. Dementsprechend aus dem Häuschen waren die Fans und sangen den Refrain voller Inbrunst mit. Hiernach gingen ASP von der Bühne, selbstverständlich nicht ohne mit einer Zugabe zurück zu kehren. Die immer noch hellwachen Fans feierten ausgiebig zum Zugabenblock und der zweite Festivaltag ging damit seinem gelungenen Ende zu.
Am dritten Festivaltag, an dem ich selbst nicht mehr anwesend war, hatte das Wetterglück das Hexentanz Festival verlassen. Aufgrund einer ernsten Sturmwarnung wurde die Veranstaltung im Laufe des dritten Festivaltags abgebrochen. Diese Entscheidung traf vereinzelt auf Kritik, überwiegend jedoch auf Verständnis und Zustimmung der Festivalbesucher.
Die Entscheidung zum Abbruch dürfte den Verantwortlichen nicht leicht gefallen sein. Bei Konzertveranstaltungen im Freien muss aber gelten: Besser Vorsicht als Nachsicht! Natürlich ist ein Abbruch für alle Beteiligten schade, im Angesicht des heftigen Unwetters aber die beste Alternative.
Am Sonntag hatten Veranstalter und Fans also Pech, Freitag und Samstag waren jedoch zwei rundum gelungene Festivaltage. Das Hexentanz Festival hat sich mit seinem abwechslungsreichen Programm, tollen Konzerten und einer durchgehend guten Stimmung wieder mehr als gelohnt. Hoffentlich geht es nächstes Jahr genau so weiter – beim 14. Hexentanz Festival vom 26. bis zum 28. April 2019 in Losheim!
Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de