Hexentanz Festival 2019 – Festivalbericht

Vom 26. bis zum 28. April fand in Losheim am See erneut das Hexentanz Festival statt. Die nunmehr 14. Auflage des Festivals bot ein gewohnt vielseitiges Lineup. Der Großteil der teilnehmenden Künstler stammte aus den Bereichen Gothic Rock, Folk- oder Mittelalter-Rock. Im Lineup fanden sich aber auch Metal, Elektronik und sogar ein waschechtes Musical.

An den ersten beiden der drei Festivaltage war ich mit vor Ort. Dieser Festivalbericht ist mein Rückblick auf das weithin bekannte Open Air, das für den Großteil seiner Besucher das erste Freiluft-Konzert des Jahres ist.

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Hexentanz Festival

Tag 1 – Freitag, der 26. April 2019

Wer das Hexentanz Festival schon in den Vorjahren besucht hatte, fand sich auch dieses Mal wieder sofort zurecht. Nicht nur die Aufteilung des Festivalgeländes war beinahe gleich geblieben, es waren sogar zum großen Teil wieder die selben Stände vertreten. Bei Einlass um 13 Uhr war es von den Temperaturen her relativ frisch, immerhin aber trocken.

Der Einstieg in das Musikprogramm geriet etwas holprig, denn der Soundcheck von Lords Of Salem zog sich hin. Eigentlich sollte es um 13:30 Uhr los gehen, die Dark-Rock-Band startete jedoch mit einer Verspätung von mehr als 15 Minuten. Bei der geringen Spielzeit der kleinen Bands kann das schnell zum Problem werden, doch immerhin durften die Rocker dann auch bis 14:10 Uhr überziehen. So lieferten Lords Of Salem eine grundsolide Dark-Rock-Show für all jene, die um diese Uhrzeit schon vor Ort waren.

Der anschließende Umbau erfolgte in Windeseile, sodass man bei Krankheit nur noch knapp hinter dem Zeitplan lag. Das Dark-Metal-Trio zog mit einem druckvollen Sound und einer aufwändigen Horror-Maskerade die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Krankheit kamen gut an, was man auch am Publikumsandrang ablesen konnte. Für eine Band, die an zweiter Stelle im Lineup spielte, war der nämlich mehr als ordentlich.

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Krankheit waren nicht zu übersehen

Um 15:20 Uhr klang dann ein Country-Song aus den Boxen. Ein Country-Song!? Ja, denn den verwendeten Lacrimas Profundere als Intro. Die altgediente Gothic-Rock-Band, seit über 25 Jahren im Geschäft, konnte einige Fans vor der Bühne versammeln. Bei aufkommendem Sonnenschein und nun immerhin zwölf Grad kamen die auch schnell in Stimmung.

Ab 16:35 Uhr standen dann Dornenreich auf der Bühne. Die anspruchsvolle Dark-Metal-Band war an diesem Tag ohne Zweifel der Exot im Lineup. Ihr komplexer, vielschichtiger Sound führt die Österreicher nicht allzu häufig auf bunt gemischte Festivals wie das Hexentanz. Dornenreich trugen dem mit einer eher ungewöhnlichen Liedauswahl Rechnung. Die Band sparte die allzu hoch trabenden Stücke aus und bestritt praktisch das gesamte Konzert mit den druckvollen, härteren Liedern ihrer Frühphase.

So kramten Dornenreich, die an diesem Tag zu viert auftraten, gar 20 Jahre alte Stücke wie „Lebend Lechzend Herzgeflüster“ heraus. Es funktionierte. Erwartungsgemäß hatten Dornenreich zwar weniger Zuschauer als die festivaltauglichen Rock-Bands. Die Anwesenden ließen sich aber auf die Band ein und die Publikumsreaktionen waren gut. Nach einer Stunde Spielzeit und „Trauerbrandung“ als letztem Stück war dann Schluss. Experiment geglückt!

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Van Canto zündeten ihr Stimmenfeuerwerk

Mit Van Canto war nun die wohl einzige A-Cappella-Metal-Band der Welt an der Reihe. Das einzige „richtige“ Instrument der Band ist ein Schlagzeug, alle anderen Instrumente werden lautmalerisch durch Gesang imitiert. Sechs Jahre nach ihrem Auftritt beim Hexentanz Festival 2013 kehrte die stimmgewaltige Truppe nun nach Losheim zurück. Das Zuschauerinteresse war groß, zum ersten Mal war es vor der Bühne jetzt richtig voll.

Van Canto nahmen ihr Publikum richtig gut mit. Die Menge war durchgehend in Bewegung und feierte vor allem die alten Stücke wie „If I Die In Battle“, „To Sing A Metal Song“ oder „Badaboom“. Sehr gut kamen auch die Cover an, so zum Beispiel Van Cantos Version des Grave Digger-Klassikers „Rebellion“. Die Zugabe war ebenfalls ein Cover, nämlich „Fear Of The Dark“ von Iron Maiden. Noch einmal sang und klatschte alles mit und ein absolut gelungenes Konzert ging zu Ende.

Im Licht der untergehenden Abendsonne wurde die Bühne nun für Tanzwut umgebaut. Die Mittelalter-Rocker traten um 19:40 Uhr vor ihr Publikum. Als Intro spielten die Dudelsackspieler der Band „Freude schöner Götterfunken“, danach folgten bekannte Tanzwut-Stücke wie „Schreib es mit Blut“ oder „Meer“. Wie schon bei Van Canto war der Andrang groß, die Zuschauer waren zahlreich und guter Dinge.

Ihren Auftritt auf dem Hexentanz Festival nutzen Tanzwut auch für die Live-Premiere eines neuen Stücks aus ihrem kommenden Album „Seemannsgarn“. Während ihrer Show wurde es so langsam kalt in Losheim, Tanzwut hielten ihre Fans jedoch durchgehend in Bewegung. Nach „Brüder im Geiste“ und einem Foto mit dem Publikum verabschiedeten sich Tanzwut um 21 Uhr von den Festivalbesuchern.

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Vielseitige Profis: Saltatio Mortis

Eine halbe Stunde später übernahmen Tages-Headliner Saltatio Mortis. Die Mittelalter-Rock-Band legte mit „Große Träume“ los und feuerte auch gleich Pyro-Effekte ab. Sofort war die Stimmung gut, bei Liedern wie „Wo sind die Clowns?“ sangen die Fans kräftig mit. Ab dem vierten Stück machten sich dann auch immer wieder Crowdsurfer auf den Weg über die Köpfe der Menge.

Im Lauf des Konzerts legten Saltatio Mortis dann so richtig mit ihrer Feuershow los – dagegen waren die Effekte am Anfang nur ein Vorgeschmack. Die Feuereffekte zündete die Band sogar im Akustikteil ihres Programms, in dem sie Mittelaltermarkts-Klassiker wie „Totus Floreo“ darbot. Für ruhige Momente sorgten hingegen Balladen wie „Spur des Lebens“. Insgesamt lieferten Saltatio Mortis hier eine abwechslungsreiche Show ab, die bei ihren Fans kaum einen Wunsch offen ließ.

 

Tag 2 – Samstag, der 27. April 2019

Der zweite Festivaltag begann nass-kalt, regnerisch und windig. Den Merchandise-Ständen wurde gleich zu Anfang ein Verbot ausgesprochen, Banner aufzuhängen. Diese Vorsichtsmaßnahme kam nicht von ungefähr. Eines der zwei großen Hexentanz-Banner an der Bühne hatte sich bereits halbwegs losgerissen. Das turmhohe Stoffbanner war nur noch an der Oberseite mit dem Gerüst verbunden und machte munter die Flatter.

Die Eröffnungs-Band Canterra traf witterungsbedingt dann auch auf eher lichte Zuschauerreihen. Die melodische Metal-Band ließ sich davon aber nicht beirren und machte ihre Sache gut. In der nun folgenden Umbaupause wurden vorsichtshalber beide Hexentanz-Banner abmontiert. Sinnvoll, denn der Abflug des losen schien nur noch eine Frage der Zeit.

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Starker Wind stellte das Material auf die Probe

Hatte es in der Umbaupause noch richtig geschüttet, hörte der Regen beim Konzert von Vlad In Tears weitestgehend auf. Zur Show der Dark-Rock-Band um Sänger Kris Vlad standen nun schon deutlich mehr Leute vor der Bühne. Ihr Auftritt kam gut an, der krönende Abschluss ging dann aber leider in die Hose. Als letztes Stück wollten Vlad In Tears ihren Fans „Born Again“ präsentieren, ihr neues Feature mit Megaherz-Sänger Lex.

Lex trat dann auch tatsächlich als Gastsänger auf die Bühne und wurde begeistert empfangen. Man hörte von ihm jedoch so gut wie nichts, denn sein Mikrofon war viel zu leise eingestellt. Suchend blickte Lex an den Bühnenrand und signalisierte, dass man ihn doch lauter stellen möge. Nichts passierte. Lex und Vlad In Tears konnten einem in diesem Moment nur noch leid tun.

Mittlerweile kam an diesem zweiten Festivaltag die Sonne zum Vorschein. Beste Voraussetzungen also für The O’Reillys and the Paddyhats. Die Folk-Rocker der irischen Sorte waren im letzten Jahr so gut auf dem Hexentanz Festival angekommen, dass sie für 2019 gleich wieder verpflichtet worden waren. Wie sich jetzt zeigte vollkommen zu Recht!

Die knallbunte Truppe gab ein richtiges Mitmach-Konzert zum Klatschen, Hüpfen und Singen. Ihr Publikum hatte absolut Lust darauf und ging wirklich gut mit. Überhaupt zogen The O’Reillys and the Paddyhats für so eine „kleine“ Band erstaunlich viele Leute vor die Bühne. In der Menge war nun viel Bewegung, die Zuschauer sprangen, feierten und hatten Spaß. Ohne jeden Zweifel: The O’Reillys and the Paddyhats haben richtig gut abgeliefert.

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Zum zweiten Mal da: The O’Reillys and the Paddyhats

Just zum Ende der Show setzten Starkregen und dann sogar Hagel ein. Die Warteschlange vor dem Meet-&-Greet-Stand ließ sich davon aber nicht abschrecken, denn dort gab es gerade Autogramme von und Fotos mit Vlad In Tears. Um 16:40 Uhr starteten Ragnaröek ihr Konzert. Da es immer noch regnete, trafen die Mittelalter-Rocker zunächst auf weniger Publikum als The O’Reillys and the Paddyhats.

Die Band ließ sich die Laune jedoch nicht verderben und heizte ihren durchnässten Fans gut ein. Mit der Zeit hörte es dann auch auf zu regnen und immer mehr Zuschauer fanden den Weg vor die Bühne. Um 17 Uhr war es fast wieder trocken und die Show von Ragnaröek kam zusehends in Fahrt. Am Ende des einstündigen Auftritts verlangten (und bekamen) die Fans dann sogar noch eine Zugabe.

Beim Beginn des Auftritts von Hocico um 18 Uhr standen die Festivalbesucher auf einmal unter strahlend blauem Himmel. War da vorhin noch was mit Hagel? Längst vergessen. Mit dem mexikanischen Duo schlug nun die Stunde der Electro-Fans. Zwar hatten Hocico weniger Publikum als Ragnaröek, kamen bei ihren Anhängern aber definitiv gut an. Zu den Beats der beiden Cousins schwangen die Electro-Freunde das Tanzbein. Bei einigen offensichtlich geübten Fans sah das fast schon professionell aus.

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Mono Inc. erfreuten sich ungebrochener Beliebtheit

Mit Mono Inc. wurde es ab 19:35 Uhr wieder rockig. Ihre Fans bereiteten den Gothic-Rockern einen würdigen Empfang. Die Zuschauer sangen und klatschten fleißig mit, viele der eingefleischten Fans kannten das Programm offenbar in- und auswendig. Zu „Symphony Of Pain“ gab es dann Feuereffekte auf der Bühne – da störte es kaum, dass es wieder zu tröpfeln begann.

Im Lauf des Konzerts regnete es mal etwas und mal blieb es trocken. Die Festivalbesucher nahmen das Wetter wie es kam und feierten unentwegt mit. Zu Liedern wie „After The War“ und „Voices Of Doom“ heizten Mono Inc. erneut mit Feuereffekten ein. Als Zugabe wurde schließlich „Children Of The Dark“ gespielt, bei dem sowohl Fans als auch Band noch einmal alles gaben. Ein gelungener Auftritt!

Ab 21:30 Uhr war dann der doch recht ungewöhnliche Headliner zu sehen. Die Mittelalter-Band Corvus Corax spielte nicht etwa ein normales Konzert, sondern präsentierte ihr Musical-Programm „Der Fluch des Drachen“. Mit diversen Gastmusikern, einem Erzähler und einem aufwändigen Bühnenbild stellten Corvus Corax hier tatsächlich ein waschechtes Musical auf die Bühne.

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Corvus Corax erzählten vom „Fluch des Drachen“

Die humorvoll erzählte Geschichte vom Abenteuer eines Schmieds machte Spaß, wenngleich sich die Zuschauerreihen – auch wegen der Kälte – mit der Zeit lichteten. Sicher hätte manchem Festivalbesucher der Sinn eher nach Party gestanden, trotzdem hatte das Musical definitiv seinen Reiz. Die große stilistische Bandbreite war sowieso schon immer eines der Merkmale des Hexentanz Festivals. Mit dem Mittelalter-Musical als Headliner hat sich das auf jeden Fall bestätigt.

 

Da ich am dritten Festivaltag nicht mehr vor Ort war, geht mein Rückblick hiermit nun zu Ende. Mit einem gewohnt vielseitigen Programm, guten Konzerten und einer tollen Stimmung verging das Hexentanz Festival auch dieses Jahr wieder wie im Fluge.

2020 wird das Festival schon zum 15. Mal stattfinden – vom 30. April bis zum 2. Mai an gewohnter Stelle am Losheimer Stausee. Wir sehen uns!

 

Bericht: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de

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