Wave Gotik Treffen 2023 – Festivalbericht

Über das Pfingstwochenende 2023 wurde in Leipzig das 30. Wave Gotik Treffen abgehalten. Auch dieses Jahr fanden sich rund 20.000 Gothic-Fans aus aller Welt ein und verwandelten die Stadt erneut in das Epizentrum der Schwarzen Szene.

Mit dieser großen Zahl an Besuchern hatte das WGT pünktlich zum 30. Jubiläum auch wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.

Wie das Treffen ablief erfahrt ihr in diesem Bericht.

Fotolinks: Teil 1 (26. und 27. Mai) / Teil 2 (28. und 29. Mai)

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Wave Gotik Treffen

Donnerstag, der 25.05.2023

Wie gewohnt begann das eigentliche Treffen erst am Freitag, trotzdem färbte sich Leipzig schon am Donnerstag schwarz. Ob im Zug, Bus oder Auto: Anreisende WGT-Besucher aus allen Himmelsrichtungen beherrschten schon jetzt das Stadtbild.

Wer schon in Leipzig unterwegs war, konnte auch ohne Konzerte schon viel erleben. Neben Führungen zu diversen Themen und vielen inoffiziellen Veranstaltungen für die WGT-Gäste gab es auch wieder die offiziellen Warm-Up-Partys. Neben Feiern in Felsenkeller, Moritzbastei und Darkflower gab es auch wieder die Eröffnungs-Party in der gut besuchten Agra 4.2, dieses Mal mit den DJs Elvis und Oliver Klein.

An der Eröffnungsfeier nahm auch Mark Benecke teil. Der witzelte, dass es für ihn eigentlich das 32. WGT sei, da er auch in den beiden Coronajahren in Leipzig war. Die Eröffnungs-Party wurde gut angenommen, bis in die frühen Morgenstunden wurde getanzt und gefeiert.

 

Freitag, der 26.05.2023

Freitags ging es mit dem regulären Programm schon früh weiter. Wer wollte konnte den „Code“ der Fächersprache im alten Rathaus lernen und einen eigenen Fächer gestalten.
Das WGT-Bändchen ermöglichte aber auch wieder freien Eintritt zu vielen Ausstellungen, zum Beispiel in den Grassimuseen.

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Eine von vielen Ausstellungen

Wieder sehr gut besucht war auch dieses Jahr das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Schon lange vor dem eigentlichen Beginn um 15 Uhr war im Park kaum ein Durchkommen mehr. Das lag vor allem daran, dass dieses Event schon seit Jahren ein fester Eintrag im Terminkalender vieler Leipziger ist. So waren die Gothics aber auch wieder in der Minderheit und das Schaulaufen und gemeinsame Picknicken fühlte sich für viele eher wie ein Zoobesuch an.

Andere wiederum genossen es, von Besuchern und Fotografen umringt zu werden und diesen ihre neuesten Outfits zu präsentieren. Apropos Outfits: Diese beschränkten sich beim Viktorianischen Picknick nicht auf die namensgebenden viktorianischen Bekleidungen, es gab auch viele schön hergerichtete Gothics anderer Stilrichtungen zu sehen.

Einige zog es nach den Picknick weiter in die nahegelegenen Locations wie das Westbad. Dort spielten unter anderem Assemblage 23 und Suicide Commando, die dafür sorgten, dass die Location schon über eine Stunde vor dem Auftritt der beiden Bands wegen Überfüllung geschlossen werden musste.

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La Frontera Victoriana im Heidnischen Dorf

Aber es gab noch genug andere Orte, an denen man den frühen Abend verbringen konnte. Im Heidnischen Dorf spielte zum Beispiel die Crew des Luftschiffs der Band La Frontera Victoriana. Die Gruppe nahm ihre Zuschauer mit auf eine komödiantische Fahrt im zeitreisenden Steampunk-Luftschiff.

Zu später Stunden gab es auch einen Auftritt von Qntal. Dieser verzögerte sicher aber aufgrund technischer Probleme um rund 45 Minuten. Die Zeit wurde mit kurzen Geschichten rund um die ersten Auftritte auf dem WGT überbrückt. Bei ihrem 90-minütigen Konzert entführten Qntal die Zuschauer dann in eine alte Welt der Sagen. Sie spielten hauptsächlich Stücke aus ihrem neuen Album und wurden dabei von einem mongolischen Gastmusiker mit seiner Pferdekopfgeige unterstützt.

Ganz im Zeichen der harten und düsteren Elektro-Klänge stand das Haus Leipzig. Mit Synthattack, V2A, FabrikC und einigen mehr kamen dort Fans dieses Subgenres auf ihre Kosten.

Ein weiteres Highlight des Freitagabends war der Auftritt von Lord Of The Lost. Kurz vor dem WGT hatten die in guter deutscher Tradition den letzten Platz beim Eurovision Song Contest belegt (wir berichteten). Davon völlig unbeeindruckt zeigten sie in der Agra was sie können und sorgten für gute Stimmung und jubelnde Besucher.

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Lord Of The Lost in der Agra

An diesen Freitag gab es noch ein Event in Leipzig, das nicht zum WGT gehörte – bei dem aber viele Besucher des WGT anzutreffen waren. Depeche Mode spielten vor rund 70.000 Fans auf der Festwiese. Dass ihr „Memento Mori“-Tourauftakt genau auf das WGT-Wochenende fiel war für einige sicher ein Glücksfall, da sie eine ihrer Lieblingsbands quasi als Bonus zum WGT mitnehmen konnten.

Für die Masse der regulären Besucher wurden aber die Nachteile offensichtlich: Die sowieso überfüllten Trams waren gerade zum Ende der Konzerte so überfüllt, dass kein Reinkommen mehr war. Oder sie fielen gleich ganz aus. Gerade von weiter abgelegenen Orten kam man kaum noch weg, da sich auch die Taxifahrer auf die Umgebung des Depeche-Mode-Konzerts konzentrierten.

Besucher aus der Agra hatten da mehr Glück, denn es gab zusätzlich Sonderzüge auf Linie 11. Die waren nach der Haltestelle Agra zwar immer gerammelt voll, fuhren aber im Zehn-Minuten-Takt. Lustig anzusehen war es wenn eine voll gepackte Linie 11 am Hauptbahnhof ankam, wo die meisten WGT-Besucher aussteigen wollten. Die ganzen Konzertbesucher wollten dort aber in genau diese Bahn hinein, da sie ab dem Hauptbahnhof zur Sonderlinie in Richtung Depeche Mode wurde.

Die Leipziger Verkehrsbetriebe taten alles in ihrer Macht stehende um das Chaos zu minimieren, doch leider war es vielerorts zu wenig.

 

Samstag, der 27.05.2023

Am Samstag wurde das Schwarz in Leipzig nach und nach von Rot-Weiß und Blau-Weiß verdrängt. Auch wunderte sich so manch ein Besucher über die massive Polizeipräsenz am Leipziger Hauptbahnhof. Spätestens die Fangesänge und die schwere Ausrüstung der Bereitschaftspolizei beseitigen auch die letzten Zweifel: Es ging um Fußball.

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Leichentreff an der Oper

Aber auch davon ließen sich die Gothic-Fans nicht abschrecken und verbrachten den Samstag mit allerlei Aktionen außerhalb von Konzerten und Partys. Mit der erste Höhepunkt am diesen Tag war der Leichentreff. Freunde von Leichenwagen und Autointeressierte trafen sich ab 11 Uhr am Platz vor der Oper um das „aller letzte Fahrzeug“ für alle zu bestaunen.

Rund 40 Fahrerzeuge aus verschiedenen Zeitepochen und Erdteilen waren ausgestellt. Man konnte sich nicht nur über die technischen Details der zum Teil liebevoll restaurierten Oldtimer unterhalten, sondern wurde auch über den Zweck der Demonstration „Für den Erhalt zeremonieller Bestattungswagen und andächtiger Friedhöfe“ informiert. Gegen 13 Uhr ging es dann als Kolonne zum Südfriedhof.

Es stand an diesem wunderschönen Samstag auch ein weiteres Picknick auf dem Programm. Die Freunde des Steampunk sammelten sich zum Steampunk Picknick im Kleingärtnermuseum. Das Ankommen war im ersten Moment von erstaunten Blicken gekennzeichnet. Die Kleingartenanlage liegt nämlich nur ein paar Minuten vom Stadium entfernt und der angeschlossene Biergarten war damit auch ein Anlaufpunkt für die Fans von RB Leipzig und Schalke 04.

Wer verwunderter dreinschaute konnte nicht immer genau gesagt werden. Waren es die Fußballfans als die Steampunker hereinkamen? Oder waren es die Steampunker beim Anblick der Fußballfans? Trotz der unterschiedlichen Welten, die hier aufeinanderprallten, war es ein friedliches Nebeneinander und es wurde noch vor Anpfiff das eine oder andere Gespräch geführt. Aber auch sonst konnte man sich gut mit den Steampunkern unterhalten und die Geschichten hinter ihren Bauten erfahren. Egal ob es dabei um die selbstgebauten Schmetterlingsflügel ging oder um die Katzenmäuse aus Recklinghausen.

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Besucher beim Steampunk Picknick

Ein besonderer Gast des Wave Gotik Treffens legte gleich zwei Auftritte hin. Am Samstag und am Sonntag trat Der Tod – Death Comedy mit seinem düsteren Kabarett auf. Er unterhielt die Besucher mit Geschichten aus seinem Dasein oder mit dem was er während der Corona-Zeit so getrieben hatte. Wer sich aber diese „Nahtod“-Erfahrung geben wollte, musste sich schon etwa eine Stunde vor Beginn vor der Agra 4.2 einfinden. Im bestuhlten Saal gab es nur ein begrenztes Platzangebot, das heißt begehrt war.

Musikalisch gab es auch an diesem Tag wieder die Qual der Wahl. Ging man mit in den Felsenkeller zu Oberer Totpunkt, Grausame Töchter und Das Ich? Oder fuhr man ins Täubchental zu Frank and the Baptist und The March Violets? Viele entschieden sich aber auch wieder für die Agra, die mit Nachtmahr und Hocico schon zu früher Stunde gut gefüllt war.

Endgültig die Halle gefüllt hat dann aber die schwedische Electro- / Future-Pop-Band Covenant. Die Gruppe rund um den Sänger Eskil Simonsson begeistere die Zuhörer mit Hits wie „Der Leiermann“ oder „We Stand Alone“. Danach gab es mit Front 242 ein Urgestein der Electronic Body Music zu sehen und als Mitternachts-Spezial die US-amerikanische Dark-Wave-Band Cold Cave.

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Covenant in der Agra

Wer es ruhiger angehen wollte konnte sich aber auch das romantische Nachtkonzert im Heidnischen Dorf mit Faun anschauen. Zu später Stunde war es zwar auch gut gefüllt, aber kein Vergleich zum frühen Nachmittag, an dem das Dorf überfüllt war und sich vor dem Einlass lange Schlangen bildeten..

Eine weitere Veranstaltung, die für viele fest zum Samstagsprogramm gehört ist und war auch wieder die Obsession Bizarr. Freunde aus dem Bereich Fetisch und SM konnten sich dort wieder zum Anschauen von Shows und zum gemeinsamen Feiern treffen.

 

Sonntag, der 28.05.2023

Nach einer langen Konzert- und Partynacht ließen es viele Besucher an diesem Vormittag ruhig angehen und bummelten gemütlich über die Shoppingmeile. Auffallend war dabei, dass es auch immer mehr Kleidung für ganz kleine Kinder gibt und diese auch in größerer Zahl mit ihren Eltern vor Ort waren. Das war nicht nur beim Shoppen zu sehen, sondern über das ganze Treffen verteilt. Kleine Kinder tobten zum Teil mit ihren Eltern über den Campingplatz und noch kleinere wurden in ihren Buggys über das Agragelände geschoben und machten dabei große Augen. Die Präsenz der vielen Kinder unterstreicht wieder einmal sehr schön, dass das WGT ein Treffen ist und kein reines Festival.

Eine Alternative zur Shoppingmeile gab es dieses Jahr ebenfalls, allerdings gehörte diese nicht zum WGT. Der Dark Affair Szene-Markt fand auf dem Wilhelm-Leuchtner-Platz statt und lockte nicht nur Gothic-Anhänger zum Shoppen an, sondern auch ganz normale Leipziger. Die Meinungen der Besucher dort waren geteilt. Viele freuten sich über die weitere Shoppingmöglichkeit, andere fühlten sich von den „Normalen“ dort gestört.

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Weinverkostung vor dem Grassimuseum

Weinliebhaber zog es auch dieses Jahr wieder zur Weinverkostung vor das Grassimuseum. Dort konnte man seinen Lieblingswein (oder Met) mit Gleichgesinnten teilen und bei angenehmen Gesprächen neue Weine probieren.

Am späten Nachmittag verteilten sich die Besucher wieder über alle Veranstaltungsorte um ihre Lieblingsband zu sehen oder um neue Bands zu entdecken. Die Auswahl der Musikrichtungen war dabei bunt gemischt. Im Stadtbad gab es von Cold-Wave wie Die Selektion bis hin zu Post Punk mit Blind Deleon vieles querbeet während sich die Fans von Noise-Bands wie Soman und Kiew im Täubchental sammelten. Aber auch im Westbad gab es mit Solitary Experiments und De/Vision genauso wie im Hellraiser mit Centhron und Noisuf-X viel elektrolastige Musik.

Als Kontrastprogramm diente da das Heidnische Dorf. Dort hatten Michael Popp und Sigrid Hausen mit Estampie ihren dritten Auftritt auf dem diesjährigen WGT (nach zwei Konzerten mit Qntal). Beim Konzert von Estampie ging es ruhig, ja fast beschaulich zu.

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Diary of Dreams in der Agra

Ganz anders in der Agra. Dort spielten zuerst Vision Video gefolgt von Lebanon Hanover vor einer zwar gut besuchten Halle, aber immer noch mit genug Platz zum Tanzen an den Rändern. Das änderte sich schlagartig bei Diary of Dreams. Die Band um Sänger Adrian Hates füllte die Halle bis auf den letzten Quadratmeter. Zu Songs wie „MenschFeind“ oder „She and Her Darkness“ wurde mitgesungen und getanzt. Spätestens bei „Traumtänzer“ blitzten Tränen in manchem Augenwinkel auf.

Mitgesungen und getanzt wurde auch bei Deine Lakaien und ihren Hits wie „Dark Star“ oder „Reincarnation“. Wer danach noch Energie hatte zog weiter in die Clubs. Das Angebot war sehr reichhaltig: Im Darkflower warteten Eric Fish (Subway to Sally) und Bruno Kamm (Das Ich), im Kätz Thomas Rainer (Nachtmahr /L’Âme Immortelle). In den Gewölben der Moritzbastei legten DJ Raph und DJ Barus (Extize / Darktunes) auf. Dort feierten auf kleinem Raum Menschen als allen möglichen Ländern zusammen. Egal ob sie „nur“ aus Polen kamen oder sogar extra über den großen Teich aus Kanada: Hier zeigte sich abermals der internationale Charakter des WGT.

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DJ Barus (Darktunes) in der Moritzbastei

 

Montag, der 29.05.2023

Am letzten Tag des 30. WGT zeigten sich immer mehr Ausfallerscheinungen. Sei es weil die letzten Nächte zu lang waren, oder weil am Dienstagmorgen der Arbeitswecker wieder klingelte. Immer mehr räumten zeitig ihre Zelte und Hotelzimmer um nachmittags noch einige Konzerte mitzunehmen.

Wer noch nicht packen musste (oder wollte) konnte den Anfang des letzten Tages mit Ausstellungen, Lesungen oder Vorträgen verbringen. Von denen wurden einige dieses Jahr sogar auf Englisch abgehalten. Unter den Vorträgen war auch der von Mark Benecke.
Deutschlands wohl bekanntester Kriminalbiologe ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Treffens. Sein diesjähriges Thema in der bestuhlten und voll besetzten Agra 4.2 war die Alien-Autopsie. Zu Beginn gab es ein kurzes Suizid- und Autismus-Special um für diese Themen zu sensibilisieren.

Der Mitteilteil des Tages gehörte wieder den Konzerten. Die Palette reichte von Dark Fantasy Folk mit Dragol im Heidnischen Dorf bis hin zur Neuen-Deutsche-Härte-Band Heldmaschine, die den Felsenkeller rockte. Dort holte auch die 2022 kurzfristig ausgefallene Dark-Rock-Band Unzucht ihren Auftritt nach.

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Dragol im Heidnischen Dorf

Wer am Freitag Depeche Mode nicht auf der Festwiese sehen konnte oder wollte, hatte nun mit Forced To Mode eine der besten Depeche Mode Coverbands als Alternative. Die Band rund um den Sänger Christian Schottstädt bemüht sich ihren großen Vorbildern bis in die Details nahe zu kommen. Für Unwissende ist es auf Anhieb schwer ist einen Unterschied zum Original zu hören. Nicht umsonst bekamen Forced To Mode am Montag den ersten Slot auf der Agra und sorgten dort am frühen Abend für ordentliche Besucherzahlen und gute Stimmung.

Nach ihrem Auftritt wurde es schlagartig Kühler. Mit Eisfabrik kam nicht nur der Yeti auf die Bühne. Passend zum Namen bot die Electro-Band Lieder zu frostigen Themen und außerdem zwei Schaumkanonen, die bei ihrem Auftritt den Schnee symbolisierten.

Weiter im Agra-Programm ging es mit Front Line Assembly und schließlich als großen Abschluss The Mission. Die Band wurde von Wayne Hussey und Craig Adams 1986 nach ihrem Weggang von Sisters of Mercy gegründet. Mit Hits wie „Garden of Delight“, „Wasteland“ und „Deliverance“ brachten die Urgesteine der Szene die Herzen zum Singen. Ihre Zugabe mit „Swoon“, „Tower of Strenght“ und „You’ll Never Walk Alone“ ließ dann das 30. Wave Gotik Treffen ausklingen

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The Mission in der Agra

 

Abschluss

Auch dieses WGT war an sich wieder einzigartig. Obwohl Corona in der Vergangenheit lag und es bereits das zweite WGT nach der Pandiemie war, hatte es etwas von einem großen Wiedersehen. Die Menschen freuten sich, wieder zusammen zu kommen. Egal ob man sich schon lange persönlich kannte oder über soziale Medien oder Streamingdienste wie Twitch kennen gelernt hatte: Man freute sich doch über jedes bekannte Gesicht.

Was dieses Jahr negativ auffiel war die Sichtbarkeit rechter Tendenzen. Im Vorfeld wurde zum Beispiel bekannt, dass eine Kabarettistin mit stark konservativen bis rechten Ansichten (je nachdem wen man fragt) auftreten würde. Man konnte sich fragen was das überhaupt mit der Gothic-Szene zu tun hat und bei manchen sorgte das für Stirnrunzeln, insgesamt wurde ihr Auftritt aber noch akzeptiert.

Dieser wurde nun aber vor Ort massiv von einem nach rechts offenen Verlag beworben, der seit Jahren einen Stand in der Agra hat. Besagter Verlag schaffte es vor Jahren einmal als rechtsextrem in den Verfassungsschutzbericht und fährt auch heute noch ein fragwürdiges Programm auf. In Kombination mit dem Auftritt einer Band in der Kuppelhalle, die wegen ihrer weit rechten Gesinnung in der Kritik steht, wirft das bei mir die Frage auf, ob das WGT sich hier zu tolerant gegenüber rechten Tendenzen zeigt.

Sehr zu Loben waren in diesem Jahr die Securitys. Auch wenn die meisten der Sicherheitsleute vorher noch nie etwas mit der Schwarzen Szene zu tun hatten, waren sie jedem gegenüber absolut respektvoll und hilfsbereit. Manch einer von ihnen „langweilte“ sich nach eigener Aussage gar, da es inmitten der friedlichen und freundlichen WGT-Besucher kaum etwas zu tun gab. Scherzhaft meinte ein Security-Mann zu mir, er wüsste gar nicht warum er überhaupt hier sei, so gesittet wie es auf dem WGT zugehe.

 

Bericht: Sven Bähr, Sven(at)dark-festivals.de