Wacken Open Air 2024 – Festivalbericht

Das Mekka für alle Metalheads und die die es noch werden wollen ist bekanntlich das Wacken Open Air. Die 33. Ausgabe startete im Vergleich zum Vorjahr bei bestem Wetter. Diesmal konnte (gegen Aufpreis) bereits am Sonntag angereist werden, daher stand für viele eine Woche pures Wacken-Feeling auf dem Programm.

85.000 Fans aus praktisch der gesamten Welt feierten die rund 200 Bands – von großen und größten Namen bis hin zu Newcomern aus allen Himmelsrichtungen. Einen Eindruck vom Festival hält dieser Bericht fest.

Fotolinks: Teil 1 (Montag – Mittwoch), Teil 2 (Donnerstag), Teil 3 (Freitag), Teil 4 (Samstag)

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Wacken Open Air

Wer die neue Möglichkeit der Anreise am Sonntag nutzte und dabei dachte, er könnte sich die besten Campingplätze sichern, wurde enttäuscht. Die Veranstalter machten mit ihrem neuen Anreisesystem erst nach und nach bestimmte Campgrounds auf, sodass diese systematisch gefüllt wurden.

Zum ersten Mal gab es auch einen zentralen Busbahnhof. Der dort aufgestellte Wacken-Schriftzug vermittelte allen Ankommenden auch gleich: Hier sind wir richtig! Auch ein verlagerter Check-In für Arbeiter auf dem Holy Ground brachte spürbare Entlastung für die Verkehrssituation im Ort.

Der erste Aufreger des Festivals ließ aber leider nicht lange auf sich warten. In der Nacht von Montag auf Dienstag musste die Feuerwehr zu einem Einsatz auf der Campingplaza ausrücken. Ein Merchandise-Stand hatte Feuer gefangen und der Brand ging auf zwei in der Nähe abgestellte Fahrzeuge über. Verletzt wurde allerdings niemand.

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Kleine Abkühlung vor dem Festival

 

Dienstag, 30.07.2024

Auch wenn das eigentliche Infield noch nicht offen hatte, konnte man sich schon auf der Plaza bei Welcome To The Jungle oder im Wasteland amüsieren.

Viele zog es aber ins Dorf Richtung LGH Clubstage, denn dort gab es das erste Highlight des Festivals: Ein Jubiläum der besonderen Art wurde an diesem Dienstag im legendären Landgasthof gefeiert. Dort wo das Wacken Open Air einst gegründet wurde, feierte nun das Metal Battle sein 20-jähriges Bestehen.

Der internationale Bandwettbewerb führt jedes Jahr weltweit lokale Wettbewerbe aus, um die Gewinner der jeweiligen Regionen zum großen Finale nach Wacken zu schicken. Zur Feier des Jubiläums kehrten nun auch einige Gewinner aus früheren Jahren des Metal Battles auf die LGH Clubstage zurück. Diese zeigten ihr können und stellten unter Beweis, warum wie den Wettbewerb damals gewonnen haben. Zu den nun auftretenden Metal-Battle-Veteranen gehörten unter anderem Varang Nord und Jet Jaguar.

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Rahmenprogramm im Wasteland

 

Mittwoch, 31.07.2024

Als eine der ersten Bands überhaupt spielte auf dem Holy Ground am Mittwoch wieder ein Orchester. Was sich auf den ersten Blick für ein Metal-Festival sehr widersprüchlich anhört, ist für einen Wackengänger ein Pflichttermin. Die Rede ist nämlich von den Wacken Firefighters. Dabei handelt sich um den Musikzug der freiwilligen Feuerwehr Wacken.

Schon seit 2010 eröffnen die Feuerwehrmusikanten das Heavy-Metal-Festival und sind damit zur festen Tradition auf Wacken geworden. So spielten sie auch dieses Jahr wieder ab 12 Uhr auf einer vollen Wackinger Stage ihre Songs, die von volkstümlichen Liedern über Schlager bis hin zu instrumentalen Coverversionen bekannter Hits reichen. Doch egal was sie spielten, tausende Metaller riefen „Wacken, Wacken, Feuerwehr“ zur Feier ihrer liebsten Feuerwehrkapelle.

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Wacken Firefighters

Auch sonst gab es auf der Wackinger Stage wieder viel zu hören und zu entdecken. Von Vogelfrey über Extrabreit bis hin zu Van Canto gab es ein sehr abwechslungsreiches Programm.

Den Abschluss dort bildeten Equilibrium. Gespannt erwartet wurde von mir der neue Sänger, habe ich die Band beim letzten Mal auf Wacken doch noch mit ihrem alten Frontmann Robse erlebt. Verglichen mit dessen Organ wirkt Fabian Gettos Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Auch die Entwicklung hin zu mehr Death Metal statt der vormals verstärkt paganlastigen Ausrichtung ist eher Geschmackssache. Für die Fans gab es solide Headbangmusik auf die Ohren, auch wenn der Gesang teilweise schwächelte.

Wer nichts mit Blasmusik oder A-Cappella-Bands anfangen konnte oder wem es vor der Wackinger einfach zu voll war, der konnte sich gemütlich zur Louder Stage begeben. Dort gab es mir Crystal Viper oder Butcher Babies ein Alternativprogramm zu den Wacken Firefighters.

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Tina Guo

Eine der Höhepunkte auf der Louder Stage war an diesem Tag sicherlich Tina Guo. Der Name wird in erster Linie den Menschen etwas sagen, die sich viel für Filmmusik interessieren. Passend dazu eröffnete die Cellistin aus den USA ihren Auftritt auch mit der Titelmelodie von Wonder Woman.

Doch Tina Guo, die mit ihrer Band ihren ersten eigenständigen Auftritt auf der Louder Stage betritt, hatte nicht nur Filmmusik im Gepäck. Mit Luzi und Alea von Saltatio Mortis spielte sie „Dragonborn“ aus The Elder Scrolls V: Skyrim, eines der ikonischsten Lieder der Videospielgeschichte. Einen weiteren Gastauftritt hatte Jennifer Haben von Beyond The Black. Mit ihr wurde „Warrior“ aus dem aktuellen Film Dune gespielt.

Den krönenden Abschluss des Tages auf der Louder machte aber Suzi Quatro. Als eine der Grandes Dames der Szene betrat sie am Mittwochabend die Bühne – mit Gitarre ausgerüstet, ordentlicher Band inklusive Saxophon und Backgroundsängerinnen zur Verstärkung. Mit mächtig guter Laune im Gepäck startete sie mit „The Wild One“ direkt durch.

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Suzi Quatro

Später wurden während des Konzertes auch ruhigere Töne angestimmt. So bekamen die Zuschauer Suzi allein am Klavier mit einer Ballade für ihre Eltern zu sehen, die ihr dieses Leben ermöglicht haben. Ein sehr schöner Break. Als einzigen Cover-Song, den sie nie eingespielt hat, bekamen die Fans „Bad Moon Rising“ von Creedence Clearwater Revival zu sehen.

Wer Lust auf was Neues hatte ging aber zur W:E:T- und der Headbanger Stage. Dort gaben sich den ganzen Nachmittag über die Bands des Metal Battles das Mikro in die Hand. Auch die Vorjahresgewinner Phantom Excaliver waren dort mit einem vollen Set vertreten. Die Japaner zeigten warum sie gewonnen hatten und verzückten auch dieses Mal ihre Fans aus aller Welt.

Vom Metal Battle konnten wir die Progressive-Death-Metal-Band Tessia aus Norwegen und die Alternative-Metal-Band Walkways aus Israel mitnehmen. Neben der stimmgewaltigen Frontsängerin von Tessia haben stiltechnisch vor allem auch die Israelis beeindruckt. Der Mix aus intensiven Passagen, welche von teilweise überraschenden Breaks abgelöst wurden, prägen den Sound der Band.

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Walkways

Zu den beiden ganz großen Bühnen im Infield musste man sich aber erst anstellen. Gegen 15:30 Uhr kam es zum traditionellen Run auf das Infield, wo sich viele Fans ihren Platz in der erste Reihe sichern wollten um ihre Lieblingsband des Tages zu sehen. Damit wurde auch die Faster-Bühne für dieses Jahr eröffnet.

Den ersten Auftritt auf der gut besuchten Faster-Bühne hatte der Comedian Bülent Ceylan mit seiner Band. Für ihn war es sein erster Wacken-Auftritt als Musiker (als Comedian war er schon 2011 da). Er begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus Comedy und den Metal-Songs aus seinem „Ich liebe Menschen“ Programm.

Gute Unterhaltung lieferte auf der Faster auch die britischen Rock-Band The Darkness. Auch wenn outfittechnisch Bassist Frankie Poullain als einziger den Glam-Faktor repräsentierte, ließ ihr Sänger keinen Zweifel an der Ausrichtung der Band. So gab es zur Freude der Fans nicht nur sein T-Shirt geschenkt, sondern auch Klassiker wie „Growing On Me“ auf die Ohren.

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The Darkness

Interessanter Break war das leider nur kurz angespielte Cover des „Immigrant Songs“ von Led Zeppelin, welches The Darkness als Überleitung zu „I Believe in a Thing Called Love” nutzte. Auch wenn die Ansage mit den Worten „cry a little out of my penis“ einen merkwürdigen Twist annahm, passte sie auch irgendwie zur Band und ihrem Lebensgefühl.

Mächtig viel Spass auf die Bühne brachte die irisch-US-amerikanische Folk-Punk-Band Flogging Molly. Bei bestem Sonnenschein ging es auf der Faster mächtig ab. Frontsänger Dave King schien wie auch der Rest der Band Hummeln im Hintern zu haben und konnte einfach nicht stillstehen. Warum auch bei Songs wie „Drunken Lullabies“ oder „Devil’s Dance Floor“?

Den Abschluss auf der Faster gab es an diesem Mittwoch in Form von In Extremo. 1997 wurde die Mittelalter-Rock-Band gegründet, 1998 spielten sie das erste Mal auf dem Wacken Open Air. Seitdem hat sich auf beiden Seiten viel getan. Die insgesamt 20.000 Besucher des damaligen Festivals würden heute nicht mehr ausreichen, um die Bühne vor der Faster zu füllen. Wie beliebt die Band  rund um den Sänger „Das Letzte Einhorn“ ist, zeigt das volle Infield in der noch jungen Mittwochnacht.

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In Extremo

Unter dem Jubel tausender Fans spielte die Band Klassiker aus fast allen ihrer Studio-Alben. Dabei ging es nahtlos von einer imposanten Feuershow bei „Troja“ und „Feuertaufe“ über zu einem klatschenden Meer von Menschen bei „Vollmond“ und „Küss mich“. Mitsingen konnte man aber bei jedem der Songs.

Mit der Ansage zu “Lieb Vaterland” wurde auch eine kurze Aussage zur aktuellen Weltsituation gegeben. Doch sein Ende fand das Konzert wieder zurück im Party-Modus beim „Spielmannsfluch“ und „Pikse Palve“. Die zahlreichen Rufe nach einer Zugabe konnte die Band aufgrund der späten Stunde leider nicht erfüllen.

 

Donnerstag, 01.08.2024

Mit der Eröffnung des „Wacken Walk Of Legends“ gab es ein nichtmusikalisches Highlight des Tages. Die Metal-Queen Doro Pesch hinterließ zusammen mit den Scorpions und Joey Belladonna von Anthrax Handabdrücke in Betonplatten, die in den Boden des Eingangs des LGHs eingelassen werden sollen. Damit wird den Landgasthof eine weitere Attraktion hinzugefügt, die man auch außerhalb des Festivals bestaunen kann.

Musikalisch ging es auf der Headbanger- und W:E:T-Stage weiter mit dem Metal Battle. Dort waren unter anderem Teilnehmer aus Irland (Uragh), Japan (Paramena) und Belgien (Poseydon) zu sehen. Poseydon lieferten eine ordentliche Performance, waren aber vergleichsweise unauffällig gegenüber den gehypten Japanern.

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Paramena

Paramena waren zurecht im Vorfeld als potentielle Gewinner ausgemacht worden, konnten die Jury aber – trotz guter Show und solidem Extreme Metal – nicht überzeugen. Das Kontaktieren der Fans nach dem Konzert machte sie aber allen sympathisch. Die nach ihnen spielenden Uragh hatten einen schwierigen Startplatz, ließen sich davon aber nicht unterkriegen und zeigten was sie drauf hatten. Am Ende hat es allerdings für keinen der drei auf einen Platz unter den Top Five gereicht.

Nach den Metal-Battle-Bands ging es dort mit Black Metal weiter. Uada und Endstille waren zwei Vertreter davon. Das Intro bei Uada war eines der längsten und schönsten des ganzen Festivals. Stiltechnisch wirkt die Band, die komplett verhüllt und mit Kapuzen auftritt, recht verschlossen. Dafür überrollt die Gruppe einen dann mit harten Riffs, die von tragenden Gitarrenmelodien abgelöst werden. Frontmann Jake wirft dazu noch seine Growls und teilweise gesprochene Passagen in den Mix – und alles in allem ergab ein sehr gelungenes Black-Metal-Konzert.

Im Vergleich dazu waren Endstille mit ihrer markigen Bemalung deutlich auffälliger. Wenngleich technisch weniger ausformuliert als Uada, konnte man auch hier gut die Zeit verbringen und ein paar Nackenmuskeln trainieren.

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Endstille

Ein bisschen Melodic Death Metal, gepaart mit Pagan/Viking-Thematik und deutschen Texten? Wer darauf Lust hatte, der konnte sich auf Asenblut auf der Wackinger Stage freuen. Der Stil der Band ist vergleichbar mit dem von Amon Amarth. Frontmann Tetzel gibt mit breiter Brust den Ton an. Verglichen mit seinen anderen Projekten wie All For Metal geht es bei Asenblut deutlich härter zur Sache – inklusive Axt-Mikrofonarm.

Auch Blackbriar starteten auf der Wackinger voll durch. Die Niederländer brachten nicht nur feinsten Symphonic/Gothic Metal auf die Bühne, sondern mit Frontfrau Zora Cock wahrscheinlich eine der besten Sängerinnen von Wacken 2024. Zu hören gab es für die Fans unter anderem „I’d rather burn“ oder „Arms of the Ocean“, welche gutes Mitsing-Potenzial haben. Beim steten Wechsel zwischen Gitarren und Keys konnten die Zuschauer in den schönen Melodien der Songs schwelgen und sich von Zoras Stimme mitreißen lassen.

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Blackbriar

Die Könige der Spielleute Corvus Corax standen etwas ungünstig in direkter zeitlicher Konkurrenz zum großen Headliner des Abends. Und trotzdem gelang es den Mittelaltermusikern, die Fläche vor der Wackinger Stage zu füllen und Eindruck zu hinterlassen.

Auf der Louder Stage konnte man in der Zwischenzeit unter anderem Sweet, Armored Saint und Mr. Big bewundern. Einer der Headliner des Abends startete dort etwas verspätet: Alligatoah. Im Vorfeld war der Auftritt des Rappers bei vielen Wacken-Besuchern auf Unverständnis gestoßen. Während des Konzerts war davon dann nichts mehr zu spüren. Das Areal der Louder Stage platzte aus allen Nähten und zeitweise wurde sogar der Zugang beschränkt. Auch wir Fotografen konnten den Graben nicht auf normalem Wege verlassen, weil die Massen einfach zu eng standen.

Eröffnet wurde das Konzert mit einem Knall, bei dem eine gefaltete Alligatoah-Puppe aus dem Bühnendach stürzte und auf die unten aufgebaute Großraumbüro-Deko krachte. Den Zuschauern gefiel die Show jedenfalls und auch der Kommentar Alligatoahs, er habe jetzt singen gelernt, führte zu einigen Lachern. Die von ihm vorgestellten Growls sind dabei aber noch ausbaufähig. Alles in allem gab Alligatoah ein unterhaltsames Konzert, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack getroffen hat und man die Kritik über die Platzierung eines Rappers hoch im Lineup des Wacken Open Airs nachvollziehen kann.

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Alligatoah

Den Abschluss auf der Louder – und damit auch wieder in direkter zeitlicher Konkurrenz zum großen Headliner des Tages – machten Opeth. Die Band aus Schweden bildete mit ihren düsteren und abwechslungsreichen Liedern gepaart mit einer guten Lichtshow ein überraschendes Kontrastprogramm zu der parallel laufenden Harder Stage.

Auf der anderen Seite des Geländes traten später Gaupa aus Schweden auf der Wasteland Stage auf. Eine für mich komplett unbekannte Band, welche aber mit ihrem Mix aus Progressive Rock mit Psy- und Doom-Elementen durchaus überzeugen konnte. Die starken Wechsel aus Gitarrenparts mit den melodiösen Teilen, bei welchen Sängerin Emma zu nennen wir es mal kreativen Tanzeinlagen überging, waren eine gute Abwechslung im Lineup des Tages.

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Gaupa

Im Infield und auf den beiden großen Bühnen ging es an diesem Donnerstag richtig oldschool zu. Mit Skyline stand zu Beginn natürlich die Band auf der Bühne, die schon beim aller ersten Wacken Open Air dabei war und seitdem auch eine Feste Größe auf dem Festival ist.

Dass nicht alle Bands rund um den Sänger aufgebaut werden, beweist Axel Rudi Pell. Dreh- und Angelpunkt der Gruppe ist der gleichnamige Gitarrist, der die Band 1989 ins Leben gerufen hat. Pell und seine Mitmusiker spielten diverse Hits aus ihrer Bandgeschichte. Wer auf mehr Songs vom aktuellen Album „Risen Symbol“ gehofft hatte, das dieses Jahr erschienen ist, musste sich allerdings mit zwei begnügen.

Weiter auf der Faster ging es mit Accept. Die Band zählt zu jenen Urgesteinen des Metals, die allen Metalheads von jung bis alt ein Begriff sind. Als einer der Wegbereiter des deutschen Heavy Metals treten Accept seit 1971 in unterschiedlichsten Besetzungen auf. Selbst die mehrmalige Auflösung und Wiedervereinigung tat der Beliebtheit der Band keinen Abbruch. Zum ersten Mal während des diesjährigen Festivals wurde der Einlass zum Infield temporär gesperrt, da es zu voll wurde. Auf der Bühne selbst lieferten Accept eine gute Show mit Hits aus ihrer sehr langen Bandgeschichte.

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Accept

Zum Abschluss der Nacht gab es auf der Faster noch den „Auftritt“ der Growling Creatures, der „ältesten“ Metal-Band der Welt (sozusagen aus der Urzeit). Welche drei Darsteller hier eine Wette verloren hatten, ließ sich nur raten. Der ganze Auftritt bestand aus drei zu Metal posenden und headbangenden Menschen in Hasen-, Büffel- und Vogelkostümen. Sinn und Zweck? Es sollte auf das Artensterben und die Wildlife Foundation aufmerksam gemacht werden. Dazu wurden für die weniger als 100 Besucher vor der Bühne noch T-Shirts aus der Kanone abgefeuert, die man dann auch an den Ständen erwerben konnte (Spenden). Bei aller Liebe zur Sache, aber solche Aktionen um Mitternacht bringen wenig und können viel besser aufgezogen werden.

Doch jetzt noch ein Blick zur Harder Stage: Wer sich dort pünktlich zu Rage einfand wurde erstmal von der Konstruktion des Steges überrascht, der über den Bühnengraben hinausreichte. Dieser war allerdings nicht für die deutschen Power-Metaller, sondern für den späteren Headliner.

Davor gab es aber erst einmal KK’s Priest. Der Name sticht nicht durch dutzende von Alben oder eine jahrzehntelange Bandgeschichte hervor. KK’s Priest ist eine so genannte Supergroup – also eine Band, deren Mitglieder zuvor bereits als Solisten oder Teil einer anderen „größeren“ Formation bekannt geworden sind. Daher kennt man die Namen von Tim Ripper Qwens oder K.K Downing auch eher in Verbindung mit anderen Bands wie Judas Priest. Das ist auch der Grund, warum auf der Harder Bühne wenig eigene Songs gespielt wurden und die meisten Cover von Judas Priest waren.

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KK’s Priest

Die Scorpions, der am Donnerstagabend mit Spannung erwartete große Headliner, lieferten eine Show, die gemischte Gefühle hinterließ. Zwar wurden die großen Hits gespielt, mit denen viele der Zuschauer aufgewachsen sind und denen sie dementsprechend entgegengefiebert hatten. Das Hauptthema nach dem Auftritt war aber Klaus Meine. Besser gesagt sein Gesundheitszustand, denn der war bei weitem nicht gut. Meine hatte im Frühjahr eine schwere Wirbelsäulenoperation hinter sich bringen müssen. Die Folgen davon waren ihm nun anzusehen und zu hören.

Auch wenn der Rest der Band volle Power brachte, stand er lethargisch auf der Stage (oder schwankte) und hatte oft Mühe die nötige Kraft für den Gesang zu kanalisieren. Daher wurde zu Recht spekuliert, ob einige Songs Playback gewesen sein könnten, denn die Qualität des Gesangs schwankte zwischen den Liedern stark.

 

Freitag, 02.08.2024

Nach dem das Metal Battle am Donnerstag beendet wurde und die Teilnehmer auf die  Bekanntgabe der Sieger warteten, ging es auf der Headbanger- und W:E:T-Stage mit dem regulären Programm und ein paar Überraschungen weiter.

Auf der Headbanger konnte man sich mit Unleash the Archers und Xandria zwei großartige Female Fronted Metalbands anschauen. Sowohl Brittney Slayes wie auch die seit 2022 Xandria verstärkende Ambre Vourvahis zeigten den Besuchern ihre gesamte Stimmgewalt.

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Unleash the Archers

Leider muss man sagen, dass das Licht bei Unleash the Archers sehr fotounfreundlich war, was die Laune der Fotografen doch etwas trübte. Aus dem Grabenfunk ließ sich entnehmen, dass die Band darüber ebenso missmutig gestimmt war und extra im Vorfeld eine andere Lichtsetzung angefragt hatte. Trotzdem lieferten sie einen großartigen Auftritt mit Songs wie „Tonight We Ride“ und „Awakening“.

Für Xandria, die am Nachmittag ihren Slot hatten, lief es insofern besser. Auch die für viele noch „neue“ Sängerin Ambre konnte mit ihren Wechseln zwischen Growls und Klargesang auf breiter Front überzeugen. Die ordentliche Pyroshow tat ihr übriges um den Auftritt abzurunden.

Eine Überraschung der leider etwas unangenehmen Art war der kurzfristige Ausfall von John Coffey. Der niederländischen Punkrock-Band war auf dem Weg nach Wacken das Auto liegen geblieben. So kurzfristig fanden sie auch keine andere Möglichkeit mehr anzureisen.

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Moritz Hempel

Kurzerhand wurde Moritz Hempel, Sänger und Gitarrist der deutschen Metal-Band Drone, mit samt seiner Akustikgitarre auf die Bühne gestellt. Mit den Worten: „Ok Leute, entweder ziehen wir das jetzt 45 Minuten durch oder wir machen direkt ’ne Wall of Death und das Ganze wird abgebrochen“ leitete er sein Akustik-Set ein.

Direkt kamen die Fragen aus dem Publikum, wie das mit nur einer Akustikgitarre gehen solle. Zum Abbruch kam es dann aber nicht. Auch die geforderten Crowdsurfer waren unterwegs, was bei der ruhigen Musik und den leider dünn besetzten Zuschauerreihen schon eine echte Kunst war. Trotz all dem war es ein Konzert, von dem die wenigen Besucher noch in Jahren erzählen werden. Und das im positiven Sinne.

The 69 Eyes standen als letzte Band des Abends auf der W:E:T-Stage. Mit ihrer Show in bester Dark-Rock-Manier sind The 69 Eyes keine Band, die ich per se nach Wacken verorten würde. Und trotzdem haben sie mit Songs wie „Feel Berlin“, „Gothic Girl“ und „Lost Boys“ ihre Zuschauer begeistert. Vor allem wer von Korn genug hatte und nicht in totaler Partylaune zu Knorkator gewechselt ist, fand hier einen gute Alternative.

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The 69 Eyes

Auf der Wackinger Stage gab es auch an diesem Abend dunkel-düstere Vertreter des Metal- und Rock-Bereichs. Doch zuvor gab es mit Blaas of Glory auch dort eine Band, die man nicht unbedingt auf einem Metal-Festival erwarten würde. Der niederländische Spielmannszug machte mit Metal- und Rock-Coverversionen richtig Party auf der Wackinger Stage..

In früheren Jahren zog die Heavy Metal Marching Band immer über das Festivalgelände. Für die Zuschauer war es daher eine Neuheit Blaas of Glory nun auf einer Bühne zu sehen anstatt durch Zufall irgendwo auf dem Gelände.

Direkt danach gab es mit Skiltron aus Südamerika einen bestechen Mix aus Heavy Metal und keltischen Elementen. Diesen würde man der Band, die sogar Kilts auf der Bühne trägt, auf den ersten Blick gar nicht zuordnen.

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Skiltron

Später wurde es auf der Wackinger leicht ruhiger, denn Liv Kristine betrat die Bühne – wenn auch aufgrund technischer Probleme deutlich verspätet. Nach ihrem Austritt bei Leaves‘ Eyes hat Liv Kristine verschiedene Soloalben veröffentlicht, aus denen sie den Fans nun einiges zum Besten gab. Stimmlich war es eine sehr schöne Performance, die einen gelungenen Gegenpol zum hektischen Wackenalltag der Fotografen bildete.

Zu den düsteren Vertretern auf der Wackinger Stage gehörten Nachtblut. Trotz des frühen Abends enttäuschten sie nicht. Finstere Looks mit Facepaint und dazu Songs wie „Leierkinder“ und „Lied für die Götter“ prägten den Auftritt von Nachtblut. Auf jeden Fall eine Band, von der ich mir ein längeres Set wünsche.

Auf der Louder sorgte unter anderem die spanische Band Ankor für Stimmung. Mit ihrem einzigartigen Mix aus asiatischer Popkultur und Metalcore begeisterten sie ihre Zuschauer.

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Knorkator

Zu späterer Stunde halten Rufe nach „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“ über den Platz vor der Louder Stage. Doch ins Bett wollte natürlich noch keiner. Die Rufe galten der Berliner Band Knorkator, die nun schon seit 20 Jahren die Bühnen unsicher macht. Mit Texten zwischen was ist das? und genial war ihnen die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums wieder sicher

uch sind sie nicht nur für ihre Outfits, oder Texte bekannt sondern auch  für die ein oder andere überraschende Aktion. So wurden beim dritten Lied alle Fotografen auf die Bühne geholt. Es waren rund ein Dutzend Fotografen, die dann bei „Die Welt wird nie wieder so wie sie vorher war“ mal auf der Bühne fotografierten anstatt davor. Nach Ende des Songs wurden sie von Sänger Stumpen auch wieder standesgemäß von der Bühne gescheucht.

Auch den zu Beginn oft zitierten Song „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“ gab es gegen Ende des Auftritts noch zu hören – einem Konzert, das man so schnell nicht vergisst. Egal ob als Fotograf oder Zuschauer.

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Beast in Black

Zu den frühen Acts auf der Faster Bühne gehörten an diesem Freitag Beast in Black. Diese Band gehört wie einige andere auch in die Riege des neuen finnischen Heavy Metals. Und sie macht einfach Spaß! Wer noch nicht ganz wach war, der wurde es spätestens bei Songs wie „Blade Runner“, „Sweet True Lies“ oder „Power of the Beast“. Einziger Kritikpunkt: Die Stimme von Sänger Yannis Papadopoulos kam teilweise übermäßig gepresst und quietschiger als nötig rüber.

Ein weiteres Party-Highlight auf der Faster war der Auftritt der Mittelalter-Rock-Band Feuerschwanz. Mit viel Feuer, guter Laune und noch mehr mitsingenden Fans verwandelten die acht Musiker aus Erlangen das Infield in einen Hexenkessel voll feiernder Menschen. Mit Hits aus ihrem aktuellen Nummer-1-Album „Fegefeuer“ und dem Vorgänger „Memento Mori“ (seinerzeit ebenfalls Platz 1) gehörte ihnen an diesem Nachmittag die Aufmerksamkeit der meisten Wacken-Besucher.

Es wurde aber auch ein Song gespielt, der nicht von Feuerschwanz selbst stammt. Unterstützt von den Saltatio-Mortis-Mitgliedern Alea (Gesang) und Luzi (Dudelsack) spielten sie „Warriors of the World“ von Manowar.

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Blind Guardian

Wer denkt die nächste Band konnte danach nur schwer mithalten, der kannte den Headliner nicht. Haupt-Act und das völlig zu Recht waren Blind Guardian. Die Band um Hansi Kürsch startete stark und hatte ein Set mitgebracht, das vor Klassikern nur so strotze. Kein Wunder also, dass das gesamte Infield zum Brechen voll war und lautstark bei „Blood of the Elves“, „The Bard’s Song“ oder zum Ende bei „Valhalla“ mitsang. Ein großartiger Auftritt, zu dem man wenig mehr sagen muss.

Letzte Band aus dem Bereich Power/Heavy Metal waren am Freitag auf der Faster Avantasia. Ähnlich wie Blind Guardian wurde von Tobias Sammet hier etwas geschaffen, was seine Fans zum Mitsingen animiert und durch epische Melodien beeindruckt. Songs wie „Reach Out for the Light“, „Dying for an Angel“ und „Farewell“ führen dazu, dass den Fans immer wieder das Herz aufgeht.

Die vielen Gastsänger/innen tragen mit ihren unterschiedlichen Qualitäten ebenfalls viel zur Performance der Band bei, auch wenn man Bob Catley und Ronnie Atkins mittlerweile das Alter ansieht. Dieses hielt sie allerdings nicht davon ab, auf der Bühne genauso Vollgas zu geben wie die restliche Band.

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Avantasia

Bevor mit Korn der Abschluss des Abends eingeläutet wurde, gab es auf der Harder noch Gene Simmons zu sehen. Diesen Auftritt kann man in einigen Punkten als kritisch ansehen. Das hat nicht so viel mit den musikalischen Qualitäten des alternden Rockstars zu tun, sondern vielmehr damit, dass Mädchen unter 14 Jahren auf die Bühne geholt wurden. Diese wurden dann von Gene Simmons befragt, wobei man den Eindruck hatte, er verstehe das meiste nicht.

Nein, auch das Vergeuden von Auftrittszeit und die unangebrachten Aussagen in Richtung der Kinder waren mehr als unangebracht – beispielsweise einer 13-Jährigen zu sagen wie schön sie sei und zu fragen, ob sie einen Freund habe. Ein Kind wurde von ihm komplett ignoriert. Danach wurde der nächste Song angestimmt und die Kinder sollten auf der Bühne mitsingen und tanzen. Da kann man nur hoffen, dass sie Gehörschutz drin hatten, denn teilweise sah es nicht so aus.

Mit Korn spielte der zweite große Headliner des Festivals am späten Abend auf der Harder Stage. Die Begründer des Nu Metals boten einem vollen Infield einen guten Mix aus ihren 30 Jahren Bandgeschichte dar.

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Wacken-Fans am Freitag

 

Samstag, 03.08.2024

Der letzte Tag des 33. Wacken Open Airs brach an und bei so manchem Besucher gab es Ermüdungserscheinungen. Bei den Bands ging es aber genauso wild weiter wie es am Abend vorher aufgehört hatte.

Auf der Wackinger gab es zur Mittagsstunde nochmal eine Ladung Wacken Firefighters für alle die den ersten Auftritt nicht mitbekommen oder einfach nochmal Lust auf sie hatten. Weiter im Programm der Wackinger ging es mit Vanaheim, Paddy and the Rats und Heidevolk.

Mit Svartsot betrat ein leicht wahnsinnig anmutender Mönch die Bühne, der sichtlich sein Bad in der Menge genoss und dabei fröhlich den ersten Song trällerte. Die dänische Folk-Metal-Band hatte sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und erfreute sich auch an so manchem Kaltgetränk auf der Bühne, sehr zur Freude der versammelten Fans.

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Thyrfing

Nordisch ging es danach mit Thyrfing weiter, welche schwedischen Viking Metal zum Besten gaben. Mit einer brutalen rohen Power ausgestattet animierte Frontsänger Jens Rydén die versammelten Fans immer wieder zum Headbangen. Die heftigen Gitarren seiner Mitstreiter trugen ihr Übriges zu einem gelungenen Konzertnachmittag bei.

Fiddler’s Green eröffneten zur Mittagsauftritt die Louder Stage und gaben sofort Vollgas. Der Boden vibrierte unter den Trommeln und den tanzenden Zuschauern. Geiger Tobi surfte dann zu  „I’ll Tell Me Ma“ im Greenpeace-Schlauchboot ins Publikum und begegnet den Crowdsurfern beim Mitsing-Song auf Augenhöhe. Die Band verbreitete zur frühen Wacken-Stunde viel gute Laune bei ihren Zuschauern.

Weiter im Programm der Louder ging es mit Emil Bulls, seit 1995 aktiv und eines der Urgesteine des Alternative Metal. Sänger Christ erzählte von seinem Spenden-Deal mit der Wacken-Foundation. Er sei plattenfrei mit dem Fahrrad von seiner Heimat München nach Wacken gefahren und habe dabei Geld gesammelt. Bisher seien durch Aktionen wie diese 2 Millionen Euro für den guten Zweck zusammengekommen. Stark!

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Emil Bulls

Die Bulls präsentierten mit „Warriors of Love unite“ auch einen brandneuen Song. Doro wäre eigentlich Teil davon, war hier nun aber nicht dabei. „Für ungeprobt nicht schlecht, doch da müssen wir noch einmal ran“ war das Resumee des Bulls-Oberhauptes. Auf sich aufmerksam machten auch zwei Crowdsurfer und offensichtliche Star-Wars-Fans. Diese glitten über die Hände von hunderten Fans mit einem Selbstbau-Dosen-C3PO Richtung Bühne. Tolle Idee und auf jeden Fall kreativer als die vielen Stofftiere am Stock.

Aus dem Bereich Extreme- und Horror Metal konnten die Besucher am Samstag auf der Louder Stage Cradle of Filth erleben und dann später zu Mister Misery auf die Wasteland Stage weiterwandern.

Cradle of Filth aus Großbritannien bestachen nicht nur durch die heftigen Gesangsparts von Frontsänger und kleinem Powerpaket Dani Filth. Auch die Einschübe toller Gesangsparts der Keyboarderin Lindsay Schoolcraft wussten zu gefallen. Ansonsten brachte die Band für Fans des Genres alles mit, von harten Riffs bis zum leichten Gruselfaktor durch Melodien und Texte.

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Cradle of Filth

Ähnliches lässt sich auch über Mister Misery aus Schweden sagen, nur ohne die exorbitanten Gesangsarten. Leider hatte die Band wohl technische Probleme, sodass der Auftritt erst nach über einer viertel Stunde Verzögerung starten konnte. Danach gab es eine gute Performance der Band, allerdings mit eher älteren Songs und weniger vom ganz frisch erschienenen Album „Mister Misery“.

Motionless in White spielten Metalcore vom Feinsten. Mit ihrem Facepaint konnte sich die Gruppe aber eher in eine Reihe mit Mister Misery, Nachtblut und Cradle of Filth stellen . Das Set war gefüllt mit rauf- und runtergehörten Songs wie „Another Life“, „Masterpiece“ oder „Reincarnate“. Mir persönlich fehlte nur „Voices“ in der Liste. Die Fans um uns herum waren richtig gut aufgelegt und folgten den Anweisungen der Band nur allzu gern. Also sprang, sang und bangte vor der Louder in kürzester Zeit alles so als ob es kein Morgen gäbe.

Auf dem Programm der Faster Stage stand unter anderem die NDH-Band Oomph!. Die Band samt neuem Sänger Daniel Schulz fiel zu Beginn vor allem dadurch auf, dass die Musiker mit Flokatis auf die Bühne kamen. Zwar war es samstags kühler als zu Beginn der Woche,  allerdings dienten diese nur der Optik der Bühnenshow.

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Oomph!

Spätestens beim Einsatz des Feuers wurde es auch in den ersten Reihen gut warm. Musikalisch gab es  eine kleine Auswahl aus der Bandgeschichte, wobei der Schwerpunkt auf ihrem aktuellen Album „Richter und Henker“ lag. Ihr Klassiker, mit dem sie ihren kommerziellen Durchbruch hatten, durfte natürlich auch nicht fehlen: „Augen auf!“ war der Abschluss ihres Auftritts.

Ein weiterer Höhepunkt waren Behemoth. Wer sich mit Extreme Metal beschäftigt und gerne auch in Richtung Black schnuppert, der kommt kaum an ihnen vorbei. Die polnischen Meister des dunklen, leicht satanisch angehauchten Liedgutes feierten mit dem Wacken-Publikum ihr Jubiläum „Outliving Christ – 33 Years of Behemoth“. Mit insgesamt 13 Songs lieferten sie den Fans eine großartige Show inklusive „Conquer All“, „Blow Your Trumpets Gabriel“ und natürlich „O Father O Satan O Sun“. Dazu gab es Feuer und Nebel auf der Stage, der aber manchmal den großartigen Backdrop verdeckte (auch wenn das nur eine Kleinigkeit am Rande war).

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Behemoth

Auf der größten Bühne eröffneten die britischen Heavy Metaller von Raven den Samstag.
Bei Fast 50 Jahren Bandgeschichte und 21 Studioalben konnte ihr Set schnell mit Songs gefüllt werden und trotzdem blieben viele Hits draußen. Den größten Platz auf ihrer Setliste räumten sie aber ihrem ersten Album „Rock Until You Drop“ und dem 2023 erschienenen „All Hell’s Breaking Loose“ ein.

Als nächstes auf dem Programm standen Dragonforce alias wie viel Bühnendeko darf es denn sein? Die Band bringt eben nicht nur eine massive Gitarrenpower mit, sondern auch eine der heftigsten Bühnendekorationen des diesjährigen Wacken Open Airs. Neben Drachenköpfen gab es einen comicartig gestalteten Backdrop und Arcade Games am Rand der Bühne, welche den Gitarristen als Podest dienten. Und weil das alles noch nicht reichte setzten Dragonforce noch ein massives Feuerwerk an Pyrotechnik drauf, bei dem so manchem Fotografen der Schweiß im Auge stand. Alles in allem ein leidenschaftlicher Auftritt, der für Augen und Ohren etwas zu bieten hatte.

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Dragonforce

Headliner des Abends waren die unbestrittene Könige des Viking/Melodic Death Metals: Amon Amarth. Das zeigte sich auch an einem vollen Infield. Gleich zu Beginn gab Sänger John Hegg mit seiner Stimme und der einsetzenden Feuershow den Ton für die kommenden 90 Minuten an. Selbstverständlich gab es auch wieder etwas fürs Auge. Mit zwei großen Wikingerschiffen, die einen großen Helm flankierten, auf dem Jocke Wallgren sein Schlagzeug stehen hatte, gab es viel an Deko zu entdecken.

Zur Bühnenshow gehörten neben dem Feuer auch eine Sagengestalt aus den hohen Norden und zwei kämpfende Wikinger. Aber nicht nur auf der Bühne war etwas los. Wahre Straßen von Crowdsurfen hielten die Security im Graben auf Trab während sich im Infield mehre Circle Pits bildeten und überall mitgesungen und gefeiert wurde.

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Amon Amarth

Das letzte Konzert für uns von dark-festivals war dieses Jahr Hämaton vs. Finch. Traditionsgemäß sind wir dann zu zweit im Graben, um auch für uns einen gelungenen Abschluss des Festivals zu haben und nicht einfach nur unsere Sachen aus dem Pressezelt zu räumen. Dieses Konzert startete leicht verspätet, was uns allerdings die Möglichkeit gab, noch ein paar Publikumsshots zu machen – unter anderem auch von leicht bekleideten, aber dafür umso extatischer auf Finch wartenden Mädels.

Kurze Zeit später eröffneten Hämatom dann mit „Wir sind Gott“ ihre Show und die ließ sich erstmal lustig an. Geteilt durch eine Mauer auf der Stage gaben Hämatom auf der einen Seite alles, währenddessen wurde bei Finch noch Ball gespielt. Im Wechsel ging es dann weiter zu Finch und er eröffnete mit „Keine Regeln“ – ein Song im Feature mit Saltatio Mortis, welcher sehr gut beim Publikum ankam. Für uns hieß es bei Hämatoms „Wir sind keine Band“ Abschied nehmen von Wacken – leicht sentimental am Ende gab es viele Umarmungen mit den anderen Fotografen und der Wacken Crew fühlt, man fühlt am Ende dieser fünf Tage doch wie eine Familie.

Mit guter Botschaft „Musik soll verbinden“ et cetera fiel dann nach einer halben Stunde auch die Mauer auf der Bühne unter lautstarken „Die Mauer muss weg!“-Rufen des Publikums. Stilecht zum Mauerfall wurde dann auch noch ein David-Hasselhoff-Aufsteller rausgeholt und „Looking for Freedom“ in neuem Gewand angestimmt. Auch der Drummer durfte wieder Crowdsurfen inklusive Mini-Ausgabe des Drumsets, ebenso durfte auch Finch-Gitarrist im Schlauchboot ran. Kurz und gut, eine super Party und ein würdiger Abschluss für das Wacken Open Air 2024.

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Hämatom und Finch

 

Allgemeines

Viel hat sich getan seit dem Schlamm-Wacken 2023. Das neue Anreisesystem kam sehr gut an und hat funktioniert. Der übliche Engpass Hamburg hat mit seinen endlosen Baustellen zwar bei fast allen – egal wann sie anreisten – zu Verzögerungen geführt. Bis das behoben ist wird es wohl aber noch Jahrzehnte dauern.

Negativ fielen einige „Spaßvögel“ auf, die ein paar der Symbolschilder abmontierten, wohl um sie als Souvenir mitzunehmen. Das erschwerte für viele Nachfolgende die Anreise doch deutlich. Was noch fehlt ist ein gutes Konzept für die Rückreisewelle am Sonntag, dann gehört das Verkehrschaos hoffentlich der Vergangenheit an.

Im deutlichen Gegensatz zum Vorjahr hat dieses Mal auch das Wetter sehr gut mit gespielt, abgesehen von einem Schauer am Samstag. Durch rechtzeitige Warnung via Wacken App wurden auch keinen Fans überrascht und wer trotzdem seine Band sehen wollte war entsprechend ausgerüstet.

 

Trends auf dem Holy Ground

Generell scheint die Anzahl der Kuscheltiere mit oder ohne Stockhalterung stark zugenommen zu haben. Außerdem ging der Trend hin zum Musteranzug, sowohl in Kurzarm- als auch in langer Version. Bei den Mustern schien die Kreativität der Metalheads grenzenlos – was sicherlich auch zum Schmunzeln ihrer Kameraden führte.

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Wacken darf auch bunt sein

Auch neu war das große Merchandise-Zelt auf der Plaza, in dem man auch Merch zur späteren Abholung vorbestellen konnte. So sollte lästige Warterei erspart werden, was leider nicht immer klappte. Gerade am Montag und Dienstag bildeten sich trotzdem sehr lange Schlagen vor dem Zelt. Dass es zu zusätzlichen Verzögerungen kam, da ein paar Sachen noch beim Zoll hängen geblieben waren und vor Ort dann storniert werden mussten, machte es nicht besser. Dafür konnten die Veranstalter allerdings nichts.

Auch der Farmers Market wurde wieder gut angenommen. Hier konnte man sich mit frischen Produkten versorgen und auch die teuren Preise für Speisen im Infield so etwas umgehen. Generell kann man aber sagen, dass auch wenn die Preise teilweise sehr hoch waren (mindestens auf dem hohen Niveau des Vorjahres), das Essensangebot doch gut war. Die Getränkepreise hatten ebenfalls angezogen – wie leider zu erwarten war.

Die Kooperation mit Müller wurde von einigen Besuchern auch nicht gerade als die Beste bezeichnet. Moniert wurde oft, dass es (im Vergleich zum Kaufland) an richtigem Essen fehlte und es nur Snacks und Süßkram gab.

Auch die Gewinner des Metal Battles wurden heiß diskutiert. Vor allem da viele eine weiteren Sieg der Japaner erwartet haben. Am Ende packten es aber:
Thus aus Dänemark auf Platz 1, gefolgt von Aquila aus Polen und Five Penalties aus China auf Platz 3. Platz 4 und 5 belegten Doomsday Astronaut aus Rumänien und Info  Kolumbien.

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Kulinarisch gab es ein breites Angebot

Auch dieses Jahr wurde bei der Promoter’s Farewell & Thanks wieder eine kleine Show vor der Bühne und eine Drohnenshow geboten. Dabei kam es dieses Jahr zum Kampf der Wastland Warriors gegen Alien-Raumschiffe.

Bei der Ankündigung des nächsten Wacken Open Airs wurden für 2025 die ersten 34 Bands bestätigt – darunter Saltatio Mortis, Machine Head, Papa Roach und Gojira. Anders als im letzten Jahr war das Festival aber nicht innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft. Sogar jetzt (Stand Sonntag der 11. August) ist das noch nicht der Fall, was für Wacken schon sehr ungewöhnlich ist.

Ob das an den Kosten liegt oder daran, dass einige Fans dieses Jahr vom Lineup enttäuscht waren, darüber lässt sich nur spekulieren. Allerdings ist das durchschnittlich höhere Alter der Bands auf den Main Stages aufgefallen. Natürlich sind dies alles altgediente Metalbands, aber mit den Jahren stellt sich so langsam die Frage, ob hier nicht mal frischer Wind aufkommen sollte. Selbst „jüngere“ Bands wie Feuerschwanz haben immerhin schon ihr 20-jähriges Jubiläum.

 

Festivalbericht:
Sven Bähr, Sven(at)dark-festivals.de
Natalie Laube, Natalie(at)dark-festivals.de